Bei der Betrachtung des Prozesses der Staatenbildung in Hispanoamerika wird deutlich, dass seit Mitte des 18. Jahrhunderts eine wachsende Entfremdung der Kreolen vom Mutterland Spanien zu beobachten ist. Daraus resultierten Forderungen nach größerer politischer Autonomie. Vor allem durch die bourbonischen Reformen zeigte sich Hispanoamerika mit seinen Regionen als abhängige Kolonien, die dementsprechend behandelt wurden.
Die starke wirtschaftliche Ausbeutung Hispanoamerikas zum Nutzen Spaniens machten eine Identifikation mit dem Mutterland immer schwieriger. Das wachsende Bewusstsein politisch benachteiligt und wirtschaftlich abhängig zu sein führte unzweifelhaft zur Frage nach der Legitimität der spanischen Herrschaft.
Vor allem wirkten Separationsbewegungen der englischen Kolonien in Nordamerika und auch die französische Revolution stimulierend auf politische Entscheidungen, aber die gesellschaftlichen Auswirkungen der französischen Revolution und besonders die blutigen Rassenkämpfe auf Haiti wirkten furchteinflößend und ließen keine Änderungen der starren sozialen Struktur zu. Diese Zurückhaltung ist vor allem damit zu begründen, dass die amerikanischen Kreolen an der Spitze des Loslösungsprozesses standen und nicht die benachteiligte Bevölkerung bzw. die Schicht der Indios und Sklaven. Die Interessen der Kreolen konnten sich gegen Rebellionen der unteren Schichten durchsetzen.
Für den Charakter der Unabhängigkeitsbewegung ist bezeichnend, dass der Zeitpunkt der Unabhängigkeit weniger auf eine innere Dynamik zurückging, sondern vielmehr europäische Ereignisse ihren Ausgang bestimmten: „ The abduction of King Ferdinand VII by Napoleon in 1808 and the subsequent formation of regional juntas in Spain created a new context for widening the options of Spanish American colonies“. Demnach war der entscheidende Auslöser für die Unabhängigkeit Lateinamerikas die äußere Bedrohung und Besetzung des Mutterlandes Spanien durch napoleonische Truppen.
Nachfolgend soll in dieser Hausarbeit die erste Phase der Unabhängigkeitsbewegungen in den historischen Gesamtzusammenhang eingeordnet werden, indem eine Darstellung der Ereignisse in Spanien erfolgt, da die Unabhängigkeitsprozesse in Hispanoamerika im Mutterland ausgelöst wurden und nicht in den Kolonien selbst. Mit der Beschreibung der Ereignissen auf der iberischen Halbinsel soll der Mechanismus verdeutlicht werden, der zum Loslösungsprozess der Kolonien führte...
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Junta-Bewegungen als Akt des Widerstands gegen die französische Besetzung
- Die Junta-Bewegung in Spanien
- Napoleonische Besetzung Spaniens
- Der organisierte Widerstand
- Die Junta-Bewegung in Hispanoamerika
- Die Junta-Bewegung in Spanien
- Die „patria boba“ in Neu-Granada
- Unabhängigkeitsaktionen in Neu-Granada
- Rivalitäten um die Führungsrolle im Virreinato de Nueva Granada
- Schlussbemerkung
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit befasst sich mit der ersten Phase der Unabhängigkeitsbewegungen in Neu-Granada, einem Teil des Virreinato de Nueva Granada, und analysiert die Ursachen und Hintergründe des Scheiterns der „patria boba“, einer frühen Phase der Unabhängigkeitsbestrebungen. Die Arbeit beleuchtet die Rolle der Junta-Bewegungen in Spanien und Hispanoamerika als Reaktion auf die napoleonische Besetzung Spaniens und untersucht die Auswirkungen dieser Bewegungen auf die politische und soziale Situation in Neu-Granada.
- Die Rolle der Junta-Bewegungen in Spanien und Hispanoamerika als Reaktion auf die napoleonische Besetzung Spaniens
- Die Entstehung und Entwicklung der „patria boba“ in Neu-Granada
- Die Ursachen für das Scheitern der „patria boba“
- Die Bedeutung der Rivalitäten um die Führungsrolle im Virreinato de Nueva Granada
- Die Auswirkungen der Unabhängigkeitsbestrebungen auf die politische und soziale Situation in Neu-Granada
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt den historischen Kontext der Unabhängigkeitsbewegungen in Hispanoamerika dar und beleuchtet die wachsende Entfremdung der Kreolen vom Mutterland Spanien. Sie zeigt auf, wie die bourbonischen Reformen und die wirtschaftliche Ausbeutung Hispanoamerikas zum Nutzen Spaniens die Unzufriedenheit der Kreolen verstärkten und zur Frage nach der Legitimität der spanischen Herrschaft führten.
Das zweite Kapitel widmet sich den Junta-Bewegungen in Spanien und Hispanoamerika als Akt des Widerstands gegen die französische Besetzung. Es beschreibt die Situation in Spanien, die zur napoleonischen Besetzung führte, und analysiert den organisierten Widerstand des spanischen Volkes. Anschließend wird die Junta-Bewegung in Hispanoamerika beleuchtet, die das Ziel verfolgte, weitreichende Autonomie gegenüber den spanischen Zentralbehörden zu erlangen.
Das dritte Kapitel konzentriert sich auf die „patria boba“ in Neu-Granada. Es beschreibt die Unabhängigkeitsaktionen in Neu-Granada und analysiert die Rivalitäten um die Führungsrolle im Virreinato de Nueva Granada. Dieses Kapitel beleuchtet die Ursachen für das Scheitern der „patria boba“ und die Auswirkungen der Unabhängigkeitsbestrebungen auf die politische und soziale Situation in Neu-Granada.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Unabhängigkeitsbewegungen in Hispanoamerika, die Junta-Bewegungen, die napoleonische Besetzung Spaniens, die „patria boba“ in Neu-Granada, die Rivalitäten um die Führungsrolle im Virreinato de Nueva Granada, die Kreolen, die bourbonischen Reformen und die wirtschaftliche Ausbeutung Hispanoamerikas.
- Arbeit zitieren
- Fida Diego (Autor:in), 2011, Die erste Phase der Unabhängigkeitsbewegungen in Neu-Granada, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/181214