Zum figurationssoziologischem Begriff von Macht und Machtquellen


Vordiplomarbeit, 2003

31 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


INHALT

1. Einleitung

2. Das Menschenbild der Prozess – und Figurationssoziologie
2.1. Angewiesenheiten der Menschen
2.2. Wandelbarkeit der Menschen
2.2.1. Über den Wandel des Essens anhand des Gebrauchs der Gabel
2.3. Menschliche Bindungen

3. „Macht“ – Struktureigentümlichkeit jeder menschlichen Beziehung
3.1. Begriffsgeschichte von „Macht“
3.2. „Macht“ als Beziehungsbegriff
3.3. Wandelbarkeit von Machtbalancen
3.3.1. „Spielmodelle“
3.3.1.1. Zweipersonenspiele
3.3.1.2. Vielpersonenspiele auf einer Ebene
3.3.1.3. Vielpersonenspiele auf mehreren Ebenen
3.3.1.4. Zweistöckiges Spielmodell – Oligarchischer Typ
3.3.1.5. Zweistöckiges Spielmodell – Vereinfachter Demokratisierungstyp
3.4. Machtquellen
3.5. Strukturmerkmale von Etablierten – Außenseiter – Beziehungen

4. Schluss

Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Menschen leben schon sehr lange miteinander auf diesem Planeten. Der technische Fortschritt stößt in immer höhere Sphären, jedoch sind die Beziehungen zwischen den Menschen immer noch mit einem Nebelschleier verdeckt, der uns oftmals noch heute an magische und mythische Ideologien glauben lässt. Wie wäre es angemessener, menschliche Beziehungen und Verhaltensweisen zu beschreiben und zu erklären?

Norbert Elias (1897 – 1990) bietet mit der Prozess – und Figurationssoziologie einen Ansatz, der den Menschen nicht als vereinzeltes Wesen, sondern als ein mit anderen Menschen bildende Interdependenzgeflechte versteht. Menschen sind zeit ihrer Geburt aufeinander angewiesen und somit voneinander abhängig, aus diesem Grund üben sie auch „Macht“ aufeinander aus.

Aber was ist „Macht“ überhaupt? Gibt es Menschen, die keine „Macht“ haben. Und kann man „Macht“ überhaupt besitzen, wie zum Beispiel ein Stück Seife?

Was haben in früheren Zeiten die Menschen unter „Macht“ verstanden, wie wird es heute gesehen und wie wäre es vielleicht, ausgehend vom Menschenbild von Norbert Elias, angemessener zu formulieren, um so Geschehenszusammenhänge zwischen Menschen besser erklären zu können, damit man vielleicht einmal Konflikte im Ansatz entschärfen kann?

2. Das Menschenbild der Prozess – und Figurationstheorie

Wenn man heute hierzulande durch eine vielbevölkerte Straße geht und die Verhaltensweisen der Menschen beobachtet, könnte man leicht zu der Erkenntnis kommen, dass diese Menschen denken, nichts miteinander zu tun zu haben. Man stellt sich die Beziehungen zwischen Menschen heutzutage noch so vor, als ob zwei Körper aufeinanderprallen und danach wieder ohne Veränderung voneinander fortrollen[1].

Bekannt für das Bild des „einzelnen Menschen“ ist das Bild vom „homo clausus“. Hier wird der Mensch als vereinzelter Monade dargestellt, der seine individuellen Ziele, Pläne und Entscheidungen frei von anderen Menschen und deren Interessen bestimmt[2].

Wenn man jedoch versuchen möchte, menschliche Beziehungen zu erforschen, sollte man statt von dem Menschen immer von den Menschen, also von menschlichen Pluralitäten ausgehen[3].

2.1. Angewiesenheiten der Menschen

Was würde passieren, wenn ein gerade erst geborenes Menschenkind von seinen Eltern verlassen werden würde und niemand anderes bereit wäre, ihm zu helfen?

Das Baby, im Unterschied zu den meisten Neugeborenen im Tierreich dieses Planeten, würde sterben.

Was lässt also das Tier überleben und das Menschenkind nicht?

