Schon seit den Anfängen des Films kann man eine Interaktion sowie wechselseitige Beeinflussung zwischen Literatur und dem neuen Medium des Films feststellen. Es werden etwa Ideen aus literarischen Vorlagen gewonnen oder umgekehrt filmische Mittel als Inspiration für neue Schreibtechniken gesehen. Im Kino und Fernsehen werden jedes Jahr erneut eine große Anzahl von Filmen gezeigt, die auf einer literarischen Vorlage beruhen und sich nicht selten damit brüsten einer berühmten Feder entsprungen zu sein. Durch diese Art von Qualitätssiegel, welches die Werke durch besondere Betonung ihrer literarischen Herkunft erhalten, soll ein möglichst breites Publikum für den Film begeistert werden. Zuschauer, die die literarische Vorlage schon kennen werden jedoch nicht selten enttäuscht, erwarten doch viele eine gewisse Werktreue, also eine möglichst exakte Umsetzung der ihnen bekannten Geschichte auf der Leinwand. Andere lehnen eine Verfilmung von vorne herein als künstlerisch nicht wertvoll und minderwertig ab. Die filmische Adaption sollte jedoch als eigenständiges Werk und Neuinterpretation der Vorlage betrachtet werden, wobei aber natürlich hinterfragt werden darf, inwiefern die Umsetzung als gelungen angesehen werden kann. Die Transformation von literarischem Text in ein anderes Medium geht dabei zwangsläufig mit Änderungen, wie Ergänzungen und Verkürzungen gegenüber der Vorlage einher, da diese in ein anderes Zeichensystem übertragen werden muss. Das Verlangen nach absoluter Werktreue ist daher nicht zu vertreten. Ich möchte in der folgenden Arbeit den Vergleich einer literarischen Vorlage mit dessen Verfilmung, anhand von Franz Kafkas Romanfragmenten „Der Process“ und „Das Schloss“ sowie deren filmischen Rezeptionen anstellen. Kafka und sein Werk lassen sich in mehreren Punkten mit der Kinematografie in Verbindung bringen. Eine große Anzahl von Selbstzeugnissen belegten etwa sein Interesse für die neue Kunstform. Er war ein Kinogänger, der sich vor allem für die neue Technik und deren Wirkung auf das Publikum interessierte. Seine Texte sind geprägt von visuellen Beschreibungen und bieten damit einen idealen Verknüpfungspunkt zwischen Text und Film. Die im folgenden untersuchten Romanfragmente und deren Adaptionen weisen einige Gemeinsamkeiten, vor allem in der visuellen Darstellungsweise auf: Was der Text sprachlich beschreibt, zeigt der Film in konkreten Bildern. Es existieren eine Reihe von Werken, die durch Kafka inspiriert worden sind.
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
1. Kafka und das Kino: Beziehung zur Kinematografie und filmische Momente in seinen Texten
2. Die Romanfragmente „Der Process“ und „Das Schloss“- zentrale Aspekte
2.1 „Der Process“
2.1.1 Zur Entstehungsgeschichte
2.1.2 Inhalt und Analyse
2.2 „Das Schloss“
2.2.1 Zur Entstehungsgeschichte
2.2.2 Inhalt und Analyse
2.3 Kafkas Werk als Inspiration für andere Kunstschöpfungen
3. Filmtechnische und -theoretische Grundlagen
4. Die filmische Inszenierung der beiden Romane
4.1 Analyse des Films „Der Process“ von Orson Welles
4.1.1 Figurendarstellung
4.1.2 Raumkonstruktion
4.1.3 Kamera und Montage
4.1.4 Weitere filmische Mittel
4.1.5 Text und Film im Vergleich: Gegenüberstellung eines Romanabschnitts und einer Filmsequenz
4.2 Analyse des Films „Das Schloss“ von Michael Haneke
4.2.1 Figurendarstellung
4.2.2 Raumkonstruktion
4.2.3 Kamera und Montage
4.2.4 Weitere filmische Mittel
4.2.5 Text und Film im Vergleich: Gegenüberstellung eines Romanabschnitts und einer Filmsequenz
5. Berechtigung und Möglichkeiten der Kafka-Verfilmungen
Fazit
Literaturverzeichnis
„ Ich erz ä hle eine Geschichte. Das sind Bilder, nur Bilder “ 1
(Franz Kafka)
Einleitung
Schon seit den Anfängen des Films kann man eine Interaktion, sowie wechselseitige Beeinflussung zwischen Literatur und dem neuen Medium des Films feststellen. Es werden etwa Ideen aus literarischen Vorlagen gewonnen oder umgekehrt filmische Mittel als Inspiration für neue Schreibtechniken gesehen. Im Kino und Fernsehen werden jedes Jahr erneut eine große Anzahl von Filmen gezeigt, die auf einer literarischen Vorlage beruhen und sich nicht selten damit brüsten einer berühmten Feder entsprungen zu sein. Durch diese Art von Qualitätssiegel, welches die Werke durch besondere Betonung ihrer literarischen Herkunft erhalten, soll ein möglichst breites Publikum für den Film begeistert werden. Zuschauer, die die literarische Vorlage schon kennen werden jedoch nicht selten enttäuscht, erwarten doch viele eine gewisse Werktreue, also eine möglichst exakte Umsetzung der ihnen bekannten Geschichte auf der Leinwand. Andere lehnen eine Verfilmung von vorne herein als künstlerisch nicht wertvoll und minderwertig ab. Die filmische Adaption sollte jedoch als eigenständiges Werk und Neuinterpretation der Vorlage betrachtet werden, wobei aber natürlich hinterfragt werden darf, inwiefern die Umsetzung als gelungen angesehen werden kann. Die Transformation von literarischem Text in ein anderes Medium geht dabei zwangsläufig mit Änderungen, wie Ergänzungen und Verkürzungen gegenüber der Vorlage einher, da diese in ein anderes Zeichensystem übertragen werden muss. Das Verlangen nach absoluter Werktreue ist daher nicht zu vertreten.
