Peter Otto Chotjewitz - ein Sympathisant?


Hausarbeit, 2001

14 Seiten, Note: 2,0

Anonym


Leseprobe


Inhalt

1. Einleitung - Der Autor

2. „Die Herren des Morgengrauens“- ein autobiografischer Roman

3. „Sympathisanten“ in der BRD der siebziger Jahre

4. Schlussbetrachtung: Der Autor - ein Sympathisant ?

Literatur

1. Einleitunq - Der Autor

Peter Otto Chotjewitz, geboren am 14. Juni 1934 in Berlin-Schoneberg, stammt aus einer burgerlichen Familie, sein Vater war Malermeister, seine Mutter Kontoristin. Sein Abitur legte er an einem Abendgymnasium fur Berufstatige in Kassel ab, wahrend er gleichzeitig als Malergeselle im vaterlichen Betreib arbeitete. Nach seinem Abitur im Jahr 1955 begann er ein Jurastudium in den Stadten Frankfurt am Main und Munchen und legte 1961 das erste juristische Staatsexamen ab. Seine Referendarzeit am Westberliner Kammergericht nutzte er fur ein Zweitstudium der Facher Publizistik, Geschichte und Philosophie an der Freien Universitat in Berlin. Berufstatig wurde Chotjewitz als freier Schriftsteller, Publizist und Ubersetzer, spater auch als Rechtsanwalt. So war er unter anderem Wahlverteidiger des RAF-Mitglieds Andreas Baader und des Westberliner Schriftstellers Peter Paul Zahl.

Sein umfangreiches literarisches Schaffen umfasst Romane, Erzahlungen, Satiren, Gedichte, ein Kinderbuch, Horspiele, Funkfeatures, Ubersetzungen von Theaterstucken und Romanen, Essays, Reiseberichte und autobiografische Notizen. In seinem Werk lasst sich ein Entwicklungsprozess erkennen: In seiner fruhen Schaffensperiode experimentiert er mit Sprachspielen und bedient sich, wie auch in seinem ersten, im Jahre 1966 erschienen Roman „Hommage a Frantek - Nachrichten an seine Freunde", verschiedener Collage- und Montagetechniken, ehe er zum realistischen Erzahlen findet, das eher einem kritisch regional-geschichtlichen Dokumentarismus verpflichtet ist. Sein Stil wandelt sich von experimenteller Prosa, oftmals gekennzeichnet durch groteske Uberzeichnung und surrealistischen Sprachwitz, zu politischer Literatur, in der Chotjewitz mehr und mehr auch sein Privatleben in offentliche Problemkonstellationen einbindet, indem er gesellschaftspolitische Praxis nicht nur dokumentiert, sondern sich auch mit ihr auseinandersetzt. Nach den Zeiten des sozialen Umbruchs der sechziger Jahre und der politischen Festigung der Institutionen, Mitte der siebziger, beginnt Chotjewitz sozialkritische Romane zu schreiben. Hierbei macht er verstarkt die Auseinandersetzung mit dem

Faschismus im Kontext der fatalen deutschen Geschichtsbewaltigung sowie den Terrorismus und die Rote Armeefraktion (RAF) zu seinen Themen.[1]

In diesem Zusammenhang taucht nicht nur bei Chotjewitz oftmals der Begriff des „Sympathisanten“ auf, den ich versuchen mochte, an dieser Stelle zu erlautern. Abgeleitet wurde der Terminus von dem Wort „Sympathie“, welches von der griechischen Vokabel aupna9n (dt. mitleidig) stammt und ubersetzt werden kann mit: Zuneigung, Wohlwollen, seelisch-geistige Ubereinstimmung, Mitgefuhl. Als „Sympathisant“ wird eine Person bezeichnet, die “einer (meist extremen) politischen oder gesellschaftlichen Gruppe (seltener einer Einzelperson) beziehungsweise Anschauung wohlwollend gegenubersteht (und sie unterstutzt)“,2 so die Definition per Lexikon.

Peter Otto Chotjewitz, der in sein Werk viele autobiografische Bezuge einflieGen lasst und stellenweise mit der Hauptfigur seines Roman identisch ist, war einer der wenigen, die sich dieses Themas annahmen. Ob der Autor als „Sympathisant“ (der RAF) einzuordnen ist, soll im Folgenden untersucht werden.

