Die Hilfsmittelversorgung ist ein zentraler Bereich des nationalen Gesundheitswesens. Durch einen anhaltenden wirtschaftlichen Druck auf das gesamte Gesundheitssystem, sehen sich auch die Teilnehmer des Hilfsmittelmarktes der elementaren Herausforderung einer effizienten und effektiven Versorgung gegenüber.
Die Einführung der Ausschreibungspraxis sowie die Bestimmung von Festbeträgen im Zuge einer zunehmenden Standardisierung der Leistungen, haben zu der Herabstufung des Marktpreisniveaus, ausgedrückt durch stetig sinkende Erstattungspreise, geführt.
Die folgende Arbeit greift diesen Zusammenhang auf und untersucht dessen strategische Auswirkung auf die Gestaltung einer direkten Vertriebs- bzw. Versorgungsstruktur durch herstellende Industrieunternehmen innerhalb der Supply Chain.
Zur praxisnahen Informationsgenerierung wurden zu diesem Zweck neben einer ausführlichen Auseinandersetzung mit der vorhandenen Literatur, zehn qualitative Experteninterviews geführt.
Eine Einflussanalyse der entscheidenden Umweltfaktoren auf den Markt und deren Stakeholdern verdeutlicht den aktiven Zusammenhang der benannten Kriterien auf das Vertriebsmanagement der herstellenden Unternehmen. Eine konkrete Ausgestaltung von direkten Versorgungswegen kann bisher großflächig nur im Segment der Inkontinenzartikel beobachtet werden. Konkrete Vorteile, welche aus einer vermehrten Ertragsmöglichkeit und Kundennähe resultieren, stehen im Kontrast zu hohen Investitionskosten und der Gefahr einer Konkurrenzsituation mit regional starken Leistungserbringern sowie einer Verminderung der Servicequalität für die Kunden.
Für herstellende Unternehmen können vereinzelte Marktentwicklungen benannt werden, wonach eine praktische Umsetzung der direkten Versorgung in Zukunft an Relevanz gewinnen wird. Als mögliche Varianten für eine organisationale Umsetzung sind daraufhin, unter Verwendung eines morphologischen Kastens, zwei divergierende Ausgestaltungsformen hierfür entwickelt worden.
Die strategische Option der direkten Versorgung kann demnach ein Rationalisierungspotential in Form einer erhöhten Prozessgeschwindigkeit, geringeren Kosten der Leistungsbereitstellung und der Möglichkeit einer gesteigerten Produktqualität anbieten.
Auf Grundlage dieser thematischen Auseinandersetzung wird angenommen, dass eine Abkehr von den üblichen indirekten Vertriebs- bzw. Versorgungswegen, unter bestimmten Bedingungen, für Hersteller einiger Hilfsmittelprodukte entscheidende Wettbewerbsvorteile bietet.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung
- 1.1 Einführung in die Thematik
- 1.2 Wissenschaftliche Fragestellung und Zielsetzung der Arbeit
- 1.3 Konzeption der Arbeit
- 1.4 Methodisches Vorgehen
- 1.4.1 Experteninterviews als qualitative Informationsquelle
- 1.4.2 Bestimmung des Einflussgrades von Umweltfaktoren auf den Markt
- 1.4.3 Morphologische Analyse zur innovativen Problemlösung
- 2 Hilfsmittelversorgung in Deutschland: Abgrenzung, Gesetzgebung und Vertragsgestaltung
- 2.1 Segmentierung von Medizinprodukten
- 2.1.1 Hilfsmittel in Abgrenzung zu Medizinprodukten
