Die jüngere Bronzezeit im südlichen Niedersachsen

300 Jahre Urgeschichte


Fachbuch, 2011

62 Seiten


Leseprobe


Inhalt

Vorwort

Die Spätbronzezeit in Deutschland

Abfolge und Verbreitung der Kulturen und Gruppen

Die Funde von der Walkemühle

Die jüngere Bronzezeit im südlichen Niedersachsen von etwa 1100 bis 800 v. Chr.

Anmerkungen

Literatur

Bildquellen

Der Autor Ernst Probst

Bücher von Ernst Probst

Vorwort

Rund 300 Jahre Urgeschichte von etwa 1100 bis 800 v. Chr. passieren in dem Taschenbuch »Die jüngere Bronzezeit im südlichen Niedersachsen« in Wort und Bild Revue. Geschildert werden die Siedlungen, Klei- dung, der Schmuck, die Keramik, Werkzeuge, Waffen, Haustiere, Jagdtiere, das Verkehrswesen, der Handel und die Religion der damaligen Ackerbauern, Viehzüchter und Bronzegießer.

Verfasser dieses Taschenbuches ist der Wiesbadener Wissenschaftsautor Ernst Probst. Er hat sich vor allem durch seine Werke »Deutschland in der Urzeit« (1986), »Deutschland in der Steinzeit« (1991) und »Deutschland in der Bronzezeit« (1996) einen Namen gemacht. Das Taschenbuch »Die jüngere Bronzezeit im südlichen Niedersachsen« ist Dr. Rolf Breddin, Professor Dr. Claus Dobiat, Professor Dr. Markus Egg, Professor Dr. Hans-Eckart Joachim, Professor Dr. Horst Keiling, Professor Dr. Rüdiger Krause, Dr. Friedrich Laux, Professor Dr. Berthold Schmidt, Dr. Peter Schröter und Dr. Klaus Simon gewidmet, die den Autor mit Rat und Tat bei seinen Recherchen über Kulturen der Spät- bronzezeit unterstützt haben.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

PAUL REINECKE,

geboren am 25. September 1872 in Berlin-Charlottenburg,

gestorben am 12. Mai 1958 in Herrsching. Er wirkte 1897 bis 1908

am Römisch-Germanischen Zentralmuseum in Mainz. 1908 bis 1937

war er Hauptkonservator

am Bayerischen Landesamt

für Denkmalpflege in München. 1917 wurde er kgl. Professor. Reinecke teilte 1902 die Bronzezeit in die Stufen A bis D ein.

1902 sprach er von der Straubinger Kultur sowie von der Grabhügelbronzezeit und später von der Hügelgräber-Bronzezeit.

Die Spätbronzezeit in Deutschland

Abfolge und Verbreitung der Kulturen und Gruppen

Heute ordnet man der Spätbronzezeit außer den Stufen Hallstatt A und B (etwa 1200 bis 800 v. Chr.) auch die Bronzezeit D (etwa von 1300 bis 1200 v. Chr.) zu, die vorher als letzte Stufe der Mittelbronzezeit galt. Die Stufenbezeichnung und Inhalte der Bronzezeit D, Hallstatt A und B entsprechen weitgehend der 1902 vorgenommenen Gliederung des damals in Mainz ar- beitenden Prähistorikers Paul Reinecke (1872-1958). Als die wichtigsten damaligen Kulturen in Deutschland gelten die Urnenfelder-Kultur, die Lausitzer Kultur und die nordische Bronzezeit, die sämtlich besonders große Gebiete einnahmen. Daneben gab es etliche kleinere Kulturen und Gruppen.

Baden-Württemberg, Bayern, das Saarland, Rheinland- Pfalz, Hessen, Teile Nordrhein-Westfalens (Nieder- rheinische Bucht) und Südthüringens gehörten von etwa 1300/1200 bis 800 v. Chr. zum Bereich der Urnenfelder- Kultur.1 Diese war im Raum nördlich der Alpen verbreitet.

Im Niederrheinischen Tiefland Nordrhein-Westfalens existierte von etwa 1200 bis 750 v. Chr. die Niederrheinische Grabhügel-Kultur, eine Untergruppe der Urnenfelder-Kultur.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Verbreitung der Kulturen und Gruppen während

der Spätbronzezeit (etwa 1300/1200 bis 800 v. Chr.) in Süddeutschland und der jüngeren Bronzezeit (etwa 1100 bis 800 v. Chr.) in Norddeutschland

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

So genannte » reiche Frau « der Urnenfelder-Kultur auf einer von dem Münchener Historienmaler und Altertumsforscher Julius Naue (1832 - 1907) geschaffenen historischen Trachtenrekonstruktion

Für Norddeutschland gilt die bronzezeitliche Chro- nologie des schwedischen Prähistorikers Oscar Mon- telius (1843-1921). Ihr zufolge wird in Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und im nördlichen Brandenburg die Zeit von etwa 1200 bis 1100 v. Chr. als mittlere Bronzezeit (Periode III) und die Zeit von etwa 1100 bis 800 v. Chr. als jüngere Bronzezeit (Perioden IV und V) bezeichnet. Die durch das Kul- turgefälle in der Frühbronzezeit zwischen dem Süden und dem Norden bewirkte Phasenverschiebung von Bronzezeitstufen setzt sich also terminologisch fort. In die mittlere Bronzezeit fallen in Niedersachsen die Lüneburger Gruppe, die Allermündungs-Gruppe und die Stader Gruppe, letztere aber nur noch mit wenigen sicher datierbaren archäologischen Funden.

