Präsenz und Strategien von Auslandsbanken in Russland


Seminararbeit, 2011

83 Seiten


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Tabellenverzeichnis

1. Einleitung

2. Grundlegende theoretische Aspekte zu Auslandsbanken und Strategien der Auslandsbanken

3. Auslandsbanken im russischen Bankensektor
3.1 Position der Auslandsbanken im russischen Bankensektor
3.2 Strategien der Auslandsbanken im Russischen Bankensektor
3.2.1 Formen der Auslandspräsenz, Strategien der Auslandsbanken in Russland im Bereich Beteiligungs- und Geschäftsstrukturen
3.2.2 Strategien der Auslandsbanken in Russland im Bereich Bankdienstleistungen

4. Perspektiven für Auslandsbanken im Russischen Bankensektor
4.1 Potentiale der Auslandsbanken in Russland
4.2 Risiken für Auslandsbanken in Russland

5. Fazit

Literaturverzeichnis

Anhänge

Tabellen und Diagramme

Übersetzungena

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabellenverzeichnis

Tabelle Nr.1 Formen der Auslandspräsenz.

Tabelle Nr. 2 – Dynamik der Anzahl der Kreditinstitute mit Auslandsbeteiligung in Russland

Diagramm Nr. 1 - Dynamik der Anzahl der Kreditinstitute mit Auslandsbeteiligung in Russland

Tabelle Nr. 3 – Anteil der Kreditinstitute mit Auslandsbeteiligung im Grundkapital aller in Russland tätigen Kreditinstitute-

Diagramm Nr. 2 - Anteil der Kreditinstitute mit Auslandsbeteiligung im Grundkapital aller in Russland tätigen Kreditinstitute

Tabelle Nr. 4 – Entwicklung des Eigenkapitals und Aktiva der Kreditinstitute mit Auslandsbeteiligung und des Gesamtbanksystems Russlands

Diagramm Nr. 3 - Entwicklung des Eigenkapitals der KI mit Auslandsbeteiligung und des Gesamtbanksystems Russlan

Diagramm Nr. 4 - Entwicklung des Eigenkapitals der KI mit Auslandsbeteiligung und des Gesamtbanksystems Russland

Tabelle Nr. 5 – Liste der Kreditinstitute mit 100%iger Auslandsbeteiligung mit Angaben des Herkunftslandes, Rang nach dem Grundkapital, Anteil am Eigenkapital aller 100%igen Auslandsbanken sowie des Bankensystems Russlands, Rang nach dem Eigenkapital, Anteil an Aktiva aller 100%igen Auslandsbanken sowie des Bankensystems Russlands, Rang nach Aktiva, Anteil am Kreditvolumen aller 100%igen Auslandsbanken

Tabelle Nr. 6 – Liste der Kreditinstitute mit 100%iger Auslandsbeteiligung mit Angaben des Ranges nach Nettogewinns, ROA, ROE, Krediten an natürlichen und juristischen Personen, Einlagen der natürlichen und juristischen Personen, Interbankkrediten.

Tabelle Nr. 7–Die größten Kreditinstitute mit 100%iger Auslandsbeteiligung in Russland.

Diagramm Nr. 5 – Rechtsformen der Kreditinstitute mit Auslandsbeteiligung in Russland

Tabelle Nr. 8 – Cluster der Kreditinstitute mit 100%iger Auslandsbeteiligung nach Strategien im Bankdienstleistungsbereich.

Tabelle Nr. 9 - Internationale Konsortialkredite für die russische Öl- und Gasindustrie 1997-2006, Mio.USD.

Tabelle Nr.10 - Nettokreditvolumen an juristischen und natürlichen Personen, Nettoauslandsverbindlichkeiten der Banken, Verhältnis zu Aktiva, Ende 2007

Tabelle Nr.11 - Rentabilität des Kapitals und der Aktiva im Russischen Bankensektor.

Diagramm Nr.6 – Rentabilität der Aktiva im Russischen Bankensektor

Diagramm Nr.7 – Rentabilität des Kapitals im Russischen Bankensektor

Tabelle Nr. 12 – Entwicklung der makroökonomischen Größen in russischer Föderation.

Diagramm Nr.8 – Entwicklung der makroökonomischen Größen in russischer Föderation.

Tabelle Nr. 13 – Entwicklung des Bankensystems Russlands

Diagramm Nr.9 – Entwicklung des Bankensystems Russlands. Fehler! Textmarke nicht definiert.

1. Einleitung

Die Internationalisierung der Geschäftstätigkeit stellt für einige Branchen eine relativ neue Tendenz dar. Die Banken waren aber aufgrund Ihrer besonderen Rolle und Funktion als Finanzintermediäre bereits seit der Industrialisierung im internationalen Geschäft tätig[1]. Das größte Wachstum im International Banking fand in den Jahren 1965-1985 statt. Die Märkte in den ehemaligen Planwirtschaften von Zentral-und Osteuropa haben die Banken dennoch erst Anfang 1990er Jahren für sich entdeckt.

Diese Seminararbeit hat die Analyse der Präsenz und Strategien von Auslandsbanken in Russland aus theoretischer und empirischer Sicht zum Gegenstand. Das Ziel der Arbeit ist die Feststellung der Position der Auslandsbanken im russischen Bankensektor und Ermittlung der von den Auslandsbanken angewandten Strategien zur Erschließung und Geschäftstätigkeit auf dem Russischen Markt im Kontext der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen.

Im zweiten Teil der Seminararbeit wird grundlegend auf die Definition der Auslandsbanken und theoretische Aspekte der Strategien der Auslandsbanken eingegangen. Der dritte Teil widmet sich den empirischen Aspekten der Position und Strategien der Auslandsbanken in Russland. Der vierte Teil enthält eine kurze Bewertung der Potenziale und Risiken der Tätigkeit der Auslandsbanken in Russland.