- 2.1.2 Einordnung von Medizintechnik, Orthopädie-, Rehabilitations-Technik und Homecare
- 2.2 Gesetze und Rechtsvorschriften im Hilfsmittelbereich
- 2.2.1 Versorgung und Finanzierung von Hilfsmitteln im Rahmen des fünften Sozialgesetzbuches
- 2.2.1.1 Hilfsmittelverzeichnis
- 2.2.1.2 Hilfsmittelrichtlinien
- 2.2.2 Berufliche Qualifikation nach dem Gesetz zur Ordnung des Handwerks
- 2.2.3 Marktzulassung und europäische Zertifizierung im Sinne des Medizinproduktegesetzes
- 2.3 Vergütung und Vertragsgestaltung in der Hilfsmittelversorgung
- 2.3.1 Festbeträge und Vergütungspauschalen
- 2.3.2 Ausschreibungen
- 2.3.3 Rahmenverträge und Vereinbarungen im Einzelfall
- 3 Hilfsmittelmarkt: Bedeutung, Stakeholder und Struktur
- 3.1 Bedeutung der Hilfsmittelversorgung für die deutsche Gesundheitswirtschaft
- 3.2 Identifizierung relevanter Stakeholder in der Hilfsmittelversorgung
- 3.2.1 Patientenstruktur zwischen demografischem Wandel, Chronifizierung und Multimorbidität
- 3.2.2 Ärzte als Gatekeeper für Hilfsmittelleistungen im ambulanten Sektor
- 3.2.3 Hersteller von Hilfsmitteln und deren Leistungsspektrum
- 3.2.4 Klassische Leistungserbringer als zentrale Akteure in der Hilfsmittelversorgung
- 3.2.5 Die Rolle der Krankenkassen in der Hilfsmittelversorgung
- 3.3 Hilfsmittelprodukte abseits medizinischer Verordnungen
- 4 Supply Chain im Hilfsmittelmarkt: Ansätze, Eigenschaften und Potentiale
- 4.1 Elemente der Supply Chain im Hilfsmittelmarkt
- 4.1.1 Gestaltung und Management von Supply Chains
- 4.1.2 Diskrepanzen zwischen Vertrieb und Versorgung
- 4.1.3 Organisation und Funktionen der Supply Chain
- 4.1.4 Formen der Rationalisierung in der Hilfsmittelversorgung
- 4.2 Rationalisierung und Innovationen der Supply Chain im Hilfsmittelmarkt
- 4.2.1 Finanzielle und Leistungswirtschaftliche Elemente des Vertriebs innerhalb der Supply Chain
- 4.2.2 Arten von Innovationen und ihr Potential für die Hilfsmittelversorgung
- 5 Innovative Versorgungswege für Hilfsmittel: Einflüsse, Modellierung und Evaluation
- 5.1 Bewertung der Einflüsse auf den Hilfsmittelmarkt
- 5.2 Entwicklungen in der ambulanten Hilfsmittelversorgung
- 5.3 Versorgungswege im Hilfsmittelmarkt
- 5.3.1 Verwendung der Vertriebs- und Versorgungswege von herstellenden Unternehmen
- 5.3.2 Chancen und Risiken direkter und indirekter Versorgungsstrukturen für herstellende Unternehmen
- 5.4 Morphologische Analyse zur Gestaltung von innovativen Versorgungswegen im Hilfsmittelmarkt
- 5.4.1 Entwicklung von innovativen Versorgungswegen im morphologischen Kasten
- 5.4.2 Beschreibung und Interpretation innovativer strategischer Versorgungsoptionen
- 5.4.3 Evaluation innovativer Versorgungswege zur Rationalisierung der Supply Chain im Hilfsmittelmarkt
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Masterarbeit untersucht innovative Versorgungswege für Medizinproduktehersteller im Hilfsmittelmarkt, um die Supply Chain zu rationalisieren. Ziel ist es, strategische Optionen zu identifizieren und zu bewerten, die zu einer effizienteren Versorgung beitragen.