Dazu sagt Norbert Elias: „Die menschliche Verhaltenssteuerung ist von Natur, also auf Grund der ererbten Konstitution des menschlichen Organismus, so eingerichtet, dass sie in geringerem Maße von eingeborenen Antrieben und in höherem Maße von durch individuelle Erfahrung, durch Lernen geprägten Antrieben bestimmt wird als die irgendeines anderen Lebewesens. Dabei verhält es sich nicht nur so, dass Menschen dank ihrer biologischen Konstitution ihr Verhalten in höherem Maße als andere Lebewesen zu steuern lernen können, ihr Verhalten muss durch Lernen geprägt werden.“[4]

Eben weil Menschen zeit ihres Lebens auf andere Menschen ausgerichtet und angewiesen und somit auch abhängig sind, sind sie als gerade geborenes Kind nicht überlebensfähig, wenn sie verlassen werden[5].

Aus diesem Grunde ist es unangemessen, vom „einzelnen Menschen“ zu sprechen, da Menschen von ihrer Geburt bis zu ihrem Tode Interdependenzgeflechte bzw. Figurationen mit anderen Menschen bilden[6].

Diese Figurationen interdependenter Individuen kann man sich modellartig zu einer gegebenen Zeit als ein Wesen mit vielen Valenzen vorstellen, die sich auf andere Menschen richten, von denen einige in anderen Menschen ihre feste Bindung und Verankerung gefunden haben, andere dagegen, frei und ungesättigt, auf der Suche nach Bindung und Verankerung und anderen Menschen sind[7].

Figurationen sind keine statischen Gebilde, sondern Interdependenzgeflechte, die sich im ständigen Wandel befinden. Wenn ein gerade geborener Mensch in eine schon vorhandene Figuration hineintritt, ist es für ihn unerlässlich, die bestimmten gesellschaftsspezifischen Symbole[8] der jeweiligen Figuration zu erlernen, um sich zu orientieren und mit Menschen zu kommunizieren. Ein Mensch, der keinen Zugang zu Sprach – und Wissenssymbolen einer bestimmten Figuration erworben hat, bleibt außerhalb aller menschlichen Funktionen und ist daher eigentlich kein Mensch[9].

2.2. Wandelbarkeit der Menschen

Ein weiterer wichtiger Aspekt der menschlichen Konstitution ist die Wandelbarkeit der Menschen.

Sie können sich wandeln, ohne dass sich gleich die biologische Konstitution mitverändert, ohne dass sich die Gattung selbst wandelt[10]. Dies macht die menschliche Spezies auf diesem Planeten einzigartig, da die Struktur von Gesellschaften, die nichtmenschliche Lebewesen miteinander bilden, sich erst ändert, wenn die biologische Struktur sich ebenfalls verändert.

Aber selbst dieser Wandel weist gewisse Regelmäßigkeiten bzw. Struktureigentümlichkeiten auf. So sollte das Ziel jedes Sozialwissenschaftlers laut Elias sein: „[...], die sich wandelnden Muster, die Menschen miteinander bilden, und die Natur dieser Bindungen, die Struktur des Wandels sich und anderen verständlich zu machen.“[11] Bei diesen Beobachtungen dürfen die Forscher jedoch nie vergessen, dass sie selbst in diese Struktur einverwoben sind und bei größeren Spannungen und Belastungen innerhalb dieser Figuration es ihnen schwerer fallen wird, sich distanziert vom Beobachtbaren zu verhalten[12].

Wenn man in der heutigen Zeit Verhaltensweisen von Menschen hierzulande beobachtet, scheint es, als ob ihr eigenes Verhalten für sie das einzig vorstellbare für alle Menschen wäre. Scheinbar wird dabei vergessen, dass Menschen sich zum Beispiel im Mittelalter andersartig verhalten haben als heutzutage, und meistens wird, wie groß die Unterschiede auch sein mögen, darin kein Zusammenhang gesehen. Menschen befinden sich in Prozessen, sie sind der Prozess, und aus diesem Grund können sie sich auch wandeln. Ein Beispiel für die Wandlung von Verhaltensweisen soll dies näher veranschaulichen.

