In der "Nikomachischen Ethik" entwickelt Aristoteles sein Tugendideal. Er begreift Tugend als eine zwischen extremen Empfindungen und Wollensinhalten angesiedelte Haltung der Mitte (gr. Mesotes), die eine gleich große Distanz zu den affektiv- voluntativen Extrempunkten eines "Zuviel" oder "Zuwenig" aufweist. Und wenngleich die Mesotes augrund ihrer primär normativen Bestimmung in erster Linie eine ethische Qualität darstellt, enthält sie aufgrund der Entgegensetzung zu den Extrempunkten "Zuviel" oder "Zuwenig" auch eine quantitative Komponente.
Der Essay arbeitet in zwei Darstellungsschritten das aristotelische Mesotes- Verständnis heraus. Konkret die Mesotes als Tugendideal in der "Nikomachischen Ethik" und die Mesotes als politisches Idel bzw. die Mesotes als optimale politische Verfasstheit einer Polis in der "Politik". Die Analyse berücksichtigt hierbei insbesondere Brüche und Kontinuitäten in der aristotelischen Argumentationsführung im Wandel der Schriften.
Inhaltsverzeichnis
- Die Mesotes-Lehre in der „Nikomachischen Ethik“ und der „Politik“
- 1.1 Die Mesotes-Lehre in der „Nikomachischen Ethik“
- Ethische und dianoetische Tugend
- Tugend als Habitus
- Angemessene Lust-Schmerz-Empfindung
- Tugend als Mitte zwischen Extremen
- Handlungen und Leidenschaften, die Schlechtigkeit beinhalten
- Die Wahl der Mitte
- Die Mesotes in der „Politik“ (kurze Betrachtung mit Fallbeispielen)
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht Aristoteles' Mesotes-Lehre, wie sie in der „Nikomachischen Ethik“ und der „Politik“ dargestellt wird. Sie beleuchtet die Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Konzeption in beiden Werken und konzentriert sich insbesondere auf das zweite Buch der „Nikomachischen Ethik“. Die Arbeit vermeidet es, endgültige Schlussfolgerungen zu präsentieren und konzentriert sich stattdessen auf die Darstellung der zentralen Argumente.
- Aristoteles' Verständnis von ethischer und dianoetischer Tugend
- Die Rolle von Habitus und angemessener Lust-Schmerz-Empfindung im Erwerb von Tugend
- Die Mesotes als Mitte zwischen Übermaß und Mangel
- Die Anwendung der Mesotes-Lehre auf politische Verhältnisse
- Grenzen und Einschränkungen des Tugendideals
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel führt in die aristotelische Mesotes-Lehre ein und erläutert die unterschiedlichen Auffassungen in der Forschung bezüglich der Verbindung zwischen der „Nikomachischen Ethik“ und der „Politik“. Es wird die Konzentration auf das zweite Buch der „Nikomachischen Ethik“ begründet. Das zweite Kapitel beschreibt Aristoteles' Differenzierung zwischen dianoetischer und ethischer Tugend, wobei der Erwerb ethischer Tugend durch Erziehung und soziale Interaktion betont wird. Es wird der dreistufige Prozess des Tugenderwerbs (Handlung, Habitus, Tugend) erläutert und die Bedeutung der angemessenen Lust-Schmerz-Empfindung hervorgehoben. Weiterhin wird die Tugend als Mitte zwischen Übermaß und Mangel dargestellt und die Grenzen des Tugendideals in Bezug auf Handlungen und Leidenschaften, die an sich schon schlecht sind, aufgezeigt. Das Kapitel schließt mit der Erörterung der Schwierigkeit, die Mitte zu finden und zu wählen.
Schlüsselwörter
Aristoteles, Nikomachische Ethik, Politik, Mesotes-Lehre, ethische Tugend, dianoetische Tugend, Habitus, Lust-Schmerz-Empfindung, Mitte, Übermaß, Mangel, Tugendhaftes Handeln, politische Philosophie.
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- Magister Artium Suad Zumberi (Author), 2008, Die Mesotes-Lehre in der “Nikomachischen Ethik” und der “Politik”, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/183258