Die Vermutung liegt nahe, dass gerade in Bereichen, in denen Wissen eine entscheidende Rolle spielt, die neuen Informationstechnologien besonders einschneidende Veränderungen bewirkt haben.
Im Gesundheitswesen wurden Ärzte von ihren Patienten lange Zeit als ‚Halbgötter in Weiss’ betrachtet, da nur sie über das notwendige Fachwissen verfügten. Dies stellte die Patienten in ein starkes Abhängigkeitsverhältnis, das erst mit der Verbreitung von frei zugänglichen medizinischen Informationen relativiert wurde.
Zahlreiche Ärzte berichten, dass immer mehr Patienten Informationsmaterial aus dem Internet zur ärztlichen Konsultation mitbringen.
Diese neuen Technologien und Möglichkeiten im Internet werden unter dem Begriff ‚E-Health’ zusammengefasst. Sie können die Kommunikation zwischen Gesundheitsinstitutionen betreffen, zwischen Arzt und Patient und – die eigentliche Neuerung – Patienten untereinander. Sie erlauben es dem Patienten, sich unabhängig vom Arzt zu informieren und dadurch eine aufgeklärte und aktive Rolle in der Gesundheitskommunikation zu übernehmen. Trotz der zahlreichen Chancen und Möglichkeiten dieser Anwendungen bergen sie auch neue Risiken.
Die selbständige Informationssuche stellt hohe Anforderungen an die
Mediennutzungs-Kompetenz der Patienten.
Die Möglichkeit, sich unerkannt und ohne gesellschaftliche Konsequenzen über medizinische Themen zu informieren und zu unterhalten, ist besonders bei Tabu-Themen wichtig. Zu diesem Bereich gehören auch Schönheitsoperationen.
Ästhetische Operationen sind per Definition medizinisch nicht notwendig und daher liegt die Entscheidungsmacht noch stärker beim Patienten als dies bei medizinisch indizierten Eingriffen der Fall ist. In einer
Studie aus Deutschland von 2007 wurde das Internet als zweitwichtigste Informationsquelle im Vorfeld von Schönheitsoperationen genannt – nur der behandelnde Chirurg selber wurde als noch wichtiger eingestuft.
In der vorliegenden Arbeit werden die Bedürfnisse der Patienten in den Mittelpunkt gestellt. In einer empirischen Studie wird untersucht, welche Inhalte die Nutzer in Diskussionsforen suchen, ob sie fündig werden und aus welchen Gründen dieses
bestimmte Medium für die Informationssuche verwendet wurde. Schliesslich soll auch aufgezeigt werden, welche Konsequenzen dieses Verhalten aus Sicht der Patienten auf das Verhältnis mit dem behandelnden Arzt hat.
Inhaltsverzeichnis
- TEIL 1: THEORETISCHE GRUNDLAGEN
- 1. Einleitung
- 1.1. Ausgangslage und Problemstellung
- 1.2. Zielsetzungen
- 2. Begriffliche Grundlagen
- 2.1. E-Health
- 2.2. Plastische Chirurgie
- 3. Nutzen des Medienkonsums
- 3.1. Nutzen- und Gratifikationsansatz
- 3.2. Das aktive Publikum
- 3.3. Selektion des Mediums
- 3.4. Nutzen und Gratifikationen in Neuen Medien
- 4. Internet-Foren
- 4.1. Entwicklung
- 4.2. Virtuelle Gemeinschaft
- 4.3. Herstellung und Weitergabe von Wissen
- 4.4. Usability von Diskussionsforen
- 5. E-Health
- 5.1. Entwicklung
- 5.2. Inhalt von E-Health-Angeboten
- 5.3. Chancen und Risiken
- 5.4. Auswirkungen von E-Health auf die Arzt-Patient-Beziehung
- 5.5. Weitere Auswirkungen von E-Health
- 5.6. Rechtliche Schranken
- 6. Schönheitsoperationen
- 6.1. Bedeutung in der Gesellschaft
- 6.2. Entscheidungsfaktoren
- 6.3. Spezifische Informationsbedürfnisse
- TEIL 2: EMPIRISCHER TEIL
- 7. Methodisches Vorgehen
- 7.1. Forschungsfragen
- 7.2. Auswahl der Untersuchungseinheiten
- 7.3. Forschungsmethode und Datenerhebung
- 7.4. Pretest
- 7.5. Untersuchungseinheiten
- 8. Inhaltsanalyse
- 8.1. Gesuchte Inhalte
- 8.2. Gründe für die Wahl von Diskussionsforen
- 8.3. Erhaltene Gratifikationen in Diskussionsforen
- 8.4. Einfluss auf die Arzt-Patient-Beziehung
- 9. Diskussion und Fazit
- 9.1. Geeignete Diskussionsforen
- 9.2. Trends in der Schönheitschirurgie
- 9.3. Intimchirurgie
- 9.4. Schönheitschirurgie als Unterhaltung
- 9.5. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Lizentiatsarbeit analysiert den Bedarf von Patienten an Informationen im Vorfeld ästhetischer Eingriffe im Kontext von E-Health. Die Arbeit untersucht die Nutzung von Online-Ressourcen, insbesondere Internetforen, und deren Einfluss auf die Arzt-Patient-Beziehung.
- Informationsbedürfnisse von Patienten vor ästhetischen Eingriffen
- Nutzung von E-Health-Ressourcen (insbesondere Internetforen)
- Der Nutzen- und Gratifikationsansatz im Kontext der Informationsbeschaffung
- Auswirkungen der Online-Kommunikation auf die Arzt-Patient-Beziehung
- Rechtliche und ethische Aspekte von E-Health im Bereich der Schönheitschirurgie
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung (Kapitel 1) beschreibt die Ausgangslage und die Problemstellung. Kapitel 2 legt die begrifflichen Grundlagen zu E-Health und plastischer Chirurgie dar. Kapitel 3 beleuchtet den Nutzen des Medienkonsums, während Kapitel 4 Internetforen als Informationsquelle näher untersucht. Kapitel 5 befasst sich umfassend mit E-Health, seinen Chancen, Risiken und Auswirkungen. Kapitel 6 fokussiert auf Schönheitsoperationen, deren gesellschaftliche Bedeutung und die spezifischen Informationsbedürfnisse der Patienten. Kapitel 7 beschreibt die Methodik der empirischen Untersuchung. Die Ergebnisse der Inhaltsanalyse von Internetforen werden in Kapitel 8 präsentiert, wobei die Aspekte der Informationsbeschaffung, Gratifikationen und des Einflusses auf die Arzt-Patient-Beziehung betrachtet werden.
Schlüsselwörter
E-Health, ästhetische Eingriffe, Schönheitschirurgie, Internetforen, Patienteninformation, Arzt-Patient-Beziehung, Nutzen- und Gratifikationsansatz, Online-Kommunikation, Informationsbedürfnisse.
- Quote paper
- Andrea Lehmann (Author), 2009, E-Health. Analyse der Bedürfnisse von Patienten im Vorfeld von ästhetischen Eingriffen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/182823