Konrad Adenauers Ostpolitik aus Sicht der SPD-Parteizeitung "Vorwärts"


Facharbeit (Schule), 2009

19 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis:

1. Einleitung

2. Personenkommentar zu Konrad Adenauer

3.0stpolitik Adenauers bis 1955

4. Die Stalin-Noten aus Sicht des „Vorwarts"

5. Die Pariser Vertrage aus Sicht des „Vorwarts"

6. Fazit

7. Literaturverzeichnis

8. Quellenverzeichnis

l.Einleitung:

Als erster Bundeskanzler Deutschlands pragte Konrad Adenauer 14 Jahre lang den politischen Kurs der Bundesrepublik. Insbesondere Adenauers AuRenpolitik, die sich durch Westanbindung, die Aussohnung mit Frankreich und eine deutliche Distanz zum Ostblock kennzeichnete, war richtungsweisend bis zur heutigen Zeit. Durch die Starkung der diplomatischen Beziehungen zu GroRbritannien, Frankreich und den USA erreichte er, dass sich die Bundesrepublik binnen weniger Jahre als gleichwertiger Partner der Westmachte etablierte.

Neben vielen Befurwortern erfuhr Konrad Adenauers AuRenpolitik jedoch auch massive Kritik von Seiten der SPD und der sozialdemokratischen Presse. Insbesondere die Redakteure des „Vorwarts", dem Partei- organ der SPD auRerten sich kritisch gegenuber Adenauers ostpolitischen Kurs.

Aufgrund der Tatsache, dass die Presse ein ausschlaggebender Faktor fur die Meinungsbildung innerhalb der deutschen Bevolkerung war und ist, lohnt es sich die Berichterstattung des „Vorwarts" bezuglich Ade­nauers AuRenpolitik eingehender zu untersuchen. Im Fokus steht in diesem Kontext die Frage danach, wie ein einflussreiches Presseorgan, wie der „Vorwarts", Konrad Adenauers AuRenpolitik darstellt und bewer- tet.

Zu diesem Zweck wird zunachst ein biographischer Abriss des ersten deutschen Bundeskanzlers gegeben, aus dem auch die wichtigsten Stationen seiner politischen Laufbahn hervorgehen sollen. Darauf folgt dann ein Uberblick uber die wichtigsten auRenpoltischen Entscheidungen, die wahrend der Regierungs- zeit Adenauers getroffen wurden. Diese sind elementar wichtig fur eine Auseinandersetzung mit der Be­richterstattung einer zeitgenossischen Zeitung.

Der Vorwarts ist eine 1876 als Zentralorgan der deutschen Sozialdemokratie gegrundete Zeitung. Heute ist der Vorwarts Parteizeitung der SPD. Auch schon zur Regierungszeit Konrad Adenauers war sie ein wichtiges Presseorgan fur die sozialdemokratisch denkende Bevolkerung. Oft gab die Zeitung Sichtweisen und Reden von SPD-Politikern wieder und beschaftigte sich mit aktuellen politischen Themen aus Sicht der SPD. Im untersuchten Zeitraum war die Zeitung noch das am meisten verbreitete Medium. Somit war es furdie Meinungsbildung des Volkes ausschlaggebend.

Zwecks einer sinnvollen Analyse werden im Anschluss 2 wichtige Beschlusse des Kabinetts Adenauer an- gesprochen, anhand derer exemplarisch die Reaktion des „Vorwarts" auf Adenauers Ostpolitik verdeut- licht werden soil. Zu diesen beiden Ereignissen - der Reaktion Adenauers auf die sogenannten „Stalin No- ten" und den Abschluss der Pariser Vertrage - wird einleitend der historische Kontext erlautert, um an- schlieRend die hiermit verbundenen Zeitungsberichte zu analysieren. Im abschlieRenden Fazit soil dann die im Vorfeld formulierte Leitfrage beantwortet werden.

