Seien es der Feuilleton, der Wirtschaftsteil oder die Rubrik ,,Aus Forschung und Technik" der Tageszeitungen, die sozial- und wirtschaftswissenschaftliche Literatur oder Berichterstattungen anderer Medien wie beispielsweise Fernsehsendungen oder Diskussionsrunden im Rahmen von Kongressen und anderen Veranstaltungen dieser Art. Überall wird man mit Begriffen konfrontiert, die das Potenzial des Internet und seiner Dienste, bzw. die in dieses Potenzial gesteckten Hoffnungen akzentuieren. Beinahe unvermeidlich stößt man im Bereich der wirtschaftswissenschaftlichen Literatur auf Begriffe wie ,,New Economy", ,,E-Commerce", oder ,,dot.com", die alle das Potenzial des Internet und seiner Dienste betonen, per elektronischer Datenübertragung schnell, unkompliziert und vor allem weltweit wirtschaftliche Transaktionen tätigen zu können.
Aber auch klassisch-soziologische Begriffe wie der der Gemeinschaft werden mit dem Zusatz ,,virtuell" in den ebenso ,,virtuellen Raum" des Internet transferiert.
Fraglich ist, wie groß der Einfluss des Internet auf die geschilderten Bereiche wirklich ist und ob die Folgen dieses Einflusses tatsächlich solch grundlegende Veränderungen darstellen, dass man wie Roesler von einer digitalen Revolution" (1997: 7) sozialer, kultureller, politischer und ökonomischer Bereiche sprechen kann. Wird das Internet tatsächlich die Entwicklung zur ,,reibungslosen Marktwirtschaft"2 (Gates 2000: 105) unterstützen, oder ist die ,,Internet-Blase" und damit alle in das wirtschaftliche Potenzial des Internet gesteckten Hoffnungen längst geplatzt?
Um das tatsächliche soziale Potenzial des Internet zu betrachten, wird die Entstehung des Konzepts der virtuellen Gemeinschaften am Beispiel von learnetix.de®, einer virtuellen Lerngemeinschaft für Schüler nachgezeichnet. Diese Beschreibung wäre jedoch schwer nachvollziehbar, ohne das Aufzeigen der technologischen und gesellschaftlichen Veränderungen, die das Entstehen virtueller Gemeinschaften erst ermöglichten. Hierzu zählen besonders die Entwicklung des Internet inklusive seiner diversen Dienste auf technologischer Seite und der Individualisierungsprozess auf der Gesellschaftsebene. Die Darstellung dieser beiden Entwicklungsprozesse ist ein weiterer umfangreicher Bestandteil der vorliegenden Arbeit.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Soziologische Grundlagen und Begriffe sozialer Formation
- Schwierigkeiten soziologischer Begriffsdefinition
- Ferdinand Tönnies: Gemeinschaft und Gesellschaft
- Georg Simmel: Formen der Vergesellschaftung
- Max Weber: Grundriss der verstehenden Soziologie
- Leopold von Wiese: Das System der allgemeinen Soziologie
- George Caspar Homans: Die Theorie der sozialen Gruppe
- Das Konzept des sozialen Netzwerks
- Zur Entstehung des sozialen Netzwerkbegriffs
- Zur Entstehung der Netzwerkforschung
- Kennwerte der Netzwerkanalyse
- Ergebnisse der Netzwerkforschung: Subgruppen- und Cliquenbildung innerhalb von Netzwerken
- Das Konzept des sozialen Netzwerkes im gesellschaftlichen Zusammenhang
- Weitere Anwendungsgebiete des Netzwerkbegriffs
- Gesellschaftlicher Wandel und Individualisierungsprozess
- Der Begriff der Individualisierung
- Erste Individualisierungstendenzen im Mittelalter
- Der Ursprung der Individualisierung in der Renaissance
- Individualisierung und Moderne
- Individualisierung im Zeitalter der Aufklärung
- Individualisierung in der Industriemoderne
- Individualisierung nach dem Zweiten Weltkrieg
- Individualisierung in der Postmoderne
- Das Konzept der virtuellen Gemeinschaften
- Technologischer Wandel: Auf dem Weg zu virtuellen Gemeinschaften
- Der Begriff der virtuellen Gemeinschaft
- Virtuelle Gemeinschaften - Charakteristika, Potenziale und Grenzen
- Das Demokratisierungspotenzial virtueller Gemeinschaften
- Das Demokratiepotenzial für Bürger
- Das Demokratiepotenzial für den Staat
- Demokratiepotenzial und Kommerzialisierung
- Virtuelle Gemeinschaften als Ort der Beziehungsbildung moderner und nachmoderner Gesellschaften
- Beziehungsunterstützende Charakteristika virtueller Gemeinschaften
- Virtualität als Potenzial virtueller Gemeinschaften
- Virtuelle Gemeinschaften - Das Beispiel learnetix.deⓇ
- Virtualität bei learnetix.deⓇ
- Das beziehungsstiftende Potenzial bei learnetix.deⓇ
- Explorative Untersuchung
- Zur Methode
- Durchführung
- Entwicklung des Rücklaufs
- Ergebnisse und Interpretation
- Beurteilung der Annahme 1
- Beurteilung der Annahme 2
- Zusammenfassung und Ausblick
- Die Arbeit beleuchtet die technologischen und gesellschaftlichen Veränderungen, die die Entstehung virtueller Gemeinschaften ermöglichten.
