Die Hausarbeit soll am Beispiel von Johannes Itten die enge Verwandtschaft zwischen der Malerei und der Musik zeigen.
Ähnlichkeiten beim Gebrauch der Fachtermini und den Vorgehensweisen im Schaffensprozess eines Werkes sind sehr faszinierend und verweisen auf Potenzen der Künste Musik und Malerei, die in ihrem Zusammenspiel zu Synergieeffekten führen können.
Die Arbeit schließt an einen Vortrag an und versucht sich den Synergien und Übereinstimmungen aus der Perspektive des Künstlers zu nähern. Dies geschieht beispielhaft an Hand der Person Johannes Ittens. Eine Gegenperspektive wurde von meinem Kommilitonen durch eine Hausarbeit über Josef Matthias Hauer geschaffen.
Die Arbeit bezieht sich in weiten Teilen auf Johannes Ittens Hauptwerk „Die Kunst der Farbe“. Dem Begriff der Komposition wird dabei eine wesentliche Rolle zuteil.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Der Begriff der Komposition in der Malerei und Musik
3. Johannes Itten: Der Weg zur Malerei
4. Die Farbenlehre von Johannes Itten
4.1 Grundlagen, Einflüsse, Entwicklungsphasen
4.2 Vorstellung und Deutung der Farbenlehre
4.3 Auswirkungen der Farbenlehre auf die Bildkomposition Ittens und deren Bezüge zur Musik
5. Schlussbetrachtung
7. Literatur
1. Einleitung
Innerhalb des Seminars Musik und Bilder - Musik nach Bildern habe ich mit Phillip Otufowora einen Vortrag über Josef Matthias Hauer und Johannes Itten gehalten. Bei den Arbeiten zum Vortrag ist mir vor allem die enge Verwandtschaft zwischen der Malerei und der Musik am Beispiel der beiden Künstler aufgefallen. Ähnlichkeiten beim Gebrauch der Fachtermini und den Vorgehensweisen im Schaffensprozess eines Werkes fand ich sehr faszinierend. So war eine Erkenntnis unserer Arbeit, dass die Künste Musik und Malerei über Potenzen verfügen, die in ihrem Zusammenspiel zu Synergieeffekten führen können.
Die Hausarbeit soll am Beispiel von Johannes Itten zeigen, wie eng Malerei und Musik (vermutlich) miteinander verbunden sein können. Dazu werde ich mich sehr stark an Johannes Ittens zentralem Werk „Die Kunst der Farbe“ orientieren. Dem Begriff der Komposition wird dabei eine wesentliche Rolle zuteil. Ich möchte untersuchen, inwiefern sich die Komposition als Schaffensprozess hin zu einem Kunstwerk in der Musik und in der Malerei (Johannes Itten) verhält.
Im ersten Teil wird der Anschaulichkeit wegen der Schaffensprozess selbst charakterisiert. Die zentrale Frage dazu lautet: Was beschreibt Komposition in der Malerei und was in der Musik?
Im Anschluss daran wird Johannes Itten selbst kurz vorgestellt, damit der Leser die eventuellen Beweggründe des Malers in Bezug auf seine Theorien und sein Werk versteht. Hierfür sollen dessen Theorien und Inhalte aus dem Buch „Die Kunst der Farbe“ Gegenstand der Betrachtungen werden. Anschließend wird in Anlehnung an die „Kunst der Farbe“ aufgezeigt, welche Eigenschaften eine Bildkomposition nach den Maßgaben von Johannes Itten haben müsste und wo bei diesem Arrangement Parallelen zu Kompositionsprinzipien in der Musik zu ziehen sind.
2. Der Begriff der Komposition in der Malerei und Musik
Um dem Leser ein besseres Verständnis der von Itten verwendeten Begrifflichkeit der Komposition zu geben, ist es notwendig zu klären, was komponieren allgemein und in Bezug auf die Kunst aussagt. Dieser kurze Exkurs ist für die weiteren Betrachtungen von großer Bedeutung, da Itten bei seinen Erläuterungen sehr häufig von Farbkompositionen und Bildkompositionen schreibt.