Ich möchte in der folgenden Arbeit den Vergleich einer literarischen Vorlage mit dessen Verfilmung, anhand von Franz Kafkas Romanfragmenten „Der Process“ und „Das Schloss“, sowie deren filmischen Rezeptionen anstellen. Kafka und sein Werk lassen sich in mehreren Punkten mit der Kinematografie in Verbindung bringen. Eine große Anzahl von Selbstzeugnissen belegten etwa sein Interesse für die neue Kunstform. Er war ein Kinogänger, der sich vor allem für die neue Technik und deren Wirkung auf das Publikum interessierte.
Seine Texte sind geprägt von visuellen Beschreibungen und bieten damit einen idealen Verknüpfungspunkt zwischen Text und Film. Die im folgenden untersuchten Romanfragmente und deren Adaptionen weisen einige Gemeinsamkeiten, vor allem in der visuellen Darstellungsweise auf: Was der Text sprachlich beschreibt, zeigt der Film in konkreten Bildern. Es existieren eine Reihe von Werken, die durch Kafka inspiriert worden sind. Ich habe mich an dieser Stelle für den Klassiker „Le Procès“ aus dem Jahre 1962 von Orson Welles und mit „Das Schloß“ (1997) von Michael Haneke für eine der jüngsten Verfilmungen entschieden. Bevor ich konkret auf diese Werke eingehen werde, möchte ich im ersten Kapitel Franz Kafkas Faszination für die Technik der frühen Kinematografie und die Bezüge zwischen seiner Schreibweise und der Kinorezeption erläutern. Bereits Theodor W. Adorno hat in den 50er Jahren Zusammenhänge dieser Art aufdecken können, die weitere Forschung zu dem Thema setzte sich jedoch erst vermehrt in den letzten Jahren, etwa mit den ambitionierten Studien von Hanns Zischler und Peter-André Alt, fort. Der Grund dafür mag sein, dass Filme noch lange Zeit als triviales Vergnügen angesehen wurden. Es erschien den Interpreten wohl unmöglich und passte nicht in ihre Deutungsmuster, dass ein gebildeter Literat wie Kafka auch davon geprägt sein könnte. Dabei ist es schwer zu leugnen, welch immensen Eindruck dieses neue Medium mit seinen bewegten Bilder auf die Menschen gemacht haben muss. Ich werde im zweiten Kapitel zunächst kurz auf Entstehungsgeschichte und Inhalt beider Romanfragmente eingehen, um danach im dritten Kapitel die, in ihrer Art sehr unterschiedlichen, filmischen Adaptionen genauer analysieren zu können. Im Mittelpunkt wird hier die Transformation der visuell geprägten Textstellen, etwa die Personen- und Raumdarstellung, in das andere Medium stehen. Dabei soll eine Szene aus dem jeweiligen Roman mit der entsprechenden Sequenz der Adaption verglichen werden, um im Anschluss feststellen zu können mit welchen filmischen Mitteln der Regisseur gearbeitet hat. Zunächst möchte ich im ersten Kapitel jedoch auf Kafkas persönliches Verhältnis zum damals noch neuen Medium Film eingehen und die Bedeutung der Kinematografie für sein Schreiben ausloten.
1. Kafka und das Kino: Beziehung zur Kinematografie und filmische Momente in seiner Schreibweise
Franz Kafka und sein Werk lassen sich in vielerlei Hinsicht mit dem Medium des Films in Verbindung setzen. So ist etwa durch seine Bemerkungen in Tagebüchern und verschiedenen Briefen dokumentiert, dass er ein begeisterter Kinogänger war, der Szenen reflektierte und sich darüber mit seinen Bekannten austauschte.2 Kafkas Affinität zum Film, die sich auch, wie später noch weiter erläutert wird, in seiner visuell geprägten Schreibweise ausdrückt, wird von seinem Freund und Biografen Max Brod geteilt und bestätigt. Beide gehören zu den regelmäßigen Besuchern der ersten Prager Filmtheater, die im Jahre 1907 eröffnen.3 Max Brod sieht in einigen grotesken Textstellen in Kafkas frühem Romanfragment „Der Verschollene“ sogar Ähnlichkeiten zu dem slapstickartigen Humor der frühen Stummfilme Charly Chaplins.4 Kafka begeistert sich besonders für die neue kinotypische „Ästhetik der Bewegung“ und „das dynamische Arrangement der Filmbilder“.5 Seine erste uns überlieferte Tagebuchnotiz von 1908: „Die Zuschauer erstarren, wenn der Zug vorbeifährt“6, bezieht sich wahrscheinlich auf die überwältigt und erschreckt reagierenden Zuschauer, als sie erstmals eine bewegte Eisenbahn auf der Leinwand erblicken.7 Theodor W. Adorno sieht in diesem Zusammenhang den Kafka- Leser in einer ähnlichen Position, wie die verstörten Zuschauer in den neuen Kinematografen:
„Seine Texte sind darauf angelegt, daß nicht zwischen ihnen und ihrem Opfer ein konstanter Abstand bleibt, sondern daß sie seine Affekte derart aufrühren, daß er fürchten muß, das Erzählte käme auf ihn los wie Lokomotiven aufs Publikum in der jüngsten, dreidimensionalen Filmtechnik.“8
Weiterhin charakterisiert er Kafkas Texte, in einem Brief an Walter Benjamin, als „die letzten, verschwindenden Verbindungstexte zum stummen Film“.9
