Deutschland war nach dem zweiten Weltkrieg politisch, strukturell, sozial und wirtschaftlich am
Boden. Im ganzen Land bildeten sich kleine Parteien, welche sich die Aufgabe stellten, das Land
wieder stark zu machen. Diese Tendenzen kamen auch in Bayern auf, wo der ehemalige
preußische Ministerpräsident, Reichsminister und damalige Regierungspräsident von
Unterfranken, Adam Stegerwald, in einer Rede von einer Demokratie sprach, welche sich nicht nur
auf christlichen Grundsätzen, sondern auch auf den Gewerkschaften und den Aussprachen
zwischen Arbeitern und Bauern stützen würde. Wenige Wochen nach seinem Tod am 03.12.1945
wurde am 08.01.1946 die Landespartei der Christlich Sozialen Union (CSU) in München gegründet.
Trotz eines schlechten Beginns entwickelte sie sich seit den 1950er-Jahren zu der Kraft in Bayern,
welche nicht selten bei Landtagswahlen die absolute Mehrheit gewinnen konnte. Sich selbst sieht
die CSU als Partei in Bayern, welche die bayerischen Interessen auch auf Bundesebene vertreten
will und deswegen als Volkspartei auftritt. Aber kann man von einer Volkspartei sprechen, wenn
sich diese nur in einem Bundesland auch zu Bundestagswahlen aufstellen lässt? Kann man davon
sprechen, auch wenn diese Partei sich klar auf die Fahnen geschrieben hat, die Interessen Bayerns,
also nur eines Bundeslandes, im Bund zu vertreten?
Dieser Frage versucht die vorliegende Arbeit nachzugehen. Dabei soll anhand der von Martin
Sebaldt aufgestellten Kriterien untersucht werden, ob und inwieweit es sich bei der CSU um eine
Volkspartei handelt. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Analyse der CSU
- Strukturelle Merkmale
- Umfassende, flächendeckende Organisation
- Durchorganisierter, ebenübergreifender Aufbau
- Hauptamtliche, professionelle Parteiführung
- Gezielte und strukturierte Partizipation der Basis
- Systematische Beziehung zu Vorfeldorganisationen
- Funktionale Merkmale
- Umfassendes, alle Schichten betreffendes Parteiprogramm
- Programmatische Orientierung zur Mitte
- Wahlkampfmanagement zur Stimmenmaximierung
- Umfassende politische Personalrekrutierung
- Realistischer Anspruch auf alleinige Führung einer Regierung
- Strukturelle Merkmale
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht, ob die CSU weiterhin als Volkspartei bezeichnet werden kann oder ob sie sich zu einer Klientelpartei entwickelt hat. Die Analyse basiert auf den von Martin Sebaldt definierten Kriterien, die strukturelle und funktionale Merkmale von Volksparteien berücksichtigen.
- Strukturelle Merkmale der CSU (Organisation, Führung, Basispartizipation, Beziehungen zu Vorfeldorganisationen)
- Funktionale Merkmale der CSU (Parteiprogramm, programmatische Ausrichtung, Wahlkampfmanagement, Personalrekrutierung, Regierungsanspruch)
- Entwicklung der CSU seit ihrer Gründung im Kontext des gesellschaftlichen Wandels
- Bewertung der CSU anhand der Kriterien für Volksparteien
- Die Rolle Bayerns in der bundesdeutschen Politik im Kontext der CSU
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung skizziert die Entstehung der CSU nach dem Zweiten Weltkrieg und stellt die zentrale Forschungsfrage nach ihrem Charakter als Volkspartei oder Klientelpartei. Kapitel 2 analysiert die CSU anhand der strukturellen Merkmale nach Sebaldt. Hierbei werden Aspekte wie die flächendeckende Organisation, die Parteiführung, die Basispartizipation und die Beziehungen zu Vorfeldorganisationen wie dem Bayerischen Bauernverband und den Gewerkschaften untersucht. Die Veränderungen im Verhältnis zur katholischen Kirche im Kontext der Säkularisierung werden ebenfalls thematisiert.
Schlüsselwörter
CSU, Volkspartei, Klientelpartei, Parteiensystem, Bayern, Bundespolitik, Strukturelle Merkmale, Funktionale Merkmale, Wahlkampf, Parteiprogramm, Basispartizipation, Vorfeldorganisationen, Martin Sebaldt.
- Arbeit zitieren
- Matthias Gottschalk (Autor:in), 2011, CSU - Volkspartei oder Klientelpartei?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/182994