Verfallene Burgruinen wiederaufzubauen bzw. zerstörte Wohnstätten der Ritterzeit wieder mit neuem Leben zu erfüllen, war eines der Anliegen der Romantik und der Nachromantik des 19. Jahrhunderts, wobei nicht nur die bildenden Künste, die Dichtung und die Musik, sondern auch die in großem Umfange einsetzende historische Forschung nebst Quelleneditionen dazu beitrugen. Aber erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts ist die Bauforschung so weit gediehen, dass im Gefolge der in größeren Publikationen niedergelegten Ergebnisse, von einer wissenschaftlich fundierten Burgenforschung gesprochen werden kann.
Im Bereich der Baugeschichte sind die mittelalterlichen Burgen jedoch meist vom Standpunkt des Befestigungsbaus aus, also in ihrer Funktion als Wehrbauten, untersucht worden. Obwohl Burgen als die „befestigten Wohn- und Stammsitze des Ritterstandes“ definiert werden, wurde auf deren Funktion als Wohnbau wenig eingegangen. Gerade aber in ihrer Eigenschaft als Herrensitz besaß die Burg besondere rechtliche Privilegien, welche sich zugleich in den Architekturformen des Wohnbaus ausdrücken und an denen sich die adlige Wohnkultur ablesen und erschließen lässt.
Von 1900 bis 1908 ließ Kaiser Wilhelm II. die Hohkönigsburg, eine bedeutende hochmittelalterliche Adelsburg, durch den Architekten Bodo Ebhardt aufwändig restaurieren. Er wollte ein Museum des Mittelalters einrichten, in dem das Zeitalter des Rittertums und die Hohenzollern als legitime Herrscherdynastie des Kaiserreiches verherrlicht werden sollte.
Die vorliegende Arbeit beschreibt, neben der historischen und baugeschichtlichen Einordnung der Burganlage, die Vorgehensweise des Restaurators bei der Wiederherstellung der Burg und veranschaulicht den rekonstruierten Wohnbau des Hochschlosses des 20. Jahrhunderts in seiner räumlichen Aufteilung und Strukturierung. Dabei werden insbesondere die einstigen Nutzungsbestimmungen der Räumlichkeiten, ihre Zugangsmöglichkeiten und die Raumfolgen, so wie sie von EBHARDT analysiert und interpretiert wurden, aufgezeigt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Hohkönigsburg – Geographische Lage & Geschichte
- Geographische Lage
- Geschichtlicher Überblick der Besitzverhältnisse
- Historie bis zum 20. Jahrhundert
- Schenkung der Hohkönigsburg an Kaiser Wilhelm II. von Hohenzollern
- Historie im 20. Jahrhundert
- Baugeschichte der Hohkönigsburg bis 1900
- Grundriss und Aufriss der Burganlage
- Baugeschichtliche Betrachtung der Burganlage
- Die Wiederherstellung der Hohkönigsburg
- Restaurieren oder Konservieren?
- Die Wahl des Restaurators
- Die Kontroverse Otto Piper - Bodo Ebhardt
- Kaiserliche Residenz oder Museum?
- Prinzipien, Methoden und Ablauf der Restaurierung
- Grundlagen und Quellen
- Ablauf der Restaurierung
- Restaurieren oder Konservieren?
- Die Hohkönigsburg in ihrer Funktion als Wohnbau
- Der Wirtschaftshof
- Das Hochschloss
- Die Treppen & Verbindungswege
- Der Bergfried
- Resümee
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht die Hohkönigsburg, eine hochmittelalterliche Adelsburg im Elsass, mit besonderem Fokus auf ihre Funktion als Wohnbau. Sie beleuchtet die Geschichte der Burg, die Wiederherstellung durch den Architekten Bodo Ebhardt im Auftrag von Kaiser Wilhelm II. und die Gestaltung des rekonstruierten Wohnbaus im Hochschloss.
- Historische und baugeschichtliche Einordnung der Hohkönigsburg
- Die Restaurierung der Burg unter Bodo Ebhardt
- Die Raumstruktur und -aufteilung des Hochschlosses
- Die Nutzung der Räume und die Zugangswege
- Die Rolle der Hohkönigsburg als Residenz und Museum
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einleitung, die die Relevanz von Burgen als Wohnbauten im Kontext der Burgenforschung beleuchtet und den Fokus auf die Hohkönigsburg als Beispiel für eine hochmittelalterliche Adelsburg legt. Kapitel 2 behandelt die geographische Lage der Burg und skizziert ihre historische Entwicklung, wobei besondere Aufmerksamkeit auf die Besitzverhältnisse von der Stauferzeit bis zum 20. Jahrhundert gerichtet wird.
Kapitel 3 befasst sich mit der Baugeschichte der Burg bis 1900, einschließlich der Beschreibung von Grundriss und Aufriss der Burganlage. Im Anschluss daran, in Kapitel 4, wird die umfassende Wiederherstellung der Burg unter Bodo Ebhardt im Auftrag von Kaiser Wilhelm II. im Detail beleuchtet. Die Kontroverse zwischen Ebhardt und Otto Piper sowie die Ziele und Prinzipien der Restaurierung stehen dabei im Mittelpunkt.
Kapitel 5 untersucht schließlich die Hohkönigsburg als Wohnbau, wobei der Fokus auf die räumliche Struktur und Funktion des Hochschlosses liegt. Die einzelnen Räume und deren Nutzungsbestimmungen werden im Detail beschrieben, und die zugrundeliegende Logik der Raumfolge wird analysiert.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit zentralen Aspekten der Burgenforschung, insbesondere im Kontext von Burgen als Wohnbauten. Die wichtigsten Schlüsselwörter umfassen: Hohkönigsburg, hochmittelalterliche Burg, Restaurierung, Bodo Ebhardt, Kaiser Wilhelm II., Wohnbau, Hochschloss, Raumstruktur, Raumfunktion, Nutzungsbestimmungen, Kontroverse, Burgenforschung.
- Arbeit zitieren
- Christina O'Farrell (Autor:in), 2009, Hohkönigsburg und der Wohnbau auf der Burg im 19. Jahrhundert, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/184029