Hans Zischlers Publikation „Kafka geht ins Kino“ aus dem Jahre 1994 stellt bisher die wahrscheinlich umfangreichste Auseinandersetzung mit diesem Thema dar. Er wertet dessen Tagebucheinträge, Reiseaufzeichnungen und Korrespondenzen im Hinblick auf versteckte Kinoreflektionen aus und stellt unter anderem fest, dass Kafka häufig im Kino Gesehenes mit seinen eigenen realen Erlebnissen verknüpfte, etwa wenn ihn ein bestimmtes Erlebnis an eine Szene aus einem Film erinnert. So vergleicht er beispielsweise 1911 in seinem Reisetagebuch bei einer nächtlichen Taxifahrt durch München den modernen Straßenverkehr mit den Eindrücken der schnellen Bildfolgen im Kino.10 Hanns Zischler verneint jedoch, dass das Kino möglicherweise einen direkten Einfluss auf sein Werk ausgeübt hat:
“Es ist immer wieder darüber spekuliert worden, welche Filme Kafkas Schreiben näher oder ferner beeinflußt haben. Er selbst gibt darüber keine Auskunft, nennt keinen einzigen Hinweis, daß er bestimmte Bilder oder Szenen für sein Schreiben herangezogen hätte. Die von ihm gestreiften und gelegentlich festgehaltenen Bilder - meist sind es sehr kurze Eintragungen, die sich im wesentlichen auf die Jahre 1910 bis 1913 beschränken - stehen in keinem unmittelbar erkennbaren Zusammenhang zu seiner Prosa.”11
Auch Oliver Jahraus stellt in diesem Zusammenhang fest: „Film und Kino - weder als Thema noch als mediales Darstellungsmittel oder als Institution - sind für seine Literatur von offensichtlicher Bedeutung“12 Diese Hypothesen lassen sich jedoch anhand zahlreicher Beispiele aus Kafkas Selbstzeugnissen und seinem Werk weitgehend widerlegen. Seine Erzählweise kann durchaus als kinematografisch, viele seiner Texte sogar als eine schriftliche Verarbeitung von Eindrücken des neues Mediums bezeichnet werden.
Peter André Alt merkt dazu an:
„In einem erstaunlichen Ausmaß zeigen Kafkas Erzählungen und Romane eine Prägung durch das neue Medium, die diverse Stufen und Bereiche ihrer literarischen Komposition betrifft. Sie beschränkt sich nicht auf die Verarbeitung kinotypischer Sujets, einzelner Momentaufnahmen und Motive, sondern schließt die narrative Inszenierung filmischer Dramaturgie, Figurendarstellung und Bewegungsästhetik ein.“13
Wolfgang Jahn stellt schon 1965 in seiner Monografie zu „Der Verschollene“ fest, dass Kafka in großem Maße visuell erzähle und dass seine Prosa durchaus unter dem Aspekt eines „filmischen Blicks“ entstanden sein könnte.14 Konkret heißt dies: Die Vermittlung von visueller Wahrnehmung nimmt bei Kafkas Romanen einen Schwerpunkt ein, an vielen Textstellen wird der Leser zum Betrachter, nimmt also eine ähnliche Position ein, wie der Zuschauer im Kino. Jahn stellt drei Bereiche heraus, in denen Kafkas filmischer Blick besonders zur Geltung kommt: Die Ausstattung und Beschaffenheit der Räume, die Personenbeschreibung sowie deren Gebärden und Physiognomie.15 „Das Prinzip der visuellen Kontinuität, slapstickartige Szenenfolgen, montageartiges und gestisches Erzählen sind die Elemente, die diesen filmischen Blick konstituieren.“16 Rolf J. Goebel bestätigt dies ebenfalls und erkennt eine Korrespondenz von Kafkas dynamischem Schreibstil und den bewegten Bildern:
„Kinoartig sind Kafkas kurze, schnell wechselnde Szenen, die der rapiden Schnitttechnik des Films entsprechen. Dem statischen oder bewegten KameraObjektiv ähnelt der subjektiv gebrochene Flaneur- bzw. Voyeurblick der Protagonisten, die sich primär auf jene minutiöse Wiedergabe von alltäglichen Oberflächendetails konzentrieren, wie sie den Film kennzeichnet.“17
Es gibt beispielsweise im Romanfragment „Der Process“ immer wieder Passagen, in denen sehr detailliert beschrieben wird was Herr K. von seiner Umwelt wahrnimmt, etwa Räume oder Personen. Der Leser sieht und erlebt aus seiner Perspektive.
Der Roman ist also, wie auch Sandra Poppe treffend feststellt, „maßgeblich durch die visuelle Wahrnehmung seiner Hauptfigur bestimmt.“18 Dies trifft ebenso auf „Das Schloss“ zu, auch hier werden die Protagonisten und deren Umgebung genau charakterisiert. Man kann durchaus von einer Dominanz des Sehens in den Texten Kafkas sprechen, wie auch Bettina Küter festgehalten hat, sie stellt heraus: „Das Sehen ist im wesentlichen die Art der Wahrnehmung, durch die die Helden Kafkas - und mit ihnen der Leser - die Räume erleben.“19 Von allen Sinnen, scheint also die visuelle Wahrnehmung für Franz Kafka von besonderer Wichtigkeit zu sein, soll er doch in einem Gespräch mit Gustav Janouch einmal gesagt haben „Ich bin ein Augenmensch“.20 Dem schließt sich jedoch an: „Das Kino stört aber das Schauen.“21 Er meinte vermutlich, dass sich die Bilder des Blickes bemächtigen und dieser dadurch nicht mehr frei sei.22 Sein Verhältnis zum Kino war also letzten Endes ein zwiegespaltenes. Das offensichtliche visuelle Potential seiner Texte wurde jedoch von vielen Regisseuren erkannt. Es existieren bisher etwa 20 Verfilmungen für TV und Kino, die von Kafkas Werken inspiriert worden sind, darunter zwei Adaptionen von „Der Process“ und vier von „Das Schloss“23.