Das Wort komponieren leitet sich von dem lateinischen Wort componere1 ab, was soviel wie zusammensetzen, aneinander fügen, schaffen, verfassen, ersinnen etc. heißt. Damit umfasst das Wort in seinem lateinischen Ursprung eine Vielzahl von Tätigkeiten, die einen Prozess beschreiben, an dessen Ende das Produkt eines Schaffenden steht. Dieses Ergebnis muss nicht von künstlerischer Art sein. Eine List ersinnen, einen Widerspruch verfassen oder eine Maschine zusammensetzen, sind ebenfalls Tätigkeiten, die mit dem Verb componere beschrieben werden können.
Für die heutige Zeit bezieht sich die „Komposition in allgemeiner (neuzeitlicher) Bedeutung [...] auf ein Gebilde mit Kunstanspruch (das sich somit durch besondere Gestaltungsqualität, Ausdrucksfähigkeit, Sinntiefe u.ä. ausweist).“2 Das heißt, dass in der Malerei und der Musik die substantivierte Form des Verbs componere in seinem Resultat als Kunstwerk zu verstehen ist.3 Das Komponieren bezieht sich dabei auf verschiedene Aspekte. Diese sind im Einzelnen, „1. die Herstellung dieses Gebildes, die schöpferische Tätigkeit als solches, das >Komponieren<; 2. das Ziel und Ergebnis dieser Tätigkeit, dasjeweilige einzelne >Werk<; 3. das Gesamtgebiet des künstlerischen Schaffens und des bereits (historisch) Geschaffenen sowie die dazu führende oder daraus resultierende >Lehre<.“4
In Anlehnung an diese Gedanken gilt im Speziellen für die Malerei: Die Komposition ist „ allg. Zusammenfügung, Bildgefüge, somit im engeren Sinne der Aufbau eines Kunstwerkes, die Ausarbeitung seines grundsätzl. dialekt. Inhalt-Form- bzw. Struktur-Gestalt-Gefüges. K[omponist]en stützen sich auf historisch entstandene, modifizierte, weiterentwickelte und immer den neuen Zielen und Bedürfnissen anzupassende, semantisch relevante, visuell-ästhet.
Grundverhältnisse (Darstellungsform, Einheit, Klarheit) sowie auf Gesetzmäßigkeiten der bildner. Analyse, Erkenntnis, Wertung und Gestaltung der Welt und des Menschen.“5 Das heißt, dass die Vorgehensweisen bei einer Bildkomposition historisch gewachsen und tradiert sind und sich einem stetigen Wandel unterziehen. Dazu kommt, dass der Aufbau eines Kunstwerks den bereits erwähnten Gesetzmäßigkeiten der bildnerischen Analyse, etc. unterliegt. Diese äußern sich beim Malen eines Bildes in bestimmten Ordnungsprinzipien, wie z.B. dem Verhältnis von Farbe und Form, Symmetrie/Asymmetrie,6 aber auch in dem Anspruch an eine Aussage, den Trends, Gewohnheiten und Verhältnissen des Entstehungszeitpunkts.
Ähnlich verhält es sich auch in der Musik. Die Verwendung als musikalisches Fachwort bildet sich etwa im 15. Jahrhundert heraus. Die Komposition wird umgedeutet und steht nun ,,[...] im Zeichen eines zunehmend als >Kunst< behandelten und verstandenen musikalischen Schaffens [...]“.7
Daraus resultieren auch die Gemeinsamkeiten für die Begriffsdefinition in der Malerei und der Musik. Während das Verb componere im lateinischen Ursprung noch ein sehr großes Tätigkeitsfeld behandelt und neben dem Verfassen von Briefen, dem Zusammensetzen von Gegenständen etc. eine Fülle von Arbeitsprozessen vereint, ist mit der Umdeutung im 15. Jahrhundert ein Begriff entstanden, der sich mehr und mehr auf den Schaffensprozess eines Künstlers bezieht. Damit wirkt dieser Begriff als Bindeglied zwischen der Malerei und der Musik und gleichzeitig als Abgrenzung des künstlerischen Schaffens zu einer alltäglichen Tätigkeit.
