Leseprobe
Inhaltsangabe
2. Einleitung
3. Definition: „peer – groups“
4. Entstehung und Struktur
4.1 Jugendliche Subkulturen - abweichende Normen und Werte
5. Funktion und Wirkung von peer-groups
6. Zusammenfassung
7. Literaturverzeichnis
2. Einleitung
Die Lebensphase der Jugend hält für den jungen Menschen einige Entwicklungsaufgaben bereit, die es zu bewältigen gilt. Da wäre zum Beispiel die Abnabelung vom Elternhaus, die Auseinandersetzung mit der Berufswahl und der darauf folgenden Ausbildung oder der erste intensivere Kontakt mit dem anderen Geschlecht, bzw. die sexuelle Orientierung. Am Ende einer solcher Kette von Konflikte soll dann die Ich – Identität herausgebildet sein. Bis es aber soweit kommt, muss ein Weg gefunden werden, diese Konflikte zu bewältigen. Zunächst bedeutet dieses für den Jugendlichen allerdings eine gewisse Desorientierung. Die peer – groups stellen einen entscheidenden Faktor dar, möglich Probleme aufzuarbeiten.
Wie entstehen nun solche peer-groups und wie stark nehmen sie tatsächlich Einfluss auf die Entwicklung und Identitätsfindung eines Jugendlichen?
In meiner Ausarbeitung werde ich näher auf die Einflussnahme von „peer – groups“ auf die Sozialisation Jugendlicher eingehen. Hierzu gebe ich zunächst eine kurze Definitionserläuterung, worauf ich Entstehung und Struktur erkläre und daraufhin herausstelle, ob und welche Normen und Werte in einer solchen Gruppe vorhanden sind. Im letzten Teil komme ich dann im Hinblick auf die Bewältigung der in der Jugendphase gestellten Entwicklungsaufgaben zur Wirkung und Funktion einer peer – group.
3. Definition: „peer – groups“
Eine „peer – group“ stellt eine Gruppe von Menschen dar, die von gleichem Rang und Status und etwa im gleichen Alter sind. Der Jugendliche unterhält eine Beziehung zu dieser Gruppe in bezug auf Konfliktlösungen und Entscheidungen.
Wie die sozialgeschichtliche Entwicklung aussah, beschrieb Martin Schwonke 1981: „Vor der Industrialisierung wuchsen Menschen in der Regel in altersheterogenen Gruppen auf, also in Gruppen, in denen Kinder, Jugendliche, Erwachsene und alte Leute vereint waren wie in einem vorindustriellen landwirtschaftlichen und handwerklichen Haushalt. Die zeitweise Zusammenführung von Gleichaltrigen in der Schule, im Wehrdienst, in der Berufsausbildung wurde erst während des vorigen Jahrhunderts üblich, und der Zeitraum der Zusammenführung wuchs mit der Verlängerung der Schul – und Ausbildungszeiten. Das Zusammenleben von Gleichaltrigen wurde indirekt auch durch die wachsende Freizeit gefördert, in der Kinder und Jugendliche, sei es in Jugendorganisationen oder informell, in zunehmendem Maße unter sich sind oder sein wollen“.[1]
Im gleichen Maße wie die psychische und soziale Ablösung vom Elternhaus eine große Rolle in der Entwicklung des Jugendlichen spielt, nimmt auch die Beziehung zu Gleichaltrigen einen hohen Stellenwert ein. Zunächst bestehen solche Beziehung zu gleichgeschlechtlichen, später dann zu andersgeschlechtlichen Bezugspersonen im gleichen Alter. Hierbei ist aber hervorzuheben, dass der intensive Kontakt zum/zur gleichgeschlechtlichen „FreundIn“ nicht verloren geht. So geben 92% der Jugendlichen bis 20 Jahre und 82% über 20 Jahre an, nach wie vor einen engen Kontakt zu einem gleichgeschlechtlichen Jugendlichen zu haben, obwohl schon eine Beziehung zu einem andersgeschlechtlichen Partner aufgebaut wurde.
Für den überwiegenden Teil der Jugendlichen, nämlich 70%, stellt aber nicht nur eine einzelne Person eine Vertrauensbeziehung dar, sondern sie bewegen sich darüber hinaus in sogenannten „Cliquen“. Die Bedeutung des Gruppencharakters für das jugendliche Individuum beginnt etwa mit dem 14. Lebensjahr.
Diese Cliquen stellen Gruppen dar, welche sich aus mehreren Mitgliedern zusammensetzen, die gleiche Interessen vertreten und gleiche Aktivitäten unternehmen. Bei 31% der 14-17jährigen war festzustellen, dass sie sich einer festgefügten Clique zugehörig fühlten. Es ist aber meist keine intensivere Beziehung zu einer bestimmten Bezugsperson vorhanden.
Eine relative Isolation von einer Clique, wie es 17% der Jugendlichen erleben, kann eine starke psychische Beeinträchtigung bedeuten. Das Ausschließen aus einer Gruppe kann das Selbstwertgefühl mindern, da die Bestätigung, das Lob und die Unterstützung von Gleichaltrigen fehlt.
Der hauptsächliche Entstehungsort solcher Gruppen ist meist die Schule oder gleiche Schulklassen, „sie verstehen sich ausdrücklich als nicht von Erwachsenen initiiert, geleitet und kontrolliert.“[2]
[...]
[1] Schäfer, 1982 S.170
[2] Baacke 1983,1987