Die Seminararbeit stützt sich auf Fachliteratur in Form von Monographien, Publikationen und Studien zu diesem Thema in deutscher, englischer und russischer Sprache, auf die Daten der Zentralbank Russlands, des Föderalen Dienstes der staatlichen Statistik Russlands (Rosstat), des Bankenportals www.banki.ru und der Geschäftsbereichte der in Russland tätigen Auslandsbanken.

2. Grundlegende theoretische Aspekte zu Auslandsbanken und Strategien der Auslandsbanken

Im deutschen Recht werden Auslandsbanken hauptsächlich als „Zweigstellen von Unternehmen mit Sitz im Ausland[2] “ (§53 KWG) definiert, die den gesamten KWG-Vorschriften und somit der Aufsicht in Deutschland unterliegen[3]. Im Russischen Recht wird eine Bank als Auslandsbank bezeichnet, wenn sie „als Bank nach dem Recht eines ausländischen Staates anerkannt ist, in dem sie registriert ist“[4]. Im rechtlichen Umgang wird aber eine Auslandsbank in Russland öfters als „Nicht-Ansässige Bank“ (non-resident bank) bezeichnet mit dem Verweis auf die Definition eines Nichtansässigen gemäß dem Gesetz über Währungsregulierung und Währungskontrolle als „sich auf dem Hoheitsgebiet befindliche Filialen, stetige Repräsentanzen und andere abgesonderte oder selbständige Struktureinheiten der Nicht-Ansässigen“[5].

Verschiedene Theorien versuchen die grenzüberschreitende Tätigkeit der Banken zu erklären. Der Anhänger von „industrial organisation theory“ Herbert Grubel behauptet, dass die Banken ins Ausland gehen, um mit ihren da bereits angesiedelten einheimischen Kunden weiterarbeiten zu können („follow the customer“ strategy)[6]. Die 1979 veröffentlichte Theorie von Sarkis J.Khoury basiert auf der Gewinnmaximierung als Hauptmotiv der Banken, die ihren Kunden deswegen ins Ausland folgen. Die im Ausland angesiedelten Kunden sind risikoscheu und ziehen es vor, mit den Banken aus Ihrem Herkunftsland in Geschäftsbeziehungen zu sein[7].

Zur Erschließung eines ausländischen Marktes wählen die Banken unter den folgenden Strategien aus:

- Greenfield investment – Gründung eines neuen Gesellschaft. Die neu gegründete Gesellschaft bedarf der Ausstattung mit Grundkapital, außer im Fall einer Repräsentanz oder Zweigstelle, bei denen es sich meistens um Transfer von Personal handelt[8] ;
- Brownfield investment[9] –Mergers and Acquisitions, Übernahme einer bereits existierenden inländischen Gesellschaft. Die Beteiligung des ausländischen Investors variiert in dem Fall zwischen einer Minderheitsbeteiligung bis zu einer vollständigen Übernahme.[10].

Die Auslandspräsenz der Banken nimmt normalerweise folgende Formen an[11]:

- Repräsentanz (representative office) ist die günstigste Variante eines Auslandsstützpunktes, die rechtlich keine Bankgeschäfte durchführen darf. Sie dient der Verbindung zwischen inländischen Kunden und ihrer ausländischen Mutterbank[12].
- Niederlassung (branch) ist rechtlich ein organisatorischer und finanzieller Bestandteil einer ausländischen Mutterbank. Der Vorteil besteht darin, dass die Bonität der Mutterbank auf sie übertragen wird und sie benötigt daher keine zusätzliche Kapitalausstattung der Mutterbank[13]. Diese Rechtsform ist in Russland gesetzlich nicht verboten, die Zentralbank stellt aber keine Lizenzen für solche Gesellschaften aus[14].
- Tochterbank ist eine selbständige Rechtspersönlichkeit auch im Falle einer 100%igen Tochter. Diese Form wird meistens gewählt, um der lokalen Gesetzgebung zu entsprechen, da die Bank ggfs. wie eine lokale Bank behandelt werden kann[15].
- Joint-Venture ist eine Beteiligung an einer Bank im Gastland[16].
Drei Strategietypen können die Banktätigkeit im Bereich Bankdienstleistungen bestimmen:
- Universale Strategie (breite Produktpalette oder breite Kundschaft) – Die Bank ist in mehreren Bereichen tätig. Dabei ist es möglich, dass sie keine Wettbewerbsvorteile in all diesen Bereichen besitzt, aber sie wird versuchen, diese in der Zukunft zu erzielen.

- Spezialisierung (spezialisiertes Produkt- oder Kundensegment) – Die Bank besitzt Wettbewerbsvorteile in einem Produkt- oder Kundensegment (z.B. Bau- bzw. Autokredite, natürliche bzw. juristische Personen). Das ausgewählte Segment zeigt positive Entwicklung, was die Spezialisierung der Bank in einem engen Segment rechtfertigen kann. Die Bank versucht, ihre Wettbewerbsvorteile in Zukunft zu bewahren, und die erwartete Erweiterung des Segments bringt der Bank den maximalen Gewinn.

- Gemischte Strategie (entweder breite Produktpalette und spezialisiertes Kundensegment oder spezialisiertes Produktsegment und breite Kundschaft). In dem Fall stelltdie Bank ihre Wettbewerbsvorteile fest und fokussiert sich entweder auf ein Kundensegment und bietet eine breite Produktpalette an oder versorgt eine breite Kundschaft mit einer Produktart[17].

3. Auslandsbanken im russischen Bankensektor

3.1 Position der Auslandsbanken im russischen Bankensektor

Die erste Bank mit Auslandsbeteiligung – ZAO Mezhdunarodnyj Moskowskij Bank (Internationale Bank von Moskau, ab 2007 - UniCredit) – wurde in Russland im Jahre 1989 gegründet[18]. Nach den Angaben für August 2011 sind in Russland nun insgesamt 219 Banken mit Auslandsbeteiligung tätig, was 19,45% der Gesamtzahl der in Russland registrierten Kreditinstitute ausmacht. Dieses Verhältnis gibt leider keine klare Vorstellung über die Position der Auslandsbanken an, da zu den Kreditinstituten mit Auslandsbeteiligung auch solche mit Minderheitsbeteiligung unter 50% dazu gezählt werden, wo ein Einfluss der ausländischen Anteilseigner bei den unternehmenspolitischen Entscheidungen im Falle der Auslandsbeteiligung von 20% bis 50% nur eingeschränkt und unter 20% fast gar nicht möglich ist[19] [20].Die Anzahl der Kreditinstitute mit Auslandsbeteiligung über 50% beläuft sich auf 109 und beträgt somit 9,68% aller in Russland registrierten Kreditinstitute[21].