3. Johannes Itten: Der Weg zur Malerei
Johannes Itten wurde 1888 in der Schweiz als Sohn eines Lehrers geboren. Nach seiner Schulausbildung machte er eine Ausbildung zum Primarlehrer am Lehrerseminar Bern- Hofwil.8 Auf seine kurze Lehrtätigkeit folgte ein Ergänzungsstudium als Sekundarschullehrer. Durch die Studienreisen nach München, Köln und Holland zum Nachdenken angeregt, entschließt sich Johannes Itten gegen den Beruf des Lehrers und für die Malerei.9 Von 1913 bis 1916 ist er daraufhin Schüler von Adolf Hölzel in Stuttgart. Dort lernt er auch andere Künstler kennen und beginnt mit ersten Arbeiten zur gegenstandslosen Malerei.10 1916 siedelt er nach Wien über und eröffnet dort eine Kunstschule, die neue Unterrichtsmethoden für die Malerei entwickelt und ausprobiert. 1919 bekommt er Kontakt zu Alma Mahler, die Itten wiederum Walter Gropius vorstellt.
Durch Gropius, dem Leiter des Bauhauses (1919 bis 1926 in Weimar, ab 1926 in Dessau),11 wird er schließlich an das Staatliche Bauhaus in Weimar gerufen und nimmt dort seine Tätigkeit als Meister auf, die sich vor allem in der Weiterentwicklung seiner in Wien begonnenen Gestaltungslehre zum Bauhaus-Vorkurs widerspiegelt.12
Nachdem Itten 1923 seinen Abschied am Staatlichen Bauhaus in Weimar nimmt, führt er von 1926 bis 1934 eine eigene Schule für Maler, Graphiker, Photographen und Architekten in Berlin.
Diese Jahre seiner Lehrtätigkeit (von 1916 bis 1934) werden als die Zeit wahrgenommen, in der er den Grundstein für seine eigene Farbentheorie legte, die durch die Veröffentlichung seines Buchs „Die Kunst der Farbe“ (1961) eine schriftliche, umfassende Fixierung und einen theoretischen Abschluss gefunden hat.
4. Die Farbenlehre von Johannes Itten 4.1 Grundlagen, Einflüsse, Entwicklungsphasen
Wie bereits erwähnt, war Johannes Itten drei Jahre Schüler von Adolf Hölzel. Dessen Ideen haben Johannes Itten wesentlich beeinflusst. So war Hölzel sehr von dem Gedanken angetan, dass es in der Malerei ein Lehrwerk über künstlerische Kontraste und das Verhältnis, in dem sie zu einander stehen nach dem Vorbild von Kontrapunkt und Harmonielehre in der Musik geben müsste.13 Diese Gedanken wurden ,,[...] von seinem Schüler Johannes Itten erweitert und dann zur Grundlage der Bauhauslehre gemacht [.. .].“14
Auf seinen Lehrer gingen z.B. die Collagen15 aus gerissenem Papier und Stoff zurück, die ein fester Bestandteil des Vorkurses am Bauhaus waren.16 Im Vergleich zu Kursen dieser Art an anderen Schulen17, bekam der Vorkurs am Bauhaus durch Johannes Itten eine ganz neue Bedeutung, denn darin sollten die schöpferischen Kräfte entdeckt und entfaltet werden. „Orientiert an der Reformpädagogik zielte Ittens Unterricht auf den „ganzen Menschen.“18 Der Schüler bekam einen Eindruck von verschiedenen Werkstoffen und Grundgesetzen bildnerischen Gestaltens. Damit sollte ein Grundstein für dessen spätere Berufswahl gelegt werden.
