Das Leben innerhalb eines sozialen Gefüges scheint irgendwie paradox zu sein: Zum einen holt sie den einzelnen Menschen aus der Einsamkeit, zum anderen entwickeln wir uns scheinbar zu Einzelgängern, wenn der Vorwurf laut wird, dass traditionelle Sozialgefüge wie die Familie auseinanderzubrechen drohen. Während der Mensch über Jahre hinweg das Gefühl hat, im Leben auf sich allein gestellt zu sein, so merkt er bei unvorhergesehenen Schicksalsschlägen (wie Krankheit oder Todesfälle) ganz rasch, dass der ,,Sozialstaat“.ihn rasch unter die Arme greift. Im Alltag dagegen wird auch oft der Vorwurf an bestimmten Menschen laut, dass sie sich in der Öffentlichkeit verstellen würden und förmlich ein zweites Gesicht auflegen. Ist da etwa eine unscheinbare Kraft am Werk, die den Menschen zu solchen Verhaltensweisen beziehungsweise Handlungen leitet?
Zwänge in der Gesellschaft sind nichts Neues und kein Produkt der Moderne.Man hat oftmals das Gefühl, dass alles auf einer strengen Hierarchie basiert, die den Menschen mit allen möglichen Disziplinierungstechniken eine strikte Ordnung auferlegt. Diese Techniken bestehen gar nicht so sehr aus physischer Gewalt, sondern vielmehr aus undurchlässiger Überwachung und regelmäßiger Prüfung. Nicht nur Arbeitsleistung und Fortschritte in der Ausbildung werden überprüft. Ebenso wird im Schulwesen regelmäßig die durchgenommene Thematik überprüft und zensiert. Mittels Leistungsbescheinigungen an den Universitäten erhält jeder Student einen Nachweis über die Qualität seines Potentials. Die Qualitätssiegel bestimmen dann ähnlich wie bei Tieren kurz vor der Schlachtung über das Prädikat. Erreicht man die festgelegten Normen nicht, so drohen oftmals Strafen und Sanktionen. Die ,,Sozialkontrolle" scheint seit Menschengedenken allgegenwärtig zu sein. Welchen Einfluss üben aber die Kontrollmittel Überwachen und Strafen aus? Disziplinieren sie oder verbreiten sie nur temporäre Angstzustände und Schrecken? Und welche Auswirkungen hat eigentlich ein Disziplinierungsvorgang auf die Freiheit des Menschen?
Letztere Frage, die bereits im Titel dieser wissenschaftlichen Hausarbeit vorformuliert und bewusst mit einem Offenheit markierenden Fragezeichen versehen ist, wird im Folgenden nachgegangen. Im Allgemeinen gelten die Werke Foucaults als sehr anspruchsvolle Arbeiten, die an Aktualität bis zum heutigen Tage nichts eingebüßt haben.Focaults provokante Thesen werden in dieser Arbeit berücksichtigt und der Leser zum kritischen Denken animiert!
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung: Die moderne Disziplinargesellschaft
- Der Körper als Objekt einer politischen Machtstrategie
- Die Marter- und Folterstrafen- Befriedigung einer Sehlust?
- Der menschliche Körper als Zielscheibe der Züchtigung
- Von der öffentlichen Peinigung hin zur Disziplinierung
- Das Panoptikum- ein architektonisches Meisterwerk zur Disziplinierung?
- Die Zurichtung der Seele
- Fazit: Das Verschwinden der Freiheit „wie am Meeresufer ein Gesicht im Sand"
- Literaturverzeichnis
- Quellenverzeichnis
- Abbildungsverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Hausarbeit befasst sich mit der Analyse der Disziplinierungsmechanismen in der modernen Gesellschaft, ausgehend von Michel Foucaults Werk „Überwachen und Strafen“. Ziel ist es, die Entwicklung der Strafmechanismen und den Einfluss der Disziplin auf die Freiheit des Menschen zu untersuchen.
- Die Entstehung der Disziplinargesellschaft und ihre Auswirkungen auf den Menschen
- Die Rolle des Körpers als Objekt der Macht und der Disziplinierung
- Die Bedeutung des Panoptikums als Symbol für die Überwachung und Kontrolle
- Die Zurichtung der Seele und die Internalisierung von Normen und Regeln
- Die Frage nach dem Verschwinden der Freiheit in der modernen Gesellschaft
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der Disziplinargesellschaft ein und stellt die zentrale Frage nach dem Einfluss von Überwachung und Strafen auf die Freiheit des Menschen. Der Autor erläutert die Paradoxie des Lebens in einem sozialen Gefüge und die omnipräsente Sozialkontrolle, die durch Disziplinierungstechniken wie Überwachung und regelmäßige Prüfung geprägt ist.
Das zweite Kapitel widmet sich dem Körper als Objekt einer politischen Machtstrategie. Es werden die historischen Formen der Marter- und Folterstrafen sowie die Entwicklung der Züchtigung als Mittel der Disziplinierung beleuchtet. Der Autor analysiert die Rolle des Körpers als Zielscheibe der Macht und die damit verbundenen Folgen für die Freiheit des Menschen.
Im dritten Kapitel wird der Wandel von der öffentlichen Peinigung hin zur Disziplinierung untersucht. Das Panoptikum wird als architektonisches Meisterwerk der Disziplinierung vorgestellt, das durch seine unsichtbare Überwachung die Internalisierung von Normen und Regeln fördert. Der Autor beleuchtet die Zurichtung der Seele und die Entstehung des disziplinierten Subjekts.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Disziplinargesellschaft, Überwachen und Strafen, Michel Foucault, Panoptikum, Körper, Macht, Disziplin, Freiheit, Sozialkontrolle, Züchtigung, Seele, Strafvollzug, Geschichte der Strafen, Geschichte der Disziplin.
- Arbeit zitieren
- Studierender Arian Sahitolli (Autor:in), 2011, Überwachen und Strafen - Disziplinierung auf Kosten der Freiheit?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/183748