Was ist es nun, das zur mehrfachen filmischen Rezeption Kafkas einlädt? Der visuelle Erzählstil, die offene Form und die vielfachen Deutungsmöglichkeiten seiner Werke mögen die Hauptargumente sein, die zur Verfilmung und damit immer wieder stattfindenden Neuinterpretation anregen. Alle Romane sind Fragmente geblieben, ihre Offenheit gewährt einem Regisseur vielfältige Möglichkeiten in der Herangehens- und Interpretationsweise. Orson Welles, der 1962 den „Process“ verfilmte, nimmt sich etwa die Freiheit die Kapitelreihenfolge, welche von Max Brod vorgegeben wurde, wieder neu anzuordnen. Er kürzt, fügt neue Szenen hinzu und stellt die wichtige Türhüter- Legende „Vor dem Gesetz“ an den Anfang des Films. Welles kommt noch einmal darauf zurück, wenn er am Ende des Films das Bild der sich schließenden Tür zum Gesetz einblendet. Die bei Kafka im vorletzten Kapitel von einem Geistlichen erzählte Geschichte, bietet bei Welles so einen „Rahmen für den gesamten Film“24. Dem Zuschauer wird praktisch schon vor Beginn klar, dass sich der Protagonist in einer schier ausweglosen Situation befindet, er nimmt eine ähnlich hilflose Position des Ausgeliefertseins wie K. ein.
Michael Haneke ist bei seiner Verfilmung von „Das Schloss“ (1997) in besonderer Weise auf den „fragmentarischen Charakter“ des Romans eingegangen:25 Er nutzt zwischen den einzelnen Szenen das filmische Mittel der Schwarzblende um seinen Film zu strukturieren. Das Bild zwischen den einzelnen Szenen wird für mehrere Sekunden komplett schwarz, der Zuschauer macht sich auf eine neue Situation gefasst. Der Regisseur stört jedoch so auch den Fluss des Films, die einzelnen Sequenzen werden nicht mehr wie eine große Einheit wahrgenommen. Weiterhin bricht der Erzähler am Ende des Films seinen Satz ab, ähnlich wie Kafka dies in seinem Roman tut. Die unvollendete Handlung bleibt in dieser Verfilmung auch auf der Leinwand ohne Auflösung und bedarf, wie der Roman, einer weiteren Interpretation.
Es erscheint zunächst verwunderlich, dass Kafkas Affinität zum Film ab dem Jahre 1914 offenbar nachlässt. Hatte er von 1910-1913 seine Kinobesuche und Filmrezeptionen noch regelmäßig in Tagebüchern dokumentiert, lassen sich ab 1914 in seinen Aufzeichnungen kaum mehr Vermerke über die Kinematografie finden. Wolfgang Jahn schließt daraus, dass auch Kafkas Werk ab 1914 weniger visuell geprägt ist.26 Fehlende Tagebucheinträge sollten jedoch nicht als Beleg dafür dienen, dass Kafka ab diesem Zeitpunkt nicht mehr ins Kino ging, oder sich nicht mehr dafür begeisterte.
Anzunehmen wäre allenfalls, dass es nicht mehr den selben Stellenwert wie früher in seinem Leben einnimmt. Kafkas Interesse am Kino galt vermutlich weniger den Inhalten und Motiven als mögliche erzählerische Anregungen, sondern eher dem technischen Potential des Mediums, dass seine dynamische Erzählweise scheinbar mitgeprägt hat. Auch Peter-André Alt verneint die These, dass Kafka aufgrund der fehlenden Aufzeichnungen ab 1914 nicht mehr vom Film beeinflusst wurde:
„Aus diesem Befund zu schließen, daß Kafkas Schreiben in seiner letzten Lebensdekade nicht mehr vom Film bestimmt wurde, wäre jedoch falsch. Als ein Medium, das seine sinnliche Wahrnehmung von Städten und Landschaften, von Verkehr und Geschwindigkeit, von Gebärden und Physiognomien lenkt, wirkt er bis zuletzt in seiner literarischen Imagination nach und hinterläßt Spuren in seinen Texten“27
Alt benennt daraufhin die Verbindungsglieder zwischen Kafkas Texten und dem Film und beschreibt insgesamt acht sogenannter „Indikatoren für Kafkas kinematografisches Schreiben“:28
I. Kafka verknüpft Bilder in seinen Texten in einer Art und Weise, dass der Eindruck einer filmischen Sequenz entsteht.
II. Er nimmt Filmbilder in seine Texte auf, so dass ein intermediales Spannungsverhältnis entsteht, dass sich dem Leser aber erst erschließt wenn er die Vorlagen analysiert.
III. Wahrgenommenes aus seinem Alltag wird in Texte eingebunden, die wie eine Filmsequenz erscheinen.
IV. Filmische Elemente und Topoi werden zitiert.
V. Der Akt des Beobachtens ist zentrales Element im Film und dessen
Rezeption, sowie Gegenstand in Kafkas Literatur.
VI. Die Motive einer Figur werden im frühen Stummfilm über Mimik und Gestik veräußerlicht, was auch bei seiner Technik des kinematografischen Erzählens der Fall ist.