2.2.1. Über den Wandel des Essens anhand des Gebrauchs der Gabel

Warum benutzen die Menschen heutzutage eine Gabel zum Essen und warum können sie es sich schwer vorstellen, ohne sie auszukommen? Gab es nicht in früheren Jahrhunderten Menschen, die ohne dieses Esswerkzeug auskamen, und sind sie deshalb „unzivilisierter“ und „schlechter“ als die heutigen Menschen?

So oder ähnlich ergeht es einem manchmal, wenn die heutige Verhaltensweise der Menschen mit früheren verglichen wird, um die heutige Lebensweise zu erhöhen, um sich als etwas „besseres“ darzustellen[13].

Aber bleiben wir bei dem Umgang mit der Gabel, was höchstwahrscheinlich trivial klingt, jedoch angemessen veranschaulicht, wie sich Verhaltensweisen wandeln können.

Für das heutige Empfinden ist es unhygienisch, keine Gabel zu benutzen, jedoch essen wir auch Kuchen, Brot oder andere Lebensmittel mit den Fingern, somit scheint das Argument der Hygiene nicht ganz zu stimmen[14]. Mit den sogenannten „rationalen Gründen“ scheint die Verschiebung des Essverhaltens nichts zu tun zu haben. Elias meint dazu: „Die primäre Instanz für unsere Entscheidung zwischen „zivilisiertem“ und „unzivilisiertem“ Verhalten bei Tisch ist unser Peinlichkeitsgefühl. Die Gabel ist nichts anderes als die Inkarnation eines bestimmten Affekt – und Peinlichkeitsstandards. Als Hintergrund der Wandlung, die sich in der Esstechnik vom Mittelalter zur Neuzeit hin vollzieht, taucht wieder die gleiche Erscheinung auf, die auch in der Analyse anderer Inkarnate dieser Art zutage trat: eine Wandlung des Trieb– und Affekthaushalts.“[15]

So werden nach und nach Verhaltensweisen, die im Mittelalter als etwas alltägliches angesehen worden sind, mit Unlustempfindungen belegt. Dies geschieht durch entsprechende gesellschaftliche Verbote, die sich im Laufe der Zeit reproduzieren und institutionell verfestigt werden.

Jedoch ist dieses Peinlichkeitsgefühl beim Anblick eines händeessenden Menschen nicht sofort präsent. Das Schamgefühl wird langsam durch die Vorbild gebenden Kreise[16] und durch viele Instanzen und Institutionen geweckt, welches sich dann langsam aber sicher immer weiter reproduziert, wenn sich die Struktur der menschlichen Beziehungen nicht grundlegend verändert[17].

2.3. Menschliche Bindungen

Menschen sind zeit ihres Lebens auf andere Menschen ausgerichtet und gehen somit vielfältigste Bindungen ein, die hier kurz aufgezeigt werden sollen.

Eine der universalen Interdependenzen, die Menschen aneinander binden, ist, dass das Streben eines Menschen nach Befriedigung von vornherein auf andere Menschen gerichtet ist, und dass die Befriedigung selbst nicht allein vom eigenen Körper, sondern in sehr hohem Maße auch von anderen Menschen abhängig ist[18].

Norbert Elias versucht das Menschenbild des „homo clausus“ durch das des „offenen Menschen“ zu ersetzen und bezeichnet die Ausgerichtetheit auf andere Menschen als affektive Valenzen[19].

Menschliche Gefühlsbindungen müssen jedoch nicht nur sexuell getönt sein: „ Was für menschliche Gefühlsbindungen charakteristisch ist, ist die Möglichkeit affektiver Permanenz über den Sexualakt hinaus und die Möglichkeit sehr starker emotionaler Bindungen verschiedenster Art ohne sexuelle Tönung“[20].

Fast jeder Mensch hat im Leben schon mal eine ihm wichtige Person verloren, sei es durch den Tod, durch Trennung[21] oder Dinge anderer Art und Weise.

Was bedeutet es nun für einen Menschen, wenn diese Person, mit der er eine emotionale Bindung innehatte, sich loslöst?