Die Anzahl der Kreditinstitute mit Auslandsbeteiligung wuchs stetig über die gesamte Dekade 2001-2011. Die Phase des schnellen Wachstums fand in den Jahren 2005-2009 statt, wobei die Anzahl der Auslandsbanken um 60% angestiegen ist. In diesen Jahren sind um 48% mehr Kreditinstitute mit einer Auslandsbeteiligung über 50% entstanden. Nach der Krise 2008 hat sich diese Entwicklung aberverlangsamt. Bemerkenswert in diesem Fall ist, dass die Anzahl der Auslandsbanken ab 2002 tendenziell gewachsen ist, wobei die Anzahl aller russischen Kreditinstitute tendenziell gesunken ist[22]. Daraus folgt, dass in den Jahren 2005-2009 ausländische Investoren mehr als inländische Investoren bereit waren, neue organisatorische Einheiten im russischen Banksystem zu gründen.

Eine bessere Einsicht in die Position der Auslandsbanken in Russland liefern Messgrößen wie Anteil der ausländischen Beteiligung am Grundkapital, an Eigenmitteln und an Aktiva des Bankensystems Russlands.

Der Anteil der Auslandsbanken am Grundkapital aller Russischen Kreditinstitute betrug 28,10% im Jahre 2010 und ist somit seit 2004 fast um das fünffache gewachsen. Beim Vergleich des Wachstums der ausländischen Beteiligung im Grundkapital der Kreditinstitute mit dem Wachstum des Gesamtgrundkapitals aller russischen Kreditinstitute in Prozent zum 01.01.2005 lässt sich feststellen, dass sich das ausländische Grundkapital ab 2005 um ca. das vierzehnfache erhöht hat, wobei sich das Gesamtgrundkapital aller russischen Kreditinstitute lediglich verdreifacht hat und 2009-2010 sogar leicht rückgängig war[23].

Da sich die meisten Vorschriften im Bereich der Bankenaufsicht auf die Eigenmittel und das Eigenkapital der Kreditinstitute orientieren, ist ihr Zustand und Entwicklung bei den Auslandsbanken in Russland in diesem Zusammenhang von großer Bedeutung. Im Jahre 2010 betrug das Eigenkapital der Banken mit Auslandsbeteiligung über 50% 19,1% des Gesamteigenkapitals im Bankensystem Russlands. Seit 2004 hat sich dieser Anteil um 11,3% erhöht. Das Eigenkapital der Kreditinstitute mit Auslandsbeteiligung über 50% ist seitdem Jahr 2005 um das zwölffache angestiegen, während das Gesamteigenkapital sich lediglich verfünffacht hat[24]. Außerdem hielt das Wachstum des Eigenkapitals der Banken mit Auslandsbeteiligung über 50% auch während der Krise an, obwohl sich das Wachstum des Gesamteigenkapitals des Banksystems verlangsamt hat.

Die Aktiva der Kreditinstitute mit der Auslandsbeteiligung über 50% erreichten 18,0% der Gesamtaktiva im Bankensystem Russlands im Jahre 2010. Ähnlich wie im Falle des Eigenkapitals sind die Aktiva der Banken mit Auslandsbeteiligung über 50% während der Periode 2005-2010 im Vergleich zu den Gesamtaktiva des Bankensystems Russlands schneller gewachsen (um mehr als Faktor 11,2 bezogen auf das Jahr 2005). Das Wachstum der Aktiva der Auslandsbanken hielt auch während der Krise 2008-2009 an[25].

Die oben beschriebenen Entwicklungen deuten darauf hin, dass die Auslandsbanken in Russland in den Jahren 2005-2010 mehr Interesse hatten und/oder eher in der Lage waren, ihren Anteil im Banksystem Russlands zu erweitern, als inländische Banken.

Die Auslandsbanken in Russland lassen sich nach ihren Gründungsinstituten folgendermaßen aufteilen:

- Führende Kreditinstitute im internationalen Bankengeschäft aus Nordamerika und Westeuropa, z.B. BNP Paribas, Deutsche Bank, Barclays Bank, The Royal Bank of Scotland, The Bank of Tokyo-Mitsubishi UFJ, American Express Bank, Goldman Sachs Bank, JP Morgan Stanley Bank, Societe Generale, ING Bank, CitiBank, HSBC Bank, UniCredit Bank, etc[26].

- Große westliche Banken, z.B. Raiffeisenbank, Intesa, Swedbank, WestL Bank, Bank Credit Swiss, Danske Bank Dexia Bank, Commerzbank, Credit Agricole, Natixis, etc[27].
- Banken aus den ehemaligen Sowjetrepubliken und aus den Nachbarländern, z.B. Ziraat Bank Moskwa, International Bank of Aserbaidschan, Bank Zentr-Kredit, Eurasia Bank, Trojka Dialog, NBK-Bank etc.
- Banken aus den Offshore Ländern mit der de jure ausländischen und de facto russischer Beteiligung, z.B. Uniastrum Bank (Zypern), Hellenic Bank (Zypern), Nacionalnyj standart (Zypern), Finansovyj standart (Zypern), Promsvyazbank (Zypern), Alef-Bank (UK)[28]. Das Entstehen solcher Form der Auslandsbeteiligung ist ein bereits traditionell in Russland gewordenes Schema von foreign direct investments aus und in Ländern mit steuerlichen Investitionsvorteilen. Die größten Investoren und zugleich Empfänger der Investitionen im Falle Russland sind unter anderen die Schweiz, Zypern, Luxemburg, Niederlande und Virgin Islands[29]. Auf die Auslandsbanken aus Zypern entfällt 4,21% des Eigenkapitals und 5,86% des Kreditgeschäftsvolumens aller Banken mit 100%igen Auslandsbeteiligung. Bank Nacionalnyj standart und Uniastrum Bank sind nach Eigenkapital, Aktiva und Kreditvolumen unter den 20 größten Banken mit 100% Auslandsbeteiligung. Interessante Beteiligungen stellen Tinkoff Kreditnye Sistemy Bank (Zypern, Goldmann Sachs und Bermuda)[30], Promsvjazbank (Niederlande und Commerzbank) dar[31].