VII. Die beobachtende Kamerasicht als Blick auf das Geschehen.
VIII. Der Film offenbart neue Techniken der Spannungssteigerung für literarische Texte.
Diese Indikatoren bestätigen, dass Kafkas Erzählen durchaus als das Resultat einer produktiven Interaktion mit dem Medium des Films bezeichnet werden kann.29 Zur der möglichen Inspiration, die vom Film ausgegangen sein könnte, stellt Wolfgang Jahn schon 1965 in Bezug auf Kafkas ersten Roman „Der Verschollene“ fest:
„Es spricht alles dafür, daß auch Kafka von der neuen Erfindung Anregung empfing, die seinen Stil jener Jahre entscheidend mitgeformt hat. Das bewegte Projektionsbild berührte eine bestimmte Seite seines Wesens: die gesteigerte Empfänglichkeit für alles Sichtbare, die der Dichter mit dem jungen Helden seines ersten Romans gemeinsam hatte.“30
Es soll nun in den folgenden Kapiteln überprüft werden, ob die Thesen von Alt und Jahn auch auf Kafkas Schreibstil in „Der Process“ und „Das Schloss“ zutreffen. Im anschließenden zweiten Kapitel werden die grundlegenden Aspekte bezüglich Thematik, Form, Erzählsituation und Interpretation der zu untersuchenden Romane dargelegt, um im Anschluss Gemeinsamkeiten und Unterschiede mit ihren filmischen Adaptionen zu benennen können.
2. Die Romanfragmente „Der Process“ und „Das Schloss“-zentrale Aspekte
2.1 „Der Process“
2.1.1 Zur Entstehungsgeschichte
Der Roman entstand in Folge eine Krise, die durch Kafkas Verlobung und anschließende Entlobung mit Felice Bauer im Jahre 1914 ausgelöst wurde. Zuvor befand er sich in einem ständigen Zwiespalt: Einerseits hatte er den Wunsch sein Leben mit einer Frau zu teilen, andererseits fürchtete er um seine Freiheiten. So beschrieb er in seinem Tagebuch die Bedeutung des Alleinseins für sich: „Ich muss viel allein sein. Was ich geleistet habe ist nur ein Erfolg des Alleinseins.“31 Nach der Entlobung ist Kafka zwar den Verantwortungen eines Ehemannes entbunden, jedoch macht er sich danach wiederum zum Vorwurf in Fragen der Familiengründung entscheidend versagt zu haben.
Die Begegnung mit der Braut, ihren Eltern und ihrer Freundin Grete Bloch im Hotel Askanischer Hof in Berlin, im Zuge der Entlobung, wird von Kafka oft in den Zusammenhang mit einem Gericht gebracht. Schreibt er doch vom „Gerichtshof im Hotel“32 oder der „Ansprache vom Richterplatz“33. Er kommt sich wie ein Verurteilter vor, andere richten über sein mögliches Fehlverhalten. Kafka plagen Schuldgefühle, die er in einem Prozess der Selbstanklage zu verarbeiten versucht. In Gedanken führt er also eine Anklage gegen sich selbst. Der Roman soll dabei seine persönliche Verteidigungsschrift werden.34 Er macht Gerichtsmetaphorik und die Frage nach der Schuld einer Person zum Gegenstand von „Der Process“ und flüchtet sich in die Arbeit an dem Roman. In seinem Tagebuch notiert er am 28.07.1914, dass er sich „in einer Arbeit retten“35 müsse, um nicht zu „versteinern“36. Kafka beginnt äußerst inspiriert im August 1914 mit dem Schreiben, einige Monate später, gegen Ende des Jahres, gestaltet sich dies jedoch zunehmend mühsamer für ihn. Er zweifelt immer mehr an seinen Fähigkeiten, nimmt sich sogar Urlaub, um den Roman „vorwärtszutreiben“37. Im Tagebuch notiert er weiterhin am 14. Dezember „Jämmerliches Vorwärtskriechen der Arbeit“38, ihn plagen Schlaflosigkeit und Kopfschmerzen. Im Januar bricht er schließlich den Schreibprozess ab und das Romanfragment, an dem er so besessen gearbeitet hat, gelangt zu einem vorläufigen Abschluss.
Obwohl es Kafkas Wunsch war, dass sein gesamter handschriftlicher Nachlass vernichtet werden sollte, gelangt das Manuskript, nach seinem Tod im Jahre 1924, in die Hände seines Freundes Max Brod, welcher den „Process“ posthum im Jahre 1925 im Verlag „Die Schmiede“ in Berlin veröffentlicht. Kafka hat nicht linear gearbeitet. Es ist belegt, dass er zunächst den Anfang und das Ende, also Verhaftung und Hinrichtung, schrieb, um danach an einzelnen Kapiteln weiterzuarbeiten. Malcolm Pasley, Mitherausgeber der kritischen Ausgabe von Kafkas Werken, beschreibt seine Arbeitsweise wie folgt:
Er sei:
„[…] immer wieder an verschiedenen Stellen des Romans eingestiegen, manchmal dieses, manchmal jenes schon begonnene Kapitel vorantreibend, manchmal ein neues anschneidend, so daß er immer mehr Fäden gleichzeitig in der Hand hatte, die er abwechselnd fortzuspinnen suchte. Er scheint sich im Grunde für ein System des Teilbaues entschieden zu haben.“39
Es gibt unvollendete Kapitel und Schriftstücke, sowie keine von Kafka eindeutig festgelegte Reihenfolge, was immer wieder zu editorischen Problemen führt. Max Brod nahm eine erste Anordnung der Textkonvolute vor. Seiner Version folgten weitere Editionen mit modifizierten Kapitelanordnungen, wie etwa die 1990 erschienene Kritische Kafka-Ausgabe unter anderem herausgegeben von Malcolm Pasley oder die Faksimile-Edition von Roland Reuß, die 1997 auf den Markt kam.
