Bullying an Schulen

Prävention und Intervention


Seminararbeit, 2010

21 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

(I) Einleitung

(II) Die Konzepte
a. Aggression
b. Gewalt
c. Mobbing
d. Bullying

(III) Bullying in der Schule
a. Situation an den Schulen
b. Entstehung
c. Die Rollenverteilung
d. Erscheinungsformen
e. Folgen
f. Relevanz von Bullying für den LER-Unterricht

(IV) Handlungs- und Interventionsmöglichkeiten
a. ProACT+E
b. Fasrta-Methode

(V) Fazit

(VI) Bibliographie

(VII) Eigenständigkeitserklärung

(VIII) Anhang

a.Link-Tipps

(I) Einleitung

„Dumpf dringen die Schreie zu mir hin. Alles um mich herum ist Nachtschwarz. Es wird eiskalt. Aus der Dunkelheit treffen mich die Schläge, grosse Fäuste treffen auf alle Körperstellen, Meine Kraft verlässt mich, jede Bewegung wird unendlich schwer. Ich falle auf den kalten Boden. Krümme mich zusammen. Die Schreie werden lauter. Kommen von überall. Dringen in meine Ohren ein, schlagen auf meine Seele ein, auf mein Herz. Ich krümme mich mehr und mehr zusammen. Die Kälte zehrt immer mehr an mir. Mein Körper fällt mehr und mehr in sich zusammen, blau von den vielen Schlägen. Das Blut das aus meiner Nase das Gesicht hinunter fliest gefriert langsam und erstarrt. Knochen zerbrechen, Splitter durchdringen meine Organe, Blut fliest mir aus dem Mund. Das Atmen fällt mir immer schwerer. Meine letzte Kraft schwindet, ergebe mich den Schreien und Schlägen.

Das Blut hört auf zu fliessen, tropft nur noch aus den Wunden. Das Herz steht still. Der Boden öffnet sich und ich falle, falle in die Unendlichkeit des Schmerzes“ (von Sleepy)[1]

Dies ist ein Gedicht eines 21jährigen Jungen aus der Schweiz. Als er das Gedicht verfasste, war er 15 Jahre alt. Er postete diese Gedanken in einem Forum zum Thema Mobbing im Internet, um zu zeigen, was in ihm vorgeht. Er sieht sich als ein Mobbingopfer.[2]

Sleepy ist nicht alleine. Es gibt eine Vielzahl dieser Foren, in denen Kinder und Jugendliche über ihre Erfahrungen zum Thema Bullying sprechen. Sie berichten nahezu täglich von Übergriffen durch ihre Mitschüler, welche sie verbal beleidigen, verprügeln oder aus der Gruppe ausgrenzen. Sie sprechen sich in den Foren gegenseitig Mut zu und geben einander Ratschläge, dabei bleiben sie meist unerkannt.

Bullying [3] oder auch Mobbing ist heutzutage ein großes Thema in Schulen sowie am Arbeitsplatz. Nicht zuletzt durch die Medien wurde jeder von uns schon einmal mit diesem Thema konfrontiert. Besonders „interessant“ wird Bullying dann, wenn es zu Amokläufen führt, wie dem in Erfurt oder zuletzt im Jahr 2009 in Winnenden. Immer wieder treten dann Politiker und Schulen in die Öffentlichkeit und entfachen eine Diskussion zur Sicherheit der Schüler und Lehrer in Deutschland. So schnell, wie die Diskussion aufgekommen ist, so schnell verstummt sie jedoch auch wieder.

Selbst in populären TV-Serien, wie „Die Simpsons“[4] oder „Still Standing“[5] wird das Thema Mobbing thematisiert.[6] Da stellt sich die Frage, wie es dennoch dazu kommt, dass viele Lehrer und Arbeitgeber denken, ihre Schule oder ihr Betrieb nicht davon betroffen sei. Nicht selten wird in solchen Fällen das Mobbing an sich herunter gespielt. Schließlich sollte doch jeder von uns in der Lage sein, seine Konflikte mit Mitschülern oder Arbeitskollegen selbst zu lösen . Doch eben dies ist oft nicht der Fall.

Warum noch eine Hausarbeit zum Thema Bullying ? Meine Motivation liegt vor allem im privaten Bereich, da ich selbst in meiner Schulzeit Bullying erlebt und beobachtet habe. Des Weiteren werde ich noch heute durch die Medien darauf aufmerksam.

