[...] August Heinrich Hoffmann von Fallersleben und Martin Luther zeigen beide Interesse am
Rotwelschen, der Sprache der Kleinganoven. Bis heute ist das Interesse am Rotwelschen
ungebrochen groß, zahlreiche Veröffentlichungen beschäftigen sich mit dieser Topik, diese sind
einerseits kriminologischer und soziologischer (wie zum Beispiel Herbert Schäfers Artikel zum Liber
Vagatorum in „Kriminalistik. Zeitschrift für die gesamte kriminalistische Wissenschaft und Praxis“
(1965) 2 oder Robert Jüttes Monographie „Abbild und soziale Wirklichkeit des Bettler- und
Gaunertums zu Beginn der Neuzeit“ (1988)3), andererseits durchaus auch sprachwissenschaftlicher
Natur (so zum Beispiel die von Klaus Siewert herausgegeben Reihe der „Sondersprachenforschung“
(seit 1996)4). Ein spezieller Glücksfall ist für die deutsche Sprachwissenschaft das „Liber Vagatorum“,
welches sich bereits zu frühneuhochdeutscher Zeit mit den Kleinkriminellen seiner Zeit und ihrer
Sprache auseinandersetzte. Durch die Verbindung verschiedener frühneuhochdeutscher Texte mit
einem Glossar, das rotwelsche Wörter mit ihrer frühneuhochdeutschen Entsprechung auflistet, bildet
dieses Buch eine besonders geeignete Forschungsgrundlage.
So widmet sich auch diese Arbeit zweierlei Fragen. Der erste Teil handelt vom Rotwelschen
allgemein: Was bedeutet Rotwelsch eigentlich? Wer sind die Sprecher dieser Sondersprache, zu
welchen Anlässen wird sie angewandt? Im zweiten Teil wird das Liber Vagatorum in seiner Fassung
von 1510 aus sprachwissenschaftlichen Aspekten heraus beleuchtet. Zudem werden folgende Fragen
gestellt: Wer könnte der Autor des Liber Vagatorum sein, wo könnte es verfasst worden sein? Wie ist
das Büchlein formal aufgebaut? Welche Rezeptionsgeschichte ist ihm seither widerfahren? Auf
welchem Stand der sprachlichen Weiterentwicklung befindet sich das Liber Vagatorums, vor allem
bezüglich der phonologischen und morphologischen Veränderungen? Das Schlusswort stellt einen
kurzen Bezug des historischen Rotwelsch zur heute gesprochenen Sprache dar.
Inhaltsverzeichnis
- Die Sondersprache des Rotwelschen
- Rotwelsch und das Liber Vagatorum
- Allgemeine Informationen über Rotwelsch
- Wer spricht Rotwelsch?
- Funktion der rotwelschen Sondersprache
- Etymologie des Wortes „Rotwelsch“
- Liber Vagatorum
- Rezeptionsgeschichte
- Ort und Autorenschaft
- Aufteilung in drei Bücher
- Die Sprache des Liber Vagatorum
- Wortbildung bei Substantiven
- Morphologie bei Verben
- Adjektive
- Vokalismus
- Lenisierung innerhalb des Konsonantensystems
- Allgemeine Informationen über Rotwelsch
- Zum Verhältnis von Sondersprachen und Sprachwissenschaft
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Sondersprache Rotwelsch und beleuchtet insbesondere das „Liber Vagatorum“ aus sprachwissenschaftlicher Perspektive. Ziel ist es, die Entstehung und Funktion von Rotwelsch zu erklären und die sprachlichen Besonderheiten des „Liber Vagatorum“ zu analysieren.
- Die historische Entwicklung und der Wandel von Rotwelsch
- Die sprachlichen Merkmale und Strukturen von Rotwelsch
- Die soziolinguistische Funktion von Rotwelsch als Geheimsprache
- Die Bedeutung des „Liber Vagatorum“ als Quelle für die Rotwelschforschung
- Etymologie des Wortes "Rotwelsch"
Zusammenfassung der Kapitel
Die Sondersprache des Rotwelschen: Dieses Kapitel führt in die Thematik des Rotwelsch ein, definiert es als Sprache von Vagabunden und Kriminellen und stellt dessen Bedeutung für sprachwissenschaftliche und kriminologische Forschung heraus. Es hebt das Interesse von Persönlichkeiten wie Hoffmann von Fallersleben und Martin Luther am Rotwelsch hervor und betont die Bedeutung des „Liber Vagatorum“ als wichtige Forschungsquelle.
Rotwelsch und das Liber Vagatorum: Dieses Kapitel widmet sich umfassend dem „Liber Vagatorum“. Es behandelt zunächst allgemeine Informationen über Rotwelsch, indem es die Sprechergruppen, die Funktionen und die Etymologie des Namens beleuchtet. Die Etymologie wird als umstritten dargestellt, mit verschiedenen Interpretationen des Wortbestandteils „rot“. Der Hauptteil des Kapitels konzentriert sich auf das „Liber Vagatorum“, seine Rezeptionsgeschichte, mögliche Autorschaft und Entstehungsort, den formalen Aufbau und seine sprachlichen Eigenheiten im Hinblick auf Phonologie und Morphologie. Es verbindet die sprachliche Analyse des Buches mit seiner soziohistorischen Einbettung in die Welt der Vagabunden und Kleinkriminellen der Frühneuzeit.
