1509 wurde in Augsburg der Prosaroman Fortunatus, welcher in dieser Hausarbeit untersucht werden soll, herausgegeben. Der Text entstand im Spätmittelalter und nimmt Bezug auf den beginnenden strukturellen sozialen Wandel, auf die „frühkapitalistische Wirtschaftsentwicklung“ und den Umgang mit Reichtum und somit vor allem Geld. Die Reisen des Protagonisten stehen im Mittelpunkt des Romans. Der Ursprung des Wortes Reisen liegt in dem althochdeutschen Wort rîsan, das so viel bedeutet wie „aufstehen, sich erheben, aufbrechen zu kriegerischer Unternehmung“. Das Thema baut auf dem Hintergrund auf, dass die Reisetätigkeit zunehmend intensiver wurde und die Zeit der Entdeckungsfahrten begann. Es kamen neue Aufbruchsmotivationen zu Tage, dies waren vor allem das Streben nach Erfahrungen, nach ‘experienz’ und der „verwerflichen menschlichen Wissbegier“ ,u auch bekannt unter dem Begriff der ‘curiositas’, der Neugier. Das Reisen an sich ist zu der Zeit keine neue Tätigkeit, lediglich ihre Motive haben sich verändert. Impliziert wird demnach die Nicht-Freiwilligkeit. Üblich waren Kaufmanns-, Boten- und Pilgerreisen, jedoch keine Reisen rein aufgrund des Vergnügens oder der Lust.
Es soll in dieser Arbeit untersucht werden, ob ein Mangel an Integration durch das Reisen kompensiert oder gar ganz behoben werden kann.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Fortunatus' Aufbruch
- Motivation und Ausgangssituation
- Das Misslingen der Integration
- Fortunatus erste Reise
- Das Reisen als 'Mittel zum Zweck'?
- Realisierung der Integration
- Fortunatus zweite Reise
- Die Bedingungen
- Beweggründe
- Fortunatus' Heimkehr
- Die Reisen des Andolosias
- Abschlussbemerkung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit untersucht den Prosaroman "Fortunatus" (1509) im Hinblick auf die Frage, ob Reisen die Integration des Protagonisten in die frühkapitalistische Gesellschaft kompensieren oder gar ermöglichen. Der Fokus liegt auf Fortunatus' Motivationen zum Reisen, den Bedingungen seiner Reisen und dem Erfolg bzw. Misserfolg seiner Integrationsversuche. Andolosias Reise und dessen Scheitern werden ebenfalls komprimiert dargestellt.
- Reisen als Mittel zur Integration in der frühkapitalistischen Gesellschaft
- Soziale Unsicherheit und finanzielle Mittellosigkeit als Auslöser für Fortunatus' Reisen
- Der Einfluss des feudalen Systems auf die soziale Identität
- Fortunatus' unterschiedliche Integrationsversuche und deren Ergebnisse
- Vergleich der Reisemotive von Fortunatus und Andolosias
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Entstehungszeit und den Kontext des Romans "Fortunatus" ein, der im Spätmittelalter spielt und sich mit dem sozialen Wandel, der frühkapitalistischen Entwicklung und dem Umgang mit Reichtum auseinandersetzt. Das Kapitel "Fortunatus' Aufbruch" beschreibt die Ausgangssituation Fortunatus', geprägt von sozialer Unsicherheit und Armut aufgrund des verschwenderischen Lebenstils seines Vaters. Die Motivation für seinen Auszug liegt in der Flucht vor dieser Situation und dem Wunsch nach einem selbstbestimmten Leben. Das Kapitel "Das Misslingen der Integration" zeigt Fortunatus' gescheiterte Integrationsversuche in verschiedenen sozialen Milieus (als Knecht, im Londoner Vergnügungsviertel, bei einem Kaufmann), die auf seinem Mangel an sozialem und weltlichem Wissen beruhen. Die folgenden Kapitel analysieren detailliert Fortunatus' Reisen und sein Ringen um Integration.
Schlüsselwörter
Fortunatus, Spätmittelalter, frühkapitalistische Wirtschaftsentwicklung, soziale Integration, Reisen, Armut, feudales System, Bürgertum, soziale Identität, Glück, Integrationsscheitern.
- Quote paper
- Sabrina Neuhof (Author), 2011, "Fortunatus" - Kann das Reisen zur Integration in die Gesellschaft verhelfen?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/181084