Eine der Valenzen in der Figuration seiner gesättigten und ungesättigten Valenzen hatte sich in der anderen Person verankert. Und nun ist sie tot oder nicht mehr da. Elias meint dazu: „Die Valenz, die sich dort verankert hatte, ist abgerissen. Nicht sie allein ändert sich damit, die spezifische Figuration der Valenzen des Überlebenden, sein ganzes persönliches Beziehungsgeflecht verändert mit dem Tod der geliebten Person seine Balance. Die Beziehung zu einer anderen Person, die im persönlichen Beziehungsgeflecht des Überlebenden, in der Figuration zuvor einen marginalen Platz hatte, gewinnt vielleicht eine Gefühlswärme, die sie nie zuvor besaß. Das Verhältnis zu anderen, die vielleicht als Katalysatoren oder als wohlwollende Randfiguren in der Beziehung des Überlebenden zu der toten Person eine spezifische Funktion für ihn hatten, mag sich nun abkühlen. So kann man in der Tat sagen: Eine geliebte Person stirbt, und die ganze Figuration der Valenzen des Überlebenden, die ganze Balance seines Beziehungsgeflechts ändert sich.“[22]

Dies bedeutet, dass der Tod einer Person nicht etwas ist, was „außerhalb“ der Angehörigen geschieht, sondern das der Tod zu Wandlungen im Persönlichkeitsaufbau und zu Veränderungen der psychischen Struktur der betroffenen Person selbst führt[23]. Somit führt der Verlust einer geliebten Person nicht allein beim Zurückgebliebenen zu einer Umstrukturierung der affektiven Valenzen, es verändert sich die gesamte Figuration der Beziehungen.

Das Einbeziehen der persönlichen Gefühlsbindungen führt, so Elias, zu einer Erweiterung der Perspektive soziologischer Forschung. Neben der Sie – Perspektive gewinnt die Ich – Perspektive der betroffenen Person an Bedeutung[24].

In kleineren gesellschaftlichen Einheiten, die aus wenigen Menschen bestehen, ist es noch möglich, dass sich jeder Mensch dieser Einheit mit jedem identifiziert. Die aus der Ich – Perspektive erlebten Beziehungsgeflechte schließen jeden Menschen dieser Einheit ein[25].

Im Zuge der sozialen Differenzierung und Komplexität von Gesellschaftsverbänden ist es jedoch nicht mehr möglich, dass ein jedes Individuum eine persönliche, emotionale Beziehung zu allen anderen Individuen der Figuration hat. Im zunehmenden Maße beginnen sich Gefühlsbindungen an Symbole, die den gesamten Verband repräsentieren, zu heften. Diese Bindungen an Symbole vielfältiger Art stehen jedoch der Bindung an menschliche Personen in ihrer Intensität in nichts nach[26].

Dazu sagt Elias: „Diese Verankerung individueller Valenzen in solchen großen gesellschaftlichen Einheiten hat sehr oft die gleiche Intensität wie die Verankerung in einer geliebten Person. Auch in diesem Fall wird das einzelne derart gebundene Individuum aufs tiefste erschüttert, wenn die geliebte Gesellschaftseinheit zerstört oder besiegt wird, an Wert und Würde verliert“[27].

Es wäre zum Beispiel interessant zu untersuchen, wie die Bevölkerung in Deutschland nach dem verlorenen gegangenen 2. Weltkrieg mit der Herabsetzung ihres „erträumten großen“ Deutschlands umgegangen ist[28].

In der heutigen Zeit verhält es sich so, dass Staaten und Stämme in besonderem Maße die Objekte gemeinsamer Identifizierungen, gemeinsame Objekte der Bindung individueller Valenzen sind[29].

Da scheint es nicht verwunderlich, dass sich auch soziologische Aussagen über Gesellschaften heute häufig auf Staatsgesellschaften beziehen, während früher verschiedene andere Figurationen, zum Beispiel das Dorf oder die Stadt, mit dem Gesellschaftsbegriff gleichgesetzt worden sind. Zu erklären ist dies, wie früher schon erwähnt, durch die besondere Stärke gemeinsamer Identifizierung und individueller Valenzbindung an die jeweilige Gruppe.

