Am 29. Mai 2005 stürzte das französische „Non“ zur Verfassung für
Europa die EU in eine tiefe Krise, der europaweite Ratifikationsprozess wurde ausgesetzt. Die Ablehnung durch ein Gründungsmitglied der EU kam für viele Beobachter überraschend, Umfragen1 vor und nach dem Referendum zeigten eine generell pro-europäische Haltung der Franzosen. Einmal mehr hatten sich die bekannten Risiken des Referendums als Instrumentarium der direkten Demokratie gezeigt(Ricard-Nihoul 2005: 13). Die Gründe des Scheiterns der Verfassung in Frankreich sind Inhalt mehrerer Untersuchungen2, die die paradoxe Situation einer generell positiven Haltung zur EU und der gleichzeitigen Ablehnung des Vertragstextes zu erklären versuchen. Im Mittelpunkt stehen die Motive der Wähler. Die vorliegende Arbeit hat sich zum Ziel gesetzt, durch die Analyse der Rolle von zwei Printmedien einen Beitrag zu diesen Untersuchungen zu leisten.
Politikwissenschaftliche Arbeiten, die sich mit der Bedeutung der
Massenmedien in Referenden auseinandersetzen, kommen zu dem
Schluss, dass generell in Referendumskampagnen der Bedarf an Informationen größer ist als in Wahlkampagnen. Dies führt dazu, dass
„during a referendum, the media have far more power to impose their
own narratives and interpretations of the substantive issue” (Jenkins/Mendelsohn 2001: 220). Diese Besonderheit in Referendumskampagnen verstärkt die generelle Entwicklung der Massenmedien hin zur primären politischen Informationsquelle der Bürger (Strohmeier 2004: 83).
Inhaltsverzeichnis
- I. Abkürzungsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Das Referendum
- 2.1 Arten von Referenden
- 2.2 Das Referendum und die repräsentative Demokratie
- 2.3 Meinungsbildung und Abstimmungsverhalten in Referenden
- 2.4 Das Referendum in Frankreich 2005
- 2.4.1 Die politischen Lager
- 2.4.2 Der Verlauf der Kampagne
- 2.4.3 Die Abstimmung vom 29. Mai 2005
- 2.4.4 Die politische Färbung des „Non“
- 2.5 Meinungsbildung und Abstimmungsverhalten im Referendum in Frankreich 2005
- 3. Massenmedien und Medienwirkungsforschung
- 3.1 Massenmedien
- 3.2 Medienwirkungsforschung
- 3.2.1 Starke Medienwirkung (1910 – 1945)
- 3.2.2 Schwache Medienwirkung (1946 – 1970)
- 3.2.3 Selektive Medienwirkung (1972 - heute)
- 3.3 Die Massenmedien in Frankreich
- 3.3.1 Das Fernsehen
- 3.3.2 Der Rundfunk
- 3.3.3 Neue Medien - Internet
- 3.3.4 Die Printmedien
- 3.3.4.1 Die „presse nationale d'information politique et générale“
- 4. Untersuchung
- 4.1 Die Inhaltsanalyse
- 4.2 Untersuchungsaufbau
- 4.3 Codebuch
- 4.4 Ergebnisse der Untersuchung
- 4.5 Auswertung und Interpretation der Ergebnisse
- 5. Schlussfolgerungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Magisterarbeit untersucht die Berichterstattung französischer Printmedien zum Referendum über die EU-Verfassung im Jahr 2005. Ziel ist es, den Einfluss der Medien auf die Meinungsbildung und das Abstimmungsverhalten der Bevölkerung zu analysieren und die Kritik an einer vermeintlich parteiischen Berichterstattung zu überprüfen.
- Analyse der Medienberichterstattung zum französischen Referendum über die EU-Verfassung 2005
- Untersuchung des Einflusses der Printmedien auf die Meinungsbildung
- Bewertung der Objektivität der Berichterstattung in ausgewählten Zeitungen
- Beziehung zwischen Medienberichterstattung und dem Abstimmungsergebnis
- Vergleich der Berichterstattung mit der im Fernsehen
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 1 führt in das Thema ein und beschreibt den überraschenden Ausgang des Referendums. Kapitel 2 beleuchtet das Referendum selbst, verschiedene Referendumstypen und den politischen Kontext in Frankreich. Es werden die Meinungsbildungsprozesse und das Abstimmungsverhalten vor dem Hintergrund der Kampagne analysiert. Kapitel 3 behandelt die Massenmedien und die Medienwirkungsforschung, mit einem Fokus auf die französische Medienlandschaft und die Rolle der Printmedien. Kapitel 4 beschreibt die durchgeführte Inhaltsanalyse der ausgewählten Zeitungen "Le Monde" und "Le Figaro" und deren Ergebnisse.
Schlüsselwörter
Referendum, EU-Verfassung, Frankreich 2005, Printmedien, Meinungsbildung, Medienwirkung, Inhaltsanalyse, „Le Monde“, „Le Figaro“, Objektivität, Kampagne.
- Arbeit zitieren
- M.A. Philipp Müller (Autor:in), 2009, Das Referendum zur EU-Verfassung in Frankreich 2005, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/183422