Es gibt einige Parallelen zwischen Kafkas wirklichem Leben und der Thematik des Romans. Eine rein biografische Auslegung von „Der Process“ würde dessen Bedeutungsvielfalt zwar sicher nicht gerecht werden, doch ist es für das Verständnis des Textes unerlässlich, auch einen Blick auf die damalige Lebenssituation Kafkas zu werfen. Denn:
„Wenn auch der Roman nicht mit solcher Ausschließlichkeit auf Ereignisse im Leben Kafkas zurückgeführt werden darf, ist es doch unbestritten, daß der Autor in ihm immer wieder - meist in Form von Anspielungen - Bezüge zu seiner biografischen Situation herstellt.“40
Die Hauptfigur Josef K., dessen Initiale schon auf Kafkas eigenen Namen verweist, hat etwa eine ähnliche Stellung als Beamter wie der Autor, Fräulein Bürstners Initialen entsprechen denen von Kafkas Verlobter Felice Bauer. „Josef K. ist ein Alter ego des Autors, er ist wie dieser ein Einzelgänger, der von der Gesellschaft profitiert, ohne aber in sie integriert zu sein […].41
2.1.2 Inhalt und Analyse
Die folgenden Überlegungen zu „Der Process“ und „Das Schloss“ erheben keinesfalls den Anspruch einer vollständigen Interpretation des Textes. Es existieren eine Fülle von verschiedenen wissenschaftlichen Publikationen und Deutungsansätzen zu Kafkas Werken. Hier sollen nun lediglich die wesentlichen Aspekte und Aussagen der Romane vor Augen geführt werden, um vor diesem Hintergrund, im nächsten Kapitel, die Unterschiede und Gemeinsamkeiten der filmischen Adaptionen und deren Deutungsmöglichkeiten erkennen zu können.
„Der Process“ erzählt die Geschichte von Josef K., einem Bankangestellten, der am Morgen seines 30. Geburtstages ohne Erklärung oder genauere Angabe von Gründen verhaftet wird. Man erfährt einzig, dass ein Verfahren gegen ihn eingeleitet wurde, Details dazu wollen oder können ihm die Männer nicht sagen. Ein Jahr lang versucht er sich dem rätselhaften und scheinbar übermächtigen Gesetz, welches seinen Prozess ausrichtet, anzunähern und es zu verstehen. Dies stellt sich jedoch als vergebliches Unterfangen heraus. Sein Verfahren bleibt undurchsichtig, seine Schuld wird nicht genannt. So muss er am Ende kapitulieren und wird hingerichtet.
Der Beginn des Romans ist typisch für Kafkas Erzählanfänge, diese „sind aufgrund ihres unvermittelten Einsatzes, ihrer Rätselhaftigkeit bei gleichzeitiger sprachlicher Transparenz, ihres hypothetischen Charakters und des daraus resultierenden hohen Verunsicherungsgrades beliebte Sujets der Forschung.“42 Ähnlich wie es bei Gregor Samsa in der „Verwandlung“ der Fall ist, beginnt auch „Der Process“ damit, dass der Protagonist morgens aufwacht und sich in einer neuen, nicht alltäglichen Situation befindet, die einschneidende Folgen für sein weiteres Leben haben wird. Jedoch ist es hier nicht so drastisch und sichtbar dargestellt, wie die Verwandlung in einen Käfer. Josef K. will sein Schicksal nicht wahrhaben, er hält seine Verhaftung zunächst für einen Scherz, den ihm seine Kollegen von der Bank, möglicherweise anlässlich seines Geburtstages, spielen.
Er nimmt sich vor zu kooperieren: „[...] war es eine Komödie, so wollte er mitspielen.“43 Schon die ersten Sätze vermitteln dem Leser: Die normale Weltordnung ist gestört, es passiert etwas, das nicht unter logischen Gesichtspunkten erklärt werden kann. K. versucht infolge der rätselhaften Verurteilung diese gestörte Ordnung wieder herzustellen. Nach K.s Verhaftung wird er zu einer Untersuchung vorgeladen, bei der er vergeblich versucht die Beamten von der Ungerechtigkeit des Prozesses und seiner Unschuld zu überzeugen.
Wenn K. zum Untersuchungsrichter meint: „Sie können einwenden, daß es ja überhaupt kein Verfahren ist, Sie haben Recht, denn es ist ja nur ein Verfahren, wenn ich es als solches anerkenne"44, spielt er darauf an, dass es ein Fehler sein könnte, seinen Prozess überhaupt als solchen zu akzeptieren, da er sich so selber eine Schuld zuspricht. Jedoch begeht er genau den Fehler sein Verfahren sehr ernst zu nehmen und handelt im Folgenden nicht so, als ob er unschuldig wäre: K. ist ständig auf der Suche nach Unterstützung und Hilfe, vor allem von weiblicher Seite durch Fräulein Bürstner, der Frau des Gerichtsdieners und Leni, das Hausmädchen von seinem Anwalt. Des Weiteren sucht Josef K. Advokat Huld und Gerichtsmaler Titorelli auf, die jedoch auch keine annehmbare Lösung für seine Situation liefern. Schließlich bekommt er vom Bankdirektor den Auftrag, einem italienischen Geschäftsfreund die Sehenswürdigkeiten der Stadt zu zeigen. K. wartet vergeblich auf ihn und trifft an dessen Stelle im Dom auf den Gefängniskaplan, der sich mit seiner Lage auszukennen scheint. Er meint, dass K. das Gericht missversteht und erzählt eine Geschichte, um ihm seine Situation besser vor Augen führen zu können.