Ein besonderes Augenmerk richtet Johannes Itten dabei auf die Farbgebung. Grundlage seines Kurses „[...] war eine „allgemeine Kontrastlehre“, die Itten mit zeichnerischen, wie plastischen Übungen verband. Nach Itten konstruierten sich alle Wahrnehmungen aus Kontrasten [,..].“19 Deshalb spielten in seinen Vorkursen das Verhältnis von Hell-Dunkel, die Form- und Farbenlehre etc. eine wichtige Rolle. „Entsprechend ließ Itten eine Vielzahl von möglichen Kontrastwirkungen erarbeiten und durchspielen, die auch mit farbigen Übungen kombiniert werden konnten.“20
[...]
1 Vgl. Stowasser, J.M./Petschenig, M./Skutsch, F.(2006): Stowasser. Lateinisch-deutsches Schulwörterbuch.- München, S. 103.
2 Klaus-Jürgen Sachs (1994): Komposition, in: Musik in Geschichte und Gegenwart. Allgemeine Enzyklopädie der Musik -Kassel, Sp. 506
3 Vgl. Der Brockhaus in fünfzehn Bänden (1998) - Bd.7 -Mannheim, S. 440.
4 Klaus-Jürgen Sachs (1994): Komposition, in: Musik in Geschichte und Gegenwart. Allgemeine Enzyklopädie der Musik -Kassel, Sp. 506.
5 http://www.unterricht.kunstbrowser.de/bildnerischemittel/komposition/03c198991c1022105.html
6 Vgl. Krauße, Anna-Carola (2005): Geschichte der Malerei, Von der Antike bis heute -Berlin, S. 121.
7 Klaus-Jürgen Sachs (1994): Komposition, in: Musik in Geschichte und Gegenwart. Allgemeine Enzyklopädie der Musik -Kassel, Sp. 507.
8 Vgl. Bauhaus - Archiv (Hrsg.) (1967): Johannes Itten, Aquarelle und Zeichnungen- Darmstadt, S. 6f.. und http://www.johannes--itten.de/
9 Vgl. http://www.kettererkunst.de/kunst/kd/bio/JohannesItten-1888-1967.php
10 Vgl. Bauhaus - Archiv (Hrsg.) (1967): Johannes Itten, Aquarelle und Zeichnungen- Darmstadt, S. 6f..
11 Vgl. Chronik der Deutschen (1996)- Augsburg, S. 825.
12 Vgl. Bauhaus - Archiv (Hrsg.) (1967): Johannes Itten, Aquarelle und Zeichnungen- Darmstadt, S. 6f..
13 Vgl. v. Maur, Karin (Hrsg.) (1994/1996): Vom Klang der Bilder, Die Musik in der Kunst des 20. Jahrhunderts- München.
14 v. Maur, Karin (Hrsg.) (1994/1996): Vom Klang der Bilder, Die Musik in der Kunst des 20. Jahrhunderts- München.
15 Vgl. Düchting, Hajo (1996): Farbe am Bauhaus, Synthese und Synästhesie- Berlin, S.21 zweiter Absatz.
16 Vgl. Düchting, Hajo (1996): Farbe am Bauhaus, Synthese und Synästhesie- Berlin, S. 22.
17 Die Vorkurse an anderen Kunsthochschulen, z.B. in Wien und Berlin, verfolgten das Ziel, durch die Kopie von bestimmten Objekten weitere Fertigkeiten im Umgang mit Gegenständen und den Kopierwerkzeugen zu erlangen.
18 Düchting, Hajo (1996): Farbe am Bauhaus, Synthese und Synästhesie- Berlin, S. 21.
19 ebenda
20 ebenda
-
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen.