Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Die widersprüchliche Wirtschaftsreform
3 Legitimation und „Zukunft“ durch die Wirtschaftsreform
3.1 Bewusstsein der DDR-Führung
3.1.1 Verständnis und Notwendigkeit von Legitimation
3.1.2 Verständnis von „Zukunft“
3.2 Legitimationsprinzipien und Zukunftserwartungen
3.2.1 Langfristige Machtsicherung
3.2.2 Modernisierung und Revolution in Technik und Wissenschaft
3.2.3 Durchsetzung des Sozialismus und internationale Anerkennung
3.2.4 Vergleich mit der BRD und Lösung der Deutschlandfrage
3.2.5 Verankerung in der geschichtlichen Entwicklung
3.2.6 Bruch mit dem Zweiten Weltkrieg und Befriedung der Welt
4. Ergebnisse der Reform
5. Zusammenfassung
6. Quellen- und Literaturverzeichnis
6.1 Quellenverzeichnis
6.2 Literaturverzeichnis
1. Einleitung
„Wir werden das Wort ‚unmöglich’ aus dem deutschen Lexikon streichen“.[1] Mit dieser stolzen Selbsteinschätzung gab Walter Ulbricht, der Generalsekretär des Zentralkomitees der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) einen Eindruck von der euphorischen Zukunftsgewissheit der DDR in den sechziger Jahren. Alles schien möglich. Zukunft galt als beherrschbar.
Niederschlag fand diese Zukunftsbegeisterung besonders in den einzelnen Etappen der Wirtschaftsreform, die, 1963 eingeführt, bis 1970/71 unter vielen Veränderungen Bestand hatte. Der Anspruch, die Wirtschaft umzugestalten, war mit vielen Visionen und Zukunftserwartungen verbunden, sowohl auf Parteiebene wie auch in der Bevölkerung. Nicht nur die akuten Wirtschaftsprobleme zu Beginn des Jahrzehnts sollten gelöst werden. Ziel war es auch, durch die Reform der Wirtschaft „den umfassenden Aufbau des Sozialismus zu vollenden“, so Ulbricht.[2] Es wird deutlich, wie eng an dieser Stelle Politik und Wirtschaft miteinander verflochten waren. Zwar blieb die Ökonomie politischen Prämissen immer untergeordnet, spielte aber dennoch eine elementare Rolle in der politischen Entwicklung der DDR der sechziger Jahre.
Prägend für die wirtschaftlichen Veränderungen dieses Jahrzehnts ist die Wirtschaftsreform. Möglich und notwendig geworden aus der Wirtschaftskrise um 1960, versuchten die Reformbemühungen, die wirtschaftliche Lage wieder zu konsolidieren, um im Schatten dieses Zieles die Macht der SED zu festigen. Letztlich gelang es zwar, der Wirtschaft wieder mehr Stabilität zu verleihen. Insgesamt aber konnten die anvisierten und propagierten wirtschaftlichen und politischen Ziele der Reform eindeutig nicht erreicht werden.
Umso interessanter ist es, diese Erwartungen an die Reform zu untersuchen und zu vergleichen mit den Legitimationsprinzipien, nach denen die Reform funktionierte. Bei näherer Betrachtung wird sichtbar, dass beide Elemente sehr stark miteinander verbunden sind. Zukunftsvorstellungen oder Zukunftserwartungen können legitimierend wirken bzw. dazu instrumentalisiert werden. Aber auch Legitimationsprinzipien können in die Zukunft wirken und Erwartungshaltungen beeinflussen.
Wie wurde die Reform gerechtfertigt? Welche Rolle spielte sie für die innere Legitimation der SED vor dem Hintergrund, dass die DDR nie in vergleichbarem Maßstab zu Westdeutschland materielle Zufriedenheit in der Bevölkerung erreichen konnte? Wie begründete die SED die Notwendigkeit von Veränderungen in der Wirtschaft? Welche Visionen, Hoffnungen projizierten die Zeitgenossen auf die Reform und wie verhielten sich diese Erwartungen zur Realität?
