Im vergangenen Jahr erreichte die Stabilität der Unternehmen einen historischen Tiefpunkt.
Dabei spielte nicht nur die in Deutschland und Europa sowie auch in den USA und
Japan anschnellende Anzahl von Unternehmensinsolvenzen eine Rolle (vgl. Abbildung 1),
sondern auch die Häufung und Dimension
von Großinsolvenzen.1 Die USA hatten
allein im Jahr 2002 die Hälfte der zehn
größten Insolvenzen in Ihrer Geschichte zu
verzeichnen, darunter Unternehmen wie
Worldcom, Global Crossing sowie United
Airlines2. Aber auch die Namen der betroffenen
deutschen Unternehmen lesen sich
wie ein Who's who der deutschen Wirtschaft:
Allen voran der Bauriese Philipp
Holzmann, gefolgt vom Maschinenbauer
Babcock Borsig, dem Medienunternehmen
KirchMedia sowie der Frankfurter Gontard
& Metallbank als größtes zahlungsunfähiges
Finanzinstitut im Jahre 2002.3 Selbst der IWF beschäftigt sich aktuell mit der Frage, inwieweit sich in Deutschland eine
aufgrund der hohen Kreditausfälle restriktivere Kreditvergabe der Kreditinstitute
dämpfend auf den gesamtwirtschaftlichen Konjunkturverlauf auswirkt.4
1 Vgl. Verband der Vereine Creditreform e.V. (Hrsg.): Insolvenzen in Europa Jahr 2002/03, Neuss 2003, S. 2
2 Vgl. Arndt, Michael: The Bankruptcy Run Isn't Slowing, in: Business Week, Ausgabe vom 13. Januar 2003,
S. 28f.
3 Vgl. Verband der Vereine Creditreform e.V. (Hrsg.), a.a.O., S. 12
4 Vgl. Kodres, Laura: How Important Are Banking Weaknesses In Explaining Germany's Stagnation?, in: International
Monetary Fund (Hrsg.): World Economic Outlook, April 2003, http://www.imf.org/external/
pubs/ft/weo/2003/01/pdf/chapter1.pdf, 09.06.2003, S. 25-27
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 1.1 Gesamtwirtschaftliche Rahmenbedingungen
- 1.2 Auswirkungen auf Kreditinstitute
- 1.3 Die Risikovorsorge für Kreditrisiken der Kreditinstitute
- 2. Ziel von Pauschalwertberichtigungen
- 3. Darstellung im Jahresabschluss der Kreditinstitute
- 3.1 Rechnungslegung nach HGB / RechKredV
- 3.2 Rechnungslegung nach IAS
- 3.3 Rechnungslegung nach US-GAAP
- 3.4 Empfehlungen der BIZ
- 4. Klassische Berechnungsmethodik in deutschen Kreditinstituten
- 4.1 Handelsrechtliche Grundlagen der Bewertung von Forderungen
- 4.2 Vorgaben zur Ermittlung
- 4.2.1 Vorgaben des BMF
- 4.2.2 Unterschiede zu den Vorgaben des Bankenfachausschusses des IdW
- 4.2.3 Beurteilung der dargestellten Methoden
- 5. Das Expected Loss Konzept
- 5.1 Grundlagen
- 5.2 Traditionelle Ermittlungsverfahren auf Basis historischer Ausfallraten
- 5.2.1 Segmentierung nach verschiedenen Kreditprodukten bzw. -produktgruppen
- 5.2.2 Segmentierung nach Geschäftsfeldern
- 5.2.3 Segmentierung auf Basis einer „Zustandsmatrix”
- 5.3 Rating-basierte Ermittlungsverfahren auf Basis historischer Ausfallraten
- 5.3.1 Kreditäquivalent zum Zeitpunkt des Ausfalls
- 5.3.2 Ausfallwahrscheinlichkeit
- 5.3.3 Ausfall- bzw. Rückzahlungsquote
- 5.4 Alternative Verfahren
- 5.4.1 Kalkulation des Bonitätsrisikos
- 5.4.2 Indikatormodell marktdeduzierter Risikokosten
- 5.4.3 Verwendung von Marktpreisen für Kreditrisiken
- 5.4.4 Anwendung eines Optionspreismodells
- 6. Exkurs: Unexpected Loss
- 6.1 Verhältnis zwischen Expected und Unexpected Loss
- 6.2 Besonderheiten bei der Messung des Unexpected Loss
- 6.2.1 Verteilungsanomalien
- 6.2.2 Interdependenzen zum Expected Loss
- 6.2.3 Portfoliodiversifikation
- 6.2.4 Weitere Unterschiede
- 6.3 Anwendung in der Praxis
- 6.3.1 Verbreitete Simulationsmodelle für Kreditrisiken
- 6.3.2 Berücksichtigung im Rechnungswesen der Kreditinstitute
- 7. Übertragung des Expected Loss Konzeptes auf die Ermittlung der Pauschalwertberichtigung
- 7.1 Einschränkungen
- 7.2 Anwendungsvoraussetzungen
- 7.3 Steuerliche Implikationen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Diplomarbeit untersucht die Ermittlung der Pauschalwertberichtigung von Kreditinstituten unter Anwendung des Expected Loss Konzeptes. Ziel ist es, die verschiedenen Methoden zur Berechnung der Pauschalwertberichtigung darzustellen und zu analysieren, insbesondere im Hinblick auf das Expected Loss Konzept und dessen Anwendung in der Praxis.