Zum Verhältnis von Sondersprachen und Sprachwissenschaft: Dieses Kapitel, leider nur kurz angerissen im vorliegenden Auszug, vermutlich untersucht die Bedeutung von Sondersprachen wie Rotwelsch für die Sprachwissenschaft im Allgemeinen. Es legt den Fokus wahrscheinlich auf die methodischen Ansätze und theoretischen Fragestellungen, die sich aus der Untersuchung solcher marginaler Sprachformen ergeben.
Schlüsselwörter
Rotwelsch, Liber Vagatorum, Sondersprache, Geheimsprache, Frühneuhochdeutsch, Sprachwissenschaft, Soziolinguistik, Kriminologie, Etymologie, Vagabunden, Gauner, Bettler, Wortbildung, Morphologie, Phonologie.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zum Liber Vagatorum und Rotwelsch
Was ist der Inhalt dieses Textes?
Dieser Text bietet eine umfassende Vorschau auf eine sprachwissenschaftliche Arbeit über Rotwelsch, eine Sondersprache von Vagabunden und Kriminellen, mit besonderem Fokus auf das „Liber Vagatorum“. Er enthält ein Inhaltsverzeichnis, die Zielsetzung und Themenschwerpunkte, Zusammenfassungen der Kapitel und Schlüsselwörter. Der Text beleuchtet die historische Entwicklung von Rotwelsch, seine sprachlichen Merkmale und seine soziolinguistische Funktion als Geheimsprache. Ein Schwerpunkt liegt auf der Analyse des „Liber Vagatorum“ als wichtige Quelle für die Rotwelschforschung.
Was ist Rotwelsch?
Rotwelsch wird im Text als Sondersprache von Vagabunden und Kriminellen definiert. Es wird dessen Bedeutung für die sprachwissenschaftliche und kriminologische Forschung hervorgehoben. Der Text untersucht die Entstehung und Funktion von Rotwelsch sowie seine sprachlichen Besonderheiten.
Was ist das „Liber Vagatorum“?
Das „Liber Vagatorum“ ist der zentrale Gegenstand der Arbeit. Der Text beschreibt es als eine wichtige Quelle für die Rotwelschforschung und untersucht seine Rezeptionsgeschichte, mögliche Autorschaft und Entstehungsort, seinen formalen Aufbau und seine sprachlichen Eigenheiten in Phonologie und Morphologie. Seine sprachliche Analyse wird mit seiner soziohistorischen Einbettung in die Welt der Vagabunden und Kleinkriminellen der Frühneuzeit verbunden.
Welche Themen werden im Text behandelt?
Die Arbeit behandelt die historische Entwicklung und den Wandel von Rotwelsch, die sprachlichen Merkmale und Strukturen von Rotwelsch, die soziolinguistische Funktion von Rotwelsch als Geheimsprache, die Bedeutung des „Liber Vagatorum“ als Quelle für die Rotwelschforschung und die Etymologie des Wortes "Rotwelsch". Die sprachliche Analyse umfasst Wortbildung, Morphologie, Phonologie und Vokalismus.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit umfasst mindestens drei Kapitel: „Die Sondersprache des Rotwelschen“, „Rotwelsch und das Liber Vagatorum“ und „Zum Verhältnis von Sondersprachen und Sprachwissenschaft“. Das erste Kapitel führt in die Thematik ein. Das zweite Kapitel befasst sich ausführlich mit dem „Liber Vagatorum“, seinen sprachlichen Besonderheiten und seinem soziohistorischen Kontext. Das dritte Kapitel behandelt vermutlich die Bedeutung von Sondersprachen für die Sprachwissenschaft im Allgemeinen.
Welche Schlüsselwörter sind relevant?
Schlüsselwörter sind: Rotwelsch, Liber Vagatorum, Sondersprache, Geheimsprache, Frühneuhochdeutsch, Sprachwissenschaft, Soziolinguistik, Kriminologie, Etymologie, Vagabunden, Gauner, Bettler, Wortbildung, Morphologie, Phonologie.
Welche Zielsetzung verfolgt die Arbeit?
Die Arbeit zielt darauf ab, die Entstehung und Funktion von Rotwelsch zu erklären und die sprachlichen Besonderheiten des „Liber Vagatorum“ zu analysieren. Sie untersucht die historische Entwicklung von Rotwelsch und seine sprachlichen Strukturen sowie seine soziolinguistische Funktion als Geheimsprache. Die Bedeutung des "Liber Vagatorum" als Quelle für die Rotwelschforschung wird ebenfalls beleuchtet.
- Quote paper
- Anton Band (Author), 2010, Rotwelsch und das Liber Vagatorum, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/181148