„Die Welt sie steht schon lange Zeit und macht sich nichts daraus,
denn der Regen, der regnet jeden Tag.“ Narr (Fünfter Akt, erster Auftritt)
Ausgehend von dem Zitat des Narren im fünften Akt beschäftigt sich die vorliegende Arbeit auch mit einer „Welt“, nämlich der dargestellten Welt bzw. dem Modell von Welt.
Untersucht wird im Folgenden die Raumsemantik in William Shakespeares (1564 – 1616) Komödie „Zwölfte Nacht oder was ihr wollt“ („Twelfth Night or what you will“) in einer Bearbeitung für neun Schauspieler von Beat Fäh. Grundsätzlich ist davon auszugehen, dass jeder Text eine eigene Welt modelliert, er generiert ein eigenes Modell von Welt (1). Dieses konstituiert sich über eine Verdichtung von spezifischen Merkmalen wie Personenmerkmalen, Normen oder Werte, die paradigmatisch dem jeweiligen Raum zugeordnet werden können.(2) Nach Krah gilt es, das dem Text zugrunde liegende Weltmodell zu rekonstruieren, auf dem sich die Handlung vollzieht, um diese überhaupt erschließen zu können.(3) Innerhalb des Modells
von Welt etabliert sich eine eigene Weltordnung, die zu erkennen und zu bestimmen ist. Die Welt per se repräsentiert jedoch nicht die Realität, sie ist in ihren Merkmalen nicht als wahr oder falsch zu bewerten, sondern beruht auf einem interpretatorischen
Akt der Merkmalszuweisung.
Die dargestellte Welt modelliert sich mithilfe semantischer Räume, indem Textelemente wie Figuren oder Objekte über semantische Merkmale, sogenannte Merkmalsbündel, den Räumen zugeordnet werden.(4) Jeder semantische Raum definiert
sich über seine spezifische Menge an Merkmalen und steht zugleich oppositionell zu anderen Räumen, sie grenzen sich voneinander ab. Die semantischen Räume eines Textes in ihrer Gesamtheit ergeben in der Korrelation zueinander die Ordnung der dargestellten Welt. Alle Figuren, alle Elemente haben hier ihren Platz, sie können deshalb dem Weltmodell entsprechend verortet werden und weisen Raumbindung auf.(5) Im Text vollzieht sich dann Handlung, wenn Figuren ihre Raumbindung aufgeben und Grenzen überschreiten.6 Die Ordnung der dargestellten Welt wird dadurch durcheinander gebracht bzw. verändert.
Inhaltsverzeichnis
- I. Einführung in die Raumsemantik
- II. Analyse der semantischen Räume
- 1. Das Modell von Welt und seine Ordnung
- 1.1 Konstituierung einer Welt namens „Illyrien“
- 1.2 Binäre Struktur der dargestellten Welt
- 2. Grenzen der semantischen Räume
- 2.1 Grenzziehung
- 2.2 Grenzüberschreitung und Ereignis
- 2.3 Ereignistilgung
- 2.4 Extrempunkt und Extrempunktregel
- 3. Raumsemantik im fünften Akt - Vermischung der Räume
- 3.1 Prämisse
- 3.2 Der Konflikt
- III. Schlussbemerkung
- IV. Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Raumsemantik in William Shakespeares Komödie „Zwölfte Nacht oder was ihr wollt“ in einer Bearbeitung für neun Schauspieler von Beat Fäh. Ziel ist es, die dargestellte Welt und das Modell von Welt anhand der semantischen Räume des Textes zu analysieren und die darin verorteten Figuren und Elemente in Beziehung zueinander zu setzen.
- Konstituierung des semantischen Raums „Illyrien“
- Analyse der Ordnung und der Normen in der dargestellten Welt
- Bedeutung von Grenzen und Grenzüberschreitungen in der Raumsemantik
- Die Rolle von Ereignissen und deren Tilgung für die Ordnung des Weltmodells
- Vermischung der semantischen Räume im fünften Akt
Zusammenfassung der Kapitel
I. Einführung in die Raumsemantik
Die Einführung stellt die theoretischen Grundlagen der Raumsemantik vor. Sie bezieht sich dabei auf die Arbeiten von Jurij Lotman und Hans Krah und erläutert die Konzepte des Weltmodells, der semantischen Räume und der Bedeutung von Grenzüberschreitungen für die Handlungsdynamik.
II. Analyse der semantischen Räume
1. Das Modell von Welt und seine Ordnung
Dieser Abschnitt beschäftigt sich mit der Konstituierung des semantischen Raums „Illyrien“ als der dargestellten Welt in der Komödie. Die Analyse fokussiert auf die Merkmale, die diese Welt ausmachen und die Ordnung, die ihr zugrunde liegt.
2. Grenzen der semantischen Räume
Dieser Abschnitt analysiert die Grenzen der semantischen Räume, deren Grenzziehung und die Bedeutung von Grenzüberschreitungen und Ereignissen für die Ordnung der dargestellten Welt.
3. Raumsemantik im fünften Akt - Vermischung der Räume
Dieser Abschnitt untersucht die Vermischung der semantischen Räume im fünften Akt.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die Raumsemantik in William Shakespeares „Zwölfte Nacht oder was ihr wollt“. Die Analyse beschäftigt sich mit der Konstituierung und Ordnung des semantischen Raums „Illyrien“, den Grenzen der semantischen Räume, der Bedeutung von Grenzüberschreitungen und Ereignissen sowie der Vermischung der Räume im fünften Akt.
- Citation du texte
- Bachelor of Arts Claudia Maier (Auteur), 2008, Raumsemantik in William Shakespeares "Was ihr wollt" - in einer Bearbeitung von Beat Fäh, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/182683