Diese Leitfragen durchziehen folgende Gliederung: Kapitel 2 führt die Wirtschaftsreform an sich in ihren wichtigsten Schlaglichtern ein. Ihre Entstehungsgeschichte, ihr Verlauf und ihr Ende sind besonders für das Verständnis der Hoffnungen, die in die Reform gesetzt wurden, grundlegend. So zeigen bereits erste Überlegungen einer Reformierung der Wirtschaft die darin angelegten Erwartungen an die zu verändernde Zukunft.
Kapitel 3 macht den Schwerpunkt dieser Arbeit aus. Es behandelt die Legitimationsprinzipien und Zukunftserwartungen der Wirtschaftsreform. Im ersten Unterkapitel werden die Auffassung der DDR-Führung sowie die Notwendigkeit von Legitimation und das Verständnis, das die SED von „Zukunft“ hatte, betrachtet. Diese beiden Punkte sind entscheidend für die Annäherung an konkrete Aspekte des Themas, die im zweiten Unterkapitel folgen. Neben der langfristigen Machtsicherung der SED wird hier besonders auf die Modernisierung der Wirtschaft und die Revolution in Technik und Wissenschaft eingegangen. Auch die Durchsetzung des Sozialismus, das „Überholen“ der BRD und die Lösung der Deutschlandfrage spielen eine zentrale Rolle. Dazu kommen die Festschreibung der Reform in der historischen Entwicklung und der Bezug zum Zweiten Weltkrieg. In Kapitel 4 folgen die wichtigsten Ergebnisse der Reform. Kapitel 5 fasst abschließend die Untersuchung zusammen, bevor in Kapitel 6 die verwendeten Quellen und die Sekundärliteratur die Arbeit abschließen.
Als Basislektüre zum DDR-Wirtschaftsverständnis herausgegeben worden ist das vom Staatsoberhaupt der DDR, Walter Ulbricht, verfasste zeitgenössische Werk zur Wirtschaftsreform.[3] Eine sehr brauchbare Quelle für das Verständnis von Zukunftserwartungen und Legitimationsprinzipien ist ebenfalls die Richtlinie der Reform.[4] Das statistische Jahrbuch der DDR von 1990 ermöglichte es, das Verhältnis zwischen Anspruch und Wirklichkeit näher zu beleuchten.[5]
In der Geschichtswissenschaft fehlte bisher eine Untersuchung der Wirtschaftsreform, die sich auf die beiden Aspekte – Legitimationsprinzipien und Zukunftsvorstellungen – konzentrierte. Zwar erfuhren die Reform an sich und ihre einzelnen Teilaspekte in den letzten Jahren verstärkte Aufmerksamkeit der Forschung. Doch handelte es sich dabei vor allem um Aufsätze und Monographien zur Reform an sich, ohne die entsprechenden Schwerpunkte zu Legitimation und Zeitverständnis. Neben der knappen Darstellung des Historikers Jörg Roesler[6] direkt nach dem Mauerfall ist vor allem die umfangreiche Habilitationsschrift des Potsdamer Wirtschaftshistorikers André Steiner[7] zu nennen. Da Steiner neben einer detaillierten Beschreibung der Reform und ihrer einzelnen Etappen den Schwerpunkt auf die Inkonsequenz des Konzeptes legt, kann sein Werk als grundlegend für die Reform an sich gelten, nicht aber für die vorliegenden Leitfragen im Speziellen. Um sich den Legitimationsprinzipien und den Erwartungen an die Zukunft anzunähern, bedarf es weiterer Ansätze. Hier sind insbesondere die Werke des amerikanischen Geschichtsprofessors Peter C. Caldwell[8], des Direktors des Zentrums für zeithistorische Forschung in Potsdam, Martin Sabrow[9], der Soziologin Sigrid Meuschel[10] sowie des holländischen Wirtschaftshistorikers Jaap Sleifer[11] zu erwähnen. Außerdem zu verweisen ist auf die neueste und fundierte Zusammenfassung der DDR-Wirtschaftsgeschichte von André Steiner[12] sowie auf weitere Studien des Zentrums für zeithistorische Forschung in Potsdam zu Herrschaftsprinzipien in der DDR.[13] Auf Grundlage dieser Basisliteratur und mit Ergänzung durch weitere Monographien und Aufsätze zu unterschiedlichen Aspekten ist die vorliegende Untersuchung entstanden.
