Eine allgemein akzeptierte Theorie sprachlichen Handelns gibt es nicht, obgleich der selbstverständliche Gebrauch von Begriffen wie Interaktion, Kommunikation, Sprechakt etc. den Anschein erweckt, es gäbe sie doch. Seit der linguistischen Entdeckung der gesprochenen Sprache in den frühen 70ern wurden zusätzlich zu den bereits bestehenden Kommunikationsmodellen eine Vielzahl neuer, ernst zu nehmender Vorschläge unterbreitet. Charakteristisch für einen Teil der Modelle ist ihre interdisziplinäre Relevanz. Trotzdem war es die Sprachwissenschaft, die die Pragmatik wie selbstverständlich zu ihrem Hoheitsgebiet erklärte.
Überlegungen, die nicht genuin sprachwissenschaftlich motiviert sind, kommen aus der Literaturwissenschaft, der Kybernetik, der Semiotik, der Philosophie, der Soziologie und seit neuestem auch aus der Anthropologie sowie der Literaturtheorie.
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit dem kulturanthropologischen Ansatz Pierre Bourdieus, der über die Fachgrenzen hinaus große Relevanz besitzt und sich entschieden vom klassischen Code-Modell der Kommunikation abgrenzt. Ziel dieser Arbeit ist eine allgemeine theoretische Ausarbeitung des Bourdieuschen Konzeptes. Wie alle anderen Theoriekomponenten hat Bourdieu sein Habitus-Konzept im Zuge empirischer Untersuchungen entworfen, wieder und wieder überdacht und modifiziert. Die Komponenten, mit denen er die Prinzipien der Konstruktion des sozialen Raums und dessen Reproduktion erforschte, zu denen neben der Habitus-Theorie die Feld- und Kapital-Theorie gehören, hängen voneinander ab und definieren sich wechselseitig. Im Besonderen fokussiert die vorliegende Arbeit die Habitus-Theorie, da diese weitreichende Folgen für die sprachliche Interaktion besitzt. Zunächst gilt es jedoch, die erkenntnistheoretischen Grenzen abzustecken, die für diese Theorie konstitutiv sind. Dabei wird es vor allem um die Überwindung einseitig subjektivistisch bzw. objektivistisch ausgerichteter Theorien gehen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Gegen die Überhöhung der Struktur
- Gegen die Überhöhung des Subjekts
- Habitus - Eine Annäherung
- Vom opus operatum zum modus operandi und zurück
- Habitus und Feld
- Die Ökonomisierung der sprachlichen Interaktion
- Exkurs: Die Theorie des Abfalls
- Sprache und politische Einheit
- Fazit
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit dem kulturanthropologischen Ansatz Pierre Bourdieus, der über die Fachgrenzen hinaus große Relevanz besitzt und sich entschieden vom klassischen Code-Modell der Kommunikation abgrenzt. Ziel dieser Arbeit ist eine allgemeine theoretische Ausarbeitung des Bourdieuschen Konzeptes. Die Arbeit fokussiert die Habitus-Theorie, da diese weitreichende Folgen für die sprachliche Interaktion besitzt.
- Kritik an einseitig subjektivistischen und objektivistischen Theorien
- Analyse des Bourdieuschen Habitus-Konzeptes
- Die Rolle des Habitus in der sprachlichen Interaktion
- Die Ökonomisierung der sprachlichen Interaktion
- Sprache und politische Einheit
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Arbeit stellt die Problematik der fehlenden allgemein akzeptierten Theorie sprachlichen Handelns dar und führt den Ansatz Pierre Bourdieus als Alternative zum klassischen Code-Modell der Kommunikation ein.
- Gegen die Überhöhung der Struktur: Bourdieus Kritik am Strukturalismus und die Relevanz des handelnden Subjekts für die Analyse sozialer Interaktion werden beleuchtet.
- Gegen die Überhöhung des Subjekts: Die Arbeit diskutiert die Grenzen des Subjektivismus und die Notwendigkeit, die objektiven Strukturen, in denen sich das Subjekt bewegt, zu berücksichtigen.
- Habitus - Eine Annäherung: Das Konzept des Habitus wird eingeführt und als vermittelnde Instanz zwischen Subjekt und Struktur dargestellt.
- Vom opus operatum zum modus operandi und zurück: Die Arbeit analysiert die Beziehung zwischen objektiven Strukturen und subjektiven Handlungsweisen im Kontext des Habitus.
- Habitus und Feld: Die Interaktion zwischen Habitus und Feld wird untersucht und die Bedeutung des Feldes für die Gestaltung der sprachlichen Interaktion hervorgehoben.
- Die Ökonomisierung der sprachlichen Interaktion: Die Arbeit beleuchtet die ökonomischen Aspekte der sprachlichen Interaktion und die Rolle des Habitus in diesem Kontext.
- Exkurs: Die Theorie des Abfalls: Die Arbeit diskutiert die Theorie des Abfalls und ihre Relevanz für die Analyse der sprachlichen Interaktion.
- Sprache und politische Einheit: Die Arbeit untersucht die Rolle der Sprache in der Konstruktion politischer Einheit und die Bedeutung des Habitus in diesem Kontext.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen den Habitus, die sprachliche Interaktion, die Ökonomisierung der Sprache, die Kritik am Strukturalismus und am Subjektivismus, die Feld-Theorie, die Theorie des Abfalls sowie die Rolle der Sprache in der politischen Einheit.
- Quote paper
- Alexander Wloch (Author), 2011, Das Sprechen auf Märkten, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/181482