In der jüngeren Bronzezeit gab es in Niedersachsen ebenfalls eine Anzahl von Regionalgruppen, so die Lüneburger Gruppe, die Stader Gruppe und die EmsHunte-Gruppe. In anderen Landstrichen Niedersachsens spricht man nur allgemein von der jüngeren Bronzezeit (s. S. 17), obschon auch hier Ansätze für eine regionale Gliederung erkennbar sind.

In Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, im Stader Bereich (Niedersachsen) und im nördlichen Brandenburg behauptete sich von etwa 1200 bis 1100 v. Chr. die nordische mittlere Bronzezeit und von etwa 1100 bis 800 v. Chr. die nordische jüngere Bronzezeit. Das Zentrum der nordischen Bronzezeit lag in Skandinavien.

Im Thüringer Becken existierte von etwa 1300/1200 bis 800 v. Chr. die Unstrut-Gruppe. Etwa zur gleichen

Zeit gab es in Sachsen-Anhalt die Helmsdorfer Gruppe und die Saalemündungs-Gruppe.

Sachsen und das südliche Brandenburg zählten von etwa 1300/1200 bis 500 v. Chr. zur Lausitzer Kultur und zum Kreis ihrer Nachfolgekulturen, zum Beispiel Billendorfer Kultur und Hausurnen-Kultur. Die Lausitzer Kultur war damals in Osteuropa heimisch.

Die Funde von der Walkemühle

Die jüngere Bronzezeit im südlichen Niedersachsen

Im Bereich der südlichen niedersächsischen Re- gierungsbezirke Hannover und Braunschweig ließen sich bisher für die jüngere Bronzezeit von etwa 1100 und 800 v. Chr. keine Regionalgruppen ermitteln. Das gilt für die heutigen Kreise Göttingen, Osterrode, Hildesheim, Hannover, Diepholz, Nienburg/Weser, Wolfenbüttel, Braunschweig und Helmstedt. Die Funde aus dem erwähnten Abschnitt werden von den Archäologen nur allgemein der jüngeren Bronzezeit zugerechnet. Ob es im südlichen Niedersachsen eigenständige Kulturgruppen gab oder ob lediglich Einflüsse aus Nachbargebieten vorlagen, ist gegenwärtig unklar.

Holzkohleresten an der Walkemühle in Göttingen1 zufolge wuchsen dort Stieleiche (Quercus robur), Traubeneiche (Quercus petraea), Rotbuche (Fagus sylvatica), Hainbuche (Carpinus betulus), Esche (Fraxinus excelsior), Ahorn (Acer), Erle (Alnus), Weide (Salix) und Birke (Betula). Möglicherweise gediehen in dieser Gegend auch Weißdorn (Crataegus laevigata) oder Vogelbeere (Sorbus aucuparia) oder Wildbirne (Pyrus pyraster) oder Wildapfel (Malus sylvestris). Bei letzteren vier Baumarten ist die Holzkohle nur schwer zu unterscheiden.

Tierknochen an der Walkemühle belegen das Vor- handensein von Rothirsch (Cervus elaphus), Reh (Capreolus capreolus), nicht genau identifizierbarem Wildgeflügel und Biber (Castor fiber).

Die Hinterlassenschaften aus der Siedlung an der Walkemühle haben Erkenntnisse über viele Bereiche des Lebens der Menschen aus der jüngeren Bronzezeit vermittelt. So verraten scheibenförmige tönerne Spinn- wirtel und Webgewichte von dort, dass Schafwolle gesponnen und gewebt wurde. Die Webgewichte sind kleiner als die Spinnwirtel. Beide Formen hat man in der Mitte durchlocht.

Eine typische bronzene Gewandnadel war die an mehreren Fundorten nachgewiesene Vasenkopfnadel. Aus Weserkiesen bei Stolzenau im Kreis Nienburg/ Weser stammt ein bronzener Gürtelhaken, der in einem Stück gegossen wurde. Sein Zentrum besteht aus einem vierspeichigen, durch leichte Wülste verzierten Rad. Zu dessen beiden Seiten ist ein Zierbalken angebracht, von dem jeweils eine Lasche abgeht. Wenn man die Lasche umbog, konnte der Gürtel aus Leder oder Stoff befestigt werden.

Bronzene Rasiermesser lagen gelegentlich in Gräbern. Ein Exemplar aus einer Urne in Lohnde (Kreis Han- nover) entspricht seiner Form nach dem Typus der mitteldeutschen Lausitzer Kultur. Dass es auch bronzene Pinzetten zum Haarauszupfen gab, beweist unter anderem ein Grabfund aus Garbsen im Kreis Hannover.

[...]

Ende der Leseprobe aus 62 Seiten

Details

Titel
Die jüngere Bronzezeit im südlichen Niedersachsen
Untertitel
300 Jahre Urgeschichte
Autor
Jahr
2011
Seiten
62
Katalognummer
V182957
ISBN (eBook)
9783656070733
ISBN (Buch)
9783656070962
Dateigröße
8097 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Schlagworte
Bronzezeit, jüngere Bronzezeit, Niedersachsen, Archäologie, Urgeschichte, Ernst Probst
Arbeit zitieren
Ernst Probst (Autor:in), 2011, Die jüngere Bronzezeit im südlichen Niedersachsen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/182957

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