2. Die widersprüchliche Wirtschaftsreform
„Eine der interessantesten Perioden der DDR-Wirtschaftsgeschichte“ nennt der Wirtschaftshistoriker Günther Krause die Zeit der Wirtschaftsreform.[14] Zu Recht. Denn kein Jahrzehnt in der Wirtschaftsgeschichte des zweiten deutschen Staates war so vielfältig an Ideen, Entwicklungen und Veränderungen. Bereits die Ausgangsbedingungen Ende der fünfziger, Anfang der sechziger Jahre prägten die Außergewöhnlichkeit dieses Jahrzehnts. Erzielte das extensive System der Zentralwirtschaft bis Mitte der fünfziger Jahre durch hohe Wachstumsraten noch große Anfangserfolge, so kam es gegen Ende des Jahrzehnts zum Abflauen, zur Krise. Die wirtschaftliche Lage der DDR war dramatisch, Roesler charakterisiert den Beginn der sechziger Jahre als „ein ökonomisches Debakel“.[15] Die Möglichkeiten des extensiven Wirtschaftens waren erschöpft.[16] Das Ziel, die BRD und ihre Wirtschaft „einzuholen und zu überholen“, wurde verfehlt.
Die Lage schien nicht mehr mit wirtschaftlichen Maßnahmen unter Kontrolle zu bringen. So entschied sich die Parteispitze für eine politische Lösung – den Mauerbau.[17] Die Hoffnung, so die „Abstimmung mit den Füßen“, ein Menetekel der Unzufriedenheit der Bevölkerung und die wirtschaftliche Regression in den Griff zu bekommen, konnte sich aber nicht erfüllen. Hier zeigt sich bereits, wie untrennbar Wirtschaft und Politik in der DDR verknüpft waren. Wirtschaftliche Überlegungen wurden zwar immer dem Primat der Politik untergeordnet, doch wirtschaftlicher Erfolg diente zur Sicherung der Legitimation der DDR und ihrer Politik.[18]
So musste die SED bereits um 1960, etwas mehr als einem Jahrzehnt nach ihrer Gründung, neue Wege finden, den Sozialismus für die eigenen Staatsbürger attraktiv zu halten. Gleichzeitig sollte mit wirtschaftlichen Eingriffen die Ökonomie stabilisiert werden. Anfängliche Schritte wie Lohnbeschränkungen oder Preiserhöhungen zeigten keine ausreichende Entschärfung der Wirtschaftskrise.[19] Auch der Versuch, sich von der SU und anderen sowjetischen Staaten unterstützen zu lassen, scheiterte. Der einzige Ausweg erschien eine Reformierung des wirtschaftlichen Systems der DDR – das „Neue Ökonomische System der Planung und Leitung der Volkswirtschaft“.
Die Rahmenbedingungen der Reform wurden am 11. Juli 1963 in einer Richtlinie festgelegt und konnten ab dem Folgejahr umgesetzt werden. Die wichtigsten Neuerungen waren die Hinzunahme des Gewinns als zentralem Orientierungsmaßstab und die dafür notwendige Schaffung einer unverzerrten Kostenrechnung durch eine Industriepreisreform. Selbsterwirtschaftung und Eigenverantwortlichkeit der Betriebe für ihre Investitionsmittel sollten gestärkt werden, Prämien und Löhne stärker an die individuelle Leistung geknüpft werden. Auch die Planung sollte eine Dekonzentrierung erfahren. Der mittelfristige Perspektivplan blieb aber weiterhin das entscheidende Lenkungsinstrument.[20]
Diese Richtlinie der Reform zeigt, in welche Richtung sich die Veränderungen bewegten. Der Anspruch, wirtschaftliche und technische Modernisierung voranzutreiben, um eine anhaltende Produktivitätssteigerung zu erreichen, diente dem zentralen Ziel, „[...] eine genauere umfassende Ausnutzung der ökonomischen Gesetze des Sozialismus zur Stärkung der ökonomischen Kraft unserer Republik zu erreichen“.[21] Die Kraft der Wirtschaft stand im Dienste des Aufbaues des „umfassenden Sozialismus“.[22] Die sozialistische Utopie der Vollbeschäftigung, der sozialen Gleichheit und ihrer Sicherung sowie der Krisenfreiheit sollte durch wirtschaftliche Stabilität garantiert werden. Weder die Eigentumsverhältnisse noch die Prärogative der Partei sollten in Frage gestellt werden.[23] Somit wurden wesentliche Elemente der eigenen Ideologie niemals aufgegeben, der Entwicklungsrahmen für reformerische Ideen war von Beginn an stark eingeschränkt. Zudem verengte die Abhängigkeit von der Sowjetunion und deren Zustimmung zu Veränderungen die Systemvariabilität. Das Reformkonzept musste in sich widersprüchlich und inkonsequent bleiben.
