„Eigentlich waren wir der Ansicht, dass die Bombenanschläge in Riad und al-Khobar ein deutliches Signal waren. Eigentlich hätten die intelligenteren Entscheidungsträger der USA daraufhin alles daransetzen müssen, einen ernsthaften Kampf zwischen ihren Streitkräften und der muslimischen Nation zu vermeiden. Aber offensichtlich verstanden sie das Signal nicht.“ Dieser Auszug aus einem Interview der in London ansässigen palästinensischen Zeitung al-Quds al-Arabi mit Osama bin Laden vom November 1996 zeigt, dass es Terrorismus in seinem ursprünglichen Kern als Kommunikationsstrategie zu verstehen gilt. Eine Strategie, die durchaus auch scheitern kann. Die Opfer der Gewalt und das Publikum, an welche die Botschaft der Terroristen gerichtet ist, sind dabei keineswegs identisch. Wie Louise Richardson darlegt, sind die Opfer eines terroristischen Anschlages lediglich das Mittel, „um das Verhalten eines größeren Publikums zu beeinflussen, in der Regel einer Regierung.“ Dass die Strategie von Terrorgruppen offensichtlich darauf abzielt, Zivilisten zu attackieren, um insbesondere demokratisch legitimierte Regierungen unter Druck zu setzen, um diesen politische Zugeständnisse abzuverlangen, daran besteht heute in der Terrorismusforschung kein Zweifel mehr. Ganz im Gegensatz dazu ist jedoch über die Frage, inwieweit Terroristen mit dieser Strategie erfolgreich sind, eine ernste wissenschaftliche Debatte entbrannt. Ob Terrorismus wirklich als Erfolgsstrategie anzusehen ist, oder präziser ausgedrückt, ob es Terroristen wirklich gelingt, durch gezielte Anschläge auf die Zivilbevölkerung ihre politischen Forderungen gegenüber der ausgewählten Regierung durchzusetzen, soll sodann auch die übergeordnete Fragestellung sein, unter der nachfolgende Ausführungen stehen. Die Analyse der politischen Ziele des Terrornetzwerkes Al-Qaida unter Osama bin Laden steht dabei zunächst im Vordergrund. Sie sollen in einem zweiten Schritt der politischen Realität gegenübergestellt werden, um eine fundierte Beurteilung der politischen Erfolge von Al-Qaida zu ermöglichen. Die Ergebnisse dieses Fallbeispiels können so zu einer angemesseneren Einschätzung von Terrorismus als Erfolgsstrategie beitragen, wobei es abschließend deutlich zu machen gilt, dass eine bloße Einengung auf politische Motive den Blick für andere Faktoren versperrt, die den Terrorismus für seine Anhänger so attraktiv macht.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Aktueller Forschungsstand
- 3. Rahmenbestimmungen der Analyse
- 4. Kommunikationsstrategie und politische Zielsetzung Al-Qaidas
- 5. Widersprüche zur politischen Realität
- 6. Ergebnis der Analyse und Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert Al-Qaida als Fallbeispiel, um die Frage zu untersuchen, inwieweit Terrorismus als Erfolgsstrategie betrachtet werden kann. Die Analyse konzentriert sich auf die politischen Ziele Al-Qaidas und vergleicht diese mit der politischen Realität. Das Ziel ist eine fundierte Beurteilung der politischen Erfolge Al-Qaidas und ein Beitrag zu einer angemesseneren Einschätzung von Terrorismus als Erfolgsstrategie.
- Terrorismus als Kommunikationsstrategie
- Erfolgsmessung von Terrorismus
- Politische Ziele von Al-Qaida
- Vergleich der Ziele mit der politischen Realität
- Bedeutung von Kontextfaktoren
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 1 (Einleitung): Die Einleitung definiert Terrorismus als Kommunikationsstrategie und stellt die zentrale Forschungsfrage nach dem Erfolg von Terrorismus als Strategie. Al-Qaida wird als Fallbeispiel eingeführt.
Kapitel 2 (Aktueller Forschungsstand): Dieses Kapitel skizziert den aktuellen Forschungsstand zur Effektivität von Terrorismus. Es werden unterschiedliche Positionen präsentiert, von denen einige Terrorismus als effektives Druckmittel ansehen, während andere seinen politischen Nutzen bezweifeln. Beispiele wie die Arbeiten von Pape und Abrahams werden erwähnt, die unterschiedliche Erfolgsraten von Terrorismus postulieren.
- Arbeit zitieren
- Master of Arts Thomas Rohm (Autor:in), 2010, Terrorismus als Erfolgsstrategie - Fallbeispiel Al-Qaida, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/182956