Selbst- und Fremdbestimmung des eigenen Körpers im Fitnesskult - Eine soziologische Bildinterpretation


Seminararbeit, 2003

12 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhalt

1. Einleitung

2. Arbeitskörper – Freizeitkörper
2.1. Körper als Befreiungsinstrument
2.2. Körper als Lebenseinstellung
2.3. Körper als Symbol
2.4. Körper als Markt

3. Schlussbemerkung

Literaturverzeichnis

1.Einleitung

Bereits in den 80er Jahren gab es in Deutschland ca. 6000 Fitness-Studios, die Tendenz ist steigend. War Bodybuilding noch vor wenigen Jahrzehnten die von Außenstehenden nicht ganz ernst genommene Sportart für die Unterschicht, die heimlich in Kellern mit selbst gebastelten Geräten geübt und höchstens auf den Jahrmärkten öffentlich vorgeführt wurde, so ist sie heute zu einer der beliebtesten Zuschauersportarten avanciert. Inzwischen bieten die Studios allerdings nicht mehr nur Bodybuilding an, sondern haben sich zu allgemeinen „Schönheitstempeln“ ernannt: Abnehmen, Cellulitebekämpfung, eine bessere Kondition, Muskelaufbau oder sich einfach „fit“ und „gesund“ fühlen wollen, für alle Probleme scheint das Fitness-Studio ein geeignetes Training anzubieten.

Fitness ist zum „Lifestyle“ geworden. Nicht, wer im Studio trainiert fällt mehr auf, sondern wer nicht trainiert ist nun plötzlich Außenseiter. Fitnesstraining ist zu einer Selbstverständlichkeit geworden, es gibt keine Hemmschwelle mehr, ein Studio zu betreten. Die Studios sind längst soziale Treffpunkte, wo sich inzwischen Menschen aufhalten, die man dort nicht erwartet hätte. Einen wohl geformten Körper zu haben scheint immer wichtiger zu werden. In ihrer Freizeit lassen immer mehr Menschen ihren Schweiß und ihr Geld in einem der zahlreichen Studios, weil sie sich durch einen trainierten Körper ein erfüllteres und glücklicheres Leben erhoffen. Ist das die neue Körperkultur unserer eher körperverdrängenden Gesellschaft? Und kann man überhaupt noch selbst bestimmen, was mit dem eigenen Körper geschieht? Dieser Frage soll in der Hausarbeit nachgegangen werden.

Unter den Aspekten der Freizeitkörper als Befreiung und Gegensatz zum Arbeitskörper, der eigene Körper als Symbol und als Lebenseinstellung und der Körper als Markt, wird untersucht, welches Körperereignis eigentlich noch selbst bestimmt werden kann. Dabei wird immer wieder auf Bodybuilding als die am Körper auffälligste Fitness-Sportart eingegangen.

2. Arbeitskörper- Freizeitkörper

2.1. Körper als Befreiungsinstrument

Übernehmen wir Adornos Definition von Freizeit, so ist Freizeit als Gegensatz zur fremdbestimmten Arbeit zu verstehen, denn das Wort Freizeit „weist auf eine spezifische Differenz hin, die von der nicht freien Zeit, von der, welche die Arbeit ausfüllt, und zwar, darf man hinzufügen, die fremdbestimmte. Freizeit ist an ihren Gegensatz gekettet.“[1] Die von der Arbeit freie Zeit wird also ausgefüllt mit selbst gewählten Beschäftigungen, die nicht an Arbeit erinnern, mit Beschäftigungen, die das Gegenteil der Arbeit sind und deswegen von der Arbeit befreien.

In der modernen Arbeitswelt kommt es immer mehr „zu einer Rationalisierung des Körpers“[2]. Gesamtarbeitsvorgänge werden in produktivere kleine Arbeitsvorgänge gegliedert, die für den einzelnen Arbeiter oft nur aus einer einzigen Körperbewegung bestehen, so lange bis den „einzelnen Körperteilen lediglich ein Werkzeugcharakter zugeschrieben“ wird[3]. Die Körperteile sind Werkzeuge, mit denen verschiedene Arbeitsvorgänge erledigt werden können. In der Arbeitswelt herrscht also nicht nur eine Körperfunktionalisierung, sondern regelrecht eine Körperzerstückelung.

So gehen immer mehr Menschen in ihrer freien Zeit körperbetonten Beschäftigungen nach, auf der Suche nach ganzheitlichen Körpererfahrungen, die ihnen an ihrem Arbeitsplatz versagt bleiben. Dafür bieten sich besonders die Fitness-Studios an, weil sie inzwischen nicht nur das traditionelle Bodybuilding, sondern auch sanftere Körperbeschäftigungen- oft in Verbindung mit Meditation- lehren, wie z.B. Yoga oder Thai Chi. Durch diese Sportarten kann die Einheit des Körpers wieder erfahren werden. Der Sportler versucht, in seiner Freizeit der Zerstückelung und Rationalisierung seines Körpers zu entkommen. Die freizeitliche Körperbetonung ist der Kontrast zur Körperfunktionalisierung der Arbeitswelt. Der eigene Körper wird zum Befreiungsinstrument.

[...]


[1] ADORNO: S. 57

[2] BERNARD: S. 11

[3] GENSCH: S. 247

Ende der Leseprobe aus 12 Seiten

Details

Titel
Selbst- und Fremdbestimmung des eigenen Körpers im Fitnesskult - Eine soziologische Bildinterpretation
Hochschule
Freie Universität Berlin
Veranstaltung
PS: Die Gesellschaft nach der Gesellschaft
Note
1,0
Autor
Jahr
2003
Seiten
12
Katalognummer
V18291
ISBN (eBook)
9783638226714
ISBN (Buch)
9783656074076
Dateigröße
460 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Selbst-, Fremdbestimmung, Körpers, Fitnesskult, Eine, Bildinterpretation, Gesellschaft
Arbeit zitieren
Maren Hager (Autor:in), 2003, Selbst- und Fremdbestimmung des eigenen Körpers im Fitnesskult - Eine soziologische Bildinterpretation, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/18291

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