Ethnographie, ethnographische Feldforschung und die teilnehmende Beobachtung

Ein kurzer Überblick


Seminararbeit, 2003

12 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Gliederung

1) Ethnographie
a)Definition
b) Geschichte der Ethnographie
c) Leitprinzipien des ethnographischen Verfahrens

2) Ethnographische Feldforschung
a) Definition
b) Ablauf und Phasen

3) Die teilnehmende Beobachtung
a) Kriterien einer wissenschaftlichen Beobachtung
b) Formen der Beobachtung
c) Die zentrale Idee
d) Probleme der teilnehmenden Beobachtung

4) Quellen

1) Ethnographie

a)Definition

Ethnographie ist eine spezielle Form der völkerkundlichen Forschung und bedeutet übersetzt „Völkerbeschreibung“.

Das zentrale Anliegen der Ethnographie ist, das leben und die Sozialstruktur fremder Kulturen aus deren Sichtweise zu verstehen.

Dabei geht es nicht unbedingt um die ausschließliche Betrachtung von Völkern, sondern auch um kleinere, oftmals multikulturelle Gruppen wie die Bevölkerung eines Stadtteils oder die Belegschaft eines Büros.

Ethnographie ist der Vorläufer der Ethnologie (Völkerkunde), die mit psychoanalytischen Methoden versucht, die Zusammenhänge zwischen Kultur und Persönlichkeitsbildung anhand interkultureller vergleiche von Sozialisationsprozessen zu erforschen.

„Die Entwicklung der Ethnographie ist eng verbunden mit der Horizonterweiterung europäischer Sozialwissenschaften infolge immer neuer, geographischer Entdeckungen und Erkundungen durch kapitalistisch – koloniale Expansion und christliche Missionierung.“

(Hillmann, Wörterbuch der Soziologie, 1994)

b) Geschichte der Ethnographie

Bereits in der Antike wurden Aufzeichnungen über fremde Kulturen (Ethnographien) angestellt.

Sie finden sich beispielsweise bei Hekataios von Milet und Herodot um 500 v. Chr., die als Urväter der Ethnographie gelten.

Jedoch wurde als Maßstab für die Beurteilung fremder Kulturen die eigene, positiv besetzte Kultur angelegt.

In der Epoche des Kolonialismus entwickelte sich die moderne europäische Ethnologie.

Bereits im 16. Jahrhundert war von dem spanischen Missionar Bartolome´ Las Casas eine positive Darstellung der indianischen Lebensweise u8nd ein Bericht über die Greueltaten der spanischen Eroberer verfasst worden.

Die Aufklärung des 18. Jahrhunderts in Europa machte eine rationale und moralische Rechtfertigung der Unterwerfung fremder Völker und Kulturen unumgänglich.

Die Ethnologen des 19. Jahrhunderts verbindet, dass sie mit ihrer Analyse fremder Kulturen die Erkenntnisse der eigenen Kultur überprüfen wollten.

Der Begriff Ethnologie fand erstmals Ende des 18. Jahrhunderts im französischen Sprachraum Verwendung, die Begriffe Ethnographie und Völkerkunde wurden etwa zur gleichen Zeit in Deutschland an der Universität in Göttingen geprägt.

Ethnologische Gesellschaften, Museen und Zeitschriften bereiteten im 19. Jahrhundert den Weg zur akademischen Disziplin.

Die ersten Lehrstühle wurden in Berlin (1864), Oxford (1896), New York (1899) und Liverpool (1906) eingerichtet.

Die neue universitäre Disziplin spaltete sich allerdings in zwei Richtungen.

Die Kulturrevolutionisten gingen von einer überall gleichen, unilinearen, menschlichen Entwicklung aus.

Die Diffusionisten hingegen betrachteten menschliche Kulturen als historische Überlagerungs – und Mischformen, die sich durch Eroberung, Völkerwanderung, Handel und andere kulturelle Kontakte von wenigen ursprünglichen Diffusionszentren aus entwickelt hätten.

c) Leitprinzipien des ethnographischen Verfahrens

Die Ethnographie ist eine Wissenschaft, die mit messbaren und nicht messbaren Werten arbeitet, bei der Erfahrung genauso eine Rolle spielt wie Intuition.

Um diesen Anforderungen gerecht werden zu können, kann nicht einfach ein Regelwerk erstellt werden, denn jeder Fall ist individuell und ein allgemeines Rezept daher nicht sinnvoll.

Allerdings lassen sich einige Merkmale ableiten, die eher als Empfehlungen gelten.

[Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] Natural Settings

Der Ethnograph beobachtet die Zielgruppe in ihrer natürlichen Umgebung.

D.h. dass er sie vor Ort in ihrem Alltagsleben untersucht.

Das liegt daran, dass sich Menschen in fremder Umgebung fremd verhalten, was die Studie verfälschen würde.

[Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] Holism (Ganzheit)

Die Verwendung der Ganzheitstheorie ist entscheidend für die Richtigkeit der Untersuchung.

Der Ethnograph versucht alle Faktoren, die direkt oder indirekt das zu untersuchende Problem beeinflussen könnten, in die Betrachtung mit einzubeziehen.

Das können Gegenstände, Personen oder Handlungsabläufe sein, wie beispielsweise bestimmt Rituale (täglicher Schwatz mit den Kollegen).

[Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] Descriptive

Ethnographen halten ihre Erkenntnisse in Berichten fest. Allerdings muss darauf geachtet werden, objektiv zu sein, auch wenn er ein Teil der Gruppe wird.

Der Ethnograph sollte seine Notizen also neutral erstellen, denn eine voreilige Wertung könnte das Endergebnis in völlig andere Bahnen werfen und die Untersuchung dami8t verfälschen.

Members Point of View

Der Ethnograph muss sich in die zu betrachtende Gruppe integrieren. D.h. er muss sich mit der Gruppe identifizieren und deren Sichtweise annehmen.

Das ist sehr schwierig, da es eine gewisse Subjektivität erfordert, die ja im letzten Punkt unerwünscht war.

Außerdem hat jeder Mensch seine eigene Weltsicht, aber das persönliche Wertungsschema muss für den Zeitraum der Feldforschung verdrängt werden

[...]

Ende der Leseprobe aus 12 Seiten

Details

Titel
Ethnographie, ethnographische Feldforschung und die teilnehmende Beobachtung
Untertitel
Ein kurzer Überblick
Hochschule
Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg  (Soziologie)
Veranstaltung
Proseminar: Einführung in die qualitative Sozialforschung
Note
1,0
Autor
Jahr
2003
Seiten
12
Katalognummer
V18167
ISBN (eBook)
9783638225663
ISBN (Buch)
9783638921459
Dateigröße
473 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Ethnographie, Feldforschung, Beobachtung, Proseminar, Einführung, Sozialforschung
Arbeit zitieren
Heidi Fischer (Autor:in), 2003, Ethnographie, ethnographische Feldforschung und die teilnehmende Beobachtung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/18167

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