Gesellschaftskritik gehört zur sozialen und politischen Fortentwicklung einer Gesellschaft
wie auch einer Gemeinschaft dazu, welche möglicherweise zu Veränderungen
der gegenwärtigen Institutionen und Organisation führen kann. Ohne kritische Stimmen
könnte eine Gesellschaft nicht auf Krisen oder problematische Situationen reagieren und
einen notwendigen gesellschaftlichen Wandel vorantreiben. Denn Prozesse, Institutionen
oder Strukturen zu kritisieren, deutet darauf hin, dass in der gegenwärtigen Situation
etwas falsch, ungerecht oder unsozial abläuft.
Was genau verbirgt sich hinter dem Begriff Gesellschaftskritik? Gesellschaftskritik bedeutet,
als problematisch geltende gesellschaftliche Strukturen zu analysieren und diese
durch Reformen oder einen gezielten Wandel in der Praxis zu verbessern. Es geht sozusagen
um die Infragestellung der gesellschaftlichen Realität. Gesellschaftskritik kann
sich gegen einzelne Mängel einer gesellschaftlichen Ordnung oder gegen die gesamte
gesellschaftliche Ordnung richten. Ferner bezieht sie sich auf einen Maßstab, der sich an
Werten bemisst. In jedem Fall stellt Kritik den ersten Schritt der Veränderung hin zu
einem erstrebenswerten Zustand dar.
Wie kann man eine Gesellschaft ,treffend‘ kritisieren? Prinzipiell ist Gesellschaftskritik
sehr verschiedenen, u.a. gibt es unterschiedliche Ausgangspunkte und Kriterien der Kritik.
Michael Walzer hat sich bereits gegen Ende 1990 in seinem Buch “Kritik und Gemeinsinn“
mit der Thematik ,Gesellschaftskritik‘ auseinandergesetzt. Er hat ein besonderes
Konzept von Gesellschaftskritik und seinem Typus von Gesellschaftskritiker entworfen,
wonach ein Gesellschaftskritiker keinen äußeren Standort einnehmen sollte,
von dem aus er Kritik übt. Seiner Meinung nach soll der Kritiker aus der Mitte der Gesellschaft
kommen, die er kritisiert. Für Walzer stellt die immanente Kritik die verbreitetste
Form der Kritik dar – einerseits in Form von Kritik an Institutionen sowie Verfahren
und andererseits auch in Form an individuellem Verhalten (vgl. Walzer 1996: 61).
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich einerseits mit Walzers Konzept von Gesellschaftskritik
sowie seinem Bild eines Gesellschaftskritikers, aber auch mit den Grenzen
seines Konzepts. Ferner geht es darum, darzustellen, welche Bedeutung und Potentiale
der Gemeinsinn für Gesellschaftskritik beinhaltet.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Problemstellung
- Aufbau der Hausarbeit
- Begriffsdefinition der Kernbegriffe
- Die zusammengehörigen Kategorien: Gemeinsinn und Gemeinwohl
- Gemeinschaft und Gesellschaft in der Moderne
- Begriffsdefinition der beiden Termini
- Walzers Definition von „politischer Gemeinschaft“
- Die Bedeutung von „Zivilgesellschaft“ bei Walzer
- Die Öffentlichkeit in der Moderne
- Definition des Begriffs Öffentlichkeit
- Die Funktion der Öffentlichkeit im Hinblick auf das Gemeinwohl
- Der Begriff Kritik
- „Zweifel und Einmischung“
- Gesellschaftskritiker im 20. Jahrhundert
- Nach welchen Kriterien analysiert Walzer seine elf Kritiker?
- Walzers Konzept von Gesellschaftskritik
- Drei Pfade der Moralphilosophie
- Der Pfad der Entdeckung
- Der Pfad der Erfindung
- Der Pfad der Interpretation
- Immanente Gesellschaftskritik
- Walzers Konzept von Gesellschaftskritik
- Trifft die Beschreibung seines Gesellschaftskritikers auf ihn selbst zu?
