Im Frühsommer 1584 wurde Simon Stürtzenbecher aus Girlan in Südtirol verhaftet, weil er "ain klains unvogtbars töchterle, so bey ime kindts diern gewesst" vergewaltigt habe. Der zuständige Richter des Gerichts Altenburg, Balthasar Dopsl, versuchte sich zwar vor der Behandlung des Falles zu drücken, hatte damit aber bei der Innsbrucker Regierung keinen Erfolg. Im August 1584 supplizierte Simon Stürtzenbechers Ehefrau Anastasia zugunsten ihres Ehemannes. Das Schreiben selbst liegt leider nicht vor, wurde aber von der Regierung zum Anlass genommen, den Altenburger Richter erneut aufzufordern, er solle für die Fällung des Richterspruches durch die Geschworenen sorgen, dann nach Innsbruck Bericht erstatten und weiteren Bescheid abwarten. Das Urteil wurde zwischen dem 11. und 18. August 1584 gefällt. Das Berichtsschreiben des Richters Dopsl ist nicht erhalten. Die Innsbrucker Regierung bestätigte am 29. August 1584 das Urteil, ohne dessen Inhalt selbst in ihrem Schreiben zu erwähnen. Es ist daher nicht bekannt, wozu Simon Stürtzenbecher verurteilt wurde. Auch sein weiteres Schicksal und das seiner Familie konnten nicht geklärt werden.
Zu untersuchen war, ob eine Verurteilung auf die Galeeren in diesem Fall im Rahmen des Möglichen lag.
Inhaltsverzeichnis
- Ausgangslage
- Rechtliche Voraussetzungen und generelle Handhabung der Gesetze
- Galeeren
- Galeeren als Kriegsschiffe
- Praxis der Galeerenstrafen
- Stellung der Galeerenstrafe im Strafrecht
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Text untersucht die historische Anwendung der Galeerenstrafe in Tirol im 16. Jahrhundert. Dabei wird die rechtliche Grundlage der Strafe im Kontext der „Constitutio Criminalis Carolina“ und der Tiroler Landesordnung analysiert. Der Text beleuchtet auch die Rolle der Galeeren im Mittelmeer und die Praxis der Strafverurteilung auf den Galeeren in verschiedenen europäischen Ländern.
- Rechtliche Grundlagen der Galeerenstrafe in Tirol im 16. Jahrhundert
- Vergleichende Analyse der Galeerenstrafe in verschiedenen Ländern
- Rolle der Galeeren als Kriegsschiffe im Mittelmeer
- Die Bedeutung des venezianischen Einflusses auf die Galeerenstrafe
- Die unterschiedliche Anwendung der Galeerenstrafe in Österreich und Süddeutschland
Zusammenfassung der Kapitel
Ausgangslage
Der Text beginnt mit dem Fall von Simon Stürtzenbecher, der im Jahr 1584 wegen Vergewaltigung vor Gericht stand. Sein Schicksal verdeutlicht die Forschungsfrage, ob eine Verurteilung zur Galeere in Tirol im 16. Jahrhundert möglich war.
Rechtliche Voraussetzungen und generelle Handhabung der Gesetze
Hier wird die „Constitutio Criminalis Carolina“ als Strafgesetzbuch des Heiligen Römischen Reiches vorgestellt. Es wird hervorgehoben, dass die Carolina dem Richter großen Ermessensspielraum bei der Strafverhängung ließ. Die Praxis zeigt, dass die Strafe oft in Abhängigkeit von der Schwere des Verbrechens modifiziert wurde.
Galeeren
Dieses Kapitel beleuchtet die Bedeutung der Galeeren als Kriegsschiffe im Mittelmeer seit der Antike. Es wird der Wandel von der Verwendung von Freiwilligen, Kriegsgefangenen und Sklaven hin zur Rekrutierung von Straftätern als Galeerenruderer im 16. Jahrhundert beschrieben. Dieser Wandel ist auf die steigende Bedrohung durch die Türken, die Inflation und den Mangel an Arbeitskräften in Venedig zurückzuführen.
Praxis der Galeerenstrafen
Hier wird die Praxis der Verurteilung auf die Galeeren in verschiedenen Ländern Europas dargestellt. Neben Spanien, das bereits im 16. Jahrhundert Strafgefangene auf seine Galeeren setzte, wurden auch im Habsburgischen Königreich Böhmen Verurteilte zu Galeerenstrafen begnadigt. Es wird jedoch betont, dass unklar ist, wie viele Gefangene tatsächlich in venezianischen (oder anderen) Dienst verschickt wurden.
Schlüsselwörter
Galeerenstrafe, Tirol, 16. Jahrhundert, „Constitutio Criminalis Carolina“, Landesordnung, Venedig, Mittelmeer, Strafrecht, Strafvollzug, Kriegsgefangene, Strafgefangene, Strafen, Verurteilung, Geschichte, Gesetzgebung, Recht, Politische Geschichte, Europäische Geschichte, Militärgeschichte, Seegeschichte
- Arbeit zitieren
- Sabine Schleichert (Autor:in), 2003, Galeerenstrafe in Tirol im 16. Jahrhundert?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/18310