Es ist wohl die Faszination am Stoff des ‚Willehalm‘ von Wolfram von Eschenbach, die dazu geführt hat, dass dieses Werk heute „als das am breitesten überlieferte Epos der mhd. Literatur” gilt - Bumke berichtet von mehr als 90 Fragmenten und Exzerpten und von zwölf mehr oder weniger vollständig erhaltenen Handschriften. Auch im vierzehnten Jahrhundert gab es noch Auftraggeber wie den Landgrafen Heinrich II. von Hessen oder König Wenzel, die Wolframs Geschichte des ‚Willehalm‘ derart interessierte, dass sie Handschriften des Textes in Auftrag gegeben haben. Die Bearbeitungen des ‚Willehalm‘ übersteigen den Rahmen der höfischen Epik, das Werk wird unter anderem auch lyrisch rezipiert. Ebenfalls findet es Eingang in die lehrhafte Dichtung, in die Legendendichtung und in die Geschichtsdichtung. Anspielungen auf den ‚Willehalm‘ sind in ‚Landgraf Ludwigs Kreuzfahrt‘, in Ottokar von Steiermarks ‚Österreichischer Reimchronik‘ oder in der ‚Schlacht bei Göllheim‘ Hirzelins zu finden. Strickers ‚Karl‘ ist an den Willehalm angebunden, der Willehalm-Zyklus ist in die ‚Weltchronik‘ Heinrichs von München eingearbeitet, Autoren haben Fortsetzungen des Stoffes verfasst, im 15. Jahrhundert wurde er in Prosa umgeschrieben.
Was fesselt an einem derartigen Stoff? Es sind die großen Themen der Menschheit, die im Willehalm behandelt werden. Es geht nicht allein um Kreuzzüge, sondern vielmehr um die ‚minne‘ zwischen Menschen, der ‚minne‘ zu Gott und nicht zuletzt um Leben oder Tod.
Nach einer kurzen Einführung in den ‚Willehalm‘ Wolframs von Eschenbach sollen in der vorliegenden Arbeit Ursachen herausgearbeitet werden, die die zentrale Figur Willehalm dazu motivieren, in die Schlachten des Kreuzzugs zu ziehen. Liegt diese Motivation primär im Bereich des Religiösen, des Märtyrerhaften - spielen etwa der Wunsch nach Vergebung der Sünden und das Verlangen nach ewigem Leben die Rolle? Oder ist es doch allein die profane Liebe zwischen zwei Menschen, die diesen Kreuzzug hervorruft? Wie wird die gegnerische, also die heidnische Seite bewertet- gibt es im ‚Willehalm‘ die Idee eines universellen Gotteskindes oder nicht? Was ist über den Verfasser des Textes bekannt? Und über welche Bildung muss der Autor verfügt haben, um solch einen Text verfassen zu können? Entsprach er mit seiner Meinung dem Zeitgeist? Abschließend soll anhand der Erzählerkommentare interpretiert werden, welche wertende Position der Erzähler zu den Kreuzzugsgeschehnissen einnimmt.
Inhaltsverzeichnis
- Rezeptionsgeschichte des,Willehalm'
- Der, Willehalm' Wolframs von Eschenbach
- Inhalt
- Der Verfasser des Willehalm: Wolfram von Eschenbach
- Wolfram, umfassend theologisch gebildet?
- Die Darstellung des Kreuzzugs im, Willehalm'
- Heutige Relevanz des Willehalm
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit zielt darauf ab, die Motive des Protagonisten Willehalm im Kontext des Kreuzzugs zu untersuchen. Hierbei soll geklärt werden, inwieweit religiöse Motive wie die Suche nach Vergebung und ewigem Leben eine Rolle spielen, oder ob die Liebe zwischen Willehalm und Gyburg die treibende Kraft des Kreuzzugs darstellt. Darüber hinaus wird die Darstellung der heidnischen Seite analysiert und die Frage nach der Existenz eines universellen Gotteskindes im Willehalm erörtert. Die Arbeit untersucht auch den Bildungsstand und das theologische Verständnis des Autors Wolfram von Eschenbach und analysiert seine wertende Position zu den Kreuzzugsgeschehnissen anhand der Erzählerkommentare.
- Motive des Protagonisten Willehalm im Kreuzzug
- Religiöse und profane Motive des Kreuzzugs
- Darstellung der heidnischen Seite und die Frage nach einem universellen Gotteskind
- Bildungsstand und theologisches Verständnis von Wolfram von Eschenbach
- Wertende Position des Erzählers zu den Kreuzzugsgeschehnissen
Zusammenfassung der Kapitel
- Rezeptionsgeschichte des,Willehalm': Dieses Kapitel beleuchtet die umfassende Rezeptionsgeschichte des,Willehalm' von Wolfram von Eschenbach und zeigt, wie das Werk in verschiedenen literarischen Gattungen und historischen Kontexten aufgegriffen wurde.
- Der, Willehalm' Wolframs von Eschenbach:
- Inhalt: Dieses Kapitel fasst den Inhalt des, Willehalm' zusammen, wobei die beiden Schlachten zwischen christlichen und heidnischen Parteien im Mittelpunkt stehen. Es werden die zentralen Figuren wie Willehalm, Gyburg, Terramer und Rennewart vorgestellt.
- Der Verfasser des Willehalm: Wolfram von Eschenbach: Dieses Kapitel befasst sich mit der Person Wolframs von Eschenbach, dem mutmaßlichen Autor des, Willehalm'. Es wird auf die Quellen, den Ort und die Lebensumstände des Autors eingegangen.
- Wolfram, umfassend theologisch gebildet?: Dieses Kapitel diskutiert die Frage nach Wolframs theologischem Verständnis und untersucht, inwieweit er in seinen Werken theologisches Wissen präsentiert.
- Die Darstellung des Kreuzzugs im, Willehalm': Dieses Kapitel analysiert die Darstellung des Kreuzzugs in Wolframs Werk. Es werden die religiösen Motive des Kreuzzugs sowie die Frage nach der Bedeutung des Märtyrertums für Willehalm behandelt.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter des Textes sind: ,Willehalm', Wolfram von Eschenbach, Kreuzzug, Heidentum, Christentum, Minne, Märtyrer, Theologie, Bildung, Rezeptionsgeschichte, Erzählerperspektive.
- Quote paper
- Anton Band (Author), 2011, Kreuzzugsthematik im 'Willehalm' Wolframs von Eschenbach, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/181099