Otto von Bismarck betonte in seinen Reden vor dem Herrenhaus verstärkt, dass die Maigesetze Kampfmittel waren. Kampfmittel, die dazu dienen sollten, zu einem Frieden mit der Kirche zu kommen und diese mit Hilfe starker Sanktionen gefügig zu machen.
Hierbei stellt sich jedoch die Frage, warum es denn einen Anlass für einen solchen Friedensschluss gab.
Die Entwicklung in der Gesellschaft schritt im 19. Jahrhundert zügig voran. Neue Ideen in nationaler sowie liberaler Hinsicht kamen in der Bevölkerung auf. Da der Liberalismus atheistisch und materialistisch ausgeprägt war, spielte die konservative Kirche nun eine immer abnehmendere Rolle im Leben der Bürger. Auch die allgemeinen Ansichten im Volk im Bezug auf Vernunft, Philosophie, Fortschritt und Religion begannen sich zunehmend von den Ansichten der Kirche zu unterscheiden. Die Säkularisierung von Kircheneigentum hatte die Finanzkraft der Kirche geschwächt und der zentralisierte bürokratische Staat stellte eine Gefahr für die kirchliche Hierarchie dar. Die Naturwissenschaft stellte die katholische Glaubenskraft mit neuen Erkenntnissen immer mehr in Frage und auch die Industrialisierung ging mit einer sozialen Umwälzung einher.
So kam es, dass der Einfluss der Kirche auf die Gesellschaft immer geringer wurde. Natürlich widersetzte sich diese und versuchte 1864 mit der Enzyklika „Syllabus errorum“, einer Aufzählung 80 gesellschaftlicher Irrtümer, die sich mit der Lehre der Kirche nicht vereinbaren ließen, gegen die modernen Ideen des 19. Jahrhunderts vorzugehen. Auf diese Weise versuchte die Kirche ihre Machtstellung zu sichern. Die Enzyklika war eine klare Kampfansage an die modernen Ideen mit der eindeutigen Aussage, dass die Kirche keinesfalls eine Entwicklung dulden würde, die den kirchlichen Lehren widersprechen würde.
Inhaltsverzeichnis
- A) Einleitung
- B) Die Intentionen der Maigesetze
- 1.) Entfremdung zwischen Staat und Kirche
- 2.) Trennung der Geistlichen von der römischen Kurie
- 3.) Staatsaufsicht gegenüber der Kirche
- 4.) Wohlwollen gegenüber Kirchengegnern
- 5.) Hauptanliegen der Maigesetzgebung
- C) Direkte Auswirkungen der Maigesetze
- D) Entwicklung der Maigesetze im Verlauf des Kulturkampfes
- E) Frage nach der Effektivität der Maigesetzgebung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die Intentionen der Maigesetze, die im Rahmen des Kulturkampfes von Otto von Bismarck erlassen wurden. Das Hauptziel der Arbeit ist es, die Ziele und Motive Bismarcks bei der Einführung dieser Gesetze aufzuzeigen sowie ihre direkte und indirekte Wirkung auf die Beziehungen zwischen Staat und Kirche zu analysieren.
- Die Entfremdung zwischen Staat und Kirche im 19. Jahrhundert
- Bismarcks Ziel der Trennung der deutschen Geistlichen von der römischen Kurie
- Die Rolle der päpstlichen Unfehlbarkeit im Kulturkampf
- Die Auswirkungen der Maigesetze auf die Kirchenorganisation und -disziplin
- Die Effektivität der Maigesetzgebung im Hinblick auf Bismarcks Ziele
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung bietet eine Einführung in die Thematik und die Bedeutung der Maigesetze im Kontext des Kulturkampfes. Anschließend werden die Intentionen der Maigesetze im Detail beleuchtet, wobei die wichtigsten Ziele Bismarcks, wie die Trennung der Geistlichen von der römischen Kurie und die Etablierung einer staatlichen Aufsicht über die Kirche, im Vordergrund stehen. Die Auswirkungen der Maigesetze auf die Kirchenorganisation und -disziplin werden ebenfalls betrachtet, wobei die Entstehung der Altkatholiken als ein Ergebnis der Gesetzgebung hervorgehoben wird. Das Kapitel über die Entwicklung der Maigesetze im Verlauf des Kulturkampfes beleuchtet die Anpassung und Weiterentwicklung dieser Gesetze im Laufe der Auseinandersetzung zwischen Staat und Kirche. Schließlich wird die Frage nach der Effektivität der Maigesetzgebung diskutiert, wobei sowohl die erzielten Erfolge als auch die unbeabsichtigten Folgen der Gesetzgebung analysiert werden.
Schlüsselwörter
Kulturkampf, Otto von Bismarck, Maigesetze, Staatskirche, römische Kurie, päpstliche Unfehlbarkeit, Altkatholiken, Kirchenorganisation, Kirchendisziplin, Staatsaufsicht, Trennung von Staat und Kirche.
- Citation du texte
- Alexander Hofstetter (Auteur), 2004, Bismarck und der Kulturkampf: Die Intention der Maigesetze, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/181366