Eine gesonderte Gruppe der Auslandsbanken bilden die Spezialbanken, die eine Finanzierung der Autokredite von Herstellern anbieten, z.B. BMW Bank, Mercedes Benz Bank Rus, Toyota Bank, Volkswagen Bank Rus. Trotz einem unwesentlichen Anteil am Eigenkapital der Kreditinstitute mit 100% Auslandsbeteiligung, sind diese Banken außer Volkswagen Bank Rus unter den 25 besten nach dem Kreditvolumen, Nettogewinn, ROA und ROE[32].

Das Kreditgeschäftsvolumen einer Bank gibt an, inwieweit das Kreditinstitut im Bankgeschäft aktiv ist. Die geschäftlich aktivsten 100%igen Auslandsbanken in Russland sind UniCredit (Österreich), Raiffeisenbank (Österreich), Promsvyazbank (Niederlande), Home Credit and Finance Bank (Tschechien), Citibank (USA; Delaware). Diese Banken sind nach dem Gewinn auch unter den 7 größten Banken[33].

Eine der Besonderheiten der Position der Auslandsbanken in Russland besteht darin, dass die Kreditinstitute mit Auslandsbeteiligung trotz positiver Entwicklung seit dem Zerfall der Sowjetunion keinen überwiegenden Anteil im Bankensektor erlangt haben. Im Gegensatz dazu haben die Auslandsbanken in anderen CEE Ländern Spitzenpositionen angenommen, z.B. in Polen, Ungarn, Serbien – 60-70%; in Tschechien, Rumänien – 80-90% und in der Slowakei, Kroatien, Albanien über 90%[34].

3.2 Strategien der Auslandsbanken im Russischen Bankensektor

3.2.1 Formen der Auslandspräsenz, Strategien der Auslandsbanken in Russland im Bereich Beteiligungs- und Geschäftsstrukturen

Fast alle Banken mit Auslandsbeteiligung in Russland sind Kapitalgesellschaften. Der überwiegende Anteil davon (53,4%) sind OAO (offene Aktiengesellschaften). Auf ZAO (geschlossene Aktiengesellschaft) kommen 28,8%, auf OOO (GmbH) – 17,8%[35].

Die meisten Kreditinstitute mit Auslandsbeteiligung (53%) verfügen über eine Generallizenz für Bankgeschäfte. Die übrigen besitzen eine Lizenz für Transaktionen in Rubel und ausländischer Währung (46,5%) und für Transaktionen ausschließlich in Rubel (0,5%)[36]. Was die 100%igen Auslandsbanken anbetrifft, haben 59% davon eine Lizenz für Transaktionen in Rubel und in ausländischer Währung, 41% eine Generallizenz[37].

In den 90er Jahren haben sich die Auslandsbanken in Russland meistens in Form von Repräsentanzen als Schnittstelle zwischen den Kunden im Inland und der Bank im Ausland und Tochterunternehmen angesiedelt (greenfield investment)[38]. Die Übernahme der bereits existierenden russischen Kreditinstitute (brownfield investment) war zu dieser Zeit aufgrund gesetzlicher Restriktionen[39] und Bedenken wegen Zusammenarbeit mit den inländischen Co-Investoren untypisch. Aufgrund der Liberalisierung der Gesetzgebung für das ausländische Kapital und der Stabilisierung der wirtschaftlichen und politischen Situation haben die Auslandsbanken nach 2000 angefangen, russische Banken zu übernehmen, um ihre Retail Geschäfte[40] und Kleinfirmenkundengeschäfte zu erweitern, z.B. 2007 Übernahme von OAO Impexbank durch Raiffeisenbank[41] ; 2008 Übernahme von Expobank durch Barclays bzw. als technische Prozedur für den Wechsel der Besitzer, z.B. 2008 Übernahme von Uniastrum Bank durch Bank of Cyprus. Nach 2009 war die Gründung von neuen Kreditinstituten im Trend (Goldman Sachs, Sumitomo Mitsui Rus Bank, Hellenik Bank, Vietnam-Russia Joint Venture Bank)[42].

Die Gründung von Auslandszweigstellen der Auslandsbanken in Russland ist historisch nicht gewachsen, obwohl sie in den anderen Ländern eine gute Strategie zur Markterschließung darstellt[43]. Eine Ausnahme war Anelik RU, die den russischen Bankenmarkt als Zweigstelle der armenischen Bank OOO Anelik[44] erschlossen hatte und später in eine Tochter umgewandelt wurde. Bank Austria hatte auch eine Zweigstelle in Russland, wurde aber als Teil der Bank Austria Group durch die Hypovereinsbank über IMB (International Bank of Moscow, jetzt – UniCredit) übernommen[45].

Eine besondere Entwicklung der Struktur weist die französische Bank Société Generale auf, die nach einem 2011 stattgefundenen Merger ihrer 4 Tochterbanken[46] in Russland eine 80% Tochterbank OAO KB Rosbank (als Hauptasset) besitzt, die zwei ihrer Sparten in zwei Zweigstellen Rusfinance (consumer financing) und DeltaCredit (mortgage lending) ausgegliedert hat[47].

Während der Krise waren die M&A Aktivitäten im Bankensektor Russlands oft mit bailouts verbunden. Außer den staatlichen Aktionen in diesem Bereich, haben die Privatbanken auch kleinere Regionalbanken gekauft, z.B. Promsvyazbank (Niederlande) hat Volgoprombank und Bank Nizhny Novgorod erworben.

