Die Rezeption des Schönen und dessen Bedingungen spielt auch heute noch – will sagen gerade heute – eine außerordentliche Rolle im Selbstverständnis von Moderne und Postmoderne, die einen philosophischen Diskurs unentbehrlich werden lässt. Lenzen, Erziehungswissenschaftler und Präsident der Universität Hamburg, spricht von einer »Renaissance des Ästhetischen, die bis heute andauert« und Philosophieprofessor Voßkühler sieht in den ästhetischen Überlegungen Kants und Schillers gar den Ursprung einer Art neuer Religiosität – der Kunst als einer »neuen Mythologie im Zeitalter der Moderne«.
Es scheint, als strebe der oft gepriesene Fortschritt, Motor von Wirtschaft und Politik, ebenfalls zu einer Formvollendung. Es ist nicht mehr der bloße Zweck, an dem die Gesamtheit von etwas gemessen wird – sondern auch sein Design, seine Architektur – kurzum seine Schönheit.
Es ist davon auszugehen, dass der Titel dieser Arbeit aufgrund seiner ungewöhnlichen Verknüpfung einer Staatstheorie mit dem transzendenten Begriff der Schönheit zunächst Verwirrung stiften wird. Hierzu sei angemerkt, dass bereits seine Zeitgenossen »Schillers Abhandlung daher auch als erste politische Ästhetik verstanden [haben].«
Bei der Frage nach der »Kunstschönheit als Voraussetzung für politische Freiheit« handelt es sich also um eine leichte Modifikation der Schillerschen Hauptthese in den Briefen über die ästhetische Erziehung des Menschen, die den Hauptteil der Arbeit bestimmen und kritisch beleuchtet werden sollen.
Der Fokus dieser Arbeit liegt also auf dem letzten großen Ästhetikprojekt Schillers, der seinerzeit, wenn auch fachfremd, wesentliche Anstöße und Beiträge zur philosophischen Forschung geleistet hat, »indem er die Kantischen Begriffe und Lehren seiner eigenen inneren Geistesform gemäß gestaltete, […] die für den Fortgang der Nachkantischen Spekulation entscheidend geworden [sind].«
Die enge Verknüpfung der Gedanken dieser beider Philosophen ist kein Zufall und so bleibt es Tatsache, dass Schillers ästhetische Schriften ohne ein Grundverständnis der analytischen Ästhetik Kants und dessen Moralphilosophie schwer zu durchdringen sind, wenn »die Briefe über die ästhetische Erziehung [auch] nichtkantische Einflüsse auf[weisen]«. Aus diesem Anlass bietet der erste Teil der Arbeit, neben einem Abriss über die Hauptthese(n) der ersten ästhetischen Schrift Schillers in den Kallias-Briefen, auch eine Auseinandersetzung mit der Ästhetik Kants im ersten Teil dieser Arbeit.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- SCHILLER und die Urteilskraft - Kantischer Einfluss und Voraussetzungen für SCHILLERS ästhetischen Staat
- Die Grundlegung der analytischen Ästhetik bei KANT und Schillersche Rezeption
- SCHILLERS These der Schönheit als Freiheit in der Erscheinung
- Über Anmut und Würde: SCHILLERS Antwort auf Kant
- Die Differenz des Freiheitsbegriffs bei KANT und Schiller
- SCHILLER über Anmut
- SCHILLER über Würde
- Die Begründung des ästhetischen Staats in den Briefen Über die ästhetische Erziehung des Menschen
- Die Augustenburger Briefe als Grundlage für die ästhetische Erziehung
- Der Staat - das »vollkommenste aller Kunstwerke<<
- Die moralische Einheit von Natur und Vernunft für die Veredlung des Charakters
- Die Dialektik des Spieltriebs
- Von der Bestimmungslosigkeit zur ästhetischen Beschaffenheit
- Der schöne Schein und die Freiheit im Staat
- Kritik am ästhetischen Staat
- Von der >>Erziehung zur Kunst« zu einer »Erziehung durch Kunst<<
- Fazit - SCHILLERS idealistisches Erbe
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit der Frage, ob Schönheit als Voraussetzung für politische Freiheit angesehen werden kann, und untersucht die Genese des utopischen Staates in Schillers Ästhetik. Die Arbeit analysiert insbesondere Schillers ästhetische Schriften, die die Hauptthese der Arbeit bilden.
- Der Einfluss der Kantischen Philosophie auf Schillers ästhetische Überlegungen
- Schillers These der Schönheit als Freiheit in der Erscheinung
- Die Begründung des ästhetischen Staates in Schillers Briefen Über die ästhetische Erziehung des Menschen
- Die Rolle des Spieltriebs in der Entwicklung des Menschen und des Staates
- Die Kritik an Schillers ästhetischem Staat
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Relevanz des Themas dar und beleuchtet die Bedeutung der Ästhetik in der Moderne und Postmoderne. Kapitel 1 untersucht den Einfluss der Kantischen Philosophie auf Schillers ästhetische Schriften, insbesondere die Kritik der Urteilskraft und die Rezeption von Kants Begriffen durch Schiller. Kapitel 2 analysiert die Begründung des ästhetischen Staates in Schillers Briefen Über die ästhetische Erziehung des Menschen, mit Fokus auf die Rolle des Spieltriebs und der Veredlung des Charakters durch die Verbindung von Natur und Vernunft.
Schlüsselwörter
Die Arbeit fokussiert auf die Themen Schönheit, politische Freiheit, ästhetische Erziehung, Spieltrieb, Kantische Philosophie, Schillers ästhetische Schriften, idealistischer Staat, Kunst und Staat.
- Arbeit zitieren
- Björn Heigel (Autor:in), 2011, Schönheit als Voraussetzung für politische Freiheit?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/183665