La Fontaine und Perrault - Analyse der Fabel "La cour du Lion" und des conte "Peau d`Ane"


Hausarbeit, 2003

18 Seiten, Note: 2-


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2.1. Inhaltsanalyse der Fabel « La cour du lion »
2.2. Die moralité der Fabel « La cour du Lion »
2.3. Form und Aufbau der Fabel « La cour du lion »

3.1. Inhaltsanalyse des conte « Peau d` Ane » von Charles Perrault
3.2. Die moralité des conte « Peau d`Ane »

4. Aussicht

5. Bibliographie

1. Einleitung

Im Rahmen dieser Arbeit werde ich mich zunächst mit der Fabel « La cour du lion » von Jean de La Fontaine befassen – im Vordergrund soll die Inhaltsanalyse und besonders die moralité dieser Fabel stehen, in der ich auf die Gesellschaftskritik eingehen werde. La Fontaine richtet diese besonders an die Kurtisanen und an den König selbst, also an Ludwig XIV. Ich werde ebenfalls die Rolle der Tiere erläutern, die in der Fabel die Menschen porträtieren – La Fontaine selbst definiert ihre Funktion so:

« Ce qu`ils disent s`adresse à tous tant que nous sommes;

Je me sers d`animaux pour instruire les hommes. »[1]

Ebenfalls werde ich das Reimschema und den Aufbau der Fabel kurz erläutern.

Im zweiten Teil dieser Arbeit befasse ich mich mit dem Märchen «Peau d` Ane» von Charles Perrault. Ich werde zunächst auf den Inhalt, der Form und den Besonderheiten dieses conte eingehen. An dieser Stelle der Arbeit untersuche ich den conte laut der Vorgehensweise des Unterrichts im Proseminar „Märchen oder Novelle? Der "conte" im Zeitalter von Klassik und Aufklärung“. Folglich werde ich erläutern, wie Perrault seinem conte vraisemblance verleiht, welche für Märchen üblichen Formeln vorkommen, wie die Zauberwelt dargestellt wird und welche Gesellschaftskritik zum Ausdruck kommt. Die Moral, die in diesem Zusammenhang ausgesprochen wird, ist ein weiterer wichtiger Punkt, auf den ich eingehen werde.

2.1. Inhaltsanalyse der Fabel « La cour du lion »

Eines Tages beschließt der König der Tiere, der Löwe, ein großes Fest in seinem Schloss zu geben, um seine Untertanen kennen zu lernen, und seine Macht und Eitelkeit zur Schau zu stellen. Er schickt also ein Rundschreiben, das besagt, dass er einen Monat lang Hof halte; ohne Zweifel sollen die königlichen Gäste mit einem abwechselungsreichen Programm unterhalten werden, so wie damals der Brauch auf derartigen Feiern bei Hofe war. Das Fest werde mit einem großen Gelage und einem „grand festin, suivi des tours de Fagotin“ eröffnet.

Bei der Ankunft der Gäste, vernehmen diese einen unangenehmen Geruch von Fleisch und Knochen. Man versteht leicht die instinktive Reaktion des Bären, eine schwerfällige Figur, die einer Heuchelei nicht fähig ist und der nicht umhin kann, sich die Nase zuzuhalten. Der Löwe sieht dies sofort und da ihm das Verhalten des Bären missfällt, bringt er diesen um.

Der Affe lobt daraufhin den Zorn und die Macht des Königs in den höchsten Tönen, die Falschheit seiner Schmeicheleien wird aber durchschaut und dem Affen widerfährt das gleiche Schicksal wie auch zuvor dem Bären.

Der Löwe fragt den Fuchs, was er denn rieche. Dieser entschuldigt sich und erklärt, dass er verschnupft sei und deswegen nichts riechen könne.