Was aber lässt die Menschen heutzutage emotional an Nationalstaaten binden, während auf einer anderen Stufe der Gesellschaftsentwicklung kleinere Einheiten, wie zum Beispiel Dörfer oder Städte, den Vorrang hatten?

Die Gemeinsamkeit, die Menschen auf verschiedenen Gesellschaftsentwicklungsstufen aneinander in bestimmten Figurationen emotional bindet, ist die scharfe Kontrolle von physischer Gewalt untereinander in den Beziehungen innerhalb der jeweiligen Figuration. Damit einher geht die gemeinsame Abwehr vor physischer Gewalt anderer, „fremdempfundener“ Gruppen, sowie die Tolerierung und Durchsetzung von physischer – und psychischer Gewalt gegen andere[30].

Scheinbar fehlt ein klarer Begriff für diese Gemeinsamkeit des Integrationstyps auf verschiedenen Stufen der gesellschaftlichen Entwicklung. Elias beschreibt die Funktion wie folgt: „[...], es handelt sich hierbei um Zusammenschlüsse von Menschen zur gemeinsamen Verteidigung ihres Lebens und des Überlebens ihrer Gruppe gegen Angriffe von anderen Gruppen oder auch zum gemeinsamen Angriff auf andere Gruppen aus Gründen mannigfacher Art. Die primäre Funktion des Zusammenschlusses ist also der Schutz vor der physischen Vernichtung durch andere oder die physische Vernichtung von anderen. Verteidigungs- – und Angriffspotentiale solcher Einheiten sind unabtrennbar. Nennen wir sie also „Schutz – und – Trutz – Einheiten“ oder „Überlebenseinheiten“.[31]

Die Größe und Struktur von Gesellschaftseinheiten ist wandelbar, was elementares Merkmal bleibt, sind die Schutz – und Trutzfunktionen. Ebenso wie berufliche Bindungen haben Bindungen dieser Art elementare Bedeutung für die Struktur der Interdependenzen.

In der Theorie von Karl Marx wird die „ökonomische“ Sphäre als ein in sich geschlossener Funktionszusammenhang dargestellt, der innerhalb des gesamtgesellschaftlichen Funktionszusammenhangs eigenen Gesetzen folgt.[32] Die strikte Trennung von Staat und Wirtschaft in der wissenschaftlichen Reflexion ist Ausdruck davon[33].

Die Entwicklung der staatlichen und beruflichen Strukturen sind jedoch zwei völlig unabtrennbare Aspekte der Entwicklung eines gesamtgesellschaftlichen Funktionszusammenhangs. Es handelt sich hierbei um Differenzierungs- – und Integrationsaspekte in der Entwicklung desselben Interdependenzgeflechts[34].

Verglichen mit früheren Gesellschaften hat die berufliche Differenzierung heutiger moderner Staatsgesellschaften stark zugenommen. Die Interdependenzketten sind länger geworden, die Kontrollchancen einzelner haben sich verringert und die Verteilung von Machtchancen ist gleichmäßiger geworden. Gleichzeitig sind die Menschen zunehmend abhängig von Integrations- und Koordinationszentren geworden. Dementsprechend sind die Positionen dieser Zentren mit besonderen Machtchancen verbunden und bedürfen dadurch einer verstärkten Kontrolle[35].

[...]


[1] Norbert Elias spricht in: „Die Gesellschaft der Individuen“ von einer Wechselwirkung, S. 44

[2] Baumgart Jürgen; Eichener Volker: Norbert Elias zur Einführung, 2. Aufl., Hamburg/Junius 1997, S. 105

[3] Gleichmann/Goudsblom/Korte (Hg): Macht und Zivilisation, 1. Aufl., Frankfurt a.M./Suhrkamp 1984, S. 28

[4] Elias, Norbert: Was ist Soziologie? , 9. Aufl., München/Juventa 2002, S. 116

[5] Vgl., ebd., S. 12

[6] Es gibt Sonderfälle von Menschen, die aufgrund von physischen oder psychischen Erkrankungen in Art und Grad der Fähigkeit, mit anderen Menschen zu kommunizieren und Figurationen zu bilden, unterschiedlich zu betrachten wären.