- Analyse der klassischen Berechnungsmethodik in deutschen Kreditinstituten
- Detaillierte Erläuterung des Expected Loss Konzeptes und verschiedener Berechnungsverfahren
- Untersuchung des Unexpected Loss und dessen Zusammenhang mit dem Expected Loss
- Übertragung des Expected Loss Konzeptes auf die Pauschalwertberichtigung
- Bewertung der Anwendbarkeit und der Einschränkungen des Modells
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Dieses Kapitel führt in die Thematik ein und beschreibt die gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen sowie deren Auswirkungen auf Kreditinstitute. Es beleuchtet die Bedeutung der Risikovorsorge für Kreditrisiken und legt den Grundstein für die nachfolgenden Kapitel, indem es den Kontext der Pauschalwertberichtigung im Kreditgeschäft erläutert. Die Einleitung liefert einen Überblick über die Problematik und die Relevanz der Thematik für die Finanzwirtschaft.
2. Ziel von Pauschalwertberichtigungen: Dieses Kapitel definiert das Ziel von Pauschalwertberichtigungen. Es beschreibt deren Zweck und Notwendigkeit im Rahmen der Rechnungslegung und Risikobewertung von Kreditinstituten. Der Fokus liegt auf dem Verständnis der Funktion dieser Wertberichtigungen als Bestandteil eines soliden Risikomanagements.
3. Darstellung im Jahresabschluss der Kreditinstitute: Dieses Kapitel beschreibt die verschiedenen Rechnungslegungsstandards (HGB/RechKredV, IAS, US-GAAP) und die Empfehlungen der BIZ bezüglich der Darstellung von Pauschalwertberichtigungen im Jahresabschluss von Kreditinstituten. Es verdeutlicht die unterschiedlichen regulatorischen Anforderungen und deren Einfluss auf die Berichterstattung.
4. Klassische Berechnungsmethodik in deutschen Kreditinstituten: Dieses Kapitel analysiert die traditionellen Methoden der Pauschalwertberichtigung in deutschen Kreditinstituten, basierend auf handelsrechtlichen Grundlagen und den Vorgaben des BMF und des Bankenfachausschusses des IdW. Es beleuchtet die Unterschiede zwischen diesen Methoden und bewertet deren Effektivität. Der Fokus liegt auf der Darstellung der bestehenden Praxis und deren Limitationen.
5. Das Expected Loss Konzept: Dieses Kapitel erklärt detailliert das Expected Loss Konzept, die zugrundeliegenden Grundlagen und verschiedene Berechnungsverfahren, einschließlich traditioneller und ratingbasierter Ansätze. Es beschreibt verschiedene Segmentierungsmethoden und alternative Verfahren zur Ermittlung des Expected Loss. Die verschiedenen Methoden werden im Detail erläutert und verglichen.
6. Exkurs: Unexpected Loss: Der Exkurs beleuchtet den Unexpected Loss und dessen Verhältnis zum Expected Loss. Es werden Besonderheiten der Messung des Unexpected Loss betrachtet, wie Verteilungsanomalien, Interdependenzen zum Expected Loss, Portfoliodiversifikation und weitere Unterschiede. Die praktische Anwendung, insbesondere die Verwendung von Simulationsmodellen, wird ebenfalls diskutiert.
7. Übertragung des Expected Loss Konzeptes auf die Ermittlung der Pauschalwertberichtigung: Dieses Kapitel widmet sich der Anwendung des Expected Loss Konzeptes auf die Pauschalwertberichtigung und diskutiert die damit verbundenen Einschränkungen und Anwendungsvoraussetzungen. Darüber hinaus werden die steuerlichen Implikationen beleuchtet.
