Die Auseinandersetzung mit starken emotionalen Inhalten und Erfahrungen gestaltet sich oft schwierig und ist ein langwieriger Prozess. Besonders wenn es um die Verbalisierung von traumatischen Erlebnissen geht, ist es oft nicht möglich diese in angemessener Form auszudrücken. Große Leiderfahrungen resultieren meist in Verstummen aus der Unfähigkeit heraus diese angemessen zu artikulieren und sichtbar zu machen. Selbst Schriftsteller, die den gekonnten Umgang mit Sprache gewöhnt sind, fällt es in solchen Fällen schwer die passenden Worte zu finden.
Der Autor George Perec wurde 1936 als Kind jüdischer Einwanderer in Paris geboren, und verlor kurze Zeit darauf beide Eltern durch die Folgen des Krieges. Der Vater fiel 1940, die Mutter wurde 1942 in das Konzentrationslager Ausschwitz deportiert und umgebracht. Diese traumatischen Erfahrungen verarbeitete Perec auf literarischer Ebene in vielen seiner Werke, jedoch auf unkonventionelle Weise. Als Mitglied der Gruppe OuLiPo, die es sich zum Ziel macht Literatur mittels formaler Zwänge herzustellen, konnte er auf diverse Techniken zurückgreifen, die es ihm ermöglichten seine Erfahrungen niederzuschreiben.
Die zentrale Aufgabenstellung dieser Arbeit ist es nun, ausgewählte Werke von George Perec hinsichtlich der Konstruktionen und den dahinter verborgenen Emotionen und Inhalten zu untersuchen. Die Romane „W ou le souvenir d´enfance“ und „la vie mode d´emploi“ sind für eine Analyse besonders gut geeignet, da sie einerseits unterschiedlichste Formzwänge aufweisen und andererseits einige inhaltliche Verknüpfungen untereinander aufweisen. Davor muss jedoch eine Einführung in die Gruppe OuLiPo und die dahinter stehenden Ideen und Mitglieder geboten werden, um die Grundlage für weitere Untersuchungen zu schaffen. Es soll zu-dem erörtert werden, inwiefern sich die Arbeitsweisen und Methoden eignen um Text zu schaffen bzw. zu verändern. Die formalen Konstruktionen werden anhand des Lipogramms und dem Beispielwerk „La Disparition“ veranschaulicht, um schließlich auf Perecs persönliche Geschichte und sein Schaffen näher einzugehen.
„W ou le souvenir d´enfance“ und „La vie mode d´emploi“ bilden den Rahmen zur Analyse bezüglich Inhalt, Struktur, Motiv und Konstruktion. Beide Werke werden veranschaulichen, wie die traumatischen Erlebnisse in Perecs Kindheit sein Oeuvre beeinflussten, und wie es mittels formaler Zwänge möglich war diese sichtbar zu machen.
Inhaltsverzeichnis
- VORWORT
- OULIPO – eine Einführung
- Mitglieder
- der Zwang als Befreiung – die contraintes
- ein Beispiel - das Lipogramm
- Beispielwerk – la Disparition
- GEORGES PEREC
- Leben
- der Verlust der Eltern
- Mitgliedschaft bei Oulipo
- Schreibweise
- Leben
- W OU LE SOUVENIR D`ENFANCE
- Inhalt und Struktur
- der fiktionale Teil
- der autobiografische Teil
- Motiv und Konstruktion
- Inhalt und Struktur
- LA VIE MODE D'EMPLOI
- Inhalt und Struktur
- Motiv und Konstruktion
- das Motiv der Absenz
- INTERTEXTUELLE RELATIONEN
- Gaspard Winckler
- Buchstabensymbolik
- RESÜMEE
- QUELLENVERZEICHNIS
- Primäre Quellen
- Sekundäre Quellen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit dem Werk des französischen Autors Georges Perec, insbesondere mit seinen Romanen „W ou le souvenir d'enfance“ und „la vie mode d'emploi“. Ziel ist es, die Konstruktionen in Perecs Werken zu analysieren und die dahinter verborgenen Emotionen und Inhalte zu erforschen. Die Arbeit untersucht, wie Perec, als Mitglied der literarischen Gruppe OuLiPo, formale Zwänge einsetzt, um seine traumatischen Kindheitserfahrungen zu verarbeiten und sichtbar zu machen, ohne sie direkt anzusprechen.
- Die Rolle der Gruppe OuLiPo und ihrer „contraintes“ in der Literatur
- Die Verarbeitung von Trauma und Verlust in Perecs Werken
- Die Verbindung von Form und Inhalt in Perecs Romanen
- Die Bedeutung von Intertextualität und Symbolismus in Perecs Werk
- Die Analyse von „W ou le souvenir d'enfance“ und „la vie mode d'emploi“ im Kontext von Perecs Biografie und literarischem Schaffen
Zusammenfassung der Kapitel
Das Vorwort führt in die Thematik der Arbeit ein und beleuchtet die Schwierigkeiten, starke emotionale Inhalte und Erfahrungen, insbesondere traumatische Erlebnisse, sprachlich zu verarbeiten. Es wird auf die besondere Herausforderung für Schriftsteller hingewiesen, diese Erfahrungen angemessen auszudrücken.
Das Kapitel „Oulipo – eine Einführung“ stellt die literarische Gruppe OuLiPo vor, die sich der Herstellung von Literatur mittels formaler Zwänge widmet. Es werden die Gründungsmitglieder, die wichtigsten „contraintes“ und die Arbeitsweise der Gruppe erläutert. Das Lipogramm wird als Beispiel für eine „contrainte“ vorgestellt und das Werk „La Disparition“ als Beispiel für ein lipogrammatisches Werk analysiert.
Das Kapitel „Georges Perec“ befasst sich mit dem Leben und Werk des Autors. Es wird auf seine Kindheitserfahrungen, den Verlust seiner Eltern und seine Mitgliedschaft bei OuLiPo eingegangen.
Das Kapitel „W ou le souvenir d'enfance“ analysiert den Inhalt, die Struktur, das Motiv und die Konstruktion des Romans. Es wird auf die Verbindung von fiktionalen und autobiografischen Elementen eingegangen und die Rolle der „contraintes“ in der Verarbeitung der traumatischen Kindheitserfahrungen Perecs untersucht.
Das Kapitel „La vie mode d'emploi“ analysiert den Inhalt, die Struktur, das Motiv und die Konstruktion des Romans. Es wird auf das Motiv der Absenz eingegangen und die Verbindung zu „W ou le souvenir d'enfance“ hergestellt.
Das Kapitel „Intertextuelle Beziehungen“ untersucht die intertextuellen Beziehungen zwischen den Werken Perecs, insbesondere die Verbindung zu „Gaspard Winckler“ und die Bedeutung der Buchstabensymbolik.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen Georges Perec, OuLiPo, „contraintes“, Lipogramm, „La Disparition“, „W ou le souvenir d'enfance“, „la vie mode d'emploi“, Trauma, Verlust, Kindheit, Erinnerung, Form, Inhalt, Intertextualität, Symbolismus, Literatur, Schreiben.
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- Julia Rosenkranz (Author), 2011, Das Verbergen der Emotion in der Konstruktion, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/183798