Kommunikation im Mathematikunterricht


Seminararbeit, 2000

15 Seiten, Note: 1


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

0. Einleitung

1. Definitionen

2. Besonderheiten der Kommunikation im Mathematikunterricht

3. Problembereiche der Kommunikation im Mathematikunterricht

4. Regeln für die Kommunikation im Unterricht

5. Schlußbemerkungen

6. Literaturverzeichnis

0. Einleitung

„Lernen ist der Prozeß, durch den Verhalten aufgrund von Interaktionen mit der Umwelt oder Reaktionen auf eine Situation relativ dauerhaft entsteht oder verändert wird, wobei auszuschließen ist, daß diese Änderung durch angeborene Reaktionsweisen, Reifungsvorgänge oder vorübergehende Zustände des Organismus (Ermüdung, Rausch oder ähnliches) bedingt sind ...“[1]

Aus dieser Definition wird deutlich, daß sich Lernen auf zwei Wegen vollziehen kann:

1) Interaktion mit der Umwelt und
2) Reaktionen auf Situationen.

Mit Hilfe dieser Definition soll die Bedeutung der Interaktion (der Sprache) für den Lernprozeß aufgezeigt werden. Die Auseinandersetzung mit der Sprache bzw. dem geleiteten (unterrichtlichen) Erlernen der Sprache wurzelt in der Antike. Beispielweise ist die Rhetorik ein Bildungsziel im antiken Griechenland[2]. Neue Impulse bzgl. der Sprache im Unterricht gibt Comenius. Er fordert, daß alle Unterweisungen in der Muttersprache geschieht (was nicht bedeuten soll, daß keine Fremdsprache gelernt werden darf).[3] Daraus schließt er weiter, daß im Unterricht nichts Unverstandenes gelernt bzw. auswendig gelernt werden soll. In der Geschichte der Pädagogik findet eine ständige Auseinandersetzung mit dem Hauptmedium des Lernprozesses statt. Kommunikation und Sprache (bzw. der Verlauf der Kommunikation) spielt eine entscheidende Rolle im Unterricht - auch heute noch.

Dieser Interaktionsprozeß oder der Lernprozeß durch Interaktion scheint aber sehr störanfällig zu sein. Nicht ohne Grund entwickelt Rainer Winkel eine kritisch-kommunikative Pädagogik, in der er gezielt den Interaktionsprozeß zum Ausgangspunkt seiner Unterrichtsplanung macht und verschiedene Störgrößen fest mit dem Unterrichtsgeschehen verbindet.[4]

Um den Interaktionsprozess im Unterricht genauer, auch gerade auf seine Störnanfälligkeit untersuchen bzw. beschreiben zu können, wird zunächst der Kommunikationsprozeß beschrieben. Hierfür wird das Shannon-Weaver-Modell verwendet. Der zweite Weg des Lernens, die Reaktion auf Situationen, wird in der Hausarbeit nicht behandelt.

In dem folgendem Abschnitt werden verschiedene Begriffe (Sender, Empfänger, Code ...) so wie sie in der Literatur verwendet werden (und hier übernommen werden) beschrieben.

1. Definitionen

Als „Väter“ der Kommunikationswissenschaft werden oft die Amerikaner Claude Shannon und Warren Weaver bezeichnet. Sie verstehen unter dem Begriff Kommunikation einen Vorgang, bei dem zwischen einem Sender und einem Empfänger unter der Verwendung eines gemeinsamen Codes eine Botschaft übermittelt wird.[5] Die etwas technische Beschreibung des Kommunikationsvorganges erklärt sich dadurch, daß Shannon Angestellter einer Telefongesellschaft war.[6]

Übertragen auf eine Kommunikation zwischen zwei oder mehreren Menschen bedeutet dieser Satz folgendes:

Kommunikation findet statt, wenn ein Sprecher (Kommunikator, Sender) einem anderen Menschen (Adressaten, Empfänger) Informationen (Botschaften) übermittelt. Der jeweilige Kommunikationspartner muß in der Lage sein, den Inhalt (die Botschaft) zu verstehen. Die Kommunikationsteilnehmer müssen über den selben Code (Sprache) verfügen. Die Botschaft, die übermittelt wird, kann sich auch darauf beschränken, daß sie beim Empfänger „nur“ eine Wirkung erzeugen soll. Es bedarf bei der Kommunikation nicht immer einer Antwort; eines Wechsels zwischen Sender und Empfänger.[7] Eine Reaktion des Empfängers in irgendeiner Form ist ausreichend (auch ein Nichtbeachten, kann eine bewußte Botschaft sein).

