Sowohl in der antiken als auch in der neuen Ethik wirft der Begriff „höchstes Gut“ die Frage nach menschlichem Glück auf und gibt darauf Antwort. Auf den ersten Blick scheint es, als ob Kants kritische Ethik keinerlei Bezug zum höchsten Gut besitzt, weil sie für formal gehalten wurde und Glückseligkeit, die einen notwenigen Bestandteil des höchsten Guts darstellt, ignoriert wurde. Dennoch sind Moralischer Vernunftglaube, Hoffnung und Gott eng mit dem Begriff des höchsten Guts verbunden. Der Begriff nahm im Altertum sowie im Mittelalter einen hohen Stellenwert ein. Augustinus verstand Gott beispielsweise ontologisch als höchstes Glück und Gut des Menschen. Anselm von Canterbury setzte das höchste Gut mit dem höchsten Wesen gleich und Thomas von Aquin sah das höchste Gut als Seinsgrund aller Dinge an. Das Kanonkapitel in der Kritik der reinen Vernunft, das sich mit dem höchsten Gut beschäftigt, erfuhr seitens der Forschung lange Zeit kaum Beachtung oder wurde als weniger wichtig deklariert, obwohl hier wichtige Bestandteile kant‘scher Philosophie in ihren Grundzügen auftauchen.
Erst seit den 70er Jahren finden sich vermehrt Publikationen zu diesem Thema. In Düsings Untersuchung erfolgt eine epochale Trennung des höchsten Guts: Die frühere Lehre des höchsten Guts hält er für das Prinzip zur Ausführung der Ethik, die er zum Zeitpunkt der Kritik der reinen Vernunft sieht, welche ihren praktischen Charakter in der zweiten Kritik entfaltet und später keinen Bestandteil kant‘scher Ethik bildet. Trotzdem muss sie als Konsequenz seiner reifen Ethik angesehen werden, die sich durch die Anwendung von Prinzipien der Sittlichkeit entfaltet. Habichler7untersucht, inwieweit der Begriff des höchsten Guts kompatibel oder deckungsgleich mit dem Begriff „Reich Gottes“ ist und kommt zu dem Schluss, dass sich durchaus erste Andeutungen finden lassen,...
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Das „höchste Gut“ in der Kritik der reinen Vernunft.
- Die Unschärfe des „höchsten Guts“ in der ersten Kritik
- Das „höchste Gut“ als moralische Welt.
- Wollen und Sollen...
- Die doppelte Konzeption des höchsten Guts
- Resümee
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Text beleuchtet den Begriff des „höchsten Guts“ in Immanuel Kants Kritik der reinen Vernunft. Er untersucht die Problematik dieses Begriffs und dessen Bedeutung im Kontext der Kantischen Moralphilosophie. Der Fokus liegt auf der Analyse des Kanonkapitels in der Kritik der reinen Vernunft und der Bedeutung von Glückseligkeit und Sittlichkeit im Zusammenhang mit dem „höchsten Gut“.
- Die Unschärfe des „höchsten Guts“ in der ersten Kritik
- Das „höchste Gut“ als moralische Welt
- Die Rolle von Glückseligkeit und Sittlichkeit im Zusammenhang mit dem „höchsten Gut“
- Die Bedeutung des Kanonkapitels in Kants Philosophie
- Der Begriff des „höchsten Guts“ im Kontext der Geschichte der Ethik
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Das Kapitel führt den Leser in das Thema des „höchsten Guts“ ein und beleuchtet dessen Bedeutung in der Geschichte der Ethik. Es wird betont, dass Kants kritische Ethik, obwohl formal betrachtet, einen engen Bezug zum Begriff des „höchsten Guts“ aufweist.
- Das „höchste Gut“ in der Kritik der reinen Vernunft: Dieses Kapitel widmet sich der Analyse des „höchsten Guts“ in Kants Kritik der reinen Vernunft. Es werden die Unschärfen des Begriffs in der ersten Kritik sowie die Charakterisierung als moralische Welt beleuchtet.
- Die Unschärfe des „höchsten Guts“ in der ersten Kritik: Dieses Kapitel analysiert die Unschärfe des „höchsten Guts“ im ersten Teil der Kritik der reinen Vernunft. Es wird die methodische Vorgehensweise Kants und die Bedeutung des zweiten Abschnitts der Methodenlehre beleuchtet.
- Das „höchste Gut“ als moralische Welt: Das Kapitel konzentriert sich auf die Charakterisierung des „höchsten Guts“ als moralische Welt. Es werden verschiedene Bezeichnungen des Begriffs und dessen Bedeutung im Kontext der Kantischen Ethik erörtert.
Schlüsselwörter
Der Text konzentriert sich auf den Begriff des „höchsten Guts“ in Kants Kritik der reinen Vernunft. Wichtige Schlüsselwörter sind: „höchstes Gut“, „moralische Welt“, „Glückseligkeit“, „Sittlichkeit“, „Kanonkapitel“, „Kritik der reinen Vernunft“, „praktische Vernunft“, „theoretische Vernunft“, „Gottesbeweis“, „Willensfreiheit“, „Unsterblichkeit der Seele“, „Reich Gottes“. Die Analyse des „höchsten Guts“ erfolgt im Kontext der Kantischen Ethik und ihrer philosophischen Grundlegung.
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- Martin Rybarski (Author), 2011, Der Begriff des „höchsten Guts“ im Kanonkapitel der reinen Vernunft und dessen Problematik, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/181401