35% der Kreditinstitute mit Auslandsbeteiligung haben den Hauptsitz in Moskau.

3.2.2 Strategien der Auslandsbanken in Russland im Bereich Bankdienstleistungen

Die Strategien der Auslandsbanken in Russland sind unterschiedlich. Einige Banken mit Auslandsbeteiligung sind Universalbanken (Citibank, Raiffeisenbank, UniCredit), die anderen spezialisieren sich überwiegend auf Geschäfte mit juristischen (Deutsche Bank, Dresdner Bank) oder mit natürlichen Personen (DeltaCredit, Rusfinance Bank, Home Credit and Finance Bank), oder auf Investment Banking (Nomura, Morgan Stanley, Goldman Sachs)[48].

Das größte Kreditgeschäftsvolumen mit natürlichen Personen unter den 100%igen Auslandsbanken haben 2011 Home Credit and Finance Bank, Raiffeisenbank, UniCredit Bank, Promsvyazbank und Absolut Bank, mit juristischen Personen – UniCredit Bank, Raiffeisenbank, Promsvyazbank, Bank Intesa und CitiBank[49].

Im Einlagegeschäft mit natürlichen Personen sind unter den 100%igen Auslandsbanken 2011 am aktivsten Raiffeisenbank, Promsvyazbank, CitiBank, UniCredit Bank, Uniastrum Bank; mit juristischen Personen – UniCredit Bank, Promsvyazbank, Raiffeisenbank, CitiBank und ING Bank Euvrazija[50].

Insgesamt, verantworteten 2010 die Kreditinstitute mit Auslandsbeteiligung über 50% 25,7% der Kredite und 11,5% der Einlagen bei den natürlichen Personen, 15,1% der Kredite an Nicht-Banken, 25,1% der Kredite an Banken und 17,6% der Einlagen der juristischen Personen im Banksystem Russlands[51].

Auslandsbanken sind auch am Interbankenmarkt aktiv. 2009 hatten sie einen Anteil von 37,1% an diesem Markt erreicht. Die größten Player hier sind UniCredit, Raiffeisenbank, BNP Paribas, ING Bank und Absolut Bank[52].

Die 100%igen Auslandsbanken lassen sich nach Angaben aus den Geschäftsberichten und öffentlicher Informationen in Bezug auf ihre Strategien in folgende Cluster aufteilen[53]:

Die Strategien der Auslandsbanken in Russland haben sich mit der Zeit geändert. In den 1990er Jahren waren die ausländischen Kreditinstitute meistens im Firmenkunden- und Kapitalmarktgeschäft involviert. Der Retail-Markt war für sie nicht interessant. Ab 2000 haben die größten Auslandsbanken ihre Strategie überdacht und wollten zu Universalbanken werden, z.B. Citibank, Raiffeisenbank, UniCredit.

Ein aktueller Trend für die Auslandsbanken ist der Rückzug aus dem Retail-Geschäft und somit Verkauf ihrer Retail-Struktureinheiten. Die Bank Morgan Stanley hat ihre Mortgage Lending Einheit und Banco Santader ihr Consumer Banking 2010 verkauft[54]. Der Rückzug aus dem Retail Geschäft von zwei großen Banken aus Großbritannien - Barclays und HSBC – hat einen Run aus diesem Bereich nach sich gezogen: Rabobank, Swedbank, KBC[55]. Im Unterschied zur Zeit nach der Krise 1998, als die Auslandsbanken aufgrund der Verluste in Russland aus dem Markt ausgetreten sind, hat 2008-2009 die Entscheidung der Mutterunternehmen der Auslandsbanken, die Unterstützung ihrer Töchter im Ausland zu kürzen, diese Fluchtbewegung bestimmt[56].

Im Zeitraum von 2008 bis Oktober 2011 haben folgende 100%ige Auslandsbanken ihre Geschäfte mit natürlichen Personen gekürzt: Danske Bank (Dänemark), SEB (Schweden), Yapi Kredi Bank Moskva (Türkei). Die Geschäfte mit den juristischen Personen haben sich bei den folgenden Banken reduziert: BNP Paribas Vostok (Frankreich); Commerzbank (Deutschland), Fora-Opportunity Russkij Bank (Albanien), ICICI Bank Evrazija (Indien), Home Credit and Finance Bank (Tschechien), Absolut Bank (Zypern)[57]. Einige Banken haben 2008-2011 ihre Geschäfte in Russland in fast allen Bereichen reduziert, z.B. NBK-Bank (Kasachstan), Norvik Bank (Lettland), Transportnyj investicionnyj bank (Zypern)[58].

Sehr positiv haben sich 2008-2009 die Geschäfte folgender 100%iger Auslandsbanken entwickelt: Bank of China Elos (China), Bank Credit Suisse (Schweiz), The Bank of Tokyo-Mitsubishi UFJ (Japan), Hellenik Bank (Zypern), Dexia Bank (Türkei, Österreich), J&T Bank (Tschechien), Ziraat Bank (Türkei), International Bank of Aserbaidschan (Aserbaidschan), Sovkombank (Niederlande) und Tinkoff Kreditnye Sistemy Bank (Zypern+Goldmann Sachs + Bermuda). Das Geschäft mit natürlichen Personen ist bei folgenden Kreditinstituten mit 100%oger Auslandsbeteiligung ab 2008 gewachsen: BNP Paribas (Frankreich), Toyota Bank (Japan), Finansovyj standart (Zypern). Die Geschäfte mit juristischen Personen haben sich besonders positiv entwickelt bei Investicionnyj Ba nk Kubani (Zypern), SEB Bank (Schweden), Uniastrum Bank (Zypern)[59].

Das traditionelle Geschäft für die Auslandsbanken in Russland ist die Außenhandelsfinanzierung. Als Produkte werden beispielsweise die Finanzierung des Rohstoffhandels oder Importfinanzierung inkl. Finanzierung der Lagerkosten für Importwaren angeboten[60].

