Die Utopieforschung steht sich mit Utopien befassend nicht selten vor dem Problem der Formulierung eines konsistenten Utopiebegriffs. In diesem Punkt gehen die Ansichten der Philosophen und Philologen weit auseinander. Aus ersterem Lager soll in folgender Arbeit der durchaus fruchtbare Ansatz Karl Mannheims thematisiert werden. Er kann eine Orientierung bei der Bestimmung des Utopischen in seiner gesellschaftlichen Relevanz bieten und uns somit das Gesichtsfeld erweitern. Dazu wird vor allem auf Mannheims 1929 veröffentlichtes Werk „Ideologie und Utopie“ eingegangen werden, in welchem er sein System der Wissenssoziologie konstruierend die Begriffe Ideologie und Utopie zwar in semantischer Nähe jedoch in einigen Kernpunkten in einem Gegensatz positioniert. Um in der Auseinandersetzung mit der mannheimschen Lektüre nicht in Begriffsverwirrung zu geraten, muss entsprechend eine inhaltliche Trennung zwischen dem Ideologie- und dem Utopiebegriff erfolgen. In vorliegender Arbeit wird eben dies versucht werden. Zu diesem Zweck soll damit begonnen werden, die Rolle des Ideologiebegriffs im Gesamtkonzept der Wissenssoziologie darzustellen und dergestalt den Begriffsraum auszuloten. Aufbauend auf dieser Begriffsbestimmung werden wir den Vergleich zwischen dem Ideologie- und dem Utopiebegriff entwickeln können. Dies erfolgt durch die ausführliche Darstellung der divergenten Aspekte der mannheimschen Definitionen. Wir werden nicht umhin kommen, die politische Relevanz der Wissenssoziologie und der Ideologieforschung festzustellen. Eben diese macht auch den Utopiebegriff Mannheims zu einem durchaus politischen, wie schließlich gezeigt werden soll.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Zum Mannheimschen Ideologiebegriff
- Ideologie und die Standortgebundenheit des Denkens
- Die Genese der Ideologie
- Ideologie als „falsches Bewusstsein“
- Kritik des Ideologiebegriffs
- Zur Wissenssoziologie
- Die Wissenssoziologie und die freischwebende Intelligenz
- Kritik zur freischwebenden Intelligenz
- Zum Utopiebegriff
- Der Utopiebegriff in Abgrenzung zum Ideologiebegriff
- Die vier Utopien
- Zur Bedeutung der Utopie
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Analyse des Utopiebegriffs im Kontext der Wissenssoziologie Karl Mannheims. Insbesondere wird auf dessen Werk „Ideologie und Utopie“ eingegangen, das die Begriffe Ideologie und Utopie in einem Spannungsverhältnis zueinander setzt. Ziel ist es, die divergierenden Aspekte der mannheimschen Definitionen aufzuzeigen und so die gesellschaftliche Relevanz des Utopiebegriffs in seiner politischen Dimension zu erforschen.
- Mannheims Wissenssoziologie und die Beziehung zwischen Sozialer Lage und Denkstrukturen
- Die Entstehung und Entwicklung des Ideologiebegriffs in der historischen Perspektive
- Der Utopiebegriff im Vergleich zum Ideologiebegriff nach Mannheim
- Die Relevanz des Utopiebegriffs für die politische und gesellschaftliche Debatte
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Arbeit stellt die Problematik der Utopieforschung im Hinblick auf die Definition eines konsistenten Utopiebegriffs dar. Der Fokus liegt auf dem Ansatz von Karl Mannheim und seiner Relevanz für die Bestimmung des Utopischen in der Gesellschaft.
- Zum Mannheimschen Ideologiebegriff: Dieses Kapitel behandelt den Ideologiebegriff im Werk „Ideologie und Utopie“ von Karl Mannheim. Es werden Parallelen zum marxistischen Ideologiebegriff und die Beziehung zwischen sozialer Lage und Denkstrukturen (kategoriale Apparatur) diskutiert.
- Zur Wissenssoziologie: Dieses Kapitel beschäftigt sich mit der Wissenssoziologie Mannheims und dem Konzept der „freischwebenden Intelligenz“. Es analysiert kritisch die Rolle der Intellektuellen in der Gesellschaft.
- Zum Utopiebegriff: In diesem Kapitel wird der Utopiebegriff in Abgrenzung zum Ideologiebegriff nach Mannheim erläutert. Die vier Utopien und ihre Bedeutung werden beleuchtet.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die zentralen Themen der Wissenssoziologie, Ideologiekritik und Utopieforschung. Wichtige Schlüsselbegriffe sind dabei die kategoriale Apparatur, freischwebende Intelligenz, historische Weltanschauung, Ideologie, Utopie, „falsches Bewusstsein“, Gesellschaftsplanung, politische Relevanz und der Vergleich von Mannheims und Marxs Ideologiebegriffen.
- Quote paper
- René Goldschmidt (Author), 2010, Von der Divergenz des Utopie- und Ideologiebegriffs Karl Mannheims, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/182099