In der Forschung sind die problematischen Ausgangsbedingungen und der limitierende ideologische Rahmen unumstritten.[24] Die Reform war gekennzeichnet von Unvereinbarkeiten. Steiner spricht von einem „Zielkonflikt“, da den Wirtschaftsbetrieben für die erlangten Freiräume und die Eigenständigkeit „[...] der ökonomische als auch der politische Rahmen zur Artikulation [...] und zum Austragen auftretender Gegensätze“ fehle.[25] Diesen Widerspruch beschreibt Meuschel treffend als „Quadratur des Kreises“.[26] Die Inkonsequenz der Neuordnung wird auch deutlich im zeitlichen Reformverständnis. Die Reformer begriffen ihr Projekt als offenes Konstrukt, das modifiziert werden konnte und an die sich ergebenden Bedingungen angepasst werden sollte. Die Reform war Experimentierfeld, doch Experimente bergen Gefahren, besonders in wirtschaftlicher Planung.
So zeigte sich bereits Mitte der sechziger Jahre, dass die Erwartungen an die Reform und ihre tatsächlichen Resultate weit auseinanderklafften. 1965 beschlossen die Reformer somit erste Modifikationen, die aber keine Besserung herbeiführten. Diskussionen in Expertenkreisen führten daraufhin 1967/68 zu einer erneuten, dieses Mal tiefer greifenden Veränderung der Reform, dem „Ökonomischen System des Sozialismus“ (ÖSS). In den Blickpunkt dieser zweiten Phase der Reform rückte nun die Kybernetik, eine Wirtschaftsform, die einen zentralen Organisationsrahmen vorgab, in dem die Einzelbereiche der Wirtschaft dann selbständig funktionieren sollten.[27] Auch die Prognostik erhielt nun verstärkte Bedeutung, wobei sich ihr Bezugssystem zu wenig auf die Bedingungen der DDR anpasste und „weniger das Machbare, als vielmehr das Gewünschte“ im Vordergrund stand.[28]
Insgesamt gesehen beschreiben die Überlegungen der 60er Jahre in der DDR „die letzten Versuche, traditionelle marxistisch(-leninistisch)e Zukunftsvisionen und neuere, besonders wissenschafts-, technik- und politikinduzierte gesellschaftliche Entwicklungen auf einen Zielnenner zu bringen“.[29] Dabei blieb die Wirtschaftsreform aber ein Versuch, dem entscheidende Wirkungen versagt waren.
[...]
[1] Zitiert nach: Martin Sabrow: Zukunftspathos als Legitimationsressource. Zu Charakter und Wandel des Fortschrittsparadigmas in der DDR. In: Heinz-Gerhard Haupt / Jörg Requate (Hrsg.): Aufbruch in die Zukunft. Die 1960er Jahre zwischen Planungseuphorie und kulturellem Wandel. DDR, ČSSR und Bundesrepublik Deutschland im Vergleich. Weilerswist 2004, S. 165-184, hier S. 173.