- Sie untersucht den Einfluss des Internet auf die Bildung von sozialen Beziehungen und die Entwicklung von Gemeinschaftsstrukturen.
- Die Arbeit analysiert das Potenzial von virtuellen Gemeinschaften für die Demokratisierung und die Gestaltung gesellschaftlicher Beziehungen.
- Sie untersucht, inwieweit virtuelle Gemeinschaften alternative Formen der Beziehungsbildung in modernen Gesellschaften bieten.
- Sie betrachtet das Beispiel von learnetix.deⓇ und analysiert die spezifischen Merkmale und Herausforderungen dieser virtuellen Lerngemeinschaft.
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit verfolgt das Ziel, die Entstehung des Konzepts der virtuellen Gemeinschaft am Beispiel der Online-Plattform learnetix.deⓇ zu analysieren.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einleitung, die die Relevanz des Themas virtueller Gemeinschaften im Kontext des gesellschaftlichen und technologischen Wandels beleuchtet.
Kapitel 2 befasst sich mit soziologischen Grundlagen und Begriffen sozialer Formationen, um ein grundlegendes Verständnis für die Entstehung und Entwicklung von Gemeinschaften zu schaffen. Hier werden wichtige Denker wie Ferdinand Tönnies, Georg Simmel und Max Weber sowie ihre Definitionen von Gemeinschaft und Gesellschaft vorgestellt.
Kapitel 3 führt das Konzept des sozialen Netzwerks ein und beleuchtet seine Entstehung und Relevanz in der modernen Gesellschaft. Die Arbeit stellt die Kennwerte der Netzwerkanalyse vor und zeigt die Ergebnisse der Netzwerkforschung zur Subgruppen- und Cliquenbildung innerhalb von Netzwerken auf.
Kapitel 4 widmet sich dem gesellschaftlichen Wandel und dem Individualisierungsprozess. Es untersucht die historischen Entwicklungen und die Rolle der Individualisierung in der Moderne und Postmoderne.
Kapitel 5 analysiert das Konzept der virtuellen Gemeinschaften. Es untersucht die technologischen Voraussetzungen für die Entstehung virtueller Gemeinschaften und stellt die Charakteristika, Potenziale und Grenzen dieser Formationen dar.
Kapitel 6 präsentiert eine explorative Untersuchung in Form einer egozentrierten Netzwerkanalyse, um die sozialen Beziehungsstrukturen in learnetix.deⓇ zu untersuchen und zu analysieren, inwieweit diese von "realweltlichen" sozialen Beziehungsstrukturen abweichen.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Themen virtuelle Gemeinschaften, soziales Netzwerk, Individualisierung, Technologie, Gesellschaft, Internet, Demokratie, Beziehung, learnetix.deⓇ, Netzwerkanalyse.
- Quote paper
- Malek Ait-Djoudi (Author), 2003, Die Herausbildung des Konzeptes der 'virtuellen Gemeinschaft' und Formen gegenwärtiger Realisierung am Beispiel von learnetix.de, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/18065