2.Personenkommentar zu Konrad Adenauer

Konrad Adenauer wurde am 5. Januar 1876 in Koln geboren[1]. Sein Vater Johann Conrad Adenauer war Sekretar am Appellationsgerichtshof und spater wurde er als Kanzleirat pensioniert. Konrad Adenauer wurde als 3. Kind geboren, weshalb er keine finanzielle Unterstutzung seitens des Vaters zum Studieren bekam. Seinen beiden alteren Bruder August (geb.1872) und Johannes (geb.1873) wurde das Studium vom Vater noch finanziert.[2] Jedoch erhielt er nach seinem Abitur 1894 ein Stipendium der Kramerstiftung und studierte Rechts- und Staatswissenschaft in Freiburg. Im Jahr 1897 legte er sein 1. Staatsexamen ab, ihm fehlte jedoch das Geld fur eine anschlieRende Promotion. Adenauer kehrte nach Koln zuruck um dort seine praktische Ausbildung zu absolvieren. Sein Assessorexamen absolvierte er lediglich mit „ausrei- chend". Aufgrund dieses Ergebnisses konnte er sich bei der Kolner Staatsanwaltschaft nur um eine Vertre- tungsstelle bewerben.[3]

Eine Wahl zum Beigeordneten der Stadt Koln am 7. Marz 1906 eroffnete ihm einen ersten, richtungswei- senden Weg in die Politik. Hier spiegelte sich die Uberzeugung wieder, mit der er in der Politik auch spater agierte. Er bewarb sich mit den Worten: „Warum nehmen sie nicht mich? Ich meine, so gut wie andere kann ich den Postern auch ausfullen!"[4] Am 1. Oktober 1909 wurde er sogar zum 1. Beigeordneten mit gerade mal 33 Jahren gewahlt.[5]

Adenauers politische Weitsicht zeigte sich auch in seinen Handlungen wahrend des 1. Weltkriegs. Als der Blitzkrieg an der Marne ohne Erfolg auszugehen schien, lieR Adenauer fur die gesamte Stadt Koln Le- bensmittel und Tiere horten, um sie in einer schlechten Nachkriegszeit versorgen zu konnen.[6] Seine politische Karriere ging weiter aufwarts. 1917 wurde er Oberburgermeister von Koln und 1918 so­gar auf Lebenszeit in das preuRische Herrenhaus, den Sitz der Reichsregierung, berufen, was aber wegen der Novemberrevolution ungultig wurde.

In der Zeit von 1920-1933 war er President des preuRischen Staatsrats. Auch in dieser Zeit wird deutlich, welchen politischen Weg Konrad Adenauer bevorzugte.

Sein Kampf um das Rheinland spiegelte sein politisches Streben wohl am besten wieder.[7]

In der darauffolgenden Zeit setzte das NS-Regime Adenauer als Oberburgermeister Kolns ab, woraufhin er Zuflucht im Kloster Maria Laach suchte.[8] Dort verbrachte er ein Jahr und wohnte anschlieRend in einer Wohnung in Bonn, bis er Ende 1937 gemeinsam mit seiner Familie in sein neu gebautes Haus in Rhondorf zog.

Im August 1944 wurde er vom NS-Regime aufgrund des Verdachts, ein Attentat auf Hitler geplant zu ha- benverhaftet. Jedoch lagen keine Beweise vor und er wurde noch im selben Jahr wieder freigelassen.[9] Am 4. Mai 1945 wurde er als Oberburgermeister von Koln wieder eingesetzt, jedoch bekleidete er dieses Amt nur kurzzeitig und wurde am 21.Juni 1945 durch die britischen Besatzungstruppen abgesetzt, da er seine „Pflicht gegenuber der Bevolkerung Kolns nicht erfullt" hatte.[10]

Am 31. August trat der arbeitslose Konrad Adenauer in die rheinische CDU ein, von der er schon am 2. September zum Vorstand gewahlt wurde. Schon vor Kriegsende ging Adenauer davon aus, dass die Koali- tion der Westmachte mit der Sowjetunion zerfallen wurde. Somit war die Teilung Deutschlands fur ihn vorprogrammiert. Darum bevorzugte er eine enge Bindung zum Westen und machte den Vorschlag, die drei besetzten Zonen eng miteinander zu verbinden, eine Einheit zu schaffen und sie wirtschaftlich eng mit Frankreich und Belgien zu verbinden, sodass die beiden Nachbarlander keine Angst vor einer Neuer- starkung Deutschlands bekamen.[11] AuRerdem wollte Adenauer durch sein neues CDU-Parteiprogramm den Mittelstand fordern, indem er mehr Sozialgesetze verabschiedete und versuchte, die Arbeiterschaft zu entproletarisieren, also ihren Lebensstandard zu verbessern.

