„Der Tod des Anderen bedeutet nicht einfach mein Überleben in der Weise, daß er meine per-sönliche Sicherheit erhöht; der Tod des Anderen, der Tod der bösen Rasse, der niederen (oder degenerierten oder anormalen) Rasse wird das Leben im allgemeinen gesünder machen; gesünder und reiner.“
Mit diesen Worten, die von nationalsozialistischem Gedankengut durchdrungen scheinen, umschreibt der französische Philosoph, Soziologe, Psychologe und Historiker Michel Foucault in seiner Vorlesung vom 17. März 1976 die biologische Beziehung des Rassismus mit dem Staat in der Moderne.
Demnach zieht der Rassismus mit den Aufkommen der „Bio-Macht“ in die Staatsmechanis-men ein. Unter „Bio-Macht“ versteht Foucault die Einflussnahme des Staates auf das Leben und den Tod in der Gesellschaft. Hierzu werden Geburten- und Sterberaten untersucht, die z.B. Geburtenzuwachs und die Fruchtbarkeit der Bevölkerung umfassen.
Inhaltsverzeichnis
- Vom Rassismus des modernen Staates
- Die „Bio-Macht“ und der Rassismus
- Der Rassismus im Nationalsozialismus
- Der Rassismus in links-totalitären Systemen
- Der Rassismus in der europäischen Kolonialgeschichte
- Der Kriegsrassismus
- Der Rassismus der Moderne
- Der Rassismus in der Gegenwart
- Fazit
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Essay analysiert Michel Foucaults Vorlesung vom 17. März 1976 am Collège de France, in der er den Rassismus als ein zentrales Element der modernen Staatsgewalt beschreibt. Die Arbeit untersucht die Beziehung zwischen Rassismus und „Bio-Macht“, die Foucault als die Einflussnahme des Staates auf das Leben und den Tod in der Gesellschaft definiert.
- Die Rolle des Rassismus in der modernen Staatsgewalt
- Die „Bio-Macht“ als Instrument der Staatskontrolle
- Der Rassismus in totalitären und nicht-totalitären Systemen
- Die Aktualität des Rassismus in der Gegenwart
- Die Bedeutung der Bio-Politik in der modernen Gesellschaft
Zusammenfassung der Kapitel
- Vom Rassismus des modernen Staates: Der Essay beginnt mit einer Einführung in Foucaults These, dass der Rassismus ein grundlegender Machtmechanismus des modernen Staates ist. Foucault argumentiert, dass der Rassismus eine künstliche Aufteilung der Menschheit in Rassen bewirkt, die unterschiedlich bewertet und hierarchisiert werden. Diese Zersplitterung führt zu Einschnitten im biologischen Menschheitsgefüge und schafft eine positive Beziehung zwischen dem Tod des Anderen und dem Überleben der eigenen Art.
- Die „Bio-Macht“ und der Rassismus: Dieser Abschnitt erläutert Foucaults Konzept der „Bio-Macht“, die sich auf die Einflussnahme des Staates auf das Leben und den Tod in der Gesellschaft bezieht. Foucault argumentiert, dass der Rassismus in die Staatsmechanismen integriert ist, um die „Bio-Macht“ zu kontrollieren. Der Staat greift in die biologischen Prozesse der Gesellschaft ein, indem er Geburten- und Sterberaten untersucht und Maßnahmen zur Regulierung der Bevölkerung ergreift.
- Der Rassismus im Nationalsozialismus: Der Essay untersucht die Anwendung des Rassismus im Nationalsozialismus. Foucault argumentiert, dass das NS-Regime die „Bio-Macht“ in ihrer extremsten Form nutzte, um den „Volkskörper“ von unerwünschten Elementen zu reinigen und die eigene Rasse zu stärken. Die „Endlösung“ und der „Nero-Befehl“ stehen als Beispiele für die absolute Verallgemeinerung der „Bio-Macht“ im NS-Staat.
- Der Rassismus in links-totalitären Systemen: Der Essay stellt fest, dass der Rassismus nicht nur ein Phänomen des Kapitalismus, sondern auch des Sozialismus ist. Foucault argumentiert, dass sozialistische Staaten die gleichen Machtmechanismen wie kapitalistische Nationen einsetzen, um den Rassismus zu legitimieren. In der Sowjetunion und der DDR wurde der Rassismus als Mittel im Kampf gegen innere und äußere Feinde eingesetzt.
- Der Rassismus in der europäischen Kolonialgeschichte: Der Essay verfolgt die Entwicklung des Rassismus bis in die europäische Kolonialgeschichte zurück. Foucault argumentiert, dass der Rassismus bereits mit der europäischen Kolonisierung Amerikas begann, als ganze Völkerschaften durch den Einfall abendländischer Eroberer untergingen oder vernichtet wurden.
- Der Kriegsrassismus: Der Essay untersucht den Kriegsrassismus als eine Form des Rassismus, die im 19. Jahrhundert aufkam. Foucault argumentiert, dass der Krieg nicht mehr nur den politischen Gegner zerstören sollte, sondern die ganze gegnerische Rasse, um die „biologische Gefahr“ zu reduzieren und die eigene Rasse zu regenerieren.
- Der Rassismus der Moderne: Der Essay beschreibt den Rassismus der Moderne als eine Technik der Macht, die an ein funktionierendes Staatswesen gekoppelt ist. Der Rassismus dient der Durchsetzung von Machtansprüchen und der Legitimierung von Regimen. Der Essay stellt die Frage, ob der Rassismus ein Instrumentarium zur Beeinflussung der Massen ist.
- Der Rassismus in der Gegenwart: Der Essay untersucht die Aktualität des Rassismus in der Gegenwart. Er zeigt, dass der Rassismus auch in demokratischen Staaten vorhanden ist und sich in verschiedenen Formen manifestiert, z.B. in der Debatte um die Rolle des Islams in den westlichen Gesellschaften oder in der Angst vor Überfremdung und der Ablehnung von Migranten.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen den Rassismus, die Bio-Macht, die Staatsgewalt, die Moderne, die Geschichte des Rassismus, der Nationalsozialismus, der Sozialismus, die Kolonialgeschichte, der Kriegsrassismus, die Bio-Politik und die Aktualität des Rassismus.
- Quote paper
- Stefan Rudolf (Author), 2010, Vom Rassismus des modernen Staates. (Essay zu Michel Foucaults Vorlesung vom 17. März 1976 am Collège de France), Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/180832