Ein Mann bittet um Einlass zum Gesetz, den ein mächtiger Türhüter verwehrt. Er wartet am Eingang, immer wieder versucht er hineinzugelangen. Vor seinem Tod stellt der Mann die Frage, warum niemand außer ihm versucht hat Einlass zu erhalten. Der Türhüter entgegnet: „Hier konnte niemand sonst Einlaß erlangen, denn dieser Eingang war nur für Dich bestimmt. Ich gehe jetzt und schließe ihn.“45
Die von Kafka selber als Legende bezeichnete parabelartige Erzählung „Vor dem Gesetz“, wurde von ihm auch losgelöst vom Kontext des Romans veröffentlicht. Nach Hans-Dieter Zimmermann ist sie „eine Geschichte in der Geschichte, in der wie in einem Brennglas die Problematik des Romans zusammengefasst wird.“46 Nachdem der Geistliche die Erzählung beendet hat, ist K. verwirrt und mit der Deutung überfordert, dennoch fühlt er sich von der Geschichte angezogen. Er meint im Anschluss, der Türhüter habe den Mann getäuscht. Josef K. versteht nicht, dass er, ähnlich wie der Mann in der Erzählung, bestimmte Aussagen oder Vorgänge, etwa die seiner Verhaftung, ungeprüft als Wahrheit annimmt, sein gesamtes Handeln darauf aufbaut und somit seine Situation in gewisser Weise selbst verschuldet ist. Wie der Mann vom Lande, der sich mit seinem Schicksal abgefunden hat und passiv dem Lauf der Dinge ausharrt, ordnet sich K. einer Obrigkeit unter, deren Anschuldigungen er einfach akzeptiert.
Der letzte Satz des Geistlichen: „Das Gericht will nichts von Dir. Es nimmt dich auf, wenn du kommst und entlässt dich, wenn du gehst“47, weist darauf hin, dass im Grunde kein Zwang von der Instanz ausgeht. Allein die Angst vor möglichen Konsequenzen hält K., wie auch den Mann vor dem Gesetz, davon ab frei zu handeln und ein normales Leben zu führen. Er betont zwar immer wieder, dass er unschuldig sei, doch lässt er sich gleichzeitig immer mehr auf das Verfahren ein. Sein normaler Alltag gerät zunehmend in den Hintergrund, sein ganzes Leben ist auf den Prozess ausgerichtet:
„Wenn die Verhaftung eine Geburt ist, dann bezeichnet sie ein neues Leben in einer zum Gericht verwandelten Welt. Das ist nichts was K. angetan wurde, ist keine Verleumdung, sondern der selbstproduzierte Widerspruch gegen den monumentalen Selbstbetrug, als völlig Unschuldiger existieren und selbstgenügsam leben zu können, ohne auch nur das Gesetz zu kennen.“48
K. wurde also nicht verleumdet, er hat sich durch sein eigenes Tun so weit in den Prozess verstrickt, dass dieser seine Identität bestimmt. K.s „Schuld“ kann in vielerlei Hinsicht definiert werden.
So besteht sie für einige Rezipienten darin, dass er, seine doch nur menschlichen Schwächen und Schuldgefühle nicht anzuerkennen vermag, für andere liegt die Schuld, oder K.s Fehler darin, sich überhaupt auf den Prozess einzulassen.49 Im folgenden abschließenden Kapitel wird er am Vorabend seines 31. Geburtstags von zwei Beamten abgeführt, die ihn mit einem Messer erstechen und würdelos „wie einen Hund“ sterben lassen. Er konnte das Geheimnis um seinen Prozess nicht enthüllen.
Josef K. verhält sich im gesamten Roman nicht so, als ob er unschuldig wäre. Verzweifelt und von einem schlechten Gewissen geplagt, irrt er ziellos von einem Schauplatz zum nächsten. Sein normales Alltagsleben gerät zunehmend ins Abseits. Er taucht mehr und mehr in die skurrile Gesetzeswelt ein, in der bekannte und Sicherheit gebietende Normen keinen Bestand zu haben scheinen.
Dem Leser fällt es einerseits nicht leicht sich mit diesem getriebenen Protagonisten zu identifizieren oder ihn in seinem Handeln vollständig zu verstehen. Andererseits lädt gerade die, von Kafka überwiegend verwendete, personale Erzählperspektive genau dazu ein: Statt einem auktorialen Erzähler, der stets die Distanz zum Geschehen wahrt und die undurchsichtigen Tatbestände aus objektiver Sicht erklären könnte, erzählt Kafka die Geschichte durch die Augen seines Protagonisten. Dessen subjektive Wahrnehmung bestimmt also auch die Sichtweise des Lesers.
2.2 „Das Schloss“
2.2.1 Zur Entstehungsgeschichte
Kafkas letzter Roman ist ähnlich wie schon „Der Process“ in Folge einer persönlichen Lebenskrise entstanden. 1917 wird bei ihm eine Lungenkrankheit festgestellt, die ihn in den folgenden Jahren zunehmend in seinem Schaffen einschränkt und schließlich 1924 zu seinem Tod führt. Kafkas Arbeit als Beamter in einer Versicherungsanstalt wird immer wieder durch Kuren, Erholungsurlaube und Sanatoriumsaufenthalte unterbrochen.
[...]
1 Janouch, Gustav: Gespräche mit Kafka. Frankfurt: Fischer 1961. S. 12.
2 Vgl. hierzu die Studie von Hanns Zischler: Kafka geht ins Kino. Hamburg: Rowohlt 1996.
3 Vgl. Alt, Peter-André: Kafka und der Film. Über kinematografisches Erzählen. München: C.H. Beck 2009. S. 12ff.
4 Vgl. ebd. S. 8.
5 Ebd. S. 13.
6 Kafka, Franz: Tagebücher in der Fassung der Handschrift. Hg. v. Hans-Gerd Koch, Michael Müller und Malcolm Pasley. Frankfurt/M.: Fischer 1990. S. 9.