2. „Die Herren des Morqenqrauens“- ein autobiografischer Roman

Das Romanfragment „Die Herren des Morgengrauens" wurde sowohl mit Beifall als auch heftigen Kontroversen bedacht. In dieses Werk bringt Chotjewitz seine eigenen Erfahrungen aus seiner Anwaltstatigkeit fur das RAF-Mitglied Andreas Baader ein. Er beschreibt, wie ein Schriftsteller und Anwalt, der einem Ermittlungsverfahren wegen Aufforderung zur Begehung von Straftaten unterworfen wird und dem es Medien und Behorden schwer machen, zwischen Wirklichkeit und Wahn zu unterscheiden. Durch die an ihm vollzogene Verdachtigungspraxis wird er in sich immer mehr steigernde irrationale Angst- und Verfolgungswahnvorstellungen getrieben, bis er schlieGlich alles sowohl fur moglich als auch fur unmoglich halt.

Hauptfigur des Romans „Die Herren des Morgengrauens" ist der Schriftsteller und Rechtsanwalt Fritz Buchonia, der mit seiner Frau Renate und seinen beiden Sohnen im nordhessischen Crauspers lebt. Bedeutungsvoll scheint hier schon der auGere Rahmen der Erzahlung: Chotjewitz selbst lebte jahrelang mit seinen zwei Sohnen und seiner Frau Renate im hessischen Kruspis, wo er auch seine erste Anwaltskanzlei unterhielt, die er im Jahre 1973 eroffnete. Gegen Buchonia wird ein Ermittlungsverfahren eingeleitet, weil er an 40 Schriftsteller ein Schreiben gesandt hat, das auf die unzumutbaren Lebensbedingungen von Haftlingen, die in Hungerstreik getreten sind, aufmerksam machen soll. Dem Schreiben beigefugt ist eine Erklarung der Gefangenen, deren publizierter Schlusssatz von den Justizbehorden zur Aufforderung zur Begehung von Straftaten eingestuft wird. Auch hier wird die Identitat Buchonias mit dem Schriftsteller und Juristen Chotjewitz deutlich. Der namlich hatte vor Erscheinen des Buches selbst einen Brief an seine Schriftstellerkollegen geschickt, um sie auf die Haftbedingungen der in Stammheim einsitzenden RAF-Gefangenen hinzuweisen. Dem Brief war ein Schreiben der Gefangenen Gudrun Ensslin beigefugt, das endete mit den Worten: „Den Widerstand bewaffnen. Die Illegalitat organisieren. Den antiimperialistischen Kampf offensiv fuhren.[3] Dieses Schreiben war Anlass genug fur die Staatsanwaltschaft Fulda, ein Ermittlungsverfahren gegen den Schriftsteller einzuleiten.

In funften Kapitel fuhrt Chotjewitz eine weitere Erzahlebene ein, indem er Fritz Buchonia seinerseits ein Buch schreiben lasst. Die neue Hauptfigur Franz Westphal zeigt ebenfalls auffallige Analogien zu Peter Otto Chotjewitz auf. Westphal hat ein freundschaftliches Verhaltnis zu dem in der Strafanstalt S. einsitzenden Andi, der bei seiner Festnahme auf ihn lautende Papiere mit sich gefuhrt hat. Wie bereits erwahnt, war Chotjewitz Anwalt des in Stammheim einsitzenden Andras Baader, der am 18. Oktober 1977 zusammen mit seinen

[...]


[1] Vgl. Bekes, Peter: Peter O. Chotjewitz, in: Arnold, Heinz Ludwig (Hrsg.): Kritisches Lexikon zur deutschsprachigen Gegenwartsliteratur, Munchen 1978, S. 2ff.

[2] Bibliographischen Institut & F.A. Brockhaus AG (Hrsg.): Der Brockhaus multimedial 2000 premium, Mannheim 1999.

[3] O.V.: Skandal gewollt?, in: Der Spiegel, 32/1978, S.136.

Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Peter Otto Chotjewitz - ein Sympathisant?
Hochschule
Universität Lüneburg  (Fachbereich Kulturwissenschaften)
Veranstaltung
Literatur und Geschichte 1965-1990
Note
2,0
Jahr
2001
Seiten
14
Katalognummer
V18228
ISBN (eBook)
9783638226172
ISBN (Buch)
9783640856466
Dateigröße
521 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Peter, Otto, Chotjewitz, Sympathisant, Literatur, Geschichte
Arbeit zitieren
Anonym, 2001, Peter Otto Chotjewitz - ein Sympathisant?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/18228

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