Der 'Selbstmord' galt im Europa der Frühen Neuzeit prinzipiell als Straftat und Sünde. Dies hatte eine lange Tradition, welche besonders durch das Christentum geprägt war und dem darin eingeschriebenen Tötungsverbot folgte: „Dürfen wir andere nicht tödten, so dürfen wir auch nicht Hand an uns selber legen.“ Die Bewertung der Selbsttötung begann sich jedoch im Zeitalter der Aufklärung zu ändern. Die Freisetzung der Individuen ermöglichte einen neuen Diskurs um die Freiheit zum selbst gewählten Tod. Individualisierung, Autonomie und Selbstbestimmung konnten so auch einen positiven Bezug auf die Selbsttötung als Signatur der Freiheit zur Folge haben. Ausgehend vom Wissen über die grundlegende Ablehnung der Selbsttötung in der Frühen Neuzeit und deren Wandel während der Zeit der Aufklärung, soll in der vorliegenden Arbeit der Relation von Selbsttötung und Moral nachgegangen werden. Wurde durch den philosophischen Diskurs der Aufklärung der 'Selbstmord' zum moralisch legitimen 'Freitod'?
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Suizid und Moral im Diskurs der Aufklärung
- Säkularisierung und Individualisierung der Selbsttötung
- Konträre Positionen
- David Hume und die Freiheit zum Suizid
- Immanuel Kant und die (erneuerte) moralische Verurteilung des 'Selbstmord'
- Die Pflicht zum freiwilligen Tod nach Bischof
- Eine differenzierte Bewertung
- Quellen- und Literaturangaben
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Seminararbeit befasst sich mit der moralischen Legitimität der Selbsttötung im Diskurs der Aufklärung. Sie untersucht, ob der 'Selbstmord' durch den philosophischen Diskurs der Aufklärung zum moralisch legitimen 'Freitod' wurde. Die Arbeit analysiert die Veränderungen in der Bewertung der Selbsttötung im Kontext der Säkularisierung und Individualisierung, die im 18. Jahrhundert einsetzten. Sie beleuchtet die konträren Positionen von David Hume und Immanuel Kant, die für die moralische Verteidigung bzw. Verurteilung des 'Selbstmords' stehen. Die Arbeit untersucht auch die Position von K.J. Bischof, die eine Synthese aus beiden Positionen darstellt und eine moralische Legitimation der Selbsttötung auf der Grundlage von Kants Moralbegriff liefert.
- Säkularisierung und Individualisierung als Einflussfaktoren auf die Bewertung der Selbsttötung
- Konträre Positionen von David Hume und Immanuel Kant zur moralischen Legitimität des 'Selbstmords'
- Die Pflicht zum freiwilligen Tod nach Bischof als Synthese der Positionen von Hume und Kant
- Die Komplexität der moralischen Bewertung der Selbsttötung im Diskurs der Aufklärung
- Die Frage nach den Umständen und Gründen, die für oder gegen eine bestimmte Art der Selbsttötung sprechen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Forschungsfrage nach der moralischen Legitimität der Selbsttötung im Diskurs der Aufklärung. Sie beleuchtet die historische Entwicklung der Bewertung der Selbsttötung von der Frühen Neuzeit bis zur Aufklärung und die Bedeutung der Begriffe 'Selbstmord' und 'Freitod'.
Das Kapitel 'Suizid und Moral im Diskurs der Aufklärung' untersucht die Veränderungen in der Bewertung der Selbsttötung im Kontext der Säkularisierung und Individualisierung. Es analysiert die konträren Positionen von David Hume und Immanuel Kant, die für die moralische Verteidigung bzw. Verurteilung des 'Selbstmords' stehen. Das Kapitel beleuchtet auch die Position von K.J. Bischof, die eine Synthese aus beiden Positionen darstellt und eine moralische Legitimation der Selbsttötung auf der Grundlage von Kants Moralbegriff liefert.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Selbsttötung, den Suizid, die Moral, die Aufklärung, die Säkularisierung, die Individualisierung, David Hume, Immanuel Kant, K.J. Bischof, die Freiheit zum Tod, die Pflicht zum freiwilligen Tod und die moralische Legitimität der Selbsttötung.
- Quote paper
- Daniel Schuch (Author), 2011, Die moralische Legitimität der Selbsttötung im Diskurs der Aufklärung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/181282