7 Vgl. Zischler, Hanns: Kafka geht ins Kino. Hamburg: Rowohlt 1996. S. 15.
8 Adorno, Theodor W.: Aufzeichnungen zu Kafka. In: Kulturkritik und Gesellschaft I. Prismen. Ohne Leitbild. Frankfurt/M: Suhrkamp 1977.S. 256.
9 Adorno, Theodor W/Benjamin, Walter: Briefwechsel 1928-1940. Frankfurt/M.: Suhrkamp 1994. S. 95.
10 Vgl. Alt, Peter-André. Kafka und der Film. S. 16.
11 Zischler, Hanns: Kafka geht ins Kino. S. 81.
12 Jahraus, Oliver: Kafka und der Film. In: Kafka Handbuch. Leben - Werk - Wirkung, hg. v. Jagow, Bettina von; Jahraus, Oliver. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2008. S. 224.
13 Alt, Peter-André: Kafka und der Film. S. 10-11.
14 Vgl. Jahn, Wolfgang. Kafkas Roman “Der Verschollene” (“Amerika”). Stuttgart: Metzlersche Verlagsbuchhandlung 1965. S. 32-67.
15 Vgl. ebd. S. 32-67.
16 Braun, Michael: Kontext Film. Beiträge zu Film und Literatur. Berlin: Schmidt 2006. S. 27.
17 Goebel, Rolf J.: Kafkas Kino-Blick in der Betrachtung : Medienkonkurrenz als Schreibimpuls. http://www.kafka-gesellschaft.de/mediapool/35/354056/data/Abstracts/Goebel.pdf S.1.
18 Poppe, Sandra: Visualität und Literatur im Film. Eine medienkomparastische Untersuchung moderner Erzähltexte und ihrer Verfilmungen. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2007. S. 191.
19 Küter, Bettina: Mehr Raum als sonst. Zum gelebten Raum im Werk Franz Kafkas. Frankfurt/M.: Peter Lang 1989. S. 94.
20 Janouch, Gustav: Gespäche mit Kafka. Erinnerungen und Aufzeichnungen. Frankfurt/M. S. 93.
21 Ebd. S.93.
22 Vgl. Poppe, Sandra: Kafka im Kino. Der Proceß in Orson Welles' filmischer Rezeption. In: Franz Kafka und die Weltliteratur, hg v. Manfred Engel und Dieter Lamping. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2006. S. 244.
23 Verfilmungen von „Der Process“: „Le Procès“, F 1963, Regie: Orson Wells, The Trial, UK 1993, Regie: David Hugh Jones. Verfilmungen von „Das Schloss“: „Das Schloß“, BRD 1968, Regie: Rudolf Noelte, „Linna“, Fi 1986, Regie: Jaakko Pakkavirta, „Zamok“, Rus / BRD / F 1994, Regie: Aleksei Balabanov, „Das Schloss“, Ö 1998, Regie: Michael Haneke.
24 Poppe, Sandra: Kafka im Kino. S. 236.
25 Vgl. Ebd. S. 237.
26 Vgl. Jahn, Wolfgang. Kafkas Roman “Der Verschollene” (“Amerika”). S 67ff.
27 Alt, Peter-André: Kafka und der Film. S. 190-191.
28 Ebd. S. 191f.
29 Vgl. ebd. S. 194.
30 Jahn, Wolfgang: Kafkas Roman “Der Verschollene” (“Amerika”). S. 66.
31 Kafka, Franz: Tagebücher in der Fassung der Handschrift. Hg. v. Hans-Gerd Koch, Michael Müller und Malcolm Pasley. Frankfurt/M. 1990. S. 569.
32 Ebd. S. 658f.
33 Edb. S. 660.
34 Vgl. Müller, Michael: Erläuterungen und Dokumente. Franz Kafka. Der Proceß. Stuttgart: Reclam 1993. S. 65.
35 Kafka, Franz: Tagebücher in der Fassung der Handschrift.S. 663.
36 Ebd. S. 663
37 Ebd. S. 678.
38 Ebd. S. 709.
39 Pasley, Malcolm: Wie der Roman entstand. In: Nach erneuter Lektüre: Franz Kafkas „Der Proceß, hg. von Hans-Dieter Zimmermann. Würzburg: Königshausen & Neumann 1992. S. 17.
40 Müller, Michael: Erläuterungen und Dokumente. Franz Kafka. Der Proceß. S. 55.
41 Ebd. S. 65.
42 Braun, Michael: Kontext Film. Beiträge zu Film und Literatur. Berlin: Schmidt 2006. S. 28.
43 Kafka, Franz: Der Proceß. Kritische Ausgabe. Hg. von Malcolm Pasley. Frankfurt/M: Fischer 1990. S. 12.
44 Ebd. S. 62.
45 Ebd. S. 294-295.
46 Zimmermann, Hans-Dieter: Franz Kafka: Der Proceß. Frankfurt/M: 1995. S. 58.
47 Kafka, Franz: Der Proceß. Kritische Ausgabe. S. 304.
48 Müller, Klaus-Detlef: Franz Kafka. Romane. Berlin: Erich Schmidt 2007. S. 97.
49 Vgl. Deppisch, Hans-Joachim: Hypothese und Appell. Franz Kafka und seine Romane „Der Prozeß“ und „Das Schloß“. Frankfurt/M.: Peter Lang 1991. S.532f.
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