Die größten Kunden der Auslandsbanken in Russland sind russische Töchter der transnationalen Firmen (follow-the-customer strategy[61] ) und die größten russischen Unternehmen. Die deutschen Banken sind an internationalen Konsortialkrediten für die russischen Öl- und Gasindustrieunternehmen aktiv, und sowohl über Ihre Tochterunternehmen in Russland als auch direkt über die transnationalen Transaktionen, z.B., Dresdner Bank, Hypovereinsbank, Commerzbank, WestLB, Deutsche Bank beteiligt[62]. Auf diese Weise befinden sich die Auslandsbanken in der attraktivsten Nische des Firmenkundengeschäftes[63]. Das Wachstumspotenzial in diesem Bereich ist aber begrenzt, da die Anzahl der export- und importorientierten russischen Großunternehmen über die Zeit stabil geblieben ist, der Wettbewerb um die zahlungsfähige Kunden immer stärker und das FDI Volumen in den letzten Jahren gesunken ist[64].

Früher stellten die Auslandsbanken einen Kanal für die Kapitalflucht dar. Später hat diese Tendenz eine andere Richtung genommen – die Auslandsverbindlichkeiten der Auslandsbanken haben sich erhöht[65] und sind zur wichtigen Quelle der Stabilisierung und Wachstums auch während der Krise geworden. Die Rolle einzelner Auslandsbanken in Bezug auf die Kapitalflucht bzw. –zufluß kann der Tabelle entnommen werden[66].

4. Perspektiven für Auslandsbanken im Russischen Bankensektor

4.1 Potentiale der Auslandsbanken in Russland

Bei der Expansion ins Ausland streben die Banken Stabilität bzw. Sicherheit der Gesamtbank, Ertragspotentiale und Wachstum der Marktposition an[67].

Hinsichtlich der Rentabilität haben die Auslandsbanken fast immer mit einem kurzen Abstand den zweiten Platz im Russischen Bankensektor in den Jahren 2006-2010 belegt, was auch die Theorie von S.Khoury unterstützt (Gewinnmaximierung). 2009 waren die Auslandsbanken sogar auf dem Platz 1 gemessen an der Rentabilität der Aktiva. Die Rentabilität der Aktiva der Auslandsbanken belief sich 2010 auf 2,1% gegenüber 2,4% bei den Staatsbanken, 1,1% bei den großen Privatbanken, 1,5% bei den Mittel- und Kleinbanken in den Regionen und 1,4% bei den Mittel- und Kleinbanken im Gebiet Moskau[68]. Am stärksten nach ROA unter den 100%igen Auslandsbanken waren zum Oktober 2011 American Express Bank, Flexinvest Bank, Western Union DP Vostok, BMW Bank und Tinkoff Kreditnye Sistemy Bank[69].

Bei der Rentabilität des Kapitals ist die gleiche Entwicklung wie bei der Rentabilität der Aktiva zu beobachten mit dem Unterschied, dass die Auslandsbanken zweimal 2007 und 2009 die beste Leistung gezeigt haben. Die Rentabilität des Kapitals erreichte bei den Auslandsbanken 14,5%, bei den Staatsbanken 14,8%, bei den großen Privatbanken 8,4%, bei Mittel- und Kleinbanken im Gebiet Moskau 6,7%, bei Mittel- und Kleinbanken in den Regionen 9,8%[70]. Am stärksten nach ROE aus den 100%igen Auslandsbanken waren zum Oktober 2011 American Express Bank, Tinkoff Kreditnye Sistemy Bank, Flexinvest Bank, BMW Bank, Absolut Bank[71].

Die oben beschriebene Entwicklung zeigt, dass die Auslandsbanken auch während der Krise aufgrund ihrer konservativen Strategien, strenger Kontrolle der Ausgaben, Rücklagen und einem niedrigen Niveau an schlechten Schulden eine gute Leistung gezeigt haben[72]. Dies lässt eine stabile Entwicklung der Rentabilität der Auslandsbanken auch in Zukunft erwarten.

2010 haben sich positive Schritte in der Entwicklung der makroökonomischen Größen in Russland abgezeichnet. Nominales BIP; Geldeinkommen der Bevölkerung sowie Währungsreserven sind auch im Vergleich mit der Vorkrisenzeit gewachsen. Das reale BIP, Investitionen ins Anlagevermögen, Export und Import von Waren sind gestiegen, doch haben sie das Vorkrisenniveau noch nicht erreicht. Dabei hat sich die Inflation stabilisiert und die Staatsverschuldung reduziert[73]. Auf diese Entwicklungen hat das Gesamtbankensystem im großen Ganzen positiv reagiert aber nicht komplett widergespiegelt. Eine Dämpfung des Wachstums ist bei dem Verhältnis Gesamtaktiva zu BIP, Gesamtkapital zu BIP; Investitionen ins Anlagevermögen sowie Krediten an Nichtbanken zu beobachten. Vor diesem Hintergrund ist das dynamische Wachstum bei den Auslandsbanken klar ausgeprägt (siehe dazu näher Kapitel 2.1.)[74]

4.2 Risiken für Auslandsbanken in Russland

Zu den Risiken, die mit einem Auslandsengagement verbunden sind, werden allgemeine länderspezifische Risiken und bankspezifische Risiken eines Landes gezählt.

Früher fehlten in Russland politische Stabilität, Vertrauen in die Funktionsfähigkeit des Rechtssystems und Investorenschutz, insbesondere bei den Beteiligungen an russischen Unternehmungen und Banken[75], was die Expansion der Auslandsbanken nach Russland verhindert hat. Die gesetzlichen Einschränkungen der Tätigkeit der Auslandsbanken bestanden im Verbot der Rubelgeschäfte und Geschäfte mit Residenten (aufgehoben 1996), im 12% Limit der Beteiligung an russischer Banken (aufgehoben 2004), Sonderanforderungen an die Mindesthöhe des Stammkapitals der Auslandsbank (angeglichen 2002)[76]. 2007 wurde auch die Bestimmung Nr.437 „Zu den Besonderheiten der Registrierung der Kreditinstitute mit Auslandsbeteiligung…“ teilweise abgeschafft.