Diese Arbeit dient nicht dazu, neue Forschungen anzustellen oder neue Lösungsansätze aufzuzeigen. Sie soll lediglich einen groben Einblick in das große, weitreichende Thema Bullying geben und vielleicht den Einen oder Anderen anregen, über sein eigenes Verhalten nachzudenken. Oft ist es nämlich so, dass man selbst gar nicht bemerkt, wie sehr man einen Menschen mit seinem Handeln verletzt.

Diese Arbeit mit dem Titel: „ Bullying an der Schule“ beschäftigt sich mit der Frage: Ist die Schule alleinverantwortlich, Bullying zu unterbinden?. Es soll zunächst eine Differenzierung zwischen den Begriffen Aggression, Gewalt, Mobbing und Bullying angestellt werden. Danach folgt die genaue Auseinandersetzung mit Bullying in der Schule. Dabei wird kurz die Situation in den Schulen dargestellt. Des Weiteren wird Bullying in seiner Art untersucht. Welche Faktoren begünstigen dessen Entstehung, welche Rollen sind beim Bullying zu finden, wie tritt es auf und welche Folgen hat es für die Opfer und die Täter. Im Anschluss daran soll gezeigt werden, welche Bedeutung Bullying für das Dasein eines LER-Lehrers und dessen Unterricht hat. Dazu wird der Rahmenlehrplan für LER im Land Brandenburg untersucht. Inwieweit dieser Raum für die Behandlung des Themas zur Verfügung stellt. Außerdem wird auf Präventions- und Interventionsmöglichkeiten in groben Zügen eingegangen.

Die Literatur zum Thema ist sehr vielseitig. So geben viele Autoren nicht nur einen Überblick über Bullying, dessen Entstehung und Erscheinungsformen, sondern auch Einblicke in die jeweiligen Präventions- und Interventionsprogramme (siehe hierzu u. a.: Dambach, Karl E.: Mobbing in der Schulklasse, 3. Aufl., München/Basel 2009. Scheithauer, Herbert u. a. (Hrsg.): Bullying unter Schülern. Erscheinungsformen, Risikobedienungen und Interventionskonzepte (Klinische Kinderpsychologie, Bd. 8), Göttingen 2003). Aber auch die Wirksamkeit der einzelnen Programme steht im Zentrum der Forschung (siehe hierzu u. a.: Hautzinger, Martin u. a.: Bullying in der Schule. Das Präventions- und Interventionsprogramm ProAcT+E, 1. Aufl., Weinheim/Basel 2008. Schubarth, Wilfried: Gewalt und Mobbing an Schulen. Möglichkeiten der Prävention und Intervention, Stuttgart 2010.).

(II) Die Konzepte

a. Aggression

Der Begriff Aggression kann als Oberbegriff für die Begriffe Gewalt und Mobbing/Bullying gesehen werden.

Aggression beschreibt eine Form von verhalten, welches darauf abzielt, einem anderen Menschen, Lebenswesen oder einem Gegenstand (Vandalismus) schaden zu zufügen, d. h. ihm Schmerzen zu bereiten oder ihn zu zerstören.[7]

Selg bietet folgende Definition an: „ Eine Aggression besteht in einem gegen einen Organismus oder ein Organismussurrogat gerichteten Austeilen schädigender Reize “ (Psychologie der Aggressivität 2. Aufl. 1997).[8]

Man kann festhalten, dass der Begriff Aggression vor allem durch 3 Merkmale bestimmt wird: Es ist eine schädigende Handlung. Die Person o. ä. zielt darauf ab, dem Menschen o. ä. Schaden zu zufügen. Dieser Schaden kann sich unterschiedlich äußern. Ein weiterer Punkt ist die Absicht oder Intension der Person. Der Täter (AGGRESSOR) ist sich den Folgen seiner Handlung bewusst.[9] Unterschieden wird auch nochmals zwischen Aggression und Aggressivität. Aggressivitä t bezeichnet die Möglichkeit oder das Vorhaben, eine schädigende Handlung zu begehen.[10]

b. Gewalt

Gewalt und Mobbing/Bullying werden oft Synonym verwandt. Jedoch kann nicht jede Gewalthandlung als Mobbing / Bullying bezeichnet werden.