[2] Walter Ulbricht: Zum neuen ökonomischen System der Planung und Leitung. (Ost-) Berlin² 1966, S. 28.
[3] Siehe Fußnote 1. Den allgemein gültigen Charakter einer Basislektüre zur Reform betont Günter Mittag im Vorwort des Werkes, hier insbesondere S. 5 und 6.
[4] Richtlinie für das neue ökonomische System der Planung und Leitung der Volkswirtschaft. (Ost-) Berlin² 1963.
[5] Statistisches Amt der DDR (Hrsg.): Statistisches Jahrbuch der Deutschen Demokratischen Republik 1990,
35. Jahrgang. Freiburg und Berlin, 1990.
[6] Jörg Roesler: Zwischen Plan und Markt. Die Wirtschaftsreform 1963-1970 in der DDR. Berlin 1990.
[7] André Steiner: Die DDR-Wirtschaftsreform der sechziger Jahre. Konflikt zwischen Effizienz- und Machtkalkül. Berlin 1999. Von Steiner fanden zusätzlich noch mehrere Monographien und insbesondere Aufsätze zur Wirtschaftsreform Eingang in diese Arbeit.
[8] Peter C. Caldwell: Dictatorship, State Planning, and Social Theory in the German Democratic Republic. Cambridge 2003.
[9] Sabrow: Zukunftspathos. Siehe Fußnote 1.
[10] Sigrid Meuschel: Legitimation und Parteiherrschaft in der DDR. Zum Paradox von Stabilität und Revolution in der DDR 1945-1989. Frankfurt am Main 1992.
[11] Jaap Sleifer: Planning Ahead and Falling Behind. The East German Economy in Comparison with West Germany 1936 – 2002. Berlin 2006 (= Jahrbuch für Wirtschaftsgeschichte, Beiheft 8).
[12] André Steiner: Von Plan zu Plan. Eine Wirtschaftsgeschichte der DDR. München 2004
[13] Siehe beispielsweise Thomas Lindenberger: Die Diktatur der Grenzen. Zur Einleitung. In: Ders. (Hrsg.): Herrschaft und Eigen-Sinn in der Diktatur. Studien zur Gesellschaftsgeschichte der DDR. Köln 1999
(=Zeithistorische Studien, Band 12), S. 13-43 oder Martin Sabrow: Geschichtskultur und Herrschaftslegitimation. Der Fall DDR. In: Ders. (Hrsg.): Verwaltete Vergangenheit. Geschichtskultur und Herrschaftslegitimation in der DDR. Leipzig 1997 (=Geschichtswissenschaft und Geschichtskultur im 20. Jahrhundert, Band 1), S. 7-15.
[14] Siehe Günther Krause: Wirtschaftstheorie in der DDR. Marburg 1998, S. 139.
[15] Roesler: Plan, S. 15. Ebenso Hoffmanns Einschätzung, siehe Dierk Hoffmann: Die DDR unter Ulbricht. Gewaltsame Neuordnung und gescheiterte Modernisierung. Zürich 2003, S. 101.
[16] Vergleiche Jörg Roesler: Momente deutsch-deutscher Wirtschafts- und Sozialgeschichte 1945 bis 1990. Eine
Analyse auf gleicher Augenhöhe. Leipzig 2006, S. 105 und 106.
[17] Ulbricht war der Überzeugung, der Bau der Berliner Mauer könne die Umsetzung des Sozialismus erleichtern. Siehe Ulbricht: System, S. 104. Auch Steiner legt dar, dass die Errichtung der Mauer anfangs ein zentraler Grund für die Akzeptanz der Reform durch die DDR-Bürger war, vergleiche dazu: André Steiner: Von „Hauptaufgabe“ zu „Hauptaufgabe“. Zur Wirtschaftsentwicklung der langen 60er Jahre in der DDR. In: Karl Christian Lammers/Axel Schildt/Detlef Siegfried (Hrsg.): Dynamische Zeiten. Die 60er Jahre in den beiden deutschen Gesellschaften. Hamburg 2000 (=Hamburger Beiträge zur Sozial- und Zeitgeschichte, Band 37), S. 218-247, hier S. 226. Zur Problematik des Jahres 1961 und des Mauerbaues ausführlicher André Steiner: Plan, S. 119-124.
