Die Darstellung der Reformation und ihrer Gegner in Gottfried Kellers Novelle "Ursula"


Seminararbeit, 2007

21 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe

Inhalt

1. Einleitung

2. Geschichtliche Hintergründe
2.1 Die Schweizer Reformation zwischen 1519 und 1531
2.2 Ulrich Zwing

3. Die Darstellung der Reformation in Gottfried Kellers Novelle „Ursula“
3.1 Die Darstellung Ulrich Zwinglis
3.2 Hansli Gyr

4. Die Gegner der Reformation in Gottfried Kellers Novelle „Ursula“
4.1 Die Täuferbewegung
4.2 Das Bild der Täufer in Kellers Novelle „Ursula“
4.3 Ursula

5. Vergleich der Darstellungen der Reformation und ihrer Gegner

6. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

In dieser Hausarbeit werde ich mit Gottfried Kellers Novelle „Ursula“ befassen, welche 1877 als Teil der Züricher Novellen erschienen ist. Sie spielt im Zeitraum zwischen 1523 und 1531, zur Anfangszeit der Reformation in der Schweiz.

Die Handlung in ihren groben Zügen lässt sich recht schnell wiedergeben. Der junge Söldner Hansli Gyr kehrt aus Italien zurück, wo er und sein Regiment noch in Diensten des Papstes siegreich gekämpft haben. Seine Eltern sind während seiner Abwesenheit verstorben und er kehrt auf den elterlichen Hof zurück in der Absicht, die Nachbarstochter Ursula zu heiraten. Von den bisherigen Ereignissen der Reformation weiß er noch nicht viel. Als er Ursula unter dem geistigen Einfluss einer Sekte, der auch ihr Vater angehört findet, verlässt er den Hof wieder und geht nach Zürich. Dort lernt er Ulrich Zwingli und dessen Reformationsarbeit kennen, schließt sich ihm an und unterstützt die Seite der Reformation auch im ersten und zweiten Kappelerkrieg. Den Kontakt zu Ursula verliert er vorübergehend, trifft sie jedoch mehrmals wieder. Sie folgt ihm trotz ihres Verwirrungszustandes heimlich zum Schlachtfeld bei Kappel. Nach der Schlacht, in welcher Zwingli getötet und Hansli Gyr verwundet wird, erlangt sie ihre geistige Gesundheit wieder und pflegt Hansli gesund. Anschließend heiraten Hansli und Ursula und bewirtschaften gemeinsam den Hof ihrer Eltern.

Ziel dieser Hausarbeit ist es, die verschiedenen Darstellungen der Reformation und ihrer Gegner innerhalb von „Ursula“ herauszuarbeiten. Dazu werde ich zunächst kurz auf die Geschichte der schweizerischen Reformation unter Ulrich Zwingli und auf dessen Biografie eingehen. Anschließend werde ich die Darstellung der wichtigsten Vertreter der Reformation in „Ursula“, Ulrich Zwingli und Hansli Gyr, herausarbeiten. Dann werde ich auf die Glaubensbewegung der Täufer und daraufhin deren Darstellung durch Gottfried Keller herausarbeiten, um abschließend die Gesamtbilder der Reformatoren und ihrer Gegner miteinander zu vergleichen.

2. Geschichtliche Hintergründe

2.1 Die Schweizer Reformation zwischen 1519 und 1531

Die Reformation in der Schweiz fand in etwa im Zeitraum von 1519 bis zum Ende des Zweiten Villmerkrieges 1712 statt. Da die in dieser Hausarbeit behandelte Novelle „Ursula“ lediglich die Zeit von 1523 bis 1531 detailliert wiedergibt, wird dieser kurze Geschichtsabriss ebenfalls mit Zwinglis Todesjahr enden.

Ulrich Zwingli wirkte ab 1519 als Prediger in Zürich. Unter anderem durch seinen Einfluss kam es 1521 zu der Entscheidung Zürichs, Frankreich keine Anwerbung von Söldnern mehr zu erlauben, ein zu dem Zeitpunkt einzigartiger Standpunkt innerhalb der Alten Eidgenossenschaft.

Im Jahre 1522 kam es zu einem Konflikt zwischen Ulrich Zwingli und Hugo von Hohenlandenberg, dem Bischof von Konstanz. Auslöser der Streitigkeit war ein Verstoß gegen das Fastengebot. Zwingli lehnte eine Bestrafung desselben ab, da das Fastengebot seiner Meinung nach nicht aus dem Evangelium begründet werden konnte. Zwar gab ihm der kleine Rat Zürichs Unrecht, der große Rat unterstützte ihn jedoch. Im Folgenden veröffentlichte Zwingli seine Anliegen in mehreren Schriften.

