Stimmungen gehören zu Empfindungen. Im Gegensatz zu Gefühlen sind sie jedoch nicht konkret auf einen Gegenstand gerichtet. Anders gesagt stehen Stimmungen in Verbindung zu Kognitionen, während Gefühle zu Handlungen führen. Ein in diesem Zusammenhang immer wieder aufgegriffenes Beispiel für den Unterschied zwischen Gefühl und Stimmung ist der Unterschied zwischen Furcht und Angst. Obwohl wir sprachlich mit beiden Begriffen das Gleiche ausdrücken können, ist die Angst per definitionem objektunbestimmt. Angst kann man haben, während man sich vor etwas fürchten muss. Diesen Gedankengang weiterführend, kann man sagen, dass Gefühle Stimmungen präzisieren. Eine Stimmung der Feierlichkeit schließt womöglich mehrere Gefühle ein, wie Stolz, Glück, Hoffnung, sogar Müdigkeit.
Gleichzeitig sind Stimmungen mit Atmosphären verbunden. Man kann über die Atmosphäre vor einem Sturm berichten oder die Stimmung auf einer Versammlung als verlogen oder skeptisch verstehen. Auf eine gewisse Weise „gestimmt“ oder gelaunt kann man sowohl alleine sein und dadurch die Umgebung entsprechend wahrnehmen, als auch in Gesellschaft, wobei die Stimmung da eine kommunikative, sozial vereinigende Rolle spielen kann. Abgesehen von pathologischen Ausnahmen wie zum Beispiel Schizophrenie kann man feststellen, dass Stimmungen vereinheitlichend wirken. Sie sind wie emotionale Glocken, die eine Landschaft, eine Gruppe von Subjekten oder eine Einzelperson umschließen.
Wenn man wissen will, auf welche Weise Stimmungen entstehen, muss man vor allem deren Eigenschaften festlegen. Mit dem Erkennen dieser Charakteristika sind wir als Künstler oder als Wissenschaftler in der Lage, eine Stimmung zu produzieren oder genau zu definieren. Was sind also die Regeln, nach denen eine bestimmte Stimmung entsteht?
Um diese Frage zu beantworten, empfiehlt es sich, zunächst die unterschiedlichen theoretischen Ansätze zum Stimmungsbegriff kurz darzustellen.
Das Wort „Stimmen“ stammt ursprünglich aus der Musiktheorie, wo es ein „In-Verhältnis-Setzen von Teilen“ mit dem Ziel der Harmonisierung von Instrumenten bezeichnet. Diese Tatsache versetzte den Begriff der Stimmung in der deutschen Lyrik für immer in den unendlichen Raum der Metapher.
Inhaltsverzeichnis
Einführung
Der Stimmungsbegriff im Diskurs der ästhetischen Theorie
Die Stimmung in Hölderlins „Wie wenn am Feiertage...“
Die Stimmung in Benns „Melancholie“
Das Spiel mit dem Mythos
Bibliographie
- Arbeit zitieren
- Vukan Mihailovic de Deo (Autor:in), 2010, Die Stimmung in „Wie wenn am Feiertage...“ von Friedrich Hölderlin und in „Melancholie“ von Gottfried Benn, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/184331
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