Maria Montessori - Polarisation der Aufmerksamkeit


Seminararbeit, 1999

16 Seiten, Note: 2


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Polarisation der Aufmerksamkeit
2.1. Beschreibung des Phänomens
2.2 Zweck des Phänomens
2.2.1 Umgebung
2.2.2 Freiheit
2.2.3 Material
2.2.4 Vorbereitung der Lehrerin

3. Fazit

4. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Das Thema der Hausarbeit ist die Polarisation der Aufmerksamkeit. Diese Erscheinung wird in der Literatur auch als „Montessori-Phänomen“ bezeichnet. Dieses Phänomen war das vorrangige Ziel der Ärztin und Pädagogin, das es in der Erziehung der Kinder zu erreichen galt. Zur Erreichung dieses Ziels müßen bestimmte Faktoren erfüllt werden; auch an die Lehrkraft werden besondere Ansprüche gestellt. Diese bestimmenden Faktoren sollen im Anschluß an der Beschreibung des Phänomens behandelt werden.

Zum Schluß der Arbeit soll bearbeitet werden, ob die Ziele (ihre Unterrichtspraxis), die sich Montessori setzte, auch in der heutigen Zeit ihre pädagogische Bedeutung behalten haben.

2. Polarisation der Aufmerksamkeit

2.1. Beschreibung des Phänomens

Maria Montessori schrieb, daß die Organisation des psychischen Lebens mit dem Phänomen der Aufmerksamkeit beginnt[1]. Das erste Mal erlebte Montessori diese methodische Meditation (Montessori benutzte die Begriffe „Polarisation der Aufmerksamkeit“, „Phänomen“, „methodische Meditation“ und „methodische Konzentration“ synonym) in San Lorenzo bei einem dreijährigen Kind. Das Mädchen beschäftigte sich mit einem Einsteckzylinderblock, aus dem es die kleinen Holzzylinder herauszog und wieder an ihre Stelle steckte. Auch unter erheblichen Ablenkungsbemühungen der Pädagogin, ließ sich das Kind nicht von seiner Tätigkeit abbringen. Wieder und wieder vollzog es die Bewegungsabläufe. Insgesamt hat Montessori 44 Übungen gezählt. Nach dieser Tätigkeit schaute das Mädchen zufrieden um sich und wirkte als sei es aus einem erholsamen Schlaf erwacht.[2]

Tolstoi beschrieb ein ähnliches Geschehen unter Bauernkindern, die er in der Schule auf Jasnaja Poljana unterrichtete.[3]

Das Montessori-Phänomen ließ sich auch bei den anderern Kinder erzeugen. Die Kinder schienen sich durch dieses Phänomen vollständig zu verändern. Für Montessori war dieses Ereignis eine prägende Erfahrung, sie sprach sogar von einer Offenbarung.[4] Desweiteren konnte Montessori dieses Phänomen auch bei Erwachsenen feststellen, „die in einer intensiven Anziehung auf eine Sache unter Fixierung auf sie den Prozeß einer Selbstoffenbarung oder Selbsterfahrung durchlaufen.“[5] Montessori unterteilte den Verlauf des Phänomens (seine äußere Erscheinungsform) in drei Phasen[6]:

a) Phase der Einübung

In dieser Phase ist das Kind mit der Auswahl des Materials beschäftigt.

b) Phase der großen Arbeit

Hier ist die Bindung der kindlichen Aufmerksamkeit an den Gegenstand eingetreten.

c) Abschlußphase

Während dieser Phase verarbeitet das Kind die gemachten Erfahrungen. Aus dieser

Verarbeitung erwachsen die eigentlichen Entdeckungen.

Dieses Phänomen läßt sich nur erzeugen, wenn eine Reihe von Faktoren erfüllt sind. Diese Faktoren, werden später behandelt, da es zunächst wichtiger erscheint den Zweck dieses Phänomens zu kennen, bevor man sich mit dem Erreichen dieses Ziels beschäftigt.

2.2 Zweck des Phänomens

Was genau meinte Montessori also, als sie schrieb: „Die Organisation des psychischen Lebens setzt mit dem charakteristischen Phänomen der Aufmerksamkeit ein.“[7] Zunächst einmal muß die Psyche des Kindes vorher unorganisiert gewesen sein. Dieser Zustand des Kindes ist aber keinesfalls der Normale, sondern eine Deviation, die durch das Abweichen von der „inneren Schöpfung“[8] entstanden ist. Montessori schrieb hierzu: „Wenn die Arbeit eine Haltung geworden ist, erhöht sich das intellektuelle Niveau sehr schnell, und die organisierte Ordung läßt das gute Verhalten zu einer Haltung werden. Die Kinder arbeiten dann mit Ordnung, Ausdauer und Disziplin in einer andauerenden, natürlichen Weise.“[9]

Ziel der Montessori Pädagogik ist es, dem Kind die Möglichkeit zu geben, sich normal zu entwickeln, die Abweichungen zu reduzieren; es zurück zur „Normalität“ zu leiten.

