Die Wiedervereinigung 1989/90 bedeutete eine Zäsur in der deutschen und der europäischen Geschichte. Der Zusammenbruch des Kommunismus in Osteuropa, der durch friedliche Re-volutionen und seine angespannte wirtschaftliche Lage erodierte, läutete das Ende des Kalten Krieges ein. Gorbatschows Reformpolitik von Glasnost und Perestroika hatte maßgeblich zur Entspannung zwischen den Blöcken beigetragen. Am Endpunkt dieser Entwicklung stand die von ihm ungewollte Auflösung des Warschauer Paktes und der Sowjetunion selbst.
Die Finanzprobleme der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken (UdSSR) spielten beim Wiedervereinigungsprozess eine bedeutende Rolle. Der Westen konnte durch ökonomische Hilfen an die östliche Weltmacht weitgehende Konzessionen erringen, die den Schlüssel zur deutschen Einheit bildeten. Bundeskanzler Kohl erkannte dieses Faktum und unterstützte Gorbatschow und seine Reformen mit milliardenschweren Finanzpaketen, die die marktwirt-schaftliche Durchdringung der Sowjetunion vorantreiben und die Machtstellung Gorbat-schows konsolidieren sollten.
Der Preis der Wiedervereinigung bestand nicht nur in der Zusage von Krediten mit besonders günstigen Konditionen, sondern auch in der Zusage der BRD, die Kosten für die Stationie-rung und den Abzug der sowjetischen Streitkräfte vom Gebiet der ehemaligen DDR zu über-nehmen und zudem eine engere wirtschaftliche und politische Kooperation mit Moskau aufzubauen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die innenpolitische Situation vor den 2+4-Gesprächen
- Die Bundesrepublik – Volkskammerwahlen und innere Einigung
- Die Sowjetunion – Glasnost und Perestroika
- Der Preis der Wiedervereinigung
- Die Lebensmittelhilfe und das erste 2+4-Gespräch in Bonn
- Das 2+4-Gespräch in Berlin
- Das Treffen im Kaukasus und das 2+4-Gespräch in Paris
- Die Moskauer Abschlussverhandlungen und die Zusatzverträge
- Zusammenfassung
- Quellenverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert die Rolle von westdeutschen Krediten im Wiedervereinigungsprozess 1989/90. Sie untersucht, inwiefern die Finanzhilfe der Bundesrepublik Deutschland an die Sowjetunion einen entscheidenden Faktor für die deutsche Einheit darstellte. Die Arbeit beleuchtet die innenpolitische Situation in der BRD und der UdSSR vor den 2+4-Gesprächen, um die Handlungszwänge und -spielräume beider Staaten zu verstehen. Darüber hinaus wird die Veränderung der sowjetischen Position zur deutschen Einheit und deren Reaktion auf die deutschen Geldzahlungen und Zusagen analysiert.
- Die Bedeutung von Finanzhilfen der BRD für die Sowjetunion im Wiedervereinigungsprozess
- Die innenpolitische Situation in der BRD und der UdSSR vor den 2+4-Gesprächen
- Die Veränderung der sowjetischen Position zur deutschen Einheit
- Die Rolle der 2+4-Gespräche im Wiedervereinigungsprozess
- Die Auswirkungen der deutschen Geldzahlungen und Zusagen auf die Sowjetunion
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Bedeutung der Wiedervereinigung 1989/90 für die deutsche und europäische Geschichte dar und erläutert den Zusammenhang zwischen dem Zusammenbruch des Kommunismus in Osteuropa, Gorbatschows Reformpolitik und den Finanzproblemen der Sowjetunion. Sie betont die Rolle von westdeutschen Krediten als entscheidenden Faktor für die deutsche Einheit und skizziert den Aufbau der Arbeit.
Das Kapitel "Die innenpolitische Situation 1989/90" beleuchtet die Ereignisse in der BRD und der DDR, die zur Wiedervereinigung führten. Es beschreibt die Volkskammerwahlen in der DDR, die Ablösung Erich Honeckers durch Egon Krenz und die Bildung einer neuen DDR-Regierung unter Hans Modrow. Außerdem wird Helmut Kohls Zehnpunkte-Programm zur Wiedervereinigung vorgestellt.
Das Kapitel "Der Preis der Wiedervereinigung" analysiert die Verhandlungen zwischen der BRD, der UdSSR und den vier Siegermächten des Zweiten Weltkriegs (2+4-Gespräche). Es beschreibt die Rolle der Lebensmittelhilfe, die ersten 2+4-Gespräche in Bonn, die Verhandlungen in Berlin und Paris sowie die Moskauer Abschlussverhandlungen. Darüber hinaus werden die Zusatzverträge und die Kosten für die Stationierung und den Abzug der sowjetischen Streitkräfte aus der DDR beleuchtet.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Wiedervereinigung Deutschlands, die 2+4-Gespräche, die Finanzhilfe der Bundesrepublik Deutschland an die Sowjetunion, die innenpolitische Situation in der BRD und der UdSSR, die Reformpolitik von Gorbatschow, Glasnost und Perestroika, die Rolle von Krediten und Stationierungskosten im Wiedervereinigungsprozess, die deutsche Einheit und die Auswirkungen der deutschen Geldzahlungen und Zusagen auf die Sowjetunion.
- Quote paper
- Stefan Rudolf (Author), 2009, Die erkaufte Einheit? , Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/183714