Am 22. und 23.Januar 1946 erlangte er den Vorstand im CDU-Zonenausschuss durch folgende Worte: „lch bin 1876 geboren, also wohl der Alteste hier. Wenn niemand wiederspricht, darf ich mich als Altersprasi- dent betrachten."[12]

Am 1. September 1948 wurde er President des Parlamentarischen Rates.[13] Aufgrund der Besatzung Ber­lins durch die Sowjetunion und weiteren Drangens auf ein kommunistisches System in der Ostzone, sahen sich die Westmachte gezwungen ein zusammenhangendes Deutschland zu schaffen, welches durch ver- fassungsrechtliche Grundlagen gefestigt werden sollte. Diese Grundlagen sollte der Parlamentarische Rat festlegen.[14] Konrad Adenauer wurde von den Alliierten als Ansprechpartner akzeptiert, was ihm ermog- lichte mit ihnen zu kooperieren und weiter seine politischen Gedanken durchzusetzen.[15] Am 8. Mai 1949 wurde das Grundgesetz verabschiedet, am 23. Mai dann verkundet. Es stellte eine Art Geburtsurkunde der Bundesrepublik Deutschland dar. Weiterhin wurde auf einer Konferenz zwischen der

Sowjetunion und den Westmachten die Verkehrsverbindung zwischen Westen und Osten wiederherge- stellt, sowie die sowjetische Blockade Berlins aufgehoben.[16]

Adenauers Wahl zum Bundeskanzler fand am 15. September 1949 statt. Durch zahlreiche Vorgesprache sicherte sich der CDU-Politiker den Ruckhalt einiger Fursprecher. Mit der Mehrheit einer einzigen Stimme, seiner eignen, wurde er schlieRlich zum Bundeskanzler gewahlt.

Mit folgenden Worten begrundete Adenauer die eigene Stimme: „Da ich entschlossen war, die Wahl an- zunehmen, hatte ich es fur eine Heuchelei gehalten, wenn ich mich nicht selbst gewahlt hatte."[17] Am 15. Marz 1951 setzte Adenauer sich selbst als AuRenminister ein. Nun konnte er seine auRenpoliti- schen Vorstellungen eigenmachtig durchsetzen.

Wahrend seiner 14-jahrigen Amtszeit als Bundeskanzler agierte Konrad Adenauer immer zielsicher. Er wollte eine Anbindung an Frankreich und die Westmachte herstellen und sich zugleich klar von der So­wjetunion distanzieren.

Darum lehnte er beispielsweise die Stalin-Noten ab, in denen der sowjetische Diktator eine Wiederverei- nigung unter Voraussetzung der Neutralitat Deutschlands anbot.[18]

Adenauer wurde insgesamt drei Mai als Bundeskanzler wiedergewahlt (1953,1957 und 1961).[19] Seine letzten Jahre als Bundeskanzler waren nur noch ein Kampf darum, so lange wie moglich im Amt zu blei- ben. Am 15.0ktober 1963 legte er das Amt des Bundeskanzlers schlieRlich nieder.[20]

Doch auch danach blieb er politisch aktiv und versuchte sich beispielsweise noch 1966 mit dem judischen Volk in Israel zu versohnen. Dies war, neben der Aussohnung mit Frankreich, ein weiteres Ziel seiner poli- tischen Karriere.[21]

Am 12. April 1967 starb Konrad Adenauer im Altervon 91 Jahren in seinem Haus in Rhondorf.[22]

3.0stpolitikAdenauers bis 1955

Wie im Personenkommentar bereits angeklungen, verfolgte Konrad Adenauer in Sachen AuRen- und Ost- politik einen klaren Kurs. Fur ihn standen die Anbindung an den Westen, die Aussohnung mit Frankreich und dem judischen Volk, sowie eine klare Distanz zum Ostblock im Vordergrund. Im Folgenden sollen die wichtigsten Stationen der adenauerschen Ostpolitik dargelegt und erlautert werden.