Olivier Leplatre ist der Meinung, unter den Reden, die gegen einen Machtträger gerichtet seien, existiere eine bestimmte Redeart, der es gelinge, die Auswirkungen der macht zu verhindern, und sie sogar ködere, um sie zu besänftigen: Es handele sich hierbei um die Schmeichelei, jedoch nicht um solche, die wie die des Affen, auf lächerliche Hyperbeln basiere.[2] Es sei ratsam, wenn man Lob ausspreche, diesen zu

dosieren, so dass er nicht unwahrscheinlich wirke. Ein Missbrauch von Hyperbeln ruft den gleichen Effekt hervor, wie eine Beleidigung. Das beste Beispiel hierfür ist die maßlose Übertreibung des Affen, die das Gegenteil des gewünschten Ergebnisses hervorruft.

Nach dem naiven und ehrlichen Bären und dem aggressiven Löwen, der keine Kritik verträgt, steht der Fuchs für eine weitere Art von Tieren, oder im übertragenden Sinn, eine andere Art von Menschen. Der Fuchs wird fast nie bestohlen und verliert auch in keiner Fabel das Leben. Ganz im Gegenteil: Er hält meistens die anderen zum Narren. La Fontaine stattet dieses Tier mit feinfühliger List aus, Gelegenheit zur Schmeichelei und psychologische Gewandtheit, die ihm erlaubt, sich geschickt aus der Affäre zu ziehen.

Der Mut der Parallele zwischen dem Louvre und der Höhle des Löwen kulminiert schon fast in Unverschämtheit bei der Beschreibung des widerlichen Geruches, den diese verströmt.[3] Nach Furetière, benennt der „Louvre“ verschiedene königliche Unterkünfte. Das Wörterbuch der Académie dagegen, legt diesen Terminus auf das Schloss der Könige in Paris fest.

2.2. Die moralité der Fabel « La cour du lion »

La Fontaine tadelt in seinen Fabeln vielerlei Charakterfehler: Eitelkeit, Hochmut, Geiz und Habsucht. In dieser Fabel verurteilt er sowohl zu ehrliche und naive Menschen, als auch Heuchler und Menschen, die lieber schmeichlerische Lügen als die verletzende Wahrheit hören wollen.

Die Moral, die La Fontaine zum Schluss dieser Fabel anführt, wird nicht angedeutet oder getarnt – er sagt explizit, dass dies eine Lehre („enseignement“) sein soll. Diese besagt, dass man am Hofe weder zu aufrichtig noch zu schmeichlerisch sprechen soll, ausweichende Antworten seien besser, wenn man nicht in Ungnade fallen wolle. Man müsse feinfühlig und geschickt antworten, um zu genaue und eventuell missfällige Bemerkungen zu vermeiden. La Fontaine lädt dazu ein, manchmal am Hofe, das Können zu besitzen, zu schweigen.

Der Fuchs verkörpert die weise Behutsamkeit. Zwischen der unvorsichtigen Ehrlichkeit des Bären und den exzessiven lügnerischen Lobreden des Affen legt der Fuchs die klügste Verhaltensweise an den Tag. Dieser Rat La Fontaines richtet sich an

[...]


[1] La Fontaine, Jean de, Dédicace du premier Recueil, A Mgr le Dauphin

[2] Leplatre, Olivier 2002 : Le pouvoir et la parole dans les Fables de La Fontaine, Lyon : 235

[3] Richard, Noël 1972: La Fontaine et les „Fables“ du deuxième recueil, Paris: 123

Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
La Fontaine und Perrault - Analyse der Fabel "La cour du Lion" und des conte "Peau d`Ane"
Hochschule
Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf  (Romanisches Seminar)
Veranstaltung
Märchen oder Novelle? Der "conte" im Zeitalter von Klassik und Aufklärung
Note
2-
Autor
Jahr
2003
Seiten
18
Katalognummer
V18085
ISBN (eBook)
9783638225021
ISBN (Buch)
9783638796682
Dateigröße
518 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Fontaine, Perrault, Analyse, Fabel, Lion, Peau, Märchen, Novelle, Zeitalter, Klassik, Aufklärung
Arbeit zitieren
Raluca Bibescu (Autor:in), 2003, La Fontaine und Perrault - Analyse der Fabel "La cour du Lion" und des conte "Peau d`Ane", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/18085

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