Bei den bankspezifischen Risiken handelt es sich generell um das Kreditausfallrisiko, Marktrisiko sowie Liquiditätsrisiko. Das Verhältnis der überfälligen Kredite zum Kreditvolumen 2010 sank bei den Auslandsbanken von 6,3% auf 5,6%, im Gesamtbanksystem von 5,1% auf 4,7% und wuchs bei den Staatsbanken von 4,2% auf 4,9%[77]. Bemerkenswert ist, dass 2008 die höchsten Wachstumsraten in den überfälligen Krediten bei den Auslandsbanken (155,1%) und bei den Staatsbanken (135,9%) zu beobachten waren[78].

Was das Marktrisiko angeht, hat sich der 2009 festgestellte Trend fortgesetzt: die Anzahl der Banken, die das Marktrisiko berechnen, sank von 656 auf 641. Nichtdestotrotz ist ihr Anteil an Aktiva des Bankensektors von 62,8% auf 90,9% angestiegen. Im Jahr 2010 haben bei der Berechnung der Eigenkapitalausstattung 437 Banken (75,5% der Aktiva des Bankensystems Russlands) das Devisenkursrisiko, 235 Banken (71,1% der Aktiva des Bankensystems Russlands) - das Aktienkursrisiko sowie 380 Banken (84,1% der Aktiva des Bankensystems Russlands) – das Zinsänderungsrisiko mitberücksichtigt[79].

Die Erholung nach der Krise 2008 hat dazu geführt, dass die Kreditinstitute nicht mehr unbedingt sehr viele liquide Aktiva einbehalten sollen. Das Verhältnis des Durchschnittes der höchst liquiden Aktiva zu dem Durchschnitt der Aktiva des Bankensektors erreichte 2010 8,0% im Vergleich mit 10,9% 2009[80].

Die Auslandsbanken bleiben die einzigen Kreditinstitute, die von der externen Kreditaufnahme abhängig sind. 2010 betrug ihr Abhängigheitsgrad von Nichtansässigen (Netto Verschuldung zu Verbindlichkeiten) 7,8% im Vergleich mit 5,4% im Jahre 2009[81].

Traditionellerweise zeigen die Auslandsbanken die größte Abhängigkeit vom Interbankenmarkt. 2010 belief sie auf 11,7% im Vergleich zu 6,6% im Jahre 2009[82].

2010 war das Wachstum der Eigenkapitalausstattung bei den Auslandsbanken durch folgende Faktoren bedingt: Wachstum des autorisierten Kapitals und share premiums (50,9% aller Wachstumstreiber) und Gewinnaktivierung (28,9% aller Wachstumstreiber)[83].

5. Fazit

Die in dieser Seminararbeit beschriebenen Entwicklungen deuten darauf hin, dass sich in den letzten Jahren die Position der Auslandsbanken im russischen Bankensektor trotz der mit der Krise 2008 verbundenen Effekten verstärkt hat. Die positive Dynamik war hinsichtlich des Wachstums der Anzahl der Auslandsbanken, deren Eigenkapital, Aktiva, Geschäftsvolumen und Gewinn im Vergleich mit dem Banksystems Russlands zu beobachten. Nach der Rentabilität des Eigenkapitals und der Aktiva sind die Auslandsbanken auf dem Platz Zwei nach den Staatsbanken, die über die am stärksten ausgeprägte Wettbewerbsvorteile in Russland besitzen. Das Potential der Entwicklung der Auslandsbanken in Russland wird durch die Abschaffung der gesetzlichen Restriktionen, durch die mit dem Standort Russland und derer makroökonomischen Entwicklung verbundenen Ertragschancen, guter Leistung der Banken bzgl. bankaufsichtsrelevanten Messgrößen bestimmt.

In dieser Seminararbeit wurde versucht, die Haupttendenzen in der Entwicklung der Strategien der Auslandsbanken in Russland in den letzten Jahren aufzuzeigen und festzustellen. Der Vergleich der Strategien der Auslandsbanken im Bereich Markterschließung in den 1990er und 2000er Jahren lässt schließen, dass die Auslandsbanken in den 1990er Jahren die Gründung der neuen Kreditinstitute und in den 2000er Jahren, insbesondere in der Periode 2005-2008, die Übernahmen der in Russland bereits existierenden Kreditinstitute tendenziell bevorzugt haben. Im Bereich der Geschäftsstruktur passen sich die Strategien der Auslandsbanken an Anforderungen des russischen Gesetzgebers vollständig an.

Die Strategien der Auslandsbanken im Bereich Bankdienstleistungen zeichnet der Rückzug einiger Banken aus dem Retailbereich in den letzten Jahren aus. Vor 2008 haben die größten Auslandsbanken eine Universalbank-Strategie (breite Produktpalette, breite Kundenschaft) in Russland angestrebt. 2010-2011 ziehen sich einige davon aus dem Retail aufgrund eines starken Wettbewerbs allmählich zurück bzw. verschieben ihren Schwerpunkt in rentablere bzw. für sie traditionellere Bereiche wie Firmenkundengeschäft oder Investment Banking. Dies weist deutlich auf die Rückkehr zu spezialisierten Strategien hin.

[...]