Der Gewaltbegriff kennzeichnet sich durch das Kräfteungleichgewicht zwischen Täter und Opfer aus. Der Gewalttäter ist dem Gewaltopfer körperlich oder psychisch überlegen und nutzt diese Eigenschaft, um dem Opfer Schaden zu zufügen. Gewalt kann direkt (körperlich: Hauen, Treten) oder indirekt (psychisch: Beleidigen, Ausgrenzen) ausgeübt werden.[11]

Gewalttaten können spontan und einmalig ausgeführt werden, um als solche bezeichnet zu werden.

c. Mobbing

Mobbing leitet sich aus dem englischen to mob = fertigmachen, anpöbeln ab. Es gibt keine allgemeingültige Definition von Mobbing, aber die gängigste und am meisten verwandte Definition ist die von Heinz Leymann (1993). Nach ihm ist Mobbing eine Ansammlung von „ negativen kommunikativen Handlungen (von einer oder mehrere Personen) die gegen eine Person (oder mehrere Personen) gerichtet sind und die sehr oft und über einen längeren Zeitraum hinaus vorkommen und damit die Beziehung zwischen Täter und Opfer bestimmen.“[12] Doch auch diese Definition ist umstritten, da keine genaue Häufigkeit und Zeitdauer beschrieben wird. Es wird davon ausgegangen, dass man von mindestens einem Übergriff pro Woche über eine Zeitspanne von mindestens 6 Monaten ausgehen muss, damit diese Übergriffe als Mobbing bezeichnet werden können. Dies ist vor allem in der Arbeitswelt bedeutend, wenn ein solcher Vorfall vor ein Gericht kommt.

Man kann also festhalten, dass Mobbing eine Form von Gewalt ist, die sowohl physisch also auch psychisch an einer Person ausgeübt wird. Man spricht von Mobbing, sobald ein Kräfteungleichgewicht auftritt (beispielsweise zwei Personen gegen eine Person oder Vorgesetzter gegen Angestellten). Um die ausgeübte Gewalt als Mobbing zu bezeichnen, muss diese in nahe zu regelmäßigen geringen Zeitabständen über einen langen Zeitraum erfolgen. Die gemobbte Person ist von selbst nicht in der Lage, sich aus dieser Situation zu befreien und braucht die Hilfe von Außenstehenden.

d. Bullying

Der Begriff Bullying leitet sich ähnlich wie Mobbing aus dem englischen ab. Die englische Vokabel bully bedeutet so viel wie Tyrann oder brutaler/gemeiner Mensch, also jemand, der andere Menschen verletzt oder unterdrückt.

Der Begriff Bullying wurde 1973 durch Peter Heinemann erstmals in Bezug auf Gruppenverhalten von Kindern verwandt[13] und durch Olweus (1978) erweitert, in dem er formulierte, dass „ [e]in Schüler oder eine Schülerin […] Gewalt ausgesetzt [ist] oder […] schikaniert [wird], wenn er oder sie wiederholt und über einen längeren Zeitraum den negativen Handlungen eines oder mehrerer anderer Schüler oder Schülerinnen ausgesetzt ist[14]

Aus dieser Definition lassen sich drei wichtige Kriterien für Bullying ableiten: zum einen das Kriterium der Langfristigkeit. Somit werden spontane Übergriffe an wechselnden Personen nicht als Bullying bezeichnet. Ein weiteres Kriterium ist das soziale Umfeld. Die Bezeichnung Bullying legt den Ort Schule und die Schülerschaft als soziales Umfeld fest. Und als Drittes das Kriterium des Kräfteungleichgewichts, welches physisch, psychologisch, sowie numerisch vorhanden sein kann.

Bullying bezeichnet heute nicht mehr nur die körperliche Gewalt von Schülern gegen Schüler, sondern auch die verbalen oder nonverbalen Tätigkeiten, wie Schimpfwörter, Beleidigungen oder Ausgrenzen aus der Gruppe. Der Bullie zielt darauf ab, seinem Opfer Schaden zu zufügen, der materiell (beispielsweise Essengeld erpressen), psychisch oder physisch sein kann. Des Weiteren will der Bully Ansehen und die Anerkennung von anderen Schülern oder vielleicht sogar von Lehrern erlangen und seine Macht über andere demonstrieren. Durch das bestehende Kräfteungleichgewicht ist das Bullying-Opfer nicht in der Lage, sich selbst aus dieser Situation zu befreien.[15]

Der Begriff Viktimisierung tritt oft im Zusammenhang mit Bullying auf. Der Begriff beschreibt Bullying in einer besonderen Form. Wird keine körperliche Gewalt (Schlagen, Schubsen) oder verbale (Beleidigen) benutzt, um das Opfer zu schikanieren, spricht man von Viktimisierung. Der Begriff beschreibt also psychisches Bullying in Form von Ausgrenzung des Betroffenen oder Ähnlichem.[16]

[...]