[7] Elias, N.: Was ist Soziologie? , S. 147

[8] Den Unterschied der Menschen zu allen uns bekannten Lebensformen macht die 5. Dimension aus, die der Symbole, die Wissensübertragung von einer Generation zur nächsten.

[9] Schäfers, Bernhard (Hg.): Grundbegriffe der Soziologie, 8. Aufl., Opladen/Leske + Budrich 2003, S. 89

[10] Elias, N.: Was ist Soziologie? , S. 115

[11] Elias, Norbert: Engagement und Distanzierung, 2. Aufl., Frankfurt a. M./Suhrkamp 1990, S. 24

[12] Vgl., ebd., S. 25

[13] Selbst heutige Figurationen versuchen sich permanent über andere zu erhöhen, und begründen dies durch ihr besseres Menschsein. Im Grunde sind dies Etablierten – Außenseiter – Konflikte, die später noch ausführlich erklärt werden.

[14] Elias, Norbert: Über den Prozess der Zivilisation.Bd.1., Wandlung des Verhaltens in den weltlichen Oberschichten des Abendlandes, 1. Aufl., Amsterdam/Suhrkamp 1997, S. 262

[15] Ebd., S. 262

[16] Die Frage, wie und warum diese Vorbild gebenden Kreise es schaffen, weite Teile der Bevölkerung zu Unlustempfinden zu veranlassen, wird später erklärt werden, es muss ausreichen, festzustellen, dass etablierte Gruppen, die mehr Macht über andere Gruppen haben, diesen Gruppen, sei es bewusst oder unbewusst aus ihrer eigenen Konkurrenzsituation heraus, ihre Verhaltensweise mehr „aufzwingen“ können als andersherum.

[17] Vgl., ebd., S. 264

[18] Elias, N.: Was ist Soziologie? , S. 147

[19] Vgl., ebd., S. 147

[20] Ebd., S. 148

[21] Eine Autorin, die die Trennung zum Anlass nimmt, eine Selbstreflexion und eine Reflexion der gesellschaftlichen Verhaltensnormen vorzunehmen, ist Renate Rubenstein in dem Buch: „Nichts zu verlieren und dennoch Angst – Notizen nach einer Trennung“

[22] Ebd., S.148

[23] Ein weiterer interessanter Aspekt wäre es, zu untersuchen, ob die Wandlung von der Vorstellung über den Tod und dem damit heute verbundenen Abschieben in hygienische, geruchslose und technisch perfekt organisierte Sterbehäuser etwas mit der Vorstellung des Menschen von sich selbst als Individuum unter Individuen zu tun hat

[24] Vgl., ebd., S.149/150

[25] Vgl., ebd., S. 150

[26] Ebd., S. 150

[27] Ebd., S. 150

[28] Eine Beschreibung und Erklärung bietet hier das Buch „Die Unfähigkeit zu trauern – Grundlagen kollektiven Verhaltens“ von Alexander und Margarete Mitscherlich

[29] Vgl., ebd., S. 151

[30] Vgl., ebd., S.151

[31] Ebd., S. 151/152

[32] Selbst heute noch gibt es in Deutschland politische Parteien, die nicht möchten, dass der Staat in wirtschaftliche Belange einzugreifen hat, wobei dabei vergessen wird, dass eine Entwicklung der Wirtschaft ohne entsprechende Entwicklung der staatlich – politischen Organisation ebenso wenig möglich ist wie andersherum.

[33] Vgl., ebd., S. 152

[34] Vgl., ebd., S. 154/155

[35] Vgl., ebd., S. 157/158

Ende der Leseprobe aus 31 Seiten

Details

Titel
Zum figurationssoziologischem Begriff von Macht und Machtquellen
Hochschule
Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover  (Soziologie)
Note
2,0
Autor
Jahr
2003
Seiten
31
Katalognummer
V18156
ISBN (eBook)
9783638225588
Dateigröße
705 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Begriff, Macht, Machtquellen
Arbeit zitieren
Lars Neumann (Autor:in), 2003, Zum figurationssoziologischem Begriff von Macht und Machtquellen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/18156

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