- Rationalisierung der Supply Chain im Hilfsmittelmarkt
- Innovative Versorgungswege für Medizinprodukte
- Analyse von Stakeholdern und deren Einfluss
- Gesetzliche Rahmenbedingungen der Hilfsmittelversorgung
- Morphologische Analyse zur Entwicklung strategischer Optionen
Zusammenfassung der Kapitel
1 Einleitung: Dieses Kapitel führt in die Thematik der Masterarbeit ein, beschreibt die wissenschaftliche Fragestellung und die Zielsetzung der Arbeit. Es erläutert die Konzeption und das methodische Vorgehen, welches qualitative Experteninterviews, die Bestimmung des Einflussgrades von Umweltfaktoren und eine morphologische Analyse umfasst. Der Fokus liegt auf der Erforschung innovativer Versorgungswege zur Rationalisierung der Supply Chain im Hilfsmittelmarkt.
2 Hilfsmittelversorgung in Deutschland: Abgrenzung, Gesetzgebung und Vertragsgestaltung: Dieses Kapitel befasst sich mit der Definition und Abgrenzung von Hilfsmitteln im Kontext von Medizinprodukten. Es analysiert die relevanten Gesetze und Rechtsvorschriften, insbesondere im Hinblick auf die Versorgung und Finanzierung von Hilfsmitteln gemäß dem fünften Sozialgesetzbuch (SGB V). Die Kapitel beleuchtet die Vergütung und Vertragsgestaltung, einschließlich Festbeträge, Ausschreibungen und Rahmenverträge. Es wird der rechtliche Rahmen für die Hilfsmittelversorgung in Deutschland umfassend dargestellt.
3 Hilfsmittelmarkt: Bedeutung, Stakeholder und Struktur: Das Kapitel beschreibt die Bedeutung der Hilfsmittelversorgung für die deutsche Gesundheitswirtschaft und identifiziert die wichtigsten Stakeholder, darunter Patienten, Ärzte, Hersteller, Leistungserbringer und Krankenkassen. Es analysiert deren Rolle und Einfluss auf den Markt unter Berücksichtigung des demografischen Wandels und der steigenden Chronifizierung und Multimorbidität. Ein besonderes Augenmerk liegt auf den komplexen Interaktionen der Akteure im System.
4 Supply Chain im Hilfsmittelmarkt: Ansätze, Eigenschaften und Potentiale: Dieses Kapitel analysiert die Elemente der Supply Chain im Hilfsmittelmarkt, untersucht deren Gestaltung und Management, und identifiziert Diskrepanzen zwischen Vertrieb und Versorgung. Es beschreibt die Organisation und Funktionen der Supply Chain und beleuchtet Möglichkeiten zur Rationalisierung. Die verschiedenen Arten von Innovationen und deren Potential für die Hilfsmittelversorgung werden ebenfalls betrachtet.
5 Innovative Versorgungswege für Hilfsmittel: Einflüsse, Modellierung und Evaluation: Dieses Kapitel bewertet die Einflüsse auf den Hilfsmittelmarkt und analysiert Entwicklungen in der ambulanten Versorgung. Es untersucht verschiedene Versorgungswege, einschließlich direkter und indirekter Strukturen, und bewertet deren Chancen und Risiken für Hersteller. Eine morphologische Analyse dient der Entwicklung und Evaluation von innovativen Versorgungswegen zur Rationalisierung der Supply Chain.
Schlüsselwörter
Hilfsmittelmarkt, Supply Chain Management, Medizinprodukte, Versorgungswege, Rationalisierung, Innovation, Stakeholderanalyse, Gesetzgebung, Morphologische Analyse, Gesundheitswirtschaft, Deutschland.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Masterarbeit: Innovative Versorgungswege im Hilfsmittelmarkt
Was ist das Thema der Masterarbeit?
Die Masterarbeit untersucht innovative Versorgungswege für Medizinproduktehersteller im deutschen Hilfsmittelmarkt mit dem Ziel, die Supply Chain zu rationalisieren und effizientere Versorgungsmöglichkeiten zu identifizieren und zu bewerten.
Welche Aspekte werden in der Arbeit behandelt?
