In einem semantischen Modell, das den Faktor Zeit beinhalten soll, müssen neue Elemente hinzugefügt werden. Eine Menge T von Zeitpunkten t1, t2, t3 etc. können von der Sprechzeit aus betrachtet in der Vergangenheit oder Zukunft liegen. Zur Sortierung der Abfolge jener Zeitpunkte muss eine Ordnungsrelation liegt vor oder liegt nach über der Menge T definiert werden: t1 < t2 bedeutet somit, dass der Zeitpunkt t1 zeitlich vor dem Zeitpunkt t2 liegt. Zeitachse T: [Abbildung in Downloaddatei vorhanden]
Bei genauer Betrachtung dieses einfachen temporalen Modells zeigt sich, dass es zur Darstellung bestimmter Ereignisse oder Handlungen nicht ausreicht: Zu einem bestimmten Zeitpunkt t1 lässt sich zwar bewerten, ob etwa der Satz Helga tanzt wahr ist. Die Punktualität der Zeitachse mit den Punkten t1, t2, t3 etc. entspricht im Grunde jedoch nicht dem Tanz-Ereignis, das stets über einen längeren Zeitraum ausgedehnt stattfindet. Will man die Bedeutung von tanzen ermitteln, so ist ein Modell, dessen wesentliche Bestandteile Zeitpunkte sind, nicht hinreichend. Die vorliegende Arbeit wird daher ein temporales Modell darstellen, dessen Grundelemente nicht Zeitpunkte sondern Zeitintervalle sein sollen, mit dessen Hilfe sich beispielsweise das Ereignis tanzen darstellen lassen kann. Die Darstellung und Syntax soll hierbei insbesondere aus Horst Lohnsteins Einführung „Formale Semantik und natürliche Sprache“ entnommen sein.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die grundlegende Einheit temporaler Bezüge
- Zeitintervalle
- Definition eines Zeitintervalls
- Randpunkte eines Intervalls
- Wahrheitsintervalle
- Erweiterung des temporalen Modells
- Temporale Strukturen verbaler Prädikate
- Literatur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit präsentiert ein temporales Modell, das Zeitintervalle als grundlegende Einheiten verwendet, im Gegensatz zu traditionellen Modellen, die auf Zeitpunkten basieren. Das Ziel ist es, die Adäquatheit dieses Ansatzes zur Darstellung von Ereignissen, Situationen und Zuständen zu demonstrieren, die eine zeitliche Ausdehnung aufweisen. Die Arbeit stützt sich dabei auf die formale Semantik und die Darstellung von Horst Lohnstein.
- Die Unzulänglichkeit von Zeitpunkten zur Modellierung zeitlicher Ausdehnung von Ereignissen.
- Die Einführung von Zeitintervallen als grundlegende semantische Einheiten.
- Die Anwendung des Zeitintervall-Modells zur Analyse verbaler Prädikate.
- Die Darstellung von Prozessen und ihrer Wahrheitsbedingungen im Kontext von Zeitintervallen.
- Die syntaktische Darstellung basierend auf Lohnsteins „Formale Semantik und natürliche Sprache“.
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung führt in die Problematik ein, dass ein rein auf Zeitpunkten basierendes semantisches Modell unzureichend ist, um Ereignisse mit zeitlicher Ausdehnung zu beschreiben. Es wird argumentiert, dass ein Modell, das Zeitintervalle als grundlegende Einheiten verwendet, besser geeignet ist, um die Bedeutung von Verben wie „tanzen“ zu erfassen, da diese Ereignisse nicht punktuell, sondern über einen Zeitraum stattfinden. Die Arbeit kündigt an, ein solches Modell vorzustellen, das auf den Arbeiten von Horst Lohnstein basiert.
Die grundlegende Einheit temporaler Bezüge: Dieses Kapitel vertieft die Kritik an der Verwendung von Zeitpunkten als grundlegende Einheiten in semantischen Modellen. Es argumentiert, dass Ereignisse, Situationen und Zustände eine intrinsische zeitliche Ausdehnung haben und daher nicht adäquat durch einzelne Zeitpunkte repräsentiert werden können. Am Beispiel des Satzes „Helga tanzt“ wird veranschaulicht, wie die Betrachtung einzelner Zeitpunkte zu einem unvollständigen Verständnis des Ereignisses führt, während die Betrachtung eines Zeitintervalls notwendig ist, um das Ereignis im Ganzen zu erfassen. Der Unterschied zwischen einer Fotografie und einer Filmaufnahme wird als Metapher verwendet, um die Bedeutung der zeitlichen Ausdehnung zu verdeutlichen.
