In "Wallenstein" entwirft Schiller eine Rolle des Protagonisten, die es als solche in der Geschichte nicht gab. Dem historischen Wallenstein, welcher keine Leidenschaften zeigte, sondern nur auf seine Macht fixiert war, fügte Schiller noch eine idealistische Seite hinzu. Wallensteins Charakter ist somit gespalten, er möchte Realität und Idealität und schwankt zwischen Rationalität und Irrationalität, kann sich aber für keine dieser Seiten entscheiden, da er ihnen gleichen Anspruch auf ihre Existenz einwilligt. Auf der einen Seite ist er ein revolutionärer Idealist, da er um das Bestehen und die Notwendigkeit der Gesetze Bescheid weiß und sich dazu berufen fühlt, einen Zustand der Freiheit herzustellen. Andererseits ist er zu sehr auf die Wirklichkeit ausgerichtet, ein Realist des politischen Lebens, der die Intrige wie auch die Mittel dieser kennt und sich ihrer bedient. Es ist der Doppelsinn des Lebens, der ihn hier verklagt. Dieser Zwiespalt, durch welchen seine Person tragisch wirkt, wird von zweien seiner Freunde verkörpert, seine Projektionen, nämlich von Octavio Piccolomini und dessen Sohn Max Picco-lomini. Während Octavio mit seiner realistisch-pragmatischen Denkweise den Staat verkörpert, ist Max idealistisch, welt- und geschichtsfern veranlagt. Er symbolisiert also den Idea-lismus Wallensteins. Als historische Figur nicht existent, führte Schiller ihn und seine Freundschaft zu Wallenstein ein, um dem Feldherrn diese menschliche Seite aufzusetzen. Durch diese rein menschlichen Qualitäten einer Figur, die Schiller in familiären Beziehungen sichtbar werden lässt, ist es möglich das Publikum zu rühren.
Auf jene eingeführte Seite durch Max und dessen Beziehung zu Wallenstein soll es im Folgenden gehen. Max soll als der Idealist im Wallenstein hervor gehen und vom Protagonisten abgegrenzt, wie auch mit ihm verglichen werden. Warum und auf welche Weise ihre Bezie-hung sich verändert und in welcher Hinsicht dieser Wandel mit dem Idealismus verbunden ist, ist der Kern dieser Arbeit. Da die hierzu erschienene Sekundärliteratur dieses Thema zwar oft thematisiert, jedoch häufig bloß knapp unter einem anderen Gesichtspunkt und mit Schwer-punkt auf Wallenstein betrachtet, erscheint es mir wichtig, hier einen Überblick über den Wandel der Beziehung zwischen Max und Wallenstein zu geben, in welchem Max im Mittelpunkt steht.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Der Idealismus
- Das Verhältnis von Max und Wallenstein
- Die beidseitige Abhängigkeit
- Wallensteins Verrat
- Der Prozess der Mündigkeit
- Max Tod
- Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit der Beziehung zwischen Max Piccolomini und Wallenstein in Schillers gleichnamigem Drama. Ziel ist es, die Entwicklung dieser Beziehung im Kontext des Idealismus zu untersuchen und die Rolle des Idealismus in Maxens Leben und Entwicklung zu beleuchten.
- Der Idealismus als prägendes Element in Maxens Charakter
- Die Veränderung der Beziehung zwischen Max und Wallenstein durch Wallensteins Verrat
- Der Prozess der Mündigkeit, den Max durchläuft, und die Auswirkungen auf seine idealistische Weltanschauung
- Die Bedeutung des Idealismus im Kontext von Maxens Tod
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung stellt den Protagonisten Wallenstein und seine vielschichtige Persönlichkeit vor. Es wird auf den Gegensatz zwischen Wallensteins realistischen und idealistischen Tendenzen hingewiesen und die Rolle von Max Piccolomini als Verkörperung des Wallenstein'schen Idealismus erläutert.
- Der Idealismus: Dieses Kapitel beleuchtet die philosophischen Grundlagen des Idealismus, wobei insbesondere die Platonsche Ideenlehre und Schillers eigene Sicht auf den Idealismus im Kontext der französischen Revolution vorgestellt werden. Es wird außerdem auf verschiedene Ausprägungen des Idealismus eingegangen und die Bedeutung des Idealismus in Schillers Werken hervorgehoben.
- Das Verhältnis von Max und Wallenstein: Dieses Kapitel analysiert die Beziehung zwischen Max und Wallenstein. Es wird gezeigt, wie sich diese Beziehung durch Wallensteins Verrat verändert und die Auswirkungen dieses Verrat auf Maxens Entwicklung betrachtet. Außerdem werden die Folgen des Verrat für Maxens Idealismus und seine Beziehung zu seinem Vater Octavio beleuchtet.
Schlüsselwörter
Die Arbeit fokussiert sich auf die Themen Idealismus, Menschlichkeit, Verrat, Aufklärung, Mündigkeit, Beziehung, Tragik und Tod. Der Fokus liegt dabei auf Max Piccolomini als Vertreter des Idealismus im Wallenstein-Drama und der Entwicklung seiner Beziehung zu Wallenstein im Kontext von dessen Verrat.
- Arbeit zitieren
- Santana Overath (Autor:in), 2009, "Einst erwacht für immer entschlafen", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/182275