Das Europa des 6. Jahrhunderts war geprägt durch die Herrschaft der ältesten bekannten Königsfamilie der Franken, den Merowingern. Ende des 5. Jahrhundert gewannen jene fränkischen Könige immer mehr an Macht und verdrängten die Vorherrschaft der Römer in Germanien. Chlodwig vereinigte die vielen Teilreiche nach dem Sieg über Syagrius, den letzten römischen Machthaber in Germanien, zu einem gallorömischen Gesamtreich. Als im Jahr 560 der letzte Sohn Chlodwigs, Clothar I., starb, wurde das Reich unter seinen vier Söhnen aufgeteilt. Unter den Brüdern kam es immer wieder zu Auseinandersetzungen, und schließlich erhob auch noch ein Anderer Anspruch auf Teile des Reiches: Gundowald, ein angeblicher, unehelicher Sohn Clothars. Zwar von König Guntram von Burgund verhasst, wurde er jedoch von einigen einflussreichen Personen unterstützt. Einige von ihnen standen ursprünglich im Dienst Guntrams, wanden sich jedoch von diesem ab und liefen zu Gundowald über. So auch Mummolus, der als Dux in Guntrams Gunst stand, sich aber später Gundowald zuwandte.
Die Hauptquelle, aus der wir von diesen Ereignissen erfahren, stammt von einem Bischof um König Guntram: Gregor von Tours. Gregor berichtet chronologisch über den Ablauf der Geschehnisse um Gundowald und Mummolus, lässt dabei jedoch einige Fragen offen. Aus welchem Grund beispielsweise der Dux Guntrams, Mummolus, sich entschloss, seine Position aufzugeben und ein Anhänger Gundowalds zu werden, verschweigt Gregor.
Anhand der zur Verfügung stehenden Quellen möchte ich nun unter Berücksichtigung der Forschungsmeinungen versuchen, die Problematik zu erörtern und eine mögliche Ursache für die Motivation des Mummolus zu finden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Hintergründe
- Die Quellenlage
- Die Problematik des Adels im 6. Jahrhundert
- Mummolus und Gundowald
- Hintergründe zu Mummolus
- Gundowald und der sogenannte „Gundowald-Aufstand“
- War Gundowald Initiator oder lediglich ein „Werkzeug“ einflussreicher Personen?
- Abschließende Bewertung und mögliche Lösung der eingangs gestellten Frage
- Quellen- und Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Motive von Mummolus, der den Usurpator Gundowald unterstützte. Sie analysiert die historischen Hintergründe des „Gundowald-Aufstands“ im 6. Jahrhundert und erörtert die Quellenlage, die von spärlichen und oft interpretationsbedürftigen schriftlichen Überlieferungen geprägt ist. Die Arbeit berücksichtigt die Forschungsmeinungen zur Problematik des fränkischen Adels in dieser Zeit.
- Die Quellenlage zur Merowingerzeit und die Herausforderungen ihrer Interpretation
- Die soziale Struktur und die Rolle des Adels im 6. Jahrhundert
- Die politischen Motive von Mummolus und seine Entscheidung für Gundowald
- Die Bedeutung des „Gundowald-Aufstands“ im Kontext der merowingischen Geschichte
- Analyse der Persönlichkeit und des Charakters von Mummolus
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Forschungsfrage nach den Beweggründen von Mummolus für seine Unterstützung Gundowalds. Kapitel 2 beleuchtet die spärliche Quellenlage, hauptsächlich basierend auf Gregor von Tours, und diskutiert die umstrittene Frage nach der Existenz eines fränkischen Adels im 6. Jahrhundert. Es wird die Problematik der Interpretation der Quellen aufgrund deren kirchlicher Prägung und der unklaren Definition von Adel im frühen Mittelalter behandelt. Kapitel 3 skizziert die Hintergründe von Mummolus und Gundowald, wobei Gregors Darstellung von Mummolus als skrupellos hervorgehoben wird. Eine detaillierte Zusammenfassung des "Gundowald-Aufstands" wird hier angedeutet, ohne jedoch auf Details einzugehen.
Schlüsselwörter
Merowinger, Gundowald, Mummolus, fränkischer Adel, 6. Jahrhundert, Gregor von Tours, Quellenkritik, Historiographie, Politische Machtstrukturen, Spätantike, mittelalterliche Geschichte.
- Arbeit zitieren
- Stefanie Begerow (Autor:in), 2010, Warum unterstützte Mummolus den Usurpator Gundowald?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/182829