Daraufhin der Ketzerei bezichtigt gelang es ihm am 29. Januar 1523 in der ersten Züricher Disputation, sich gegen die Abgeordneten des Bischofs von Konstanz durchzusetzen und den ihm gemachten Vorwurf zu entkräften. Im selben Jahr noch kam es zur 2. Züricher Disputation, welche von 26. bis zum 29 Oktober stattfand. Es wurde über Bilddarstellungen im Gottesdienst und die Messe verhandelt und beschlossen, dass alle Bilder und Altäre aus den Kirchen binnen eines halben Jahres entfernt werden sollten, da sich die christliche Lehre nach Auslegung Zwinglis auf das Wort, also die Bibel, allein gründen sollte. Der sogenannte Bildersturm war die Folge dieses Beschlusses, auch wurden die Klöster aufgehoben und die Messe wurde verändert, bevor sie in der zweiten Züricher Disputation vom 13. und 14. Januar 1524 gänzlich abgeschafft wurde. Die durch die Säkularisation der Klöster und die Beschlagnahmung von kirchlichem Besitz erlangten Gelder wurden sowohl zur Sanierung der allgemeinen Finanzen als auch für Armenfürsorge und Bildung verwandt. Das Zölibat wurde aufgehoben, ein neuer Pfarrstand, welcher sich an der Schrift orientieren sollte, wurde geschaffen.

Nachdem Zürich sich somit für die Reformation entschieden hatte, standen weitere Orte vor dieser Entscheidung. Biel, St. Gallen und Schaffhausen stellten sich rasch auf die Seite der Zürcher, Basel und Mülhausen folgten, sowie 1528 auch Bern. Die Entscheidungen wurden von den Bürgerschaften der jeweiligen Orte getroffen, deren Wortführer stark von Zwingli beeinflusst waren.

Bereits im Jahre 1524 kam es unter den Gegnern der Reformation zum Bund der Fünf Orte, welcher aus Luzern, den Drei Waldstätten und Zug bestand. Während von Zürich ab 1527 durch „Christliche Burgrechte“ ein Bündnissystem nach Art eines Städtebundes erschaffen wurde, in welches auch die deutschen Reichsstädte Konstanz und Straßburg eingebunden waren, verbanden sich die katholischen Fünf Orte 1529 mit Österreich und dem Wallis. Im Juni des Jahres 1529 standen sich Truppen der gegnerischen Parteien bei Kappel gegenüber. Ein schiedsrichterlicher Beschluss verhinderte tatsächliche Kampfhandlungen und führte zum Ersten Kappeler Landfrieden. Ihre Bindung an Österreich mussten die Fünf Orte jedoch aufgeben.

Ulrich Zwingli setzte indes seine Burgrechtspolitik fort und im Jahr 1530 suchten Zürich, Straßburg und Basel Kontakt zu Landgraf Phillipp von Hessen, welcher im Begriff war, die evangelischen Fürstentümer und Städte an einen Tisch zu bringen. Als Ergebnis dessen kam 1531 der Schmalkaldische Bund zustande, der über Straßburg und Konstanz mit dem „Christlichen Burgrecht“ verknüpft war. Zwingli hatte letztlich vorgehabt, eine Allianz gegen Karl V. zu bilden, in welche er Frankreich und Venedig hatte einbeziehen wollen. Am 31. Oktober jedoch wurden das Züricher Aufgebot, bei welchem sich auch Zwingli selber befand, überraschend von den Truppen der Fünf Orte angegriffen und geschlagen. Schlachtschauplatz war wiederum Kappel. Die siegreichen Fünf Orte diktierten den Reformierten den „Zweiten Landfrieden“, welcher zwar das Prinzip des freien Glaubensentscheides berücksichtigte, jedoch auch die Rekatholisierung strategisch wichtiger Orte verlangte und den Fünf Orten zunächst eine Hegemoniestellung innerhalb der Eidgenossenschaft sicherte.[1]

2.2 Ulrich Zwingli

Ulrich Zwingli, einer der wichtigsten Köpfe der Reformation in der Schweiz, wurde am 01. Januar 1484 in Wildhaus im Kanton St. Gallen als Sohn des Lokalpolitikers Johann Ulrich Zwingli und dessen Frau Maria Bruggmann geboren. Er starb am 11. Oktober 1531 im zweiten Kappelerkrieg in Kappel am Albis. Er studierte nach dem Besuch der Lateinschule zunächst in Wien und anschließend in Basel, wo er im Jahre 1506 sein Studium mit dem Titel Magister Artium abschloss.

Im selben Jahr noch wurde er Pfarrer in Glarus, ein Amt, welches er bis 1516 innehatte. Während dieser Zeit bildete er sich fort und begann, vom Humanisten Erasmus von Rotterdam beeinflusst, sich mit den Urtexten der Bibel zu befassen, um deren eigentlichen Sinn zu erkennen. Dennoch blieb er zunächst kirchentreu und stellte sich in Konflikten auf die Seite des Papstes, befürwortete den Söldnerdienst für den Papst und nahm auch als Feldprediger an Feldzügen teil. Nach einer schweren Niederlage der päpstlichen gegen die französischen Truppen in der Schlacht von Marignano im Oktober des Jahres 1515 boten die siegreichen Franzosen einen Friedensschluss zu für die Verliererseite unvorteilhaften Bedingungen an. Ulrich Zwingli stimmte gegen diesen Friedensschluss und stellte sich nach wie vor auf die Seite des Papstes, doch die zugunsten der französischen Partei umschlagende Stimmung in Glarus machte es zuletzt unmöglich für ihn, seine Stellung zu halten, von welcher er im im Jahren 1516 für drei Jahre beurlaubt wurde.

In den folgenden Jahren bis 1519 war Zwingli als Leutpriester und Prediger im Kloster Maria-Einsiedeln tätig. Dort begann er, die gängigen kirchlichen Praktiken des Ablasshandels sowie den Söldnerdienst von Schweizern im Ausland, dass sogenannte Reislaufen, zu kritisieren.

Diese Haltung gegenüber dem Söldnerwesen trug ihm im Jahre 1519 das einflussreiche Amt des Leutpriesters am Grossmünsterstift in Zürich ein. Aus dieser Position heraus entwickelte und verbreitet Zwingli seine Ansichten weiter und veröffentlichte 1522 seine erste reformatorische Schrift, „Von Erkiesen und Freiheit der Speisen“, welche sich gegen das katholische Fastengebot wandte. Ferner ersuchte er beim Bischof von Konstanz um die Aufhebung des Zölibats. Seine reformerischen Arbeiten führten bald dazu, dass ihm der Vorwurf der Ketzerei gemacht wurde.

In den Jahren 1523 und 1524 kam es zu den drei sogenannten Zürcher Disputationen, in deren Verlauf Zwinglis reformerische Ideen weitgehend bestätigt und in der Folge für Zürich verbindlich gemacht wurden. Am 19. April 1524 heiratete Ulrich Zwingli die Witwe Anna Meyer, mit welcher er bereits zusammengelebt hatte. Zwischen 1524 und 1529 übersetzte er gemeinsam mit Leo Jud die Bibel ins Deutsche. Im Jahre 1525 gab er sein Glaubensbekenntnis unter dem Titel „Von der wahren und falschen Religion“ heraus. Mit Martin Luther, dem wichtigsten deutschen Reformator, war er sich zwar in vielen Punkten einig, Luther und Zwingli konnten in ihrem im Oktober 1529 in Marburg stattfindenden Streitgespräch ihre Differenzen über die persönliche Anwesenheit Christi beim Abendmahl nicht beilegen, was ein gemeinsames reformatorisches Wirken ihrerseits verhinderte. Ulrich Zwingli, welcher die Reformation in der Innerschweiz zur Not mit Gewalt durchsetzen wollte und daher den zweiten Kappelerkrieg im Züricher Rat befürwortete, geriet am 11. Oktober 1531 in die Hände des katholischen Gegners und wurde getötet.[2]

[...]


[1] Vgl. Ulrich im Hof: Geschichte der Schweiz, Stuttgart 2007

[2] Vgl. Ulrich Gäbler: Huldrych Zwingli: Eine Einführung in sein Leben und sein Werk, München 1983

Ende der Leseprobe aus 21 Seiten

Details

Titel
Die Darstellung der Reformation und ihrer Gegner in Gottfried Kellers Novelle "Ursula"
Hochschule
Christian-Albrechts-Universität Kiel  (Neuere deutsche Literatur- und Medienwissenschaft)
Veranstaltung
Gottfried Keller - Zyklisches Erzählen
Note
2,0
Autor
Jahr
2007
Seiten
21
Katalognummer
V181429
ISBN (eBook)
9783656046462
ISBN (Buch)
9783656046097
Dateigröße
495 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
gottfried keller, reformation, ursula, novelle, zyklisches erzählen, schweiz
Arbeit zitieren
Lennart Riepenhusen (Autor:in), 2007, Die Darstellung der Reformation und ihrer Gegner in Gottfried Kellers Novelle "Ursula", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/181429

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