Neben positiven, wohlfahrtssteigernden Auswirkungen der Globalisierung, gehen mit ihr jedoch auch Risiken und negative Kräfte einher, deren Ausbreitung Heine und Thakur als Schattenglobalisierung bezeichnen. Hierzu gehört auch ein gesellschaftlicher Teilbereich, der seit jeher staatliche Institutionen und Autoritäten unterminiert und in den letzten Jahrzehnten nahezu groteske Wachstumsraten verzeichnete: Transnationale Organisierte Kriminalität. Ursächlich für die tumorartigen Wucherungen der Organisierten Kriminalität (OK) werden in der weitreichenden Deregulierung der internationalen Finanzmärkte gesehen und in der Trägheit staatlicher Institutionen, sich den rasanten Wandlungsprozessen der Globalisierung anzupassen. So vollzog sich eine unglaubliche Intensivierung von Menschen- und Warenströmen. Das Ausmaß des Seetransports, der 90 % des globalen Handels ausmacht, verstärkte sich von 332 Mio. Tonnen (1996) auf 828 Mio. Tonnen (2007), die Zahl der Handyverträge stieg von 200 Mio. (1997) auf 3,3 Mrd. (2007) und die Zahl der Webseiten von 10 (1991) auf 240 Mio. (2009). Dieser quantitative Anstieg an Mobilität lässt sich kaum noch mehr als stichprobenartig kontrollieren und die hierdurch entstehenden Regulierungsvakua bieten fruchtbaren Grund für kriminelle Aktivitäten.
Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, inwiefern reguläre und Schattenglobalisierung in Wechselwirkung stehen. Da sich Kriminalität naturgemäß der staatlichen Kontrolle zu entziehen versucht, führt sie regelmäßig zu Steuermindereinnahmen und letztlich zur Reduzierung der staatlichen Handlungskapazitäten. Ein exponentielles Wachstum Organisierter Kriminalität könnte damit im Extremfall nicht nur in einer tiefgreifenden Durchdringung und Korrumpierung des Staates und der Etablierung quasi-staatlicher Parallelstrukturen münden, sondern darüber hinaus drastische Steuerungsverluste staatlicher Institutionen implizieren, dadurch die globalisierungsinduzierten Wandlungsprozesse katalysieren und letzten Endes erheblich zu einem Bedeutungsverlust des Staates beitragen. Andererseits befriedigen kriminelle Märkte weltweite Bedarfe an illegalen Gütern und Dienstleistungen, daher könnte eine geschickte Anpassung staatlicher Institutionen OK-Gruppierungen zumindest teilweise in das komplexe Geflecht von Governance mit einbeziehen und so die eigene Bedeutung sichern oder sogar steigern.
Inhaltsverzeichnis
- EINLEITUNG
- STAAT UND KRIMINALITÄT
- PHÄNOMENOLOGIE ORGANISIERTER KRIMINALITÄT
- OK-KONZEPTIONEN
- ERSTE GENERATION: HIERARCHISCHE ORGANISATIONEN
- ZWEITE GENERATION: NETZWERKE
- DRITTE GENERATION: MÄRKTE
- KRIMINELLE MÄRKTE
- MARKTÜBERSICHT
- GELDWÄSCHE
- SCHATTENWIRTSCHAFT
- OK-KONZEPTIONEN
- FAZIT
- LITERATURVERZEICHNIS
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit befasst sich mit der Thematik der Organisierten Kriminalität im Kontext der Globalisierung. Ziel ist es, die Wechselwirkungen zwischen Staatlichkeit und transnationaler Organisierter Kriminalität zu analysieren und die Auswirkungen der Schattenglobalisierung auf die staatliche Handlungsfähigkeit zu beleuchten.
- Die Entstehung und Entwicklung von Organisierter Kriminalität im Kontext der Globalisierung
- Die verschiedenen Konzepte und Formen der Organisierten Kriminalität
- Die Rolle von kriminellen Märkten und deren Einfluss auf die Globalisierung
- Die Herausforderungen für die staatliche Kontrolle und Regulierung von Organisierter Kriminalität
- Die Auswirkungen der Schattenglobalisierung auf Staatlichkeit und Governance
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der Hausarbeit ein und beleuchtet die Bedeutung der Globalisierung für die Analyse von Staatlichkeit und Kriminalität. Sie stellt die zentrale Forschungsfrage nach den Auswirkungen der Schattenglobalisierung auf Staat und Staatlichkeit und skizziert die Argumentationslinie der Arbeit.
Kapitel 2 befasst sich mit dem Verhältnis von Staat und Kriminalität. Es wird die Entstehung des modernen Staates im Kontext von Machtkämpfen und Gewaltmonopolisierung beleuchtet und die vier grundlegenden Aufgaben des Staates nach Charles Tilly dargestellt. Darüber hinaus wird die Interdependenz von Staat und Kriminalität im Kontext der Globalisierung analysiert.
Kapitel 3 widmet sich der Phänomenologie der Organisierten Kriminalität. Es werden verschiedene Konzepte und Generationen der Organisierten Kriminalität vorgestellt, die sich durch ihre Organisationsstrukturen und Handlungsweisen unterscheiden. Des Weiteren wird eine Übersicht über die wichtigsten kriminellen Märkte gegeben, darunter der Drogenhandel, die Menschenhandel, die Geldwäsche und die Schattenwirtschaft.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Globalisierung, Staatlichkeit, Organisierte Kriminalität, Schattenglobalisierung, kriminelle Märkte, Governance, staatliche Handlungsfähigkeit, Kontrolle und Regulierung.
- Arbeit zitieren
- B.A. Politikwissenschaft Hendrik Thurnes (Autor:in), 2011, Der Siegeszug des Verbrechens, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/182471