[1] gepostet am 09.05.2009 18:32 auf http://www.liebeskummer.ch/gedichte-zitate/mobbing_t7588.html (Zugriff: 21.12.2009 ,10:58 Uhr).

[2] http://www.liebeskummer.ch/gedichte-zitate/mobbing_t7588.html (Zugriff: 21.12.2009, 11:02 Uhr).

[3] Im Groben spricht man von Bullying, wenn es sich um die Situation Schüler gegen Schüler handelt und von Mobbing, wenn es dabei um Erwachsene (beispielsweise am Arbeitsplatz) geht. Da es in dieser Arbeit um die Situation in der Schule geht, wird der Begriff Bullying verwendet.

[4] „Die Simpsons“ – US-amerikanische TV-Serie, welche täglich auf Pro 7 ausgestrahlt wird.

[5] „Still Standing“ – amerikanische TV-Serie, welche täglich auf RTL II ausgestrahlt wird.

[6] Die Simpsons, Episode: „Lisa knackt den Rowdy-Code“, Still Standing Episode: “Ein Kleid für Lauren”.

[7] Vgl.: Scheithauer, Herbert u. a.: Bullying unter Schülern. Erscheinungsformen, Risikobedienungen und Interventionskonzepte (Klinische Kinderpsychologie Band 8), Göttingen 2003, S.18f.

[8] Zitiert nach: Bäuerle, S. et.al.: Gewalt in der Schule (Schule und Unterricht), 1. Aufl., Donauwörth 1999, S.8.

[9] Vgl.: Scheithauer, Herbert u. a.: Bullying unter Schülern. Erscheinungsformen, Risikobedienungen und Interventionskonzepte (Klinische Kinderpsychologie Band 8), Göttingen 2003, S.18f. / http://www.gewalt-online.de/der-aggressionsbegriff/ (Zugriff: 03.11.2010, 12:38 Uhr).

[10] Vgl.: Bäuerle, S. u. a.: Gewalt in der Schule (Schule und Unterricht), 1. Aufl., Donauwörth 1999, S.8.

[11] Vgl.: Olweus, Dan: Gewalt in der Schule. Was Lehrer und Eltern wissen sollten –und tun können, 4. durchges. Aufl., Bern 2006, S. 23.

[12] http://www.psychokrieg.de/artikel/www.psychokrieg.de-Was_ist_Mobbing-eine_Definition.html (Zugriff: 28.12.2009, 15:12 Uhr).

[13] Vgl.: Kasper, Horst: Mobbing in der Schule. Probleme annehmen und Konflikte lösen, Weinheim/Basel 1998, S. 21.

[14] Zitiert nach: Hautzinger, Martin/ Schlottke, Peter F., Spröber, Nina: Bullying in der Schule. Das Präventions- und Interventionsprogramm ProACT+E, 1. Aufl., Weinheim/Basel 2008, S. 4.

[15] Vgl.: Hautzinger, Martin/ Schlottke, Peter F., Spröber, Nina: Bullying in der Schule. Das Präventions- und Interventionsprogramm ProACT+E, 1. Aufl., Weinheim/Basel 2008, S. 6.

[16] Ebd., S. 4f.

Ende der Leseprobe aus 21 Seiten

Details

Titel
Bullying an Schulen
Untertitel
Prävention und Intervention
Hochschule
Universität Potsdam  (Lebensgestaltung-Ethik-Religionskunde)
Veranstaltung
Modularbeit Psychologie
Note
1,3
Autor
Jahr
2010
Seiten
21
Katalognummer
V180949
ISBN (eBook)
9783656036920
Dateigröße
637 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Bullying, Mobbing, LER, Gewalt
Arbeit zitieren
Sabrina Bock (Autor:in), 2010, Bullying an Schulen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/180949

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