Die Arbeit umfasst die Analyse der gesetzlichen Rahmenbedingungen der Hilfsmittelversorgung in Deutschland, die Identifizierung relevanter Stakeholder und deren Einfluss auf den Markt, die Untersuchung der Struktur und Bedeutung des Hilfsmittelmarktes für die deutsche Gesundheitswirtschaft, sowie die detaillierte Analyse der Supply Chain im Hilfsmittelmarkt inklusive ihrer Elemente, Eigenschaften und Potentiale zur Rationalisierung. Ein Schwerpunkt liegt auf der Entwicklung und Evaluation innovativer Versorgungswege mittels morphologischer Analyse.
Welche Methoden werden angewendet?
Die Arbeit verwendet qualitative Methoden wie Experteninterviews, um Informationen zu sammeln. Quantitative Ansätze zur Bestimmung des Einflussgrades von Umweltfaktoren auf den Markt werden ebenfalls eingesetzt. Eine zentrale Rolle spielt die morphologische Analyse zur Entwicklung und Bewertung innovativer strategischer Optionen für die Hilfsmittelversorgung.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in fünf Kapitel: Kapitel 1 (Einleitung) führt in die Thematik ein und beschreibt die Methodik. Kapitel 2 analysiert die Hilfsmittelversorgung in Deutschland (Abgrenzung, Gesetzgebung, Vertragsgestaltung). Kapitel 3 befasst sich mit dem Hilfsmittelmarkt (Bedeutung, Stakeholder, Struktur). Kapitel 4 untersucht die Supply Chain im Hilfsmittelmarkt (Ansätze, Eigenschaften, Potentiale). Kapitel 5 entwickelt und evaluiert innovative Versorgungswege (Einflüsse, Modellierung, Evaluation) mithilfe einer morphologischen Analyse.
Welche Stakeholder werden betrachtet?
Die Arbeit identifiziert und analysiert die Rolle verschiedener Stakeholder im Hilfsmittelmarkt, darunter Patienten (unter Berücksichtigung demografischer Veränderungen und Multimorbidität), Ärzte (als Gatekeeper), Hersteller von Hilfsmitteln, klassische Leistungserbringer und Krankenkassen.
Welche gesetzlichen Rahmenbedingungen werden untersucht?
Die Arbeit analysiert die relevanten Gesetze und Rechtsvorschriften im Hilfsmittelbereich, insbesondere das fünfte Sozialgesetzbuch (SGB V) mit Bezug auf die Versorgung und Finanzierung von Hilfsmitteln, das Gesetz zur Ordnung des Handwerks (Handwerksordnung) und das Medizinproduktegesetz (MPG) hinsichtlich Marktzulassung und Zertifizierung.
Was ist das Ziel der morphologischen Analyse?
Die morphologische Analyse dient der systematischen Entwicklung und Bewertung innovativer Versorgungswege im Hilfsmittelmarkt. Sie soll strategische Optionen zur Rationalisierung der Supply Chain identifizieren und deren Effizienz steigern.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit am besten?
Hilfsmittelmarkt, Supply Chain Management, Medizinprodukte, Versorgungswege, Rationalisierung, Innovation, Stakeholderanalyse, Gesetzgebung, Morphologische Analyse, Gesundheitswirtschaft, Deutschland.
Was ist das zentrale Ergebnis der Arbeit?
Die Arbeit liefert eine fundierte Analyse des deutschen Hilfsmittelmarktes und identifiziert innovative strategische Optionen für Medizinproduktehersteller zur Optimierung der Supply Chain und zur Verbesserung der Hilfsmittelversorgung. Die Ergebnisse basieren auf einer umfassenden Literaturrecherche, Experteninterviews und einer systematischen morphologischen Analyse.
- Arbeit zitieren
- Christian Stienhans (Autor:in), 2011, Rationalisierung der Supply Chain im Hilfsmittelmarkt. Innovative Versorgungswege: strategische Option für Hersteller von Medizinprodukten., München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/181734