Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Art und Weise der
Großstadtdarstellung in Rainer Maria Rilkes Die Aufzeichnungen des
Malte Laurids Brigge. Da sich die großstädtische Realität zu Beginn des
20. Jahrhunderts deutlich von der des 19. Jahrhunderts unterscheidet,
stellt ihre Präsentation eine nicht geringe Herausforderung dar. Angesichts der veränderten Raum- und Zeitdimensionen moderner städtischer
Wirklichkeit, wird die Unzulänglichkeit der Darstellungsmittel, die dem
Roman des 19. Jahrhunderts noch eigen sind, schnell offenbar. Die
literarästhetischen Prinzipien der traditionellen Romanform erlauben keine
angemessene literarische Gestaltung moderner Großstadtrealität.
Die Untersuchung der Großstadtdarstellung in den Aufzeichnungen nimmt
ihren Ausgang in der These, dass Rilkes Werk tradierte Romanformen und
Erzählweisen dekonstruiert, und dass diese Dekonstruktion letztlich als die literarästhetische Strategie angesehen werden kann, mittels der
großstädtische Wirklichkeit bewältigt wird.
Zur Untermauerung der These gilt es zunächst einmal den Begriff der
Dekonstruktion zu erläutern und theoretisch zu fundieren. Anschließend
sollen die einzelnen literarästhetischen Konzepte, die Komponenten der
Dekonstruktionsstrategie darstellen, herausgearbeitet werden. Hierbei soll
auf das Motiv des „Sehens“, die Verwendung impressionistischer Stilmittel
und das Problem der Erzählbarkeit städtischer Wahrnehmung abgehoben
werden, aber auch auf die neue – nahezu erzwungene –
Rezeptionsfähigkeit des Lesers und die allgemeine Form der
Aufzeichnungen. Die Aufmerksamkeit bei der Analyse richtet sich dabei
hauptsächlich auf die Stadtaufzeichnungen. Ein Fazit soll dann die
Einzelergebnisse dieser Analyse zusammenstellen, um so die
Dekonstruktionsthese noch einmal nachdrücklich zu begründen.
Vor der abschließenden allgemeinen Zusammenfassung sollen die
Aufzeichnungen noch kurz nicht nur als Großstadtliteratur, sondern als
moderne Literatur schlechthin ausgewiesen werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Der Begriff der Dekonstruktion
- Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge
- Einführung
- Komponenten der Dekonstruktionsstrategie
- Das Motiv des „Sehens“
- Impressionistische Stilmittel
- Das Problem der Erzählbarkeit
- Die Souveränität des Lesers
- Die Form der Aufzeichnungen
- Fazit
- Die Aufzeichnungen als moderne Literatur
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Darstellung der Großstadt in Rainer Maria Rilkes „Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge“ und argumentiert, dass Rilke etablierte Romanformen dekonstruiert, um die moderne Großstadtrealität literarisch zu bewältigen. Die Analyse fokussiert auf die literarästhetischen Strategien, die Rilke einsetzt.
- Dekonstruktion als literarästhetische Strategie
- Analyse der Großstadtdarstellung im Werk Rilkes
- Das Motiv des „Sehens“ und impressionistische Stilmittel
- Das Problem der Erzählbarkeit der städtischen Wahrnehmung
- Die Rolle des Lesers und die Form der Aufzeichnungen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die These auf, dass Rilke in seinen „Aufzeichnungen“ traditionelle Romanformen dekonstruiert, um die moderne Großstadtrealität darzustellen. Kapitel II erläutert den Begriff der Dekonstruktion nach Derrida und Culler. Kapitel III untersucht Rilkes „Aufzeichnungen“, fokussiert auf die Komponenten der Dekonstruktionsstrategie, wie das Motiv des „Sehens“, impressionistische Stilmittel und das Problem der Erzählbarkeit städtischer Erfahrungen. Die Bedeutung der Lesersouveränität und die Form der Aufzeichnungen werden ebenfalls beleuchtet.
Schlüsselwörter
Dekonstruktion, Rainer Maria Rilke, Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge, Großstadtdarstellung, Moderne Literatur, Impressionismus, Erzählbarkeit, Leserrezeption, literarästhetische Strategie.
- Arbeit zitieren
- B.A. Vivien Wolff (Autor:in), 2008, Dekonstruktion als literarästhetische Strategie der Großstadtdarstellung in den 'Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge', München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/182202