Innerhalb eines Dialoges (evtl. Polylogs) wechseln ständig die Rollen der Gesprächsteilnehmer. Sie sind entweder Sender oder Empfänger der jeweiligen Information.

Aus dieser Beschreibung wird deutlich, daß der gemeinsam verwendete Code erhebliche Bedeutung für das Gelingen der Kommunikation hat. In diesem Zusammenhang kann auch zwischen analoger und digitaler Kommunikation unterschieden werden. Analoge Begriffe lassen sich leichter mit dem entsprechenden Objekt verbinden, während die digitale Kommunikation abstraktere Begriffe verwendet. Eine weitere Kategorie bilden die lautnachahmenden (onomatopoetischen) Wörter, die in der Grundschule wohl anzutreffen sind, aber für den Wissenserwerb eine untergeordnete Rolle spielen. Die menschliche Kommunikation kann nach verschiedenen Gesichtspunkten unterschieden werden. Zum einem hat der Mensch die Möglichkeit, sich sprachlich zu äußern. Diese Fähigkeit dient als ein Abgrenzungsmerkmal gegenüber der Tierwelt. „Die Designierung von Begriffen (Semantemen) und deren logische Verknüpfung zu komplexen Aussagen (Syntaxen) als spezifische Neuhirnleistung ist nach dem derzeitigen Stand der Erkenntnis nur dem Menschen möglich.“[8] Die Laute von Tieren können nicht als Träger von umfangreichen Informationen verstanden werden. Nach Jourdan umfaßt der Anteil verbaler Kommunikation im Gespräch 40 % (d.h. 60 % sind nonverbal)[9]. Bei anderen Autoren wird der verbale Anteile teilweise als größer bewertet. Die Fähigkeit zur verbalen Sprache ist von der geistigen Abstraktionsfähigkeit des Gehirns abhängig. „Da die Weisen nonverbaler Kommunikation von den älteren Hirnpartien gesteuert werden, unterliegen sie weitestgehend nicht der bewußten Kontrolle, wie die begriffliche Sprechsprache, als einer spezifischen Neuhirnleistung.“[10] Die nonverbale Sprache „verrät“ daher eher die Gefühle, des Gegenübers, als es seine bewußten verbalen Äußerungen tun. Zwischen den Unterscheidungen verbal - nonverbal und digital - analog besteht ein Zusammenhang. Die nonverbale Sprache ist eher analog, die verbale Sprache eher digital. Es kann daher dazu kommen, daß sich die analogen und digitalen Information während des Sprechens unterscheiden, d.h. die Körpersprache drückt etwas anderes aus, als den gesprochenen Worten zu entnehmen ist. Hinsichtlich der Stellung der Kommunikationspartner kann zwischen komplementärer (Beziehung beruht auf Verschiedenheit) und symmetrischer Kommunikation (Beziehung beruht auf Gleichheit)[11] unterschieden werden.

In dem folgenden Abschnitt wird behandelt, welche Besonderheiten es bzgl. des Codes in dem Schulfach Mathematik gibt. Das Shannon-Weaver-Modell läßt sich nicht ohne weitere Anmerkungen auf den Unterricht in der Schule übertragen.

[...]


[1] Helmut Skowronek: Lernen und Lernfähigkeit, Seite 11.

[2] Hermann Weimer (Hrsg.): Geschichte der Pädagogik, Seite 13.

[3] Ebenda, Seite 83.

[4] Herbert Gudjons (Hrsg.): Didaktische Theorien, Seite 93.

[5] Irmgard Bock: Kommunikation und Erziehung, Seite 31.

[6] Ebenda.

[7] Heiner Wichterich: Pädagogische Atmosphäre und menschliche Kommunikation, Seite 70.

[8] Prof. Manfred Jourdan: Pädagogische Kommunikation, Seite 68.

[9] Ebenda, Seite 66.

[10] Ebenda, Seite 67.

[11] Heiner Wichterich: Pädagogische Atmosphäre und menschliche Kommunikation, Seite 88.

Ende der Leseprobe aus 15 Seiten

Details

Titel
Kommunikation im Mathematikunterricht
Hochschule
Universität Hamburg  (Pädagogisches Insitut)
Note
1
Autor
Jahr
2000
Seiten
15
Katalognummer
V18356
ISBN (eBook)
9783638227223
Dateigröße
462 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Die Arbeit beschäftigt sich mit dem Vorgang der Kommunikation (Verständigung). Es werden Regeln für die Kommunikation im Unterricht erstellt.
Schlagworte
Kommunikation, Mathematikunterricht
Arbeit zitieren
Martin Boras (Autor:in), 2000, Kommunikation im Mathematikunterricht, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/18356

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