- Walzers moralische Welt
- Drei Pfade der Moralphilosophie
- Die Grenzen immanenter Gesellschaftskritik
- Die Potentiale des Gemeinsinns für Kritik
- Fazit
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit befasst sich mit Michael Walzers Konzept von Gesellschaftskritik und analysiert dessen immanenten Charakter. Ziel ist es, Walzers Vorstellung von einem Gesellschaftskritiker, der aus der Mitte der Gesellschaft heraus Kritik übt, zu beleuchten und die Grenzen dieses Konzepts zu erörtern. Dabei werden die zentralen Begriffe Gemeinsinn, Gemeinwohl, Gemeinschaft und Gesellschaft, Öffentlichkeit sowie Kritik im Kontext der Gesellschaftskritik betrachtet.
- Walzers Konzept der immanenten Gesellschaftskritik
- Die Rolle des Gemeinsinns für Gesellschaftskritik
- Die Grenzen der immanenten Kritik
- Die Bedeutung von Öffentlichkeit für Gesellschaftskritik
- Die Analyse von elf Gesellschaftskritikern des 20. Jahrhunderts
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der Gesellschaftskritik ein und stellt die Problemstellung der Arbeit dar. Sie beleuchtet die Bedeutung von Kritik für gesellschaftliche Entwicklung und Wandel und stellt Walzers Konzept der immanenten Kritik vor. Der Aufbau der Hausarbeit wird ebenfalls erläutert.
Das zweite Kapitel definiert die Kernbegriffe Gemeinsinn, Gemeinwohl, Gemeinschaft und Gesellschaft, Öffentlichkeit sowie Kritik. Es wird die enge Verbindung zwischen Gemeinsinn und Gemeinwohl herausgestellt und die Bedeutung dieser Begriffe für die Gesellschaftskritik erläutert. Die Definitionen von Gemeinschaft und Gesellschaft in der Moderne werden im Kontext von Walzers Konzept von „politischer Gemeinschaft“ und „Zivilgesellschaft“ betrachtet. Die Rolle der Öffentlichkeit im Hinblick auf das Gemeinwohl wird ebenfalls beleuchtet.
Das dritte Kapitel analysiert Michael Walzers Buch „Zweifel und Einmischung“, in dem er elf Kritiker des 20. Jahrhunderts auf ihre Praxis der Gesellschaftskritik hin untersucht. Es werden die Kriterien vorgestellt, nach denen Walzer seine Kritiker analysiert, und es wird gezeigt, wie er deren Standpunkt der Kritik beleuchtet, ohne auf ihre gesamte Hintergrundphilosophie einzugehen.
Das vierte Kapitel widmet sich Walzers drei Pfaden der Moralphilosophie: dem Pfad der Entdeckung, dem Pfad der Erfindung und dem Pfad der Interpretation. Es wird erläutert, wie diese Pfade die Grundlage für Walzers Konzept von Gesellschaftskritik bilden. Im Anschluss wird Walzers Definition von Gesellschaftskritik und sein Bild eines Gesellschaftskritikers vorgestellt. Es wird untersucht, ob Walzers Beschreibung des Gesellschaftskritikers auf ihn selbst zutrifft, und seine moralische Welt wird beleuchtet.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die immanente Gesellschaftskritik, Michael Walzer, Gemeinsinn, Gemeinwohl, Gemeinschaft, Gesellschaft, Öffentlichkeit, Kritik, Zweifel und Einmischung, Moralphilosophie, politische Gemeinschaft, Zivilgesellschaft, und die Analyse von elf Gesellschaftskritikern des 20. Jahrhunderts.
- Quote paper
- B.A. Politik und Verwaltung, Soziologie Anja Kegel (Author), 2011, Kritik als immanente Kritik, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/181670