[18] Siehe André Steiner: Das DDR-Wirtschaftssystem: Etablierung, Reformen und Niedergang in historisch-institutionenökonomischer Perspektive. In: Karl-Peter Ellerbrock /Clemens Wischermann (Hrsg.): Die Wirtschaftsgeschichte vor der Herausforderung durch die New Institutional Economics. Dortmund 2004
(=Untersuchungen zur Wirtschafts,- Sozial- und Technikgeschichte, Band 24), S. 113-131, hier S. 114 sowie Roesler: Momente, S. 105.
[19] Ganz im Gegenteil schürten diese Maßnahmen die Unzufriedenheit in der Bevölkerung. Die Lage war eindeutig: Mit dieser Strategie konnten die Probleme nicht gelöst werden, da Rechtfertigung und Stabilität der Macht nicht garantiert werden konnten. Näheres siehe Steiner: Hauptaufgabe, S. 226. Wichtige Debatten zu Reformstrategien siehe Günter Krause: Wirtschaftstheorie der DDR, S. 121-136.
[20] Ausführlicher zur Entwicklung der ersten Reformphase, ihren Inhalten und Widersprüchen vergleiche Steiner: DDR-Wirtschaftsreform, S. 78-135 oder André Steiner: Die Wirtschaftsreform der sechziger Jahre in der DDR: Vom Plan zum Markt? In: Bender, Gerd/Kiesow, Rainer Maria/Simon, Dieter (Hrsg.): Die andere Seite des Wirtschaftsrechts. Steuerung in den Diktaturen des 20. Jahrhunderts. Frankfurt am Main 2006 (=Studien zur europäischen Rechtsgeschichte, Band 208), S. 109-129, hier S. 117-119.
[21] Vergleiche Richtlinie, S. 7 und 8.
[22] Ulbricht: System, S. 28 und S. 102f.
[23] Siehe Richtlinie, insbesondere S. 10.
[24] Dierk Hoffmann betont, dass sie primär nicht aus wirtschaftlichem Kalkül, sondern aus der Not heraus entstand, siehe Hoffmann: DDR, S. 100. Monika Kaiser charakterisiert sie treffend als „Wagnis“, vergleiche: Monika Kaiser: Machtwechsel von Ulbricht zu Honecker. Funktionsmechanismen der SED-Diktatur in Konfliktsituationen 1962 bis 1972. Berlin 1997 (=Zeithistorische Studien, Band 10), S. 57. Steiner sieht von Beginn an in dem Nebeneinander von alten und neuen Regeln die „Tendenz zur Polarisierung und Selbstblockade“ Steiner: DDR-Wirtschaftsreform, S. 78.
[25] Steiner: Plan, S. 132.
[26] Meuschel: Legitimation, S. 202.
[27] Zur zweiten Phase der Reform, dem ÖSS, siehe ausführlich Steiner, Machtkalkül, S. 135-162. Näheres zur Rolle der Kybernetik findet sich bei Caldwell, S. 153-169.
[28] André Steiner: Von „Hauptaufgabe“ zu „Hauptaufgabe“. Zur Wirtschaftsentwicklung der langen 60er Jahre in der DDR. In: Karl Christian Lammers/Axel Schildt/Detlef Siegfried (Hrsg.): Dynamische Zeiten. Die 60er Jahre in den beiden deutschen Gesellschaften. Hamburg 2000 (=Hamburger Beiträge zur Sozial- und Zeitgeschichte, Band 37), S. 218-247, hier S. 233.
[29] Arnold Sywottek: Gewalt – Reform – Arrangement. Die DDR in den 60er Jahren. In: Lammers, Karl Christian/Schildt, Axel/Siegfried, Detlef (Hrsg.): Dynamische Zeiten. Die 60er Jahre in den beiden deutschen Gesellschaften. Hamburg 2000 (=Hamburger Beiträge zur Sozial- und Zeitgeschichte, Band 37), S. 54-76, hier S. 67.