Das Kind hat von Geburt an einen eigenen Bauplan, den der Erzieher von außen nur schwer ermitteln kann. Eine wichtige Grundanforderung für die normale Entwicklung des Kindes, ist es also dem Kind die Freiheit für diese Entwicklung zu gestatten (siehe unter 2.2.2 Freiheit). Diese Freiheit versuchte Montessori auch mit ihrem Material zu erreichen, das die Fehlerkontrolle durch das Kind selbst ermöglichte.

Das Phänomen der polarisierten Aufmerksamkeit dient der „Inneren Bildung“. Durch diese Art der Beschäftigung kann man das Kind beim Aufbau seiner menschlichen Persönlichkeit unterstützen. Mit Hilfe dieser aktiven Reaktion des Kindes findet also eine Veränderung der kindlichen Persönlichkeit statt. Sie, die aktive Reaktion, zielt „auf eine qualitative Veränderung der Persönlichkeit, sie enthält einen Bildungsaspekt.“[10] Die Weckung der kindlichen Energien und ihre optimale Förderung waren das eigentliche erzieherische Anliegen Montessories.[11]

Durch die Weckung der kindlichen Aktivität, wollte Montessori erreichen, daß sich die Kinder ihr Wissen selber erarbeiten. Parallelen zu der heutigen Hinwendung zum aktiv-entdeckenden Mathematikunterricht sind klar ersichtlich (siehe unter 3. Fazit). Das Lernen (das Entdecken) ist für die Kinder viel prägender und der Lernerfolg viel nachhaltiger, als das bloße rezeptive Behandeln von Unterrichtsstoff, den die Lehrerin in Extermfällen rein frontal präsentiert.

Die methodische Konzentration wurde in Montessoris Kindergruppe (nach dem Erlebnis mit der Dreijährigen) zu einem allgemeinen Phänomen, dessen äußere Bedingungen sich bestimmen ließen.[12] „Notwendige Bedingungen, damit sich psychische Phänomene offenbaren und ein wirkliches ´Beobachtungsmaterial´ bilden können, sind eine besondere Umgebung und die Vorbereitung praktischen Personals.“[13] Bei Montessori hieß es hier ergänzend: „Die Freiheit ist die Versuchsbedingung, um die Phänomene der Aufmerksamkeit des Kindes zu studieren.“[14] Maria Montessori sprach hier von Versuchsbedingungen, da sie der Meinung war, das das jeweilige Personal, die Kinder sehr genau beobachten muß, um dieses Phänomen zu erreichen. Diese Beobachtung muß wie das Betrachten eines Filmes sein (also permanent) und nicht wie das Anschauen eines Fotos (Momentaufnahme, Fixierung eines vergangenen Zustandes)[15].

[...]


[1] Maria Montessori: Schule des Kindes, Seite 69.

[2] Ebenda, Seite 70.

[3] Hildegard Holtstiege (1): Maria Montessori, Seite 39.

[4] Maria Montessori: Schule des Kindes, Seite 69.

[5] Hildegard Holtstiege (1): Maria Montessori, Seite 94.

[6] Montessori, Seite 102.

[7] Ebenda, Seite 69.

[8] Ebenda, Seite 70.

[9] Maria Monetssori: Schule des Kindes, Seite 106.

[10] Hildegard Holtstiege (1): Maria Montessori, Seite 43.

[11] Ebenda, Seite 49.

[12] Montessori, Seite 70.

[13] Holtstiege (1), Seite 103.

[14] Maria Montessori: Schule des Kindes, Seite 149.

[15] Ebenda, Seite 108.

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Maria Montessori - Polarisation der Aufmerksamkeit
Hochschule
Universität Hamburg  (Pädagogisches Institut)
Veranstaltung
Grundschulpädagogik Seminar II
Note
2
Autor
Jahr
1999
Seiten
16
Katalognummer
V18358
ISBN (eBook)
9783638227247
Dateigröße
491 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Die Arbeit gibt einen Einblick in das Leben von Maria Montessori. Es werden ihre Arbeitsmethoden bzgl. des Unterrichts mit Kinder beschrieben insbesondere die Polarisation der Aufmerksamkeit.
Schlagworte
Maria, Montessori, Polarisation, Aufmerksamkeit, Grundschulpädagogik, Seminar
Arbeit zitieren
Martin Boras (Autor:in), 1999, Maria Montessori - Polarisation der Aufmerksamkeit, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/18358

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