Einleitung
Betrachten wir die Gesellschaft der letzten Jahre und Jahrhunderte, war sie in der Tat einem rasanten Wandel unterlegen. Insbesondere die letzten zwei Jahrhunderte sind durch einen Wandel der Lebensformen und einer Veränderung des Zusammenlebens der Menschen gekennzeichnet. Gesellschaftliche und politische Reformen führten gleichermaßen zu einem Wandel der Geschlechter zueinander. Deutlich sichtbar wird das bei Frauen, denen erstmals im 19. Jahrhundert Rechte zugeschrieben wurden: Sie konnten sich z.B. an Wahlen, an Bildung und an der Erwerbstätigkeit beteiligen. Durch die Bildungsexpansion, dem Abbau der geschlechtsspezifischen Disparitäten in der Bildung und Ausbildung und den einhergehenden Anstieg der Erwerbsbeteiligung von Frauen wurden innerfamiliale und familienpolitische Strukturveränderungen notwendig. In der Tat gab und gibt es immer wieder familienpolitische Veränderungen (z.B. Einführung des Elterngeldes im Jahr 2007), die dazu dienten und dienen eine Vereinbarkeit von Familie und Beruf und eine Wahlfreiheit für beide Geschlechter zu erreichen. Diese Vereinbarkeit schien bisher jedoch nur Frauen anzusprechen, da aus verschiedenen Studien hervorgeht, dass es nach wie vor Frauen sind, die nach der Geburt eines Kindes ihre Erwerbsarbeit unterbrechen und sogar in vielen Fällen nicht wieder fortsetzen. Außerdem wird der Bereich der unbezahlten Arbeit (Hausarbeit, Elternaufgaben) überwiegend von Frauen erledigt.
Der Wunsch der heutigen Paare ist eine weitestgehend egalitäre Verteilung der Aufgabenbereich von unbezahlter und bezahlter Arbeit, welche allerdings nur durch enorme individuelle Bemühungen möglich ist. Dieser Wunsch lässt sich anhand der vorliegenden Studien nachweisen (siehe z.B. Eckstein, 2009: 41). Das traditionelle Muster der Arbeitsteilung in Paarbeziehungen wird scheinbar sehr langsam verdrängt und dem Wunsch nach einem egalitären Verständnis der Geschlechterrollen in Paarbeziehungen ist man offensichtlich kaum näher gekommen (vgl. Huinink & Röhler, 2005: 10, Eckstein, 2009: 13, Wengler et al., 2008: 13). Dabei wurde konstatiert, dass eine egalitäre Arbeitsteilung der Hausarbeit (und die Schaffung einer praktischen Gleichberechtigung) die Entscheidung zur Familienbildung und Familiengründung eher fördert und eine Gleichstellung der Geschlechter vorantreibt (siehe z.B. Wengler et al., 2008: 13, Künzler & Walter, 2001: 185).
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- 1. Begriffsexplikation
- 1.1 Innerfamiliale Arbeitsteilung
- 1.2 Paarbeziehung, Elternschaft, Familie
- 2. Theoretische Modelle innerfamilialer Arbeitsteilung
- 2.1 Klassische, geschlechtsneutrale Ansätze
- 2.1.1 New Home Economics
- 2.1.2 Time-Availability-Ansatz
- 2.1.3 Ressourcen-Theorie
- 2.1.4 Equity-Theorie
- 2.2 Neuere, theoretische Ansätze
- 2.2.1 Geschlechterrollen-Theorie
- 2.2.2 Doing-Gender-Ansatz
- 3. Rahmenbedingungen und Kontexte innerfamilialer Arbeitsteilung
- 3.1 Politische Rahmenbedingungen
- 3.2 Geschlechterbeziehungs(-rollen-)kontext
- 4. Empirische Befunde zur innerfamilialen Arbeitsteilung
- 4.1 Einflussfaktoren innerfamilialer Arbeitsteilung
- 4.2 Innerfamiliale Arbeitsteilung in Paarbeziehungen
- 4.3 Innerfamiliale Arbeitsteilung in Paarbeziehung nach der Erstgeburt
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die innerfamiliale Arbeitsteilung in deutschen Paarbeziehungen, mit besonderem Fokus auf die Veränderungen nach der Geburt des ersten Kindes. Sie analysiert die Auswirkungen der Geburt auf die Arbeitsteilung und untersucht, wie die Arbeitsteilung vor der Geburt verteilt war. Die Arbeit berücksichtigt auch die Institutionalisierung der Paarbeziehung (Ehe) und analysiert, wie sich die innerfamiliale Arbeitsteilung seit der Wiedervereinigung verändert hat.
- Die Auswirkungen der Geburt eines Kindes auf die innerfamiliale Arbeitsteilung deutscher Paare.
- Die Verteilung der Arbeitsteilung vor der Geburt des ersten Kindes.
- Die Bedeutung der Institutionalisierung der Paarbeziehung (Ehe) für die Arbeitsteilung.
- Die Veränderungen der innerfamilialen Arbeitsteilung seit der Wiedervereinigung.
- Der Einfluss von familienpolitischen Reformen auf die Arbeitsteilung in Paarbeziehungen.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die gesellschaftlichen und politischen Veränderungen der letzten Jahrhunderte dar, die zu einem Wandel der Geschlechterrollen und einer veränderten Familienstruktur führten. Sie beleuchtet die Herausforderungen der Vereinbarkeit von Familie und Beruf und die fortdauernde Ungleichheit in der unbezahlten Arbeit.
Kapitel 1 definiert die wichtigsten Begriffe der Arbeit: Innerfamiliale Arbeitsteilung, Paarbeziehung, Elternschaft und Familie. Es erläutert die Bedeutung dieser Begriffe für die Untersuchung der Arbeitsteilung in Paarbeziehungen.
Kapitel 2 präsentiert verschiedene theoretische Modelle der innerfamilialen Arbeitsteilung. Es werden klassische, geschlechtsneutrale Ansätze wie die New Home Economics, der Time-Availability-Ansatz, die Ressourcen-Theorie und die Equity-Theorie vorgestellt und mit neueren, theoretischen Ansätzen wie der Geschlechterrollen-Theorie und dem Doing-Gender-Ansatz verglichen.
Kapitel 3 analysiert die Rahmenbedingungen und Kontexte der innerfamilialen Arbeitsteilung, wobei die politischen Rahmenbedingungen und der Geschlechterbeziehungs(-rollen-)kontext beleuchtet werden.
Kapitel 4 präsentiert empirische Befunde zur innerfamilialen Arbeitsteilung. Es untersucht die Einflussfaktoren der Arbeitsteilung, die Arbeitsteilung in Paarbeziehungen und die Veränderungen der Arbeitsteilung nach der Erstgeburt.
Schlüsselwörter
Innerfamiliale Arbeitsteilung, Paarbeziehung, Elternschaft, Familie, Geschlechterrollen, Doing-Gender, Politische Rahmenbedingungen, Empirische Befunde, Erstgeburt, Vereinbarkeit von Familie und Beruf, Gleichstellung der Geschlechter.
- Arbeit zitieren
- BA Sozialwissenschaften Stefanie Neidhart (Autor:in), 2011, Innerfamiliale Arbeitsteilung und Elternschaft in Deutschland, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/184245