Zeitintervalle: Dieses Kapitel geht detailliert auf die Definition und Eigenschaften von Zeitintervallen ein, beginnend mit der Definition eines Zeitintervalls selbst, einschließlich der Betrachtung seiner Randpunkte und der Einführung des Konzepts von Wahrheitsintervallen. Das Kapitel erweitert das temporale Modell durch die Integration von Zeitintervallen, um eine adäquate Darstellung von Ereignissen und Prozessen zu ermöglichen. Die Erweiterung des temporalen Modells wird präzise definiert, und die Bedeutung der Konzepte wird sorgfältig erläutert.
Temporale Strukturen verbaler Prädikate: Dieses Kapitel untersucht, wie die zuvor eingeführten Zeitintervalle in der Analyse von verbalen Prädikaten angewendet werden können. Es zeigt, wie das Zeitintervall-Modell eine präzisere und umfassendere Darstellung von Ereignissen und Prozessen ermöglicht, im Gegensatz zu Modellen, die sich auf Zeitpunkte konzentrieren. Der Schwerpunkt liegt auf der Verknüpfung von semantischen und syntaktischen Aspekten der Zeitrepräsentation in der Sprache. Die spezifischen Anwendungen des Modells und deren Implikationen werden ausführlich diskutiert.
Schlüsselwörter
Zeitintervall-Semantik, Temporale Semantik, Formale Semantik, Zeitpunkte, Zeitintervalle, Ereignisse, Prozesse, Zustände, Wahrheitswerte, Verbsemantik, Lohnstein.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Temporale Semantik mit Zeitintervallen
Was ist das zentrale Thema dieser Arbeit?
Die Arbeit präsentiert ein neues temporales Modell, das im Gegensatz zu traditionellen Modellen, die auf Zeitpunkten basieren, Zeitintervalle als grundlegende semantische Einheiten verwendet. Das Ziel ist es, die Vorteile dieses Ansatzes für die Darstellung von Ereignissen, Situationen und Zuständen mit zeitlicher Ausdehnung zu demonstrieren.
Warum ist die Verwendung von Zeitpunkten unzureichend?
Die Arbeit argumentiert, dass Ereignisse, Situationen und Zustände eine intrinsische zeitliche Ausdehnung besitzen. Ein rein auf Zeitpunkten basierendes Modell kann diese Ausdehnung nicht adäquat erfassen und führt zu einem unvollständigen Verständnis, besonders bei Ereignissen, die sich über einen Zeitraum erstrecken (z.B. "Helga tanzt").
Was sind die Hauptkomponenten des Zeitintervall-Modells?
Das Modell basiert auf der Definition und den Eigenschaften von Zeitintervallen, einschließlich der Betrachtung ihrer Randpunkte und der Einführung von Wahrheitsintervallen. Es erweitert das traditionelle temporale Modell, um Ereignisse und Prozesse umfassender darzustellen. Die Arbeit beschreibt detailliert die Definition eines Zeitintervalls und seine Anwendung in der semantischen Analyse.
Wie wird das Zeitintervall-Modell auf verbale Prädikate angewendet?
Das Kapitel "Temporale Strukturen verbaler Prädikate" zeigt, wie das Zeitintervall-Modell die Analyse verbaler Prädikate verbessert. Es ermöglicht eine präzisere und umfassendere Darstellung von Ereignissen und Prozessen im Vergleich zu Modellen, die sich auf Zeitpunkte konzentrieren. Die Arbeit betont die Verknüpfung von semantischen und syntaktischen Aspekten der Zeitrepräsentation.
Welche Literatur wird verwendet?
Die Arbeit stützt sich auf die formale Semantik und die Arbeiten von Horst Lohnstein ("Formale Semantik und natürliche Sprache"), dessen Ansatz zur syntaktischen Darstellung als Basis dient.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Schlüsselwörter umfassen: Zeitintervall-Semantik, Temporale Semantik, Formale Semantik, Zeitpunkte, Zeitintervalle, Ereignisse, Prozesse, Zustände, Wahrheitswerte, Verbsemantik, Lohnstein.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in folgende Kapitel: Einleitung, Die grundlegende Einheit temporaler Bezüge, Zeitintervalle (inkl. Definition, Randpunkte, Wahrheitsintervalle und Modell-Erweiterung), Temporale Strukturen verbaler Prädikate und Literatur.
Was ist das Ziel der Arbeit?
Das Hauptziel ist die Demonstration der Adäquatheit eines auf Zeitintervallen basierenden Modells zur Darstellung zeitlich ausgedehnter Ereignisse, Situationen und Zustände. Es soll gezeigt werden, dass dieses Modell im Vergleich zu Modellen, die nur Zeitpunkte betrachten, ein vollständigeres und präziseres Verständnis ermöglicht.
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- Michael Kaiser (Author), 2002, Zeitintervall-Semantik, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/18133