[1] Vgl.Hummel (1999), S.359

[2] Gesetz über das Kreditwesen (KWG)

[3] Ebenda

[4] Föderales Gesetz der Russischen Föderation über die Banken und Banktätigkeit, Nr. 395-1 vom 02.12.1990 (Auffassung vom 11.07.2011)

[5] Föderales Gesetz der Russischen Föderation über die Währungsregulierung und Währungskontrolle, Nr.173-FZ vom 10.12.2003

[6] Vgl.Grubel (1985)

[7] Vgl. Khoury, Sarkis J. (1979), S.51

[8] Vgl. Hurduc/Nitu (2011), S.45

[9] Vgl. Abalkina (2010), S.13

[10] Vgl. Hurduc/Nitu (2011), S.45

[11] Siehe hierzu Tabelle Nr.1 im Anhang

[12] Vgl. Hummel (1999), S.377

[13] Vgl. Ebenda, S.378

[14] Vgl. Abalkina (2010), S.14

[15] Vgl. Hummel (1999), S.378

[16] Vgl. Ebenda, S.377

[17] Vgl. Mamonov/Solntsev (2009), S.10

[18] Vgl. UniCredit – About the bank

[19] Vgl. Plakitkina(2005), S.184-185

[20] Sie Eigene Berechnungen und Darstellung in der Tabelle Nr.2 und Diagramm Nr.1 im Anhang

[21] Eigene Berechnungen nach Zentralbank Russlands - Information über Kreditinstitute mit Auslandsbeteiligung zum 1.Juli 2011

[22] Eigene Berechnungen und Darstellung in der Tabelle Nr.2 und Diagramm Nr.1 im Anhang

[23] Zentralbank Russlands – Information über Kreditinstitute mit Auslandsbeteiligung zum 01.08.2011 Eigene Darstellung in der Tabelle Nr.3 und Diagramm Nr.2 im Anhang.

[24] Eigene Berechnungen und Darstellung in der Tabelle Nr.4 und Diagramm Nr.3 im Anhang.

[25] Eigene Berechnungen und Darstellung in der Tabelle Nr.4 und Diagramm Nr.4 im Anhang.

[26] Vgl. Bankers Almanac – Top Banks in the World (2011)

[27] Vgl. Ebenda

[28] Ergebnisse eigener Recherchen in der Tabelle Nr.5 im Anhang

[29] Vgl. Rosstat – Inflow of foreign investments in the economy of RF in 2010, by main countries-investors

[30] Vgl. Tinkoff Kreditnye Sistemy Bank –Management Vgl. Tinkoff Kreditnye Sistemy Bank – Investor Relations

[31] Vgl.Promsvyazbank - Shareholders

[32] Eigene Berechnungen und Darstellung in der Tabelle Nr.6 im Anhang

[33] Eigene Berechnungen und Darstellung in der Tabelle Nr.6 im Anhang

[34] Vgl. Konopielko (1999), S. 463 bzw. Raiffeisen Research (2010)

[35] Vgl. Zentralbank Russlands – Information über Kreditinstitute mit Auslandsbeteiligung zum 01.08.2011 Eigene Darstellung im Diagramm Nr.5 im Anhang

[36] Vgl. Zentralbank Russlands – Information über Kreditinstitute mit Auslandsbeteiligung zum 01.08.2011

[37] Eigene Berechnungen in der Bezeichnung zur Tabelle Nr.5 im Anhang

[38] Vgl. Abalkina (2010), s.13

[39] Vgl. Plakitkina (2005), S.169-170

[40] Vgl. Abalkina (2010), S.13

[41] Vgl. Raiffeisenbank – About Raiffeisenbank

[42] Vgl. Abalkina (2010), S.15

[43] Vgl. Hummel (1999), S.377

[44] Vgl. Anelik RU – O Banke (About the Bank)

[45] Vgl. UniCredit - History

[46] Vgl. Raiffeisen Research (2010)

[47] Vgl. Rosbank - Achievements

[48] Vgl. ebenda, S.15

[49] Eigene Berechnungen in der Tabelle Nr.6 im Anhang

[50] Eigene Berechnungen in der Tabelle Nr.6 im Anhang

[51] Vgl. Zentralbank Russlands – Review of The Banking Sector of the Russian Federation, No.108, October 2011

[52] Vgl. Abalkina (2010), S.15

[53] Eigene Darstellung in der Tabelle Nr.8 im Anhang

[54] Vgl. Bloomberg Businessweek (2011) – Foreign Banks are fleeing Russia

[55] Vgl.The Telegraph (2011)

[56] Vgl. Abalkina (2010), S.15

[57] Eigene Berechnungen und Darstellung in der Tabelle Nr.6 im Anhang

[58] Ebenda

[59] Ebenda

[60] Vgl. Plakitkina (2005), S.196

[61] Vgl.Grubel (1985)

[62] Siehe hierzu Tabelle Nr.9 im Anhang

[63] Vgl. Abalkina (2010), S.15

[64] Vgl.Rosstat – Inflows of foreign investments by types, 2003-2010

[65] Vgl. Abalkina (2010), S.15

[66] Siehe hierzu Tabelle Nr.10 im Anhang

[67] Vgl. Hummel (1999), S. 365

[68] Eigene Darstellung in der Tabelle Nr.11 und Diagramm Nr.6 im Anhang

[69] Eigene Berechnungen und Darstellung in der Tabelle Nr.6 im Anhang

[70] Eigene Darstellung in der Tabelle Nr.11 und Diagramm Nr.7 m Anhang

[71] Eigene Berechnungen und Darstellung in der Tabelle Nr.6 im Anhang

[72] Vgl. Abalkina (2010), S.15

[73] Eigene Berechnungen und Darstellung in der Tabelle Nr.12 und Diagramm Nr.8 im Anhang

[74] Eigene Berechnungen und Darstellung in der Tabelle Nr.13 und Diagramm Nr.9 im Anhang

[75] Vgl. Plakitkina (2005), S.207

[76] Vgl. ebenda S.169-170

[77] Vgl. ZentralBank Russlands - Banking Supervision Report 2010, S. 26

[78] Vgl. Ebenda, S. 26

[79] Vgl. Ebenda, S. 30

[80] Vgl. Ebenda, S. 36

[81] Vgl. Ebenda, S. 39

[82] Vgl. Ebenda, S. 39

[83] Vgl. Ebenda, S. 42

Ende der Leseprobe aus 83 Seiten

Details

Titel
Präsenz und Strategien von Auslandsbanken in Russland
Hochschule
Universität Potsdam
Autor
Jahr
2011
Seiten
83
Katalognummer
V183795
ISBN (eBook)
9783656082644
ISBN (Buch)
9783656082958
Dateigröße
4731 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Auslandsbanken, Russland
Arbeit zitieren
Anastasia Kireeva (Autor:in), 2011, Präsenz und Strategien von Auslandsbanken in Russland, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/183795

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