Schlüsselwörter
Pauschalwertberichtigung, Kreditinstitute, Expected Loss, Unexpected Loss, Risikovorsorge, Kreditrisiko, Rechnungslegung, HGB, IAS, US-GAAP, BIZ, Bankenfachausschuss des IdW, Ausfallwahrscheinlichkeit, Rating, Simulationsmodelle, Risikomanagement, Steuerliche Implikationen.
Häufig gestellte Fragen zur Diplomarbeit: Ermittlung der Pauschalwertberichtigung von Kreditinstituten unter Anwendung des Expected Loss Konzeptes
Was ist das Thema der Diplomarbeit?
Die Diplomarbeit untersucht die Ermittlung der Pauschalwertberichtigung von Kreditinstituten unter Anwendung des Expected Loss Konzeptes. Ziel ist die Darstellung und Analyse verschiedener Berechnungsmethoden, insbesondere im Hinblick auf das Expected Loss Konzept und dessen praktische Anwendung.
Welche Aspekte werden in der Arbeit behandelt?
Die Arbeit behandelt die klassische Berechnungsmethodik in deutschen Kreditinstituten, das Expected Loss Konzept mit verschiedenen Berechnungsverfahren (traditionelle und ratingbasierte Ansätze), den Unexpected Loss und dessen Zusammenhang mit dem Expected Loss, die Übertragung des Expected Loss Konzeptes auf die Pauschalwertberichtigung sowie die Bewertung der Anwendbarkeit und Einschränkungen des Modells. Verschiedene Rechnungslegungsstandards (HGB/RechKredV, IAS, US-GAAP) und die Empfehlungen der BIZ werden ebenfalls berücksichtigt.
Welche Methoden zur Berechnung der Pauschalwertberichtigung werden analysiert?
Die Arbeit analysiert sowohl die klassische Berechnungsmethodik basierend auf handelsrechtlichen Grundlagen und Vorgaben des BMF und des Bankenfachausschusses des IdW, als auch das Expected Loss Konzept mit seinen verschiedenen Berechnungsverfahren. Dies beinhaltet traditionelle Verfahren auf Basis historischer Ausfallraten, ratingbasierte Verfahren und alternative Verfahren wie z.B. die Verwendung von Marktpreisen für Kreditrisiken oder Optionspreismodelle.
Was ist der Unterschied zwischen Expected Loss und Unexpected Loss?
Die Arbeit erläutert den Unterschied zwischen Expected Loss (erwarteter Verlust) und Unexpected Loss (unerwarteter Verlust). Der Expected Loss stellt den erwarteten durchschnittlichen Verlust dar, während der Unexpected Loss die Abweichung vom erwarteten Verlust beschreibt. Der Zusammenhang zwischen beiden und Besonderheiten bei der Messung des Unexpected Loss (z.B. Verteilungsanomalien, Interdependenzen, Portfoliodiversifikation) werden detailliert untersucht.
Welche Rechnungslegungsstandards werden betrachtet?
Die Arbeit betrachtet die Rechnungslegung nach HGB/RechKredV, IAS und US-GAAP sowie die Empfehlungen der BIZ bezüglich der Darstellung von Pauschalwertberichtigungen im Jahresabschluss von Kreditinstituten.
Welche Einschränkungen und Anwendungsvoraussetzungen bestehen bei der Anwendung des Expected Loss Konzeptes auf die Pauschalwertberichtigung?
Die Arbeit diskutiert die Einschränkungen und Anwendungsvoraussetzungen der Übertragung des Expected Loss Konzeptes auf die Ermittlung der Pauschalwertberichtigung und beleuchtet auch die steuerlichen Implikationen.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit am besten?
Schlüsselwörter sind: Pauschalwertberichtigung, Kreditinstitute, Expected Loss, Unexpected Loss, Risikovorsorge, Kreditrisiko, Rechnungslegung, HGB, IAS, US-GAAP, BIZ, Bankenfachausschuss des IdW, Ausfallwahrscheinlichkeit, Rating, Simulationsmodelle, Risikomanagement, Steuerliche Implikationen.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit ist in sieben Kapitel gegliedert: Einleitung, Ziel von Pauschalwertberichtigungen, Darstellung im Jahresabschluss, Klassische Berechnungsmethodik, Das Expected Loss Konzept, Exkurs: Unexpected Loss, und Übertragung des Expected Loss Konzeptes. Jedes Kapitel fasst seine Inhalte zusammen und bildet einen logischen Aufbau zum Verständnis der Thematik.
- Arbeit zitieren
- Stefan Kammerer (Autor:in), 2003, Ermittlung der Pauschalwertberichtigung von Kreditinstituten nach Maßgabe des Expected Loss Konzeptes, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/18102