Fur Konrad Adenauer bedeuteten die verschiedenen Lebensideale, die der Westen und der Osten verfolg- ten, gleichzeitig auch eine deutliche Distanz der Bundesrepublik zum Osten. Die Unterschiede zwischen den Westmachten und dem Ostblock formulierte er wie folgt: „ln Sowjetrussland: Vermassung und Be- herrschung der Massen, Rucksichtlose Ausbeutung durch eine kleine Oberschicht in der Form eines totali- taren Staates, Sklaverei, Konzentrationslager, Verfolgung des Christentums. In den Vereinigten Staaten: Freiheit, Wurde und Schutz der Einzelpersonen, Schutz auch der Person gegenuber einer Staatsall- macht."[23]

Jedoch schloss er nicht aus, dass die Sowjetunion mit den USA spater kooperieren konnte. Eine Zielfrage, die ihn durch seine gesamte auRenpolitische Karriere begleitete, war deshalb: „Was die eine Seite der anderen anbieten konne, um eine Verbesserung der beiderseitigen Beziehungen zu erreichen."[24] Vorerst schloss er eine Zusammenarbeit der beiden GroRmachte jedoch aus, da sie von der Ideologie und Machtpolitik grundlegend verschiede Prinzipien verfolgten. Weiterhin war Konrad Adenauer der Mei- nung, dass sich eine Vereinigung nur dann vereinbaren lieRe, wenn auch in der gesamten Sowjetunion ein demokratisches System herrschte.[25]

Aufgrund dieser Sichtweise Konrad Adenauers ist es wichtig, im Rahmen dieser Arbeit auch seine Westpo- litik bzw. sein auRenpolitisches Handeln im Allgemeinen zu untersuchen, um deutlich zu machen, mit wel- chen Mitteln er die Distanzierung von der Sowjetunion durchsetzen wollte. Deshalb ist es meiner Ein- schatzung nach schwer, die Westpolitik sowie die gesamte AuRenpolitik Adenauers von der Ostpolitik abzugrenzen, da diese einander in gewisser Weise bedingten.

Der Ministerprasident der DDR, Otto Grotewohl, versuchte schon im Jahr 1950 eine Einheit mit der Bun­desrepublik zu schaffen, jedoch wurden diese AuRerungen vorerst als Propagandakationen zur Storung der Westintegration verstanden. Die USA wollte keine deutschen Kontakte zum Osten, da sie diese Kon- takte fur zu gefahrlich hielten.[26] US-Hochkomissar John McCloy und Konrad Adenauer waren sich daruber

[...]


[1] Planitz, Ulrich-Frank: Konrad Adenauer. Eine Biographie in Bild und Wort, Bergisch Gladbach 1975, S.ll.

[2] ebd. S.12f.

[3] ebd. S.26.

[4] Zit. nach: Planitz, a.a.O.,S.30.

[5] ebd. S.30.

[6] ebd. S.31f.

[7] ebd. S.45.

[8] ebd. S.85f.

[9] Zeittafel zu Konrad Adenauer, in: http://www.adenauerhaus.de/sah_2_9_____ print.html, letzter Zugriff am 17.02.2009.

[10] Zit. nach: Planitz, a.a.O., S.112.

[11] ebd.S.114.

[12] Zit. nach: Planitz, a.a.O.,S.115.

[13] Koch, Peter: Konrad Adenauer. Eine politische Biographie, Reinbek 1988, S.208.

[14] Planitz, a.a.O., S.116 f.

[15] Koch, a.a.O., S.210.

[16] ibebd.S.215f.

[17] Koch, a.a.O., S.236f.

[18] ebd., S.329f.

[19] ebd., S.520, 522, 524.

[20] Planitz, a.a.O., S.190.

[21] ebd. S.200.

[22] ebd. S.201.

[23] Zit. nach: Rede am 20.10.1950. Hans-Peter Schwarz (Hg.):Konrad Adenauer. Reden 1917-1967. Eine Auswahl, Stuttgart 1975, S.184.

[24] Zit. nach: Altmann, Normen: Konrad Adenauer im Kalten Krieg: Wahrnehmung und Politik 1945-1956, Mannheim 1993 S.44.

[25] Altmann, a.a.O., S.45f.

[26] Koch, Peter: Konrad Adenauer. Eine politische Biographie, Reinbek 1988, S.329 f.

Ende der Leseprobe aus 19 Seiten

Details

Titel
Konrad Adenauers Ostpolitik aus Sicht der SPD-Parteizeitung "Vorwärts"
Note
1,0
Autor
Jahr
2009
Seiten
19
Katalognummer
V181112
ISBN (eBook)
9783668177529
ISBN (Buch)
9783668177536
Dateigröße
1021 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
adenauer, spd, vorwärts, parteizeitung
Arbeit zitieren
Matthias Papesch (Autor:in), 2009, Konrad Adenauers Ostpolitik aus Sicht der SPD-Parteizeitung "Vorwärts", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/181112

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