Die Regulierung des Internet


Hausarbeit (Hauptseminar), 2003

24 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhalt

1. Einleitung

2. ICANN- Die Verwaltung des Domainnamensystems am Rande politischer Einflussnahme
2.1. Die Anfänge des DNS – Das Netz im Notizblock
2.2. Kommerzialisierung und Konflikte
2.3 Die ICANN
2.3.1. Die Entstehung der ICANN aus der DNS-Diskussion
2.3.2. Die ICANN heute

3. Regionale Ansätze zur Regulierung von Internet-Inhalten
3.1. Deutschland
3.2. USA
3.3. Singapur

4. Exkurs: Die Netiquette als ethische Form der Regulierung im Internet

5. Zusammenfassung und Einschätzung

Literatur- und Quellenangaben

1. Einleitung

Die Zahl der weltweiten Nutzer des Internet ist in den vergangen zehn Jahren exponentiell angestiegen. Für das Jahr 2003 liegt sie bei über 630 Millionen Menschen (Abb. 1), die regelmäßig Zugang zum Internet haben. Die Anzahl der Hosts, also der ständig ans Internet angeschlossenen Computer, lag im Januar 2003 bei 171,638,297[1], im Juli 1993 waren es erst 1,313,000, das ist ein Anstieg um das über 130-fache. Die Anzahl der weltweiten Webseiten wird inzwischen auf über 6 Milliarden[2] geschätzt.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb.1 http://193.202.26.196/bmwi/Faktenbericht_6/Abbildungen/Folie139.JPG

Seit den 90er Jahren hat sich also das Artefakt Internet zu einem riesigen weltumspannenden Netzwerk entwickelt. Dabei bezeichnet der Begriff des Internet die technische Infrastruktur, die bestimmte Anwendungen und Dienste zulässt. Die bekanntesten sind das World Wide Web (WWW) und e-mail. Daneben gibt das mittlerweile zum großen Teil in das Internet integrierte Usenet, das den Austausch von Mitteilungen und Meinungen über Newsgroups ermöglicht. Über das Telnet lässt sich ein entfernter Computer über eine Internetverbindung von einem anderen Computer aus steuern. All dieses Anwendungsformen des Internet werden im Folgenden synonym als Internet bezeichnet. Die USA betreiben für den Austausch millitärischer und geheimer Daten außerdem noch das MILNET, dass mittlerweile durch den Nachfolger NSFNET abgelöst wird.

Betrachtet man also den enormen Bedeutungszuwachs des Internet in den vergangenen zehn Jahren, so ist danach zu fragen, wer die Verantwortung, die Oberaufsicht über ein derart großes Netzwerk trägt.

Da ist zunächst anzumerken, dass das Internet niemandem einzigen gehört, also keiner Regierung, Organisation, Unternehmen oder Privatperson. Vielmehr setzt es sich aus einer nicht hierarchischen, dezentralen Organisationsstruktur zusammen. Weltweit gibt es Tausende von Servern, die ganz unterschiedlichen Körperschaften gehören und jeweils einen Bruchteil der Daten des Internet speichern und abrufbar machen.

Dabei ist das Internet demnach keineswegs anarchisch, vielmehr lässt sich sagen „dass der Erfolg des Internets nicht den Sieg der Anarchie gegenüber der gesteuerten Technikentwicklung markiert, sondern den Sieg einer spezifischen gegenüber einer anderen Form der Techniksteuerung: den Sieg einer Techniksteuerung , die verbindliche Rahmendaten setzt, damit einen Entwicklungskorridor etabliert und dessen Ausgestaltung dezentralen Akteuren überlässt, gegenüber einem zentralistischen Modell, in dem Techniksteuerung von oben bis ins Detail betrieben wird“[3].

Die dezentrale Struktur des Internet beruht dabei auf seinem historischen Zustande kommen. Der wichtigste Vorläufer des Internet ist das ARPAnet. Die ARPA wurde 1958, im selben Jahr wie die NASA, von den USA gegründet als Reaktion auf den erfolgreichen Start des ersten Satelliten Sputnik durch die UdSSR. Beide Einrichtungen bildeten den Ausgangspunkt für die gesamte amerikanische Weltraum- und Raketenforschung. Dabei kamen der ARPA vor allem Aufgaben im Bereich der Forschung zu Informatik, Hightech und Informationstechnologie zu. Die Erfindung des ARPAnet war die Möglichkeit Computerressourcen mit hoher Geschwindigkeit über größere Entfernungen gemeinsam zu nutzen. Weil nun also die Entstehung dieses Vorläufers des heutigen Internet im militärischen Sektor lag, war es also unabdinglich, dass das Netz auch im Falle eines Nuklearkriegs überlebensfähig bleibt. Einer dezentralen Topographie musste demnach gegenüber einer zentralistischen der Vorrang gegeben werden.

Die dezentrale Struktur blieb in der weiteren Entwicklung des Internet auch im nicht militärischen Bereich beibehalten. Jörg Meyer-Stamer erklärt die Logik dieser Entwicklung folgendermaßen: „Die dezentrale Topographie des Internets hat sich nicht durchgesetzt, weil sie die effizienteste war (wobei es durchaus sein kann, dass sie tatsächlich die effizienteste war), sondern weil sie zu dem Zeitpunkt, als der Bedarf nach internationaler Datenkommunikation stark zunahm, bereits weit entwickelt war, gut funktionierte und auf eine etablierte Struktur von Unterstützern, Standardisierungskomitees etc. bauen konnte“[4].

Angesichts dieser Struktur des Internet ist zu fragen, ob es überhaupt möglich ist dieses technische Artefakt in irgendeiner Form zu kontrollieren und zu regeln. Dabei ist zunächst zu sagen, das die Struktur des Internets sich letztlich auf 13 Server zurück führen lässt, die Root-Server. Diese Server verwalten die Top Level Domains (TLDs), welche die grundlegende Struktur des Internet bilden. TLDs sind etwa .com, .org, .edu., .de usw. . Nur über eine den TLDs direkt unterstehenden Domain (z.B. uni-leipzig.de) lässt sich eine Quelle im Internet überhaupt erreichen. Die 13 Root-Server also verwalten alle gültigen TLDs und außerdem die zulässigen Registrierungsstellen für die TLDs. Zehn dieser Root-Server befinden sich in den USA, je einer in Schweden, Großbritannien und Japan. Im Oktober 2002 gab es den bislang größten Angriff auf die Root Server durch Computer-Viren[5].

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb.2 Verteilung der Root-Server auf der Welt; Quelle: Hamm/Machill, S. 468

Der wichtigste der Root-Server, der A-Root Server steht in Herndon im US-Bundesstaat Virginia. Er befindet sich letztlich unter Oberaufsicht der amerikanischen Regierung. Würden etwa durch einen Virenangriff tatsächlich alle Root-Server ausfallen, könnte keine Adresse im Internet mehr angewählt werden.

Wenn man nun über die Regulierung des Internet spricht, so kann dies auf zwei Ebenen geschehen. Einmal auf der Ebene der (technischen) Verwaltung, also des Domain-Namen-Systems (DNS), und zweitens auf der Ebene der Regulierung von Internet-Inhalten. Im ersten Teil dieser Arbeit geht es demnach um die Verwaltung des DNS durch die Internet Corporation for Assigned Names and Numbers (ICANN). Anhand einer chronologischen historischen Darstellung soll zunächst die Entwicklung hin zu aktuellen System der Domainnamenverwaltung gezeigt werden und dann auf die Kritik an der ICANN eingegangen werden. Die Ausführungen beziehen sich dabei im Wesentlichen auf eine Studie der John F. Kennedy School of Government an der Harvard University, die von Katherine Guckenberger verfasst wurde.

Im zweiten Teil sollen dann Bemühungen einzelner Regionen und Länder dargestellt werden, die Inhalte von Internetangeboten zu regulieren. Hierauf folgt eine kurze Betrachtung zur ethischen Regulierung des Internet durch die sogenannte Netiquette und abschließend eine Einschätzung aller Regulierungsmaßnahmen. Auf ökonomische und technische Regulierungen des Internets soll in dieser Arbeit nur am Rande eingegangen werden.

2. ICANN – Die Verwaltung des Domainnamensystems am Rande politischer Einflussnahme

2.1. Die Anfänge des DNS – Das Netz im Notizblock

Von der militärischen Nutzung des Internet breitete sich das Netwerk zunächst an den amerikanischen Universitäten aus. Ende 1969 waren vier Computer der amerikanischen Universitäten in Los Angeles, Santa Barbara, Stanford und Utah an das Netz angeschlossen, ein Jahr später waren es bereits 200 Computer der Regierung und von wissenschaftlichen Einrichtungen. In seiner Entstehungszeit war das Internet also eine ganz und gar amerikanische Angelegenheit. In den 80er Jahren nahm die Vernetzung stark zu. Zu diesem Zeitpunkt „hatte die amerikanische Regierung, die bei der Schaffung des Internet in den 1950er Jahren eine entscheidende Funktion inne hatte, im Laufe der weiteren Entwicklung des Netzes de facto die Rolle einer Internetregierung übernommen“[6].

Mit der Einführung der Personal Computer (PC) dehnte sich die Nutzung des Internet auch auf private Nutzer und Unternehmen aus. Eine Vielzahl von Erfindungen in den 80er und 90er Jahren führten dazu, dass sich das Internet zu einem universell nutzbaren Medium entwickeln konnte. Den ersten Schritt stellte die Einführung des TCP/IP-Protokolls dar, dass es ermöglichte verschiedene Netzwerke miteinander zu verknüpfen. Am Kernforschungszentrum CERN an der Schweiz wurde die Programmiersprache HTML und der Standard HTTP entwickelt. Darauf basiert der wohl bekannteste Dienst des Internet, das World Wide Web, das über eine weitere Erfindung, den Browser, einheitlich dargestellt werden konnte.

[...]


[1] Nach ISC (Internet Software Consortium (http://www.isc.org/ds/WWW-200301/index.html)

[2] nach http://www.ub.uni-bielefeld.de/biblio/search/help/statistik.htm

[3] zitiert nach Economist 1995 bei Meyer-Stamer 1996, S. 139

[4] Meyer Stamer 1996, S. 141

[5] nachzulesen bei heise.de unter http://www.heise.de/tp/deutsch/special/info/13468/1.html

[6] Guckenberger 2001, S. 84

Ende der Leseprobe aus 24 Seiten

Details

Titel
Die Regulierung des Internet
Hochschule
Universität Leipzig  (Institut für Kulturwissenschaften)
Veranstaltung
Technik und Weltpolitik
Note
1,7
Autor
Jahr
2003
Seiten
24
Katalognummer
V18079
ISBN (eBook)
9783638224970
Dateigröße
711 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Regulierung, Internet, Technik, Weltpolitik
Arbeit zitieren
M.A. Annett Rischbieter